Arbeitsschutz Aktuell 2010 in Leipzig
"Mein Job macht mich noch krank!" - die Aussage des Mitarbeiters muss nicht notwendigerweise einen ernsthaften Hintergrund haben. Doch dass auch Führungskräfte einen Beitrag für Ge...
"Mein Job macht mich noch krank!" - die Aussage des Mitarbeiters muss nicht notwendigerweise einen ernsthaften Hintergrund haben. Doch dass auch Führungskräfte einen Beitrag für Gesundheit oder Krankheit von Mitarbeitern leisten können, wird während der Arbeitsschutz Aktuell vom 19. bis 21. Oktober 2010 in Leipzig unter dem Titel "Gesund führen" näher betrachtet. Das Präventionsforum mit Kongress und Fachmesse sorgt mit 100 Referenten in 17 Themenblöcken für einen intensiven Wissens- und Erfahrungsaustausch. "Ich bin mir sicher, dass das ausgewogene Kongressprogramm auf eine sehr gute Resonanz stoßen wird", sagt Dr.-Ing. Wolfgang Damberg, Präsident der Fachvereinigung Arbeitssicherheit (FASI) e. V. Die FASI ist ideeller Träger der Arbeitsschutz Aktuell, die von der HINTE GmbH alle zwei Jahre an wechselnden deutschen Messestandorten veranstaltet wird.
Als Informations- und Präsentationsbühne ist die 25. Auflage der Arbeitsschutz Aktuell für Experten, denen die Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz ein Anliegen ist, ein unverzichtbarer Fixpunkt. Während in der Messehalle 1 der Leipziger Messe nationale und internationale Unternehmen und Institutionen innovative Produkte und ganzheitliche Lösungen anbieten, widmen sich die Experten im Tagungsbereich des Messehauses den aktuell vordringlichsten Themen. Zum Kongress werden rund 1.000 Teilnehmer aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland erwartet. Schwerpunkt ist die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA) und ihr Nutzen für die praktische Arbeit. Ebenfalls breiten Raum nimmt die Neuregelung der DGUV Vorschrift 2 (BGV A2 "Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit") ein, wie auch die neuen technischen Regeln zur Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) beleuchtet werden.
Risikomanagement und "Survivors Disease"
Die Kongressteilnehmer fokussieren unter dem Arbeitstitel "Zielerreichung mit standardisiertem Risikomanagement" beispielsweise sowohl das Risikomanagement nach ISO 31000 als auch die gesundheitlichen Folgen von Arbeitsplatzabbau bei den Verbliebenen. Mit ISO 31000 wurde im vergangenen November erstmals ein weltweit verbindlicher Standard für Risikomanagement geschaffen. Gemäß der Norm wird das Risiko als Effekt der Unsicherheit auf die Erreichung der Ziele definiert. ISO 31000 zeigt einen Weg auf, wie diese Effekte identifiziert, analysiert und bewertet werden. Mit dem Bewertungsprozess ist es erstmals möglich, Risiken aus verschiedenen Unternehmensbereichen mit gleichem Maß zu messen und damit auch eine Vergleichbarkeit von Lösungsoptionen zu generieren. "Risikomanagement nach ISO 31000 wird praktisch zu einem Bindeglied verschiedener bestehender Managementsysteme", weiß Prof. Dr. Udo Weis, der die Moderation übernimmt. Als "Survivors Disease" tritt das Phänomen auf, dass verbleibende Mitarbeiter, deren Unternehmen sich durch einen größeren Stellenabbau auszeichnet, einem höheren Gesundheitsrisiko ausgesetzt sind. Nicht nur der Verlust des Arbeitsplatzes, schon die institutionelle Instabilität kann krank machen.
Mit kleinen Veränderungen viel bewirken
Die Frage, was kreative Bürogestaltung für die Gesundheit der Mitarbeiter leisten kann, interessiert Sicherheitsfachkräfte, Arbeitsmediziner und Abteilungs- sowie Geschäftsleiter gleichermaßen. Im "Büro 2.0", so erfahren die Kongressteilnehmer, müssen gesundheitsfördernde Maßnahmen nicht gleich zur finanziellen Belastung werden. Hier können kleine Veränderungen bereits viel bewirken.
Unter "Fremd im Betrieb" zielen die Referenten unter anderem auf eine Wertschätzungskette in der Zeitarbeit ab. Arbeits- und Gesundheitsschutz in der Leiharbeit erhält alles andere als gute Noten und wirft nicht zuletzt rechtliche Fragen auf, wenn sie transnational ausgestaltet ist.
Der Zukunftssicherung tragen Klimaschutz- oder Energiemanagement in Unternehmen Rechnung. Beim Schwerpunktthema "Umweltschutz" spielen gleichwohl die Ermittlung und Bewertung von Risiken als auch eine Selbstverpflichtung - als Alternative zu per Gesetz normierten Umweltanforderungen - eine wichtige Rolle.
Zu den klassischen Themen, mit denen sich Präventionsexperten befassen, gehören die Blöcke "Sicher transportieren", "Sicheres Betreiben von Maschinen und Anlagen" oder "Physikalische Belastungen" sowie "Gefährliche Stoffe".
Ausbildung und Kennzahlen
Die relevanten Aspekte des Arbeitsschutzes in der Ausbildung, "Die nächste Generation", gelangen während des Kongresses außerdem ins Bewusstsein. Was gehört (künftig) zu einer qualitativ hochwertigen Ausbildung, die nach dem demographischen Wandel um die wenigen Auszubildenden buhlt? Wie man mit Kennzahlen transparent steuert oder bei der Gefährdungsbeurteilung systematisch zum Ziel kommt, sind weitere Fragestellungen und während der Arbeitsschutz Aktuell Betätigungsfeld ausgewiesener Expertise.
Wissenschaftlich und praxisnah
Wie erstmals vor der Arbeitsschutz Aktuell 2008 in Hamburg wandte sich die FASI e.V. für die thematische Ausrichtung des Kongresses mit einem Call for Paper an Fachkräfte für Arbeitssicherheit und Wissenschaftler ebenso wie Betriebs- und Werksärzte, Personalverantwortliche, Hersteller, Unternehmer, Umweltschützer und Qualitätsmanager sowie Aufsichtspersonen der Länder und Unfallversicherungsträger. Um den Ansprüchen von Wissenschaft und Praxis gleichermaßen gerecht zu werden, konnten die Experten ihre Vorschläge zu Kongressbeitragen einreichen.