Reaktorunfall in Japan – Infos und Links zu INES, Strahlenschutz, Behörden und Forschung
Das schwere Erdbeben und der Tsunami in Japan am 12. März 2011 haben Unfälle - sogenannte „Ereignisse" - in mehreren japanischen Kernkraftwerken verursacht. Fukushima-Daiichi und F...
Das schwere Erdbeben und der Tsunami in Japan am 12. März 2011 haben Unfälle - sogenannte „Ereignisse" - in mehreren japanischen Kernkraftwerken verursacht. Fukushima-Daiichi und Fukushima-Daini sind noch immer am stärksten betroffen . Die Meldungen der Tagespresse zum Reaktorunfall in Japan ergänzen wir hier um technische Infos und Links zur INES-Einstufung, zum Strahlenschutz und zu den zuständigen Atomenergie-Behörden. Auch deutsche Forscher bieten Ihre Expertise an, um zu helfen. - Von Dr. Katja Habermüller, GIT Laborportal.
Meldungen über derartige „Ereignisse" in einem Kernkraftwerk (ab Stufe 2) oder allgemein mit radioaktiven Stoffen müssen auf Grund internationaler Verträge an die Internationale Atomenergie-Organisation IAEO in Wien (International Atomic Energy Agency IAEA) gegeben werden, die dann wiederum die einzelnen Länder informiert.
Die sicherheitstechnische Bedeutung und das Ausmaß möglicher Auswirkungen des Ereignisses wird mit Hilfe der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse INES (International Nuclear Event Scale) beschrieben. Die „INES-Skala" geht von Stufe 1, der sogenannten „Störung", bis Stufe 7, die für einen „Katastrophalen Unfall" steht (Katalog als pdf auf der Internetseite der IAEA).
Der Unfall im Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi wurde am 12.03. von der japanischen Behörde JAEA (Japan Atomic Energy Agency) zunächst als Unfall mit der Stufe INES 4 klassifiziert. Später erfolgte eine Höherstufung für die Reaktorblöcke 1, 2, und 3 in die INES-Stufe 5 (ernster Unfall), während Block 4 sowie das Kernkraftwerk Fukushima-Daini als ernster Störfall (Stufe 3) eingestuft wurden (siehe Abbildung).
Oberste zuständige Behörde in Deutschland ist das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU). Im Auftrag des Bundesumweltministeriums sammelt und bewertet die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) Informationen zur Lage in den vom Erdbeben betroffenen Kernkraftwerken. Der bisherige Ereignisablauf findet sich in der Chronik, die regelmäßig aktualisiert wird.
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) betreibt in Deutschland ein umfassendes Radioaktivitäs-Messnetz mit rund 1.800 Messsonden, deren Messdaten (Gamma-Ortsdosisleistung ODL) online abrufbar sind, sowie als Vorwarnsystem auf dem Schauinsland bei Freiburg die Messstation für atmosphärische Radioaktivität, die feinste Konzentrationen von Radioaktivität in der Atmosphäre aufspüren kann.
Links zu Behörden
- BfS (Bundesamt für Strahlenschutz)
- BMU (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit)
- BMWi (Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie)
- Deutsches Notfallvorsorge-Informationssystem (Serviceangebot des BBK)
- Europa (Europäische Kommission)
- IAEA (Internationale Atomenergie-Organisation )
- JAEA (Japan Atomic Energy Agency)
- JAIF (Japan Atomic Industrial Forum)
- NISA (Aufsichtsbehörde)
- PTB (Physikalisch-Technische Bundesanstalt)
- SSK (Stahlenschutzkommission)
- WENRA (Western European Nuclear Regulator's Association)
Strahlenschutz
Obwohl durch den Reaktorunfall in Japan derzeit nicht mit einer gesundheitlichen Beeinträchtigung der Bevölkerung in Deutschland nicht zu rechnen ist - allein schon auf Grund der großen Entfernung - trifft die Bundesregierung vorsorgliche Maßnahmen zum Strahlenschutz: die radioaktive Belastung der Außenhülle von Flugzeugen, die direkt aus Japan kommen, und von Passagieren, die sich in Japan in einem radioaktiv kontaminierten Gebiet aufgehalten haben wird gemessen. Gleichfalls werden Lebens- und Futtermittel, die aus Japan importiert werden, auf Radioaktivität untersucht. Andere Importgüter wie z.B. Autos oder Elektronik werden stichprobenartig beim Zoll auf Radioaktivität getestet.
Es gibt keinen Grund für die Menschen in Deutschland, Jodtabletten zu sich zu nehmen, die als Notfallmaßnahme Menschen in direkter Umgebung eines akut bedrohten Kernkraftwerks verabreicht werden. Im Gegenteil, es wird ausdrücklich vor dem Verzehr von Jod gewarnt.
Deutsche Forscher bieten Expertise zu Strahlenschutz und Energieversorgung an
Die großen Forschungseinrichtungen in Deutschland haben sich unter Führung der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, bereit erklärt, kurzfristig Expertise jeder gewünschten Art in den Bereichen Gesundheit, Erdbebenforschung und Energieversorgung sowie zu Fragen der Reaktorsicherheit und des Strahlenschutzes bereit zu stellen. Das BMBF wird für notwendige Sofortmaßnahmen den beteiligten Einrichtungen 5 Mio. Euro zur Verfügung stellen.
Fast stündlich gibt es neue Meldungen über Nachbeben in Japan. Das Deutsche GeoForschungsZentrum (GFZ) in Potsdam steht mit seiner Expertise im Bereich Erdbeben und Tsunami-Prognose in engen Kontakt mit japanischen Stellen und ist jeder Zeit bereit, eigene Wissenschaftler nach Japan zu entsenden. Konkrete Hilfe zur Aufrechterhaltung des Energiesystems bieten verschiedene deutsche Forschungsinstitute vor allem der Helmholtz-Gemeinschaft und der Fraunhofer-Gesellschaft. Im Helmholtz Zentrum München (HMGU) werden aktuelle Fragen zur Strahlenwirkung auf den Menschen erforscht.
Unter Federführung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) wurden sechs wissenschaftliche Arbeitsgruppen gegründet. Die Mitglieder erarbeiten zurzeit die in Deutschland vorhandene Expertise der Wissenschaft für die Beurteilung der aktuellen Lage sowie die weiteren Entwicklungen zum Reaktorunfall in Fukushima. Zu den Themenfeldern zählen unter anderem Berechnungen über die Ausbreitung der Radioaktivität, Hilfsmöglichkeiten bei Strahlenschäden, eine umfassende Bewertung der Folgen des Reaktorunfalls, sowie ein Vergleich deutscher und japanischer Reaktoren.
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