Effiziente Sicherheitslösungen für Flughäfen: Cybersecurity, Perimeterschutz, Remote Tower und intelligente Videoanalyse mit Dallmeier-Technologie
Cybersecurity, Perimeter-Schutz, Remote Tower Lösungen und intelligente Videoanalysen: Modernste Technologien können Sicherheit auf Flughäfen auf effiziente und wirtschaftliche Weise gewährleisten. Vor welchen Herausforderungen sie stehen und welche Lösungen es gibt, erläutert Karlheinz Biersack, Director Business Development Airport bei Dallmeier electronic.

GIT SICHERHEIT: Herr Biersack, wo sehen Sie die Anwendungen der Dallmeier Videotechnik an Flughäfen?
Karlheinz Biersack: Unsere Kameratechnik ist mittlerweile sehr vielseitig im Einsatz. Von der Überwachung großer Parkplatzflächen über Terminalbereiche, Apron- und Runway- Überwachung, Airfield-Perimeterschutz vor Eindringlingen bis hin zu Remote-Tower-Lösungen haben sich unsere Lösungen erfolgreich etabliert.
Wie überall, steht dabei ja auch die Cybersecurity für Flughafenbetreiber im Zentrum der Aufmerksamkeit?
Karlheinz Biersack: Die politische Weltlage hat dafür gesorgt, dass Cybersecurity ein sehr wichtiger Aspekt für Kunden geworden ist. Wir als deutscher Entwickler und Hersteller erfüllen nicht nur die europäischen Anforderungen an die DSGVO und NIS-2, sondern auch die strengen Anforderungen der amerikanischen NDAA, die selbst Supply Chain Kontrolle und ethische Aspekte wie Verbot von Kinderarbeit und Ausbeutung vorsieht. Damit wir unseren Kunden die höchstmögliche Sicherheit bieten können, lassen wir unsere Produkte auch von sogenannten White Hackern testen und berücksichtigen deren Anmerkungen und Empfehlungen in unserer Softwareentwicklung.
Welche Herausforderungen gibt es beim Schutz des Flugplatzes einschließlich des Perimeters?
Karlheinz Biersack: Klimaaktivisten haben aufgezeigt, wie anfällig bestehende Sicherheitssysteme und Lösungen sind, die das gesamte Airfield eines Flughafens schützen sollen. Ein Zaun und Patrouillen allein reichen nicht mehr aus, um immense Schäden durch Vandalismus und Flugausfälle abzuwenden. Dallmeier hat mit der Panomera-Perimeter und mit spezialisierter KI eine Lösung für den optimalen Perimeterschutz entwickelt.
Außerdem bieten wir zusammen mit dem Radar-Hersteller Navtech eine integrierte Lösung an, die ein gesamtes Airfield effizient überwachen kann und den Sicherheitskräften sofort Videoinformationen zur Verifizierung und zur Einsatzsteuerung zur Verfügung stellt. Im Februar dieses Jahres haben wir zusammen mit Navtech das „Airside Security Event“ in Bangkok organisiert.
Wie kann Videotechnik zur Optimierung von Ground Services beitragen?
Karlheinz Biersack: Das Apron Management organisiert unter anderem den Ground Service. Nicht immer funktioniert dieser reibungslos. Bei den Expansionsplänen der Airports werden häufig Satelliten-Terminals gebaut. Damit nicht auch noch ein separater Apron Tower am Satelliten-Terminal gebaut und mit Personal besetzt werden muss, setzen Airports verstärkt auf Virtual Airport Lösungen. Dallmeier überzeugt dabei mit seiner speziellen Panomera Multifocal-Sensortechnologie, die riesige Bereiche in hoher Bildqualität abbilden kann.

GIT-Lesern ist Ihre Multifocal-Sensortechnologie schon lange vertraut – können Sie trotzdem noch mal kurz skizzieren, wie sie arbeitet?
