Personenbezogenes Berechtigungsmanagement sichert Schüco-Prüfzentrum
Zyklische Produkttests stellen einen hohen Qualitätsstandard sicher. Den Aufbau eines neuen Bauteilprüflabors nahm der Fensterhersteller Schüco zum Anlass, seine Prüfstände mit einem modernen Betriebsartenwahl- und Zugangsberechtigungssystem auszustatten. Damit werden Personen geschützt und gleichzeitig Fehlbedienungen und Manipulationen vermieden. Als langjähriger, vertrauensvoller Partner hat das Automatisierungsunternehmen Pilz von der ersten Beratung, der Erstellung eines Sicherheitskonzeptes über die Auswahl geeigneter Komponenten bis zur abschließenden Validierung den gesamten Prozess federführend betreut.
Fenster und Türen sind prägende Bestandteile von Bauwerken. Über ihren Lebenszyklus hinweg müssen sie Funktionen wie Öffnen, Schließen, Kippen unzählige Male ohne Leistungseinbußen erfüllen. Dabei sind sie wechselnden Wetter- und Temperatureinflüssen ausgesetzt. Den gesetzlichen Vorschriften entsprechend sollen sie zudem einen wesentlichen Beitrag zur effizienten Wärmedämmung leisten.
Regelmäßige Produkttests schaffen Vertrauen
Die Schüco Gruppe mit Hauptsitz in Bielefeld bietet hochwertige Systemlösungen für die Gebäudehülle aus den Materialien Aluminium, Stahl und Kunststoff. Das Produktportfolio umfasst Fenster-, Tür-, Fassaden-, Lüftungs-, Sicherheits- und Sonnenschutzsysteme sowie intelligente und vernetzbare Lösungen für den Wohn- und Objektbau. 1951 gegründet, ist das Unternehmen heute in mehr als 80 Ländern aktiv und beschäftigt rund 6.800 Mitarbeitende.
Um dem Ruf als Hersteller hochwertiger Premiumprodukte gerecht zu werden, unterhält Schüco mehrere Prüfzentren. Bauteile sowie komplette Fenster- und Fassadenelemente setzt das Unternehmen kontinuierlich diversen mechanischen Funktions-, Belastungs- und Stabilitätstests aus. Hinzu kommen Prüfverfahren, die Klima- und Wetterereignisse wie extreme Hitze und Kälte, Starkwinde sowie Hagelaufschlag simulieren. Die ermittelten Daten sowie die daraus gewonnenen Erkenntnisse dienen der fortlaufenden Produktoptimierung.
Integriertes Konzept für Safety und Security
Der Neubau eines Bauteilprüfzentrums am Hauptsitz gab den Anstoß zur Entwicklung eines zeitgemäßen Konzeptes für Safety und Security. Jeder Prüfstand sollte künftig den aktuellen Vorgaben der EG-Richtlinie 2006/42/EG entsprechen. „Die Idee war ein Berechtigungsmanagement mit zentraler Rechteverwaltung inklusive Sicherheitsinfrastruktur aus einer Hand! Ein System, das unmissverständlich regelt, wer Zugang zum jeweiligen Teststand hat und qualifikations- und personenbezogene Bedienberechtigungen erteilt“, bringt Michael Bohle, Team Lead Electrical Engineering and Calibration im Schüco Technology Center, die zentralen Anforderungen auf den Punkt. „Eine Gesamtlösung aus Safety und Security, die wir auf unsere Bedürfnisse zuschneiden und auf sämtliche Prüfstände anwenden können. Diese konnte nur Pilz so bieten.“
Seit mehr als 20 Jahren verbindet Schüco eine enge und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Automatisierungsunternehmen aus Ostfildern. Ein Beratertag mit eingehender Analyse der Aufgabenstellung und Rahmenbedingungen vor Ort sprachen für das ganzheitliche Identification and Access Management (I.A.M.) für Safety- und Security-Aufgaben auf Basis des Betriebsartenwahl- und Zugangsberechtigungssystems PITmode flex. Dieses beruht auf der RFID-Technologie, einem integrierten Webserver sowie der sicheren Auswerteeinheit Safe Evaluation Unit (SEU). Die Bandbreite von PITmode flex reicht von der einfachen Freigabe über die Benutzerauthentifizierung bis hin zu einer komplexen Berechtigungsmatrix und firmenspezifischen Codierungen. Als übergeordnete Steuerungsinstanz fungiert die modulare Kleinsteuerung PNOZmulti. Sämtliche Sicherheitsfunktionen wirken somit auf alle Prüfstände, PNOZmulti ist damit die zentrale Stelle zur Verwaltung aller Betriebsarten an den Prüfständen.
Einheitliches Schutzprinzip für alle Anlagen
Ein Identification and Access Management, wie es bei Schüco zum Einsatz kommt, beinhaltet die Authentifizierung einzelner Nutzer, die Betriebsartenwahl sowie das Zugangsmanagement. In enger Kooperation mit Schüco erstellte Pilz im ersten Schritt ein integriertes Sicherheitskonzept für sämtliche Prüfstände. Diese haben bei Schüco die Aufgabe, Bau-, Einzelteile oder komplette Fenster- bzw. Fassadenelemente aus Aluminium oder Kunststoff diversen Belastungstests zu unterziehen. Sich absenkende Druckstempel beaufschlagen Prüfteile mit unterschiedlichen Gewichten. Sie testen dabei u. a. die Stabilität sowie das Elastizitätsverhalten. Spezielle Prüfstände ermitteln, wie sich wechselnde Temperaturen auf die Fensterelemente auswirken.
