KI: VDE Anwendungsregel schafft umfassenden Rahmen

Die VDE Anwendungsregel VDE-AR-E 2842-61 gilt als normativer Rahmen für den kompletten Lebenszyklus kognitiver Systeme.

Als Grundlage erleichtert sie die Ausarbeitung von Normen und Standards innerhalb des European AI Act und bringt die globale KI-Welt voran.

Künstliche Intelligenz ist längst im Alltag angekommen – mit teil-autonomem Fahren, Sprach-Assistenzsystemen oder ChatGPT. Klar ist, dass derart disruptive Entwicklungen Fortschritt und Unsicherheit gleichermaßen schaffen, weshalb ein regulatorischer Rahmen umso wichtiger ist. Bislang gibt es international mehr als 200 Normen, die auf einzelne Anwendungsfelder bezogen einen Rahmen für die Arbeit mit KI setzen. Um den wirtschaftlichen Erfolg und die Sicherheit neuer Systeme zu gewährleisten, braucht es aber mehr. Mit knapp 600 Seiten sei ein sehr umfangreicher Standard entstanden, der den vertrauenswürdigen und sicheren Einsatz von Künstlicher Intelligenz zukünftig sicherstellen könne. Hier liege auch die Basis für die weitere Normung innerhalb des European AI Acts. Unternehmen hätten damit eine Grundlage, KI sicher zu entwickeln und Produkte in den Markt einzuführen, so DKE Geschäftsführer Michael Teigeler.

Die Besonderheit bei Vorgaben für KI besteht darin, dass Funktionen nicht einfach nach vorgegebenen Prozessen geprüft werden können. Das System muss Sicherheit selbst gewährleisten und Anforderungen an funktionale Sicherheit inhärent erfüllen. Wegen dieser hohen Komplexität haben sich Vertreteraus Industrie, Wirtschaft, Forschung und Verbraucherschutz im DKE-Arbeitskreis „Autonome Systeme“ zusammengeschlossen, um den neuen VDE Standard zu entwickeln.

Man habe die Anwendungsregel in sechs voneinander thematisch abgegrenzte Abschnitte unterteilt, um den kompletten Lebenszyklus eines KI-Systems abzubilden, so Dr. Henrik J. Putzer, Co-Vorsitzender des Arbeitskreises und CEO der Cogitron GmbH. Sie reiche von der Begriffsdefinition für den Umgang mit KI-Systemen bis zu Vorgaben zur Qualifikation und Zulassung der Systeme für die Marktphase. Bereits die Namensgebung zeigt, dass sich die Anwendungsregel nicht im luftleeren Raum bewegt – die Ziffer 61 am Schluss bezieht sich auf die IEC Norm 61508. Sie gilt als zentrale Grundlage für die funktionale Sicherheit von E/E-Systemen im Automotive-Bereich und ist wesentlicher Ausgangspunkt für die AR-E 2842-61.

Im Fokus der VDE Anwendungsregel steht mit Teil 3 bis 5 die Entwurfsphase, in der es besonders darauf ankommt, Anforderungen im Bereich Vertrauenswürdigkeit zu erfüllen. Dazu zählen Vorgaben zur Systemsicherheit, Cybersicherheit, Gebrauchstauglichkeit sowie ethische Fragestellungen. Hinzu kommen Vorgaben auf Komponentenebene – also Hardware, Software und KI-Blaupausen zur Anwendung einer KI-Methodik – sowie Maßnahmen zur Marktbeobachtung. Mit dem jetzt veröffentlichten Teil sei die Anwendungsregel vervollständigt worden, so Prof. Dr. Ing. Ralph Welge, Co-Vorsitzender des DKE-Arbeitskreises und CEO von Glass Sphere Software UG. Nun rufe man alle Beteiligten dazu auf, sie zu verwenden und KI für die Gesellschaft verantwortungsvoll nutzbar zu machen. Es gebe Lücken zu Verifikationsmethoden, da sei die Forschung gefragt. Die Industrie müsse die Anwendung erproben, so dass man sie verbessern könne, und die Normung sei gefordert, Ansätze und Methoden auf europäischem bzw. globalem Level einzubringen.

Dies schafft aus Sicht des Informatik-Experten nicht nur die Grundlage für einen sicheren Einsatz kognitiver Systeme, sondern stärkt auch die Rolle Deutschlands im Wettbewerb um die Technologieführerschaft im KI-Bereich. Teil 1 (Begriffe und Grundkonzepte), Teil 2 (Management), Teil 3-5 (Kernprozesse) und Teil 6 (After Release of the solution) der neuen Anwendungsregel VDE-AR-E 2842-61 können komplett im VDE Verlag erworben werden.

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