Kriegsführung im Cyberspace: NATO legt Richtlinien vor

In einem neuen Handbuch der NATO wurde nun ein Verhaltenskodex für die Kriegsführung im Cyberspace festgehalten.In dem Dokument wird unter anderem vor Cyber-Angriffen auf kritische...

In einem neuen Handbuch der NATO wurde nun ein Verhaltenskodex für die Kriegsführung im Cyberspace festgehalten.

In dem Dokument wird unter anderem vor Cyber-Angriffen auf kritische Infrastruktureinrichtungen wie Krankenhäuser oder AKWs gewarnt, die zwar als militärische Ziele festgelegt sein können, bei deren Abschaltung, Beschädigung oder Zerstörung aber mit hohen Opferzahlen zu rechnen ist.

Zusammengestellt wurde dieser erstmalige Regel-Entwurf im Cyber-Krieg von einer 20-köpfigen Expertenkommission - des „Cooperative Cyber Defence Center of Excellence" der NATO mit Sitz in der estnischen Hauptstadt Tallinn. Das Kompetenzzentrum wurde 2008 nach einer Serie an Cyber-Angriffen auf Estland ins Leben gerufen, die vermutlich von Russland aus gestartet worden waren.

Jason Steer, EMEA Product Manager bei dem auf die Erkennung von bisher unbekannten Cyber-Attacken spezialisierten Unternehmen FireEye, sieht dies als einen Schritt in die richtige Richtung - aber nur als den ersten von vielen.

„Die Nachricht über einen von der NATO festgelegten Verhaltenskodex für die Cyber-Kriegsführung ist auf jeden Fall zu begrüßen. Jedoch wird es - wie so häufig im Cyberspace - problematisch werden, auf die Einhaltung der gemeinsam beschlossenen Regeln zu achten. Cyber-Kriminelle verstecken sich in der Regel hinter falschen Identitäten und haben es deutlich einfacher als andere Verbrecher und Terroristen, ihre Spuren zu verwischen. In den vergangenen Monaten konnten wir feststellen, dass die Komplexität und Raffinesse der erkannten Cyber-Angriffe exponentiell gestiegen ist. Daher wird es für die NATO sicherlich eine große Herausforderung, diese neuen Richtlinien gegen die neue Generation von gut ausgebildeten und ausgerüsteten Cyber-Kriminellen durchzusetzen.

Es scheint, als hätten viele Länder inzwischen die Realität der sich immer weiter entwickelnden Bedrohungslandschaft begriffen und damit begonnen, sich nun auf entsprechende Angriffe vorzubereiten. Diese Entwicklung steht aber noch ganz am Anfang und gerade in Ländern mit viel kritischer Infrastruktur - beispielsweise Energie- und Wasserversorgung, Krankenhäuser, Informations- und Telekommunikationstechnik - muss sich ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass das, was noch vor 10 Jahren zur Abwehr von Angriffen ausreichend war, heute nicht mehr den Anforderungen entspricht.

Traditionelle, reaktive Abwehrsysteme werden ihre Bedeutung zwar behalten, jedoch müssen die IT-Sicherheitsmaßnahmen inzwischen so vielfältig und flexibel sein, wie es die Angriffe geworden sind. Daher muss es für alle Länder von höchster Bedeutung sein, proaktiv dafür zu sorgen, dass ihre Infrastruktur mit den besten verfügbaren Mitteln geschützt ist.

 

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