In allen Fällen misst und übermittelt Sensorik die relevanten Daten. Je nach Größe und Prüfaufgabe stellen Testapplikationen bei Schüco im Kern identische, im Detail differenzierte Anforderungen an die Safety und Security. Die in den Testständen verbauten Antriebe und Handling-Applikationen bergen in unterschiedlichem Umfang Gefahren für das Bedienpersonal. „Das Schutzprinzip ist für alle Anlagen gleich, muss aber je nach Aufgabenstellung und Gefährdungssituation bei jeder Anlage individuell angepasst werden.“, sagt Michael Bohle.
Personifizierte Zutritts- und Bedienrechte
Unterschiedliche Aufgaben und Betriebsarten erfordern entsprechende Kompetenzen und klar definierte Nutzerrechte. Nach Abschluss des Validierungsverfahrens sind bei Schüco heute drei Berechtigungslevel in Gebrauch. Weist sich ein Bediener per Schlüssel mit Level 1 am Zugangsberechtigungssystem PITreader aus, erhält er ausschließlich Zugang zur stillgesetzten Maschine. Dort kann er sich gefahrlos aufhalten, z. B. um aufzuräumen oder zu reinigen. In keinem Fall kann er die Anlage starten oder sonstige Eingriffe vornehmen. Personen mit Level 2 erhalten nicht nur Zugang zum Prüfstand: Ihrer Qualifikation entsprechend können sie definierte Prüfaufgaben vornehmen oder mechanische Anwendungen mit reduzierter Geschwindigkeit fahren. Schlüsselinhaber mit Level 3-Lizenz verfügen über das komplette Berechtigungsset und können auf einzelne Datenparameter zugreifen.
„Früher trugen unsere Mitarbeiter dicke Schlüsselsets mit sich herum. Heute kann ein Bediener mit einem einzigen personifizierten Schlüssel unterschiedliche Berechtigungen an mehreren Maschinen freischalten“, hebt Michael Bohle einen wesentlichen Vorteil des Zugangsberechtigungsmanagements von Pilz hervor.
Einhausungen und sichere Türzuhaltungen als Teil des Gesamtkonzepts
Insbesondere Großkunden lassen sich gerne vor Ort und persönlich von der Qualität der Schüco Produkte überzeugen. Daher sind Einhausungen und Türsicherungen zum Schutz von Bedienpersonal und Besuchern Teil des Gesamtkonzepts für die Sicherheit bzw. die Security. Um einen unverbauten Blick auf das Prüfgeschehen zu ermöglichen, hat sich Schüco für die mit robustem Plexiglas ausgestatteten Schutz- und Trennsysteme von Axelent entschieden. Für den schwedischen Hersteller sprach die vorbildliche Integrierbarkeit von Bedien- und Zuhaltungskomponenten in die Bodenstützen sowie das ansprechende Design.
Einige Türen dürfen keinesfalls öffnen, bevor sich die bewegten und zum Teil nachlaufenden Prüfmechaniken nicht in einem sicheren Halt befinden. Dort sorgen elektromagnetische Sicherheitszuhaltung PSENslock von Pilz im Verbund mit der modularen Kleinsteuerung PNOZmulti 2 für Sicherheit. An anderen Zugangstüren kommen berührungslose magnetische Sicherheitsschalter vom Typ PSENmag zum Einsatz. Diese melden der Steuerung, ob Türen und Hauben sicher verschlossen sind, bevor ein Testlauf beginnt. Ein oder mehrere Not-Halt-Taster begegnen potenziellen Gefahrensituationen.
Berechtigungsmanagement mit Potenzial für mehr
Nach Abschluss des von Pilz durchgeführten Validierungsverfahrens laufen die Prüfstände bei Schüco nach Plan. „Pilz hat uns bei diesem Projekt mit Engagement und hoher Fachkompetenz unterstützt.“, betont Michael Bohle. „Dank qualifizierter Beratung hinsichtlich der erforderlichen Komponenten, einem Platz sparenden Flächenlayout und dem abschließenden Fazit, dass sicherheitstechnisch alles in Ordnung ist, haben wir gemeinsam die denkbar beste Lösung umgesetzt.“
Dass das ganzheitliche Zugangs- und Zugriffsberechtigungsmanagement I.A.M. für Safety- und Security-Aufgaben von Pilz kreative Spielräume birgt, hat Schüco erkannt. In Kürze könnte das innovative Berechtigungsmanagement auch Anwendung bei der Ausbildungswerkstatt finden: Um Gefährdungen beim Umgang mit elektrischem Strom zu minimieren, sollen abgestufte Schlüssellizenzen mit dem Ausbildungsstand der Lehrlinge einhergehen. Für ein definitives Plus an Sicherheit auch in der Ausbildungswerkstatt.
Autor:
Tim Lüking, Product Market Manager bei Pilz