Sicherheit für Daten
Datenschutz ist in der heutigen Zeit bei regelmäßigem Datenklau und -missbrauch ein unumgängliches Muss. Am 15. Oktober erhielten Forscher des Fraunhofer IESE den Innovationspreis ...
Datenschutz ist in der heutigen Zeit bei regelmäßigem Datenklau und -missbrauch ein unumgängliches Muss. Am 15. Oktober erhielten Forscher des Fraunhofer IESE den Innovationspreis der European Association of Research and Technology Organisation EARTO für ein neu entwickeltes Schutzprogramm für Daten.
Ein täglich stattfindender Datenmissbrauch verunsichert Verbraucher, Unternehmen und Kunden: Informationen aller Art werden gehackt, manipuliert, abgefangen oder geklaut. Die Gefahr eines solchen Missbrauchs kann schwere Folgen haben, vom Knacken der Kreditkarten-PIN bis hin zur fehlerhaften Steuerung der Bremsen im Auto und auch für Wirtschaft und Industrie ergeben sich daraus Probleme: „Aus Angst vor Verlust, Missbrauch oder auch nur gedankenloser Weitergabe der Daten beschränken viele Firmen restriktiv den Zugriff. Die Folge sind komplizierte Arbeitsprozesse, die das innovative Potenzial hemmen können", weiß Prof. Dieter Rombach, Leiter des Fraunhofer-Instituts Instituts für Experimentelles Software Engineering IESE in Kaiserslautern. Zunehmend entwickeln die Forscher hier Lösungen für „Smart Ecosystems", komplexe Netzwerke aus Informationssystemen und Eingebetteten Systemen, in die Daten verschiedener Akteure einfließen. Dies revolutioniert zwar unser tägliches Leben, kann aber nur mit dem Vertrauen der Nutzer realisiert werden. Und dieses zu gewinnen ist schwer: „Noch bangen viele Verbraucher und Unternehmer um die Sicherheit ihrer Daten in Netzwerken oder in der Cloud. Diesem Big-Brother-Syndrom können wir nur mit klaren Sicherheitsstandards begegnen", resümiert Rombach. Innovative Sicherheitsmechanismen können neue Geschäftsmodelle ermöglichen und sollten daher nicht als Hindernis empfunden werden.
Bereits zum dritten Mal erhält ein Fraunhofer-Institut den EARTO-Preis. Dieser würdigt Projekte, die das Potenzial haben, einen gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Wandel zu initiieren. Bei der Preisverleihung am 15. Oktober im BELvue Museum in Brüssel war das Fraunhofer IESE aus Kaiserslautern mit seiner Technologie IND²UCE unter den Ausgezeichneten. IND2UCE - Integrated Distributed Data Usage Control Enforcement - könnte helfen, das Vertrauen in moderne Informationstechnologie zu stärken.
Forscher des IESE haben dabei gemeinsam mit Kollegen des Fraunhofer- Instituts für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB, der TU München und drei Industriepartnern ein Konzept entwickelt, das sensible Informationen vor künftigem Missbrauch schützt. „Wir erweitern klassische Zugriffskontrollmechanismen, damit der Dateneigentümer die weitere Nutzung seiner Daten kontrollieren kann und Datentransparenz ermöglicht wird", sagt Christian Jung, der das Team IND²UCE leitet.
Alle Daten werden mit kleinen Informationspaketen bestückt. In diesen Paketen steht, was erlaubt ist, und was nicht. Der Besitzer kann damit präzise definieren, welche Daten wie oft gelesen, kopiert oder weitergeleitet werden dürfen, ob sie auf Smartphones gelesen werden können und wenn ja, ob dies nur auf dem Firmengelände oder auch auf öffentlichen Plätzen möglich sein soll. Nach einer genau definierten Anzahl von Tagen werden ausgewählte Daten gelöscht, sogar wenn sie auf einem fremden Rechner oder Smartphone gespeichert wurden. So lässt sich unter anderem verhindern, dass ein Mitarbeiter aus Unachtsamkeit Daten versehentlich weitergibt. Verschiedene Prototypen dieser neuen Sicherheitslösung sind mittlerweile fertig. Ein Industriepartner, der Betriebssoftware vertreibt, will das Tool in den nächsten Jahren integrieren und auf den Markt bringen. „Für den Systemanbieter wird das ein Wettbewerbsvorteil sein", davon ist Jung überzeugt. „Endlich können Kunden das Schicksal ihrer Daten wieder selbst bestimmen."