„Security Revolution“ – 9. Norddeutscher Sicherheitstag im Abaton-Kino Hamburg
Am 5. Dezember 2024 fand der 9. Norddeutsche Sicherheitstag der Allianz für Sicherheit in der Wirtschaft Norddeutschland e. V. (ASWN) unter dem Thema „Security Revolution“ im Abaton-Kino in Hamburg statt. Fast 140 Sicherheitsexperten und Gäste, darunter ein Vertreter der jüdischen Gemeinde Hamburgs, erhielten Ausblicke und Botschaften, wie sich die Sicherheitslage in wenigen Jahren verändern und darstellen wird.
Der Allianz für Sicherheit in der Wirtschaft Norddeutschland e.V. (ASW Nord) war es gelungen, im derzeitigen hybriden Spannungsfall mit den Appellen der Speaker konkrete Handlungsschritte für die Wirtschaft zu entwickeln.
„Unsere Absicht, eine Sicherheitskonferenz in einem modernen Format zu veranstalten, ist voll aufgegangen. Wir freuen uns über den neuen Besucherrekord und das positive Feedback. Besonders der Vortrag von Carlo Masala hat bei den Teilnehmern aufgrund seiner Sicherheitsanalyse und Zukunftserwartung die Erkenntnis gestärkt, mit dem Handeln zu beginnen. Ein herzliches Dankeschön geht auch an unsere großzügigen Sponsoren, die zum Gelingen der Konferenz beigetragen haben“, so Markus Wagemann, Geschäftsführer der ASW Nord und Organisator von „Security Revolution“.
Polizei 2040: Digitalisierung, Personalmanagement und neue Strafverfolgungsstrategien
Nach Begrüßung der Teilnehmer durch den Vorstandsvorsitzenden der ASW Nord, Thorsten Neumann, stellte Polizeipräsident Falk Schnabel die Zukunftsfragen und Themen der Polizei Hamburg aus dem Programm „Polizei 2040“ vor. Schnabel nannte die drei wichtigen Handlungsfelder: Digitalisierung, Personalmanagement und Garant der gesellschaftlichen Stabilität mit neuen Strafverfolgungsstrategien. Auf der Grundlage des Operationsplans Deutschland (OPLAN) stellt sich die Innenbehörde mit einer neuen Abteilung Bevölkerungsschutz auf. Schnabel appellierte an die Wirtschaft, sich im derzeitigen Spannungsfall mit den betreffenden Notstandsgesetzen zu befassen sowie Planungen für den Eigenschutz darauf auszurichten. Die Polizei müsse sich auf die Unterstützung und Mitwirkung der Wirtschaft verlassen können, um kritische Infrastrukturen zu schützen.
Der Ehrenkommissar der Polizei Hamburg und Schauspieler Marek Ehrhardt ging in seiner Ansprache auf das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung ein und forderte die Konferenzteilnehmer auf, Multiplikatoren für Vertrauen in die Arbeit der Behörden zu werden. Niemand dürfe Ängste und Bedenken haben, die Notrufnummer 110 der Polizei anlassbezogen zu wählen. Er schloss ab mit der Aufforderung: „Seien Sie aufmerksam. Schauen Sie nach links und nach rechts. Sicherheit fängt bei jedem von uns an.“
Poly- und Wirtschaftskrise in Deutschland
Mit der Einladung des geopolitischen Sicherheitsexperten Prof. Dr. Carlo Masala, Bundeswehruniversität München und Leiter des CISS, erlebten die Teilnehmer einen aktuellen Impuls- und Taktgeber für die Sicherheit in der Wirtschaft. Sein Thema lautete: „Geopolitische Analysen 2024“. Im aktuellen 21. Jahrhundert komme eine Poly- und Wirtschaftskrise auf Deutschland zu. Polykrisen seien erheblich schwieriger zu lösen als bisherige Krisen und Konflikte. Eine neue Blockbildung unter den Staaten, der Klimawandel, Störungen der Lieferketten sowie die Globalisierung seien die Treiber der Polykrise.
Das Fazit von Masala: Deutschland und seine Wirtschaft seien auf diese Entwicklung nicht vorbereitet. Die wirtschaftliche Abhängigkeit von anderen Staaten und der irrgläubige Politikstil „Wandel durch Handel“ müssten beendet werden.
Was muss die Wirtschaft jetzt tun? Masala nannte die folgenden Schritte:
- Unsere Wirtschaft arbeitet nicht mit „Worst-Case-Methoden“.
- Bei den Führungseliten in der Wirtschaft findet kein geopolitisches Denken statt.
- Die Wirtschaft hat vergessen, sich besser auf Krisen zu präparieren.
- Im Wirtschaftsschutz ist ein Ungleichgewicht hin zur Cybersicherheit entstanden. Der klassische Werkschutz muss stärker in den Fokus genommen und besser finanziert werden!
- Wirtschaftsunternehmen müssen sich mit den Notstandsgesetzen vertraut machen. Denn die dortigen Regulierungen werden im Spannungsfall Tatsachen.
Die Corporate Security und Resilience Managerin des Axel-Springer-Verlags, Imke Bruhns, hielt sich während der Wahlkampfphase in den USA auf. Sie stellte die Schutzmaßnahmen für die Redaktion und Journalisten von "Politico" in Washington vor. Die Zeitung gehört zur Axel-Springer-SE. Die Sicherheit von Journalisten richtet sich nach einem Stufenmodell und Lageeinschätzung, zu der auch die Auswertung von Algorithmen gehört. Spannend war ebenfalls Ihre Einschätzung zu dem vergangenen Wahlkampf in den USA. Fazit: In den USA haben sich deutlich weniger Menschen über Trump 2.0 gewundert als in Deutschland.
„Germafia“: Geldwäsche und Finanzverbrechen
Eine weitere Premiere des Sicherheitstags: Der Journalist, Mafiaaufklärer und Buchautor, Sandro Mattioli, las aus seinem aktuellen Buch „Germafia“ eine Passage über Geldwäsche und Finanzverbrechen vor. Pikant war dabei die Beteiligung eines großen deutschen Finanzinstituts. Mattioli ist Experte für das Wirken der Mafia in Deutschland und Vorsitzender des Vereins mafianeindanke e.V.
Die Journalistin und Buchautorin, Liv von Bötticher, berichtete aus ihrer achtwöchigen Afghanistan-Reise Anfang 2022. Der Bericht machte deutlich, welche Informationen keine Betrachtung in der öffentlichen Debatte haben und wie wichtig eine kritische Berichterstattung ist.
„Captain Turtle“ und „Kicken mit Herz“
Die Konferenz schloss mit zwei Charity-Projekten ab. Neu war die Vorstellung von Captain Turtle, eine kostenfreie Lernplattform, um Kinder vor Cyber-Mobbing, Grooming und Hetze im Internet zu schützen. Die Plattform wurde von Uwe Röniger, dem CEO des Verbandsmitgliedes der mybreev GmbH, ins Leben gerufen. Das zweite Projekt ist den Mitgliedern des ASW Nord bereits bekannt. Wie im letzten Jahr überreichte Wagemann Prof. Tom Mir von der Kinderherzstation des UKE Hamburg eine Spende über 2.500 € für seine Initiative „Kicken mit Herz“.