11. BVSW-Wintertagung: Sicherheitsgipfel der deutschen Wirtschaft mit Rekord-Teilnahme
Angesichts der Weltlage war der Informationsbedarf enorm: Über 150 Gäste folgten der Einladung des BVSW an den Spitzingsee zur Wintertagung. GIT SICHERHEIT war vor Ort.
Vom 8. bis 10. März bot die BVSW-Wintertagung exklusive Informationen rund um die wichtigsten sicherheitsrelevanten Herausforderungen unserer Zeit. „Mehrere Krisen finden aktuell parallel statt, sie bedingen und verstärken sich gegenseitig“, so der BVSW-Vorstandsvorsitzende Johannes Strümpfel bei seiner Begrüßungsrede. „Für Unternehmen wird es deshalb immer wichtiger, jene Trends zu kennen, die Einfluss auf die Sicherheitslage in Deutschland haben. Mit unserer Wintertagung bieten wir alljährlich einen exklusiven Einblick in die wichtigsten Entwicklungen.“
Für die Vorträge hatte der BVSW wie jedes Jahr herausragende Experten und Redner eingeladen:
Geopolitische Lage setzt deutsche Wirtschaft unter Druck
Zum Auftakt der Veranstaltung sprach Landespolizeipräsident Michael Schwald über die aktuelle Sicherheitslage in Bayern, das in Sachen Sicherheit noch immer Spitzenreiter unter den Bundessländern ist. Cyber-Kriminalität, steigende Fallzahlen bei CEO-Fraud, Enkeltrick sowie falscher Polizeibeamten, die Sicherheit von Großveranstaltungen und Nachwuchssorgen – das sind nur einige der Herausforderungen, mit denen die Bayerische Polizei zu kämpfen hat. Umso wichtiger ist die hervorragende und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Polizei, BVSW und Unternehmen in Bayern. Zum Erfolg trägt auch die Kooperationsvereinbarung zwischen BVSW, BDSW und der Polizei bei. Auch zukünftig plane die Polizei intensiv mit Unternehmen und Sicherheitsdienstleistern zusammenzuarbeiten, weil sich gemeinsam mehr erreichen ließe.
Den Eröffnungsvortrag des zweiten Kongresstages hielt Prof. Dr. Günther Schmid. Der Professor (em.) für internationale Politik erklärte, wie revisionistische Staaten daran arbeiten würden, das derzeitige globale Machtgefüge zu verschieben. Die aktuellen Krisen, insbesondere der Ukraine-Krieg und die Pandemie, hätten dazu geführt, dass sich der Systemwettbewerb zwischen den USA und China weiter verschärft.
Wie China seine Position in der Welt systematisch zu stärken versucht, präsentierte Daniel Mauer, Leiter des Sachgebiets China-Außenwirtschaft beim BND. Der Plan „China Standards 2035“ beispielsweise würde darauf abzielen, globale Standards für Zukunftstechnologien, wie Künstliche Intelligenz, IoT oder 5G zu etablieren. Das Programm sei ein weiterer Baustein in Chinas Plan, bis 2050 zur Weltmacht aufzusteigen, denn wer führende Industriestandards setzt, kann diese so ausgestalten, dass sie den eigenen Stärken und Ambitionen zu Gute kommen. Experten fordern deshalb, dass EU-Staaten Unternehmen unterstützen sollen, Vertreter in die Normierungsgremien zu entsenden.
Ein weiteres wichtiges Thema an diesem zweiten Kongresstag war der Krieg in der Ukraine und seine Auswirkungen auf die Sicherheit in Bayern und in Deutschland. Dr. Burkhard Körner, Präsident des bayerischen Landesamtes für Verfassungsschutz, erklärte wie Extremisten unterschiedlicher Gruppierungen die Krisensituationen nutzen würden, um Misstrauen in den Staat zu säen und ihre verfassungsfeindlichen Ziele durchzusetzen. Auch ausländische Akteure würden versuchen, „Staatsverdrossene“ anzusprechen und für sich zu gewinnen.
Während Extremisten neue Anhänger meist über das Internet zu rekrutieren versuchen, bekommen Unternehmen die Auswirkungen des zunehmenden Extremismus bereits ganz konkret zu spüren. Peter Kunkel, Leiter der Konzernsicherheit der Rheinmetall AG, zeigte, wie das Rüstungsunternehmen den teilweise gewalttätigen Protestaktionen begegnet. Zum Schutz von Werten und Mitarbeitern sei ein intensiver Austausch zwischen Polizei, Wirtschaft und Verfassungsschutz wichtig.
