BVSW Wintertagung zeigt die Grenzen der Sicherheit
Der Bayerische Verband für Sicherheit in der Wirtschaft (BVSW) hatte zu seiner 8. Wintertagung geladen. Über 130 Sicherheitsexperten aus Politik und Wirtschaft kamen ins Arabella A...
Der Bayerische Verband für Sicherheit in der Wirtschaft (BVSW) hatte zu seiner 8. Wintertagung geladen. Über 130 Sicherheitsexperten aus Politik und Wirtschaft kamen ins Arabella Alpenhotel am bayerischen Spitzingsee. Die Veranstaltung fand vor dem Hintergrund politisch unruhiger Zeiten statt. Themen wie die Digitalisierung sowie die Auswirkungen globaler Krisen auf die Sicherheitslage in Deutschland standen auf der Agenda.
Der Eröffnungsvortrag von Landespolizeipräsident Prof. Dr. Wilhelm Schmidbauer gab Einblicke in die Sicherheitslage Bayerns. Bayern konnte 2018 seine Position als sicherstes Bundesland erneut behaupten; die Zahl der Wohnungseinbrüche beispielsweise war bereits im vierten Jahr in Folge gesunken. Vor allem die verstärkte Fahndungs- und Ermittlungsarbeit zahlte sich hier aus, ebenso wie die verbesserte Prävention. Außerdem investiere die bayerische Polizei kräftig in die Digitalisierung: Das Konzept der „Mobile Police“ sehe vor, die Polizistinnen und Polizisten mit modernster Technik zu versehen. So soll jedes der rund 5.000 Einsatzfahrzeuge zukünftig über eine Vollausstattung mit Smartphones und Convertibles verfügen. Angesichts der wachsenden Bedrohung durch Cyberkriminalität stehe auch die Schaffung zusätzlicher Stellen für IT-Fachkräfte an.
Den Schwenk von Bayern hin zur globalen Sicherheitslage übernahm Dr. Gunther Schmid, ehemals Professor für internationale Politik und Sicherheit beim BND in München und Berlin. Er thematisierte die abnehmende Fähigkeit der Politik, Krisen vorherzusehen und passende Lösungen zu erarbeiten.
Sebastian von Bomhard, Vorstand der Firma Space-Net, wies indes mit seinem Beitrag auf die Grenzen des Zukunftsthemas Big Data hin. Die Datenmenge steige durch diese Technologie enorm und erschwere den Blick auf die wirklich relevanten Zusammenhänge. Umso wichtiger sei es, sich klare Ziele vor dem Einsatz der Massendatenverarbeitung zu setzen.
Persönlicher Kontakt liefert mehr Erkenntnisse
Auch in Zeiten der Digitalisierung kann ein persönlicher Kontakt mehr Erkenntnisse liefern als jeder Datensatz. Dieser Ansicht waren die referierenden Ermittlerinnen von Holler Research, die seit über 70 Jahren Unternehmen bei der Aufklärung doloser Handlungen im Bereich des Fraud Managements, des gewerblichen Rechtsschutzes (Patentrechts-, Markenschutz- und Designrechtsverletzungen) sowie in den Bereichen der Reputation und Bedrohung unterstützt.
Klare Ziele in Sachen Cyber-Sicherheit verfolgt auch das EU-weite Konsortium Concordia, das in dem Vortrag von Prof. Dr. Gabi Dreo Rodosek, leitende Direktorin des Forschungsinstituts Code an der Universität der Bundeswehr in München, und Brigadegeneral a.D. Johann Berger vorgestellt wurde. Concordia möchte europaweit Cybersecurity-Kapazitäten bündeln, um die digitale Souveränität Europas zu verbessern. Das Konsortium startete im Januar 2019 und umfasst Partner aus der Industrie, der Wissenschaft und anderen Organisationen.
Neuer Bachelor-Studiengang Sicherheitsmanagement
Zur Eröffnung des zweiten Kongresstages stellte Prof. Waldemar Berg von der TH Deggendorf den neuen Bachelor-Studiengang Sicherheitsmanagement vor, der im März erfolgreich gestartet war. Der Studiengang richtet sich an Beschäftigte in der Sicherheitsbranche, die sich weiter qualifizieren wollen. Der BVSW hatte den Studiengang mitgegründet, um dem anhaltenden Fachkräftemangel in der Branche entgegenzuwirken.
Zum Abschluss präsentierte Dr. Benedikt Franke, COO der Munich Security Conference, ein Resümee der Münchner Sicherheitskonferenz 2019. Im Zentrum der Veranstaltung stand dieses Jahr die Frage, wie trotz aller Krisen und zerfallenden Bündnisse die Kernstücke internationaler Ordnung bewahrt werden können. Diese Frage wird vermutlich auch alle Gäste der BVSW Wintertagung bis zum kommenden Jahr beschäftigen: Die 9. BVSW Wintertagung findet vom 11. bis 13. März 2020 statt, Buchungen sind ab sofort möglich.