FVSB: Stimmung ist heiter bis wolkig
Die Stimmung der Jahresmitgliederversammlung des Fachverbands Schloss- und Beschlagindustrie (FVSB), der dieses Jahr am Prüfinstitut Velbert (PIV) stattfand, war wie das Wetter: heiter bis wolkig. „Eitlen Sonnenschein können wir für unsere Branche leider nicht melden. Wir befinden uns immer noch in sehr turbulenten Zeiten und den vorhergesagten Rückgang der Neubautätigkeit – den spüren wir jetzt. Eine Besserung ist vorerst nicht in Sicht, ganz im Gegenteil, das Niveau wird voraussichtlich noch sinken. Auch wenn unsere neue, dynamisch auftretende Bauministerin Verena Hubertz optimistisch ist, und wir alle hoffen, dass sie mit dem Bau-Turbo neue Impulse setzt, bleibt Bauen einfach teuer und ist zudem mit unfassbar vielen Regularien versehen“, fasste Karl Kristian Woelm, Vorstandsvorsitzender des Fachverbandes Schloss- und Beschlagindustrie die aktuelle Lage zusammen.

Die Zunahme an Regularien war auch das beherrschende Thema im Bericht zur Verbandsarbeit, den Geschäftsführer Stephan Schmidt und Silke Koppers, Referentin für Kommunikation und Projektmanagement, vortrugen. Die stetig mehr werdenden Verordnungen belasten die Unternehmen, die zunehmend nicht wertschöpfende Arbeit leisten und bezahlen müssen. Ein Punkt, warum die Verbandsarbeit so wichtig ist. Hierdurch wird den Mitgliedern ein Überblick über die anstehenden regulativen Veränderungen mit inhaltlichen Erläuterungen gegeben und gleichzeitig über das verbandseigene Netzwerk an einem Abbau der Gesetze und Verordnungen seitens der Politik gearbeitet.
Um den Anwesenden der Jahresmitgliederversammlung eine entsprechende Hilfestellung zu geben, referierte Michael Halstenberg, Rechtsanwalt der Kanzlei Franßen & Nusser, über die sehr komplexe neue Bauprodukteverordnung. Ergänzend dazu berichtete der Vorsitzende der IBU (Institut für Bauen und Umwelt e. V.), Hans Peters, über die Zukunft der EPD. Was die spezifischen Herausforderungen der Branche zum Thema Blei als Legierungsbestandteil in Baubeschlägen betrifft, erläuterte Hans Weissenböck, Generalsekretär der ARGE, was in den nächsten Jahren zu erwarten ist. Alle drei Vorträge trafen den Nerv der Mitglieder vor Ort. Der intensive Austausch in den Pausen spiegelte dies wider.
Leichte Besserung im nächsten Jahr
Wie schon vom Vorstandsvorsitzenden angedeutet, macht sich die Flaute am Bau auch bei den Mitgliedern des Fachverbands bemerkbar. Bereits am Vortag der Versammlung hat der stellvertretende Geschäftsführer Holger Koch innerhalb des Arbeitskreises Prognose die aktuellen Marktdaten präsentiert. Das Produktionsvolumen im Gebäudesektor wuchs nach der Talfahrt der letzten Jahre um zarte 0,5 Prozentpunkte auf 3,4 Milliarden Euro. Dementsprechend erwarten die meisten Mitglieder für dieses Jahr – wenn überhaupt – nur eine leichte Verbesserung auf dem deutschen Markt, wie eine verbandsinterne Umfrage ergeben hat.
Etwas versöhnlicher stimmten die Ausführungen von Christian Engelke, Geschäftsführer Wirtschaft, Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden e. V., der ergänzend zur Marktlage einen Einblick in das Thema Koalitionsvertrag und Sondervermögen — Chancen für die Bau- und Bauzulieferindustrie gab. Demnach setzt die Bundesregierung im Koalitionsvertrag mit der deutlichen Ausweitung der Investitionen und dem Sondervermögen die richtigen Prioritäten. Die Wirksamkeit des Sondervermögens erfordere seiner Ansicht nach dringend bessere Rahmenbedingungen für Planung und Bau, weniger Bürokratie und Vermeidung von Konsum-Schlupflöchern. Bei richtiger Umsetzung sieht Christian Engelke ab dem Jahr 2026 deutliche baurelevante Investitionsimpulse von rund 20 Milliarden Euro, die jedoch überwiegend in den Tiefbau fließen.
Auf der Jahresmitgliederversammlung wurden zudem der Vorstand und die Rechnungsprüfer gewählt. Alle Amtsinhaber wurden in ihren Ämtern bestätigt: Karl Kristian Woelm (Woelm GmbH) als Vorstandsvorsitzender, Wolf Hoppe (Hoppe AG) und Matthias Kohl (Beyer & Müller GmbH & Co. KG) als seine Stellvertreter und als Rechnungsprüfer Markus Kaufmann (KFV Karl Fliether GmbH & Co. KG) und Patrick Müller (Breuer & Schmitz GmbH & Co. KG).
Nach einem gut gefüllten Tagungsprogramm schloss Karl Kristian Woelm mit lobendenden Worten die Versammlung. Wie im Vorjahr könne er sagen, dass die Geschäftsstelle absolut professionell und engagiert arbeite. Dort würden die vielfältigsten Themen aufgearbeitet, und wo notwendig, Know-how von außen dazu geholt und in enger Abstimmung mit den Mitgliedern zur Verfügung gestellt. Er wolle auch die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit seinen Vorstandskollegen hervorheben. Man habe sich in den letzten beiden Jahren deutlich öfter als früher zu Vorstandssitzungen und besonders auch zu Workshops getroffen, um die zukünftige Ausrichtung des Verbands neu zu justieren. Es gehe darum, weiterhin ein attraktiver Dienstleister für die Mitglieder zu sein, in einer immer komplexer werdenden Welt.