Risiken durch Cybercrime und Klimawandel
Austausch und gute Zusammenarbeit sind auch bei der Bekämpfung von Cybercrime von essentieller Bedeutung, wie die Kongressteilnehmer im Vortrag von Dr. Benjamin Krause erfuhren. Der Oberstaatsanwalt ist einer der führenden Köpfe der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) bei der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main. Er gehörte zu dem internationalen Ermittler-Team, das 2021 die Infrastruktur der Emotet-Schadsoftware zerschlagen hatte und so das Geschäftsmodell „Emotet“ für einen längeren Zeitraum empfindlich stören konnte. Emotet galt bis dahin als der „König der Schadsoftware“ und war weltweit verantwortlich für eine Vielzahl von schweren Cyber-Sicherheitsvorfällen. Trotz des signifikanten Erfolges, konnten nicht alle Täter der Gruppe gefasst werden, weshalb die Ermittlungen andauern.
Den Abschluss des zweiten Kongresstages bildete der Vortrag von Prof Dr. med. Thomas J. Müller, Chefarzt und ärztlicher Direktor an der Privatklinik Meiringen im Berner Oberland. Der Mediziner forscht über den Zusammenhang zwischen Klimawandel und psychischer Gesundheit. Anhand unterschiedlicher Studien zeigte er, dass steigende Temperaturen und vermehrte Aggressivität korrelieren. Das macht sich beispielsweise durch steigende Kriminalität oder mehr Aufnahmen in der Psychiatrie an Hitzetagen bemerkbar. Zudem gibt es einen Zusammenhang zwischen Hitze und Hass im Internet.
Unternehmenssicherheit muss sich neu definieren
Der letzte Kongresstag startete mit einem Beitrag von Sven Weizenegger, Leiter des Cyber Innovation Hubs der Bundeswehr. Ziel dieser Einheit ist es, nach Start-up-Manier digitale Innovationen bei den deutschen Streitkräften umzusetzen. Wichtigster Erfolgsfaktor ist für ihn dabei die Agilität, die Dinge wie Flexibilität, Schnelligkeit und proaktives Handeln vereint.
Welche Auswirkungen die aktuellen Entwicklungen auf die Arbeitsweise der Security-Abteilungen in den Unternehmen haben werden, zeigte Prof. Dr. Marc Knoppe, Professor für Internationales Handelsmanagement, Strategisches Marketing und Innovationsmanagement an der TH Ingolstadt. Unternehmenssicherheit wird sich zunehmend auf die Analyse der vielen Daten stützen, die mittlerweile durch unterschiedliche Systeme bereitstehen. Durch ihr Wissen und ihre Fähigkeiten habe die Security zunehmend die Möglichkeit, einen echten Mehrwert für Unternehmen zu erbringen.
Mit dem Ziel Sicherheitskräfte für ihre zukünftigen Aufgaben auszubilden, hat der BVSW den Bachelor-Studiengang an der TH Deggendorf etabliert. Peter Apfelbeck, Referent am Zentrum für akademische Weiterbildung an der Hochschule, präsentierte den Studiengang, bei dem die ersten Studenten demnächst ihren Abschluss machen werden.
Damit auch kleinere und mittelständische Unternehmen eine umfassende Security leisten können, werden zukünftig Plattformen gefragt sein, die solche Leistungen anbieten können. Durch die entstehenden Skaleneffekte lassen sich hier die Kosten senken. Gerald Ulmer, Leiter für Strategie und Digitale Transformation im Bereich Security der Siemens AG, baut derzeit eine solche Security-Plattform auf.
Zum Abschluss der Tagung gab Dr. Benedikt Franke Einblicke in die diesjährige Münchner Sicherheitskonferenz. Bislang, so Franke, war es die Geschlossenheit des Westens, die einen Sieg Putins verhindern konnte. Doch der Westen ist ebenso aufgefordert, seine Werte in der Welt besser zu vermitteln, um beispielsweise den Wettlauf um Partner im Globalen Süden nicht zu verlieren.
„Das spannende Tagungsprogramm bot reichlich Gesprächsstoff bei den Gästen, die die vielen Gelegenheiten zum Netzwerken zu nutzen wussten“, so Caroline Eder, Geschäftsführerin des BVSW. „Auch wenn wir dieses Jahr eine lange Warteliste hatten, werden wir die Teilnehmerzahl zukünftig nicht weiter ausbauen. Demzufolge heißt es: Frühzeitig für die nächste Wintertagung anmelden!“
Die Wintertagung 2024 findet vom 6. bis 8. März statt, Buchungen sind ab sofort möglich.
Business Partner
BVSW Bayerischer Verband für Sicherheit in der Wirtschaft e.V.Albrechtstr. 14
80636 München
Deutschland
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