Karlheinz Biersack: Wir können mit ihr riesige Bereiche mit wenigen Kameras abbilden. Durch die geringe Anzahl an Kamerasystemen vermeidet man schon bei der Planung und Genehmigung von Installationspositionen viel Ärger. Meine Erfahrung zeigt, dass es manchmal schwierig sein kann, von verschiedenen Abteilungen Genehmigungen für Installationspunkte, für die Installation und die notwendige Infrastruktur wie Stromversorgung, Netzwerkanschlüsse, Switchports, etc. zu erlangen. Je weniger man davon braucht, desto weniger Probleme hat man…
Auch der Kostenaspekt spielt eine Rolle, denn weniger Infrastruktur, weniger Installationsaufwand, weniger Wartungskosten und eine wesentlich effizientere Bedienung zeigen klar die Kostenvorteile der Panomera-Technologie auf.
Geben Sie uns einmal ein aktuelles Anwendungsbeispiel?
Karlheinz Biersack: Der Flughafen Kopenhagen beispielsweise hat sich nach einem PoC für die Dallmeier Panomera-Technologie entschieden. Mit nur 18 Kameras decken wir den kompletten Apron-Bereich ab. Bei einem Besuch des Airside Coordination Centers in Kopenhagen haben mir die Apron-Manager mitgeteilt, die Bildqualität sei so brillant, dass sie manchmal den Eindruck hätten, sie stünden direkt neben dem Flugzeug.
Diese Videoinformationen werden auch anderen Abteilungen und den Ground Service Providern zur Verfügung gestellt, um einen möglichst reibungslosen Service sicherzustellen. Außerdem kann unsere Kameratechnologie auch von Turnaround Managementsoftware-Anbietern wie Assaia genutzt werden, denn die Videobilder zeigen auch den Heckbereich des Flugzeuges und tragen somit dazu bei, dass die Turnaround-Analytik einen zusätzlichen Blickwinkel erhält und nicht durch große Tank- oder Catering-Fahrzeuge beeinträchtigt wird. Das sorgt für noch präzisere Turnaround-Analytikergebnisse.
Welchen Zusatznutzen bietet Ihre Videotechnologie für andere Flughafenabteilungen?
Karlheinz Biersack: Für Apron-Manger, De-Icing Manager, Air Traffic Controller und Operations Manager bietet Dallmeier die Integration von Flugdaten (Tail Number, Call Sign, Flugnummer und weitere Informationen) direkt in den Videostream an. Das bietet jedem Nutzer eine bessere Situational Awareness und mehr Information von einer Quelle, nämlich dem Videostream.
Der Nutzer muss nicht zusätzlich auf einen separaten Radar- oder Airport Management System-Monitor schauen. Selbst bei schlechten Sichtverhältnissen ist die Position des Flugzeuges mit den dazugehörigen Flugdaten im Video verfügbar. Immer mehr Airports nutzen die Flugdatenintegration im Video, um ein effizienteres Management zu erreichen.
Auch beim Security Check unterstützt die Panomera-Technologie. Wie funktioniert das?
Karlheinz Biersack: Manchmal sollen Passagiere, die den Security Check bereits abgeschlossen haben, nochmals überprüft werden, weil beim Scanvorgang doch noch ein Zweifel aufgetreten ist. Unsere Kameras stellen neben dem reinen Videobild auch Metadaten und Attribute zur Verfügung, nach denen in Sekundenschnelle – auch kameraübergreifend – gesucht werden kann. Somit kann man eine Person, die den Security-Check-Bereich bereits verlassen hat, in wenigen Sekunden ausfindig machen und einem weiteren Check unterziehen.

Welche Rolle spielt Videotechnologie bei der Optimierung der Passenger Experience?
Karlheinz Biersack: Es wird für das Airport Management immer wichtiger, das Passagiererlebnis zu verbessern. Zeiten für Check-In, Security-Check und Passportkontrollen sollen so gering wie möglich gehalten werden – nicht zuletzt deshalb, damit Passagiere mehr Zeit zum Konsumieren und Entspannen haben.
Unsere Kameratechnologie liefert neben den hochwertigen Videosequenzen auch Informationen wie Personenzähldaten, Wartezeitermittlungsdaten, Infos zu Personenansammlungen, etc. Damit kann das Airport Management bei Bedarf Prozesse anpassen und optimieren. So bieten unsere Kameras dem Airport einen doppelten Nutzen: Ohne ein separates Personenzählsystem mit separaten Sensoren installieren zu müssen, stellen unsere Kameras zusätzlich zu den Videobildern auch diese Daten zur Verfügung. Der Airport spart sich die Anschaffung separater Personenzählsensoren, die üblicherweise keine verwendbaren Videoinformationen für Security liefern können. Diese Informationen bzw. Daten können wir aufgrund optimierter AI-Analytik jetzt auch über die Kameras zur Verfügung stellen.
Inwiefern unterstützt Ihre Technologie die Überwachung von Runway, Taxiway und Apron-Bereichen?
Karlheinz Biersack: Um einen effizienten und sicheren Betrieb zu erreichen, greifen immer mehr Airport-Abteilungen auf die Videoinformationen zu. Air Traffic Controller, Apron- Manager bis hin zu Ground Service Providern nutzen die Videoinformationen, um einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten.
In Zeiten von Kostendruck und limitierten Personalressourcen haben Sie eine spezielle Remote Tower Lösung entwickelt. Was hat es damit auf sich?
Karlheinz Biersack: Zusammen mit unserem Technologiepartner Triac haben wir eine attraktive, flexible, erschwingliche und zugelassene Remote Tower Lösung entwickelt, die in Deutschland seit November 2023 erfolgreich im Einsatz ist. Insbesondere Regionalflughäfen mit weniger Flugverkehr stehen unter enormem Kostendruck und haben Probleme, Fluglotsen einzustellen und diese langfristig an sich zu binden. Fluktuation von Fluglotsen führt zu wiederkehrenden Ausbildungskosten, die pro Person schnell mal bei 200.000 Euro liegen können. Die Remote Tower Lösung von Triac bietet die Möglichkeit, dass Fluglotsen einen Flugbetrieb aus der Ferne betreuen können – so schafft man Personalsynergien und Effizienz, denn ein Fluglotse kann die Flüge mehrerer Regionalflughäfen handeln.
Triac bietet ein Free-Seating-Concept für Fluglotsen an. Das bedeutet, der Fluglotse kann praktisch an jedem angeschlossenen Flughafen oder in einem der zwei Kontrollcenter arbeiten. Was dem Fluglotsen und seiner Familie entgegenkommt, denn er muss nicht mit seiner Familie an einem abgelegenen Ort wohnen und arbeiten, er kann den Arbeitsplatz frei wählen.
Der Schichtbetrieb von Fluglotsen kann umso effizienter organisiert und geplant werden, je mehr Flughäfen an das Remote Tower Konzept angeschlossen sind. Die technischen Features von Dallmeier wie Flugdatenintegration, automatisiertes Flugzeugtracking und Runway Incursion Mitigation Analytics unterstützen den Fluglotsen zusätzlich bei seiner Arbeit.
Ihre Airport-Lösungen finden sich ja weltweit?
Karlheinz Biersack: Das stimmt. Wir bieten vielfältige Lösungen an und können mit unseren Erfahrungen und zusammen mit unseren Technologiepartnern auch individuelle Wünsche von Airport-Kunden bedienen. Zu unseren zufriedenen Kunden gehören beispielsweise die Flughäfen Bristol (UK), St. Louis-Lambert (USA), Mailand-Linate (Italien), Kopenhagen (Dänemark), Istanbul (Türkei), Bangkok (Thailand) oder Neapel (Italien).