Pilz: Neuaufbau nach Cyberangriff
Mitte Oktober ist Pilz zum Ziel eines schweren Cyberangriffs geworden. Weltweit waren Server- und Kommunikationssysteme des Automatisierungsunternehmens betroffen. Nach vier Wochen...
Mitte Oktober ist Pilz zum Ziel eines schweren Cyberangriffs geworden. Weltweit waren Server- und Kommunikationssysteme des Automatisierungsunternehmens betroffen. Nach vier Wochen meldet sich das Unternehmen zu Wort: Produktion und Kundenservice seien wieder in Gang, das Familienunternehmen gehe gestärkt aus dem Angriff hervor und weise auf den Ernst der Bedrohungslage hin.
Am 13. Oktober hatten die Monitoring-Systeme der Webserver von Pilz verdächtige Aktivitäten registriert und als Hackerangriff identifiziert. Um eine mögliche Ausbreitung des Angriffs sowohl im Unternehmen als auch nach außen zu verhindern, schaltete Pilz sofort nach dem Ausbruch des Angriffs sämtliche Netzwerke und Server des Unternehmens ab. Die Täter hatten jedoch bereits mit Hilfe eines Verschlüsselungstrojaners, sogenannte Ransomware, weltweit Server attackiert und einen Teil der Daten verschlüsselt. Das konkrete Ziel der Cyber-Attacke auf Pilz waren die IT-Systeme des Unternehmens für die sogenannte Bürokommunikation.
Keine weitere Ausbreitung
Schon innerhalb weniger Stunden nach dem Angriff benachrichtigte Pilz die Behörden und erstattete Anzeige. „Was diesen Angriff betrifft, sind wir bei den ermittelnden Behörden in den besten Händen, dürfen jedoch zum Vorfall selbst nur sehr wenig sagen. Damit sollen die laufenden Ermittlungen nicht gefährdet werden. Soviel jedoch kann gesagt werden: Es wurden weder Kunden- noch Lieferanten-Daten gestohlen, zudem konnten wir keine virale Ausbreitung des Angriffs feststellen. Das sind gute Nachrichten!“, berichtet Thomas Pilz, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens.
In den ersten Tagen organisierte sich das Unternehmen über Whiteboards und sichere Messenger-Dienste, Arbeitsgruppen wurden gebildet und in Abstimmungsrunden gemeinsam Prioritäten festgelegt. Parallel zur Abwehr des Angriffs prüften Forensiker, welche Bereiche des Netzwerkes betroffen waren und säuberten die Daten. Bis für alle Mitarbeiter sämtliche IT-Dienste wieder in gewohntem Umfang zur Verfügung stehen, wird nach Aussagen des Unternehmens noch einige Zeit vergehen.
Kundenbetreuung an erster Stelle
„An erster Stelle steht die Betreuung und Belieferung unserer Kunden in der gewohnten Qualität,“ erklärt die geschäftsführende Gesellschafterin Susanne Kunschert. Mittlerweile laufe die Produktion an den europäischen Standorten wieder auf dem gleichen Niveau wie vor dem Angriff. Bis auf Weiteres arbeiten Produktion und Logistik in zusätzlichen Schichten und gewährleisten so die Lieferfähigkeit. Der Customer Support stehe weltweit in direktem Kontakt zu den Kunden.
Pilz sieht in der aktuellen Situation zudem Chancen, das Unternehmen zu stärken – nicht nur mit Blick auf die IT: „Die letzten Wochen haben gezeigt: Die Technik mag ausfallen, doch der Zusammenhalt und das Miteinander der Menschen sowie der Wille, Probleme gemeinsam zu lösen, haben uns getragen. Wir sehen positiv in die Zukunft.“
Erfahrung teilen und Bewusstsein schaffen
„Die aktuelle Angriffswelle auf uns und viele andere Unternehmen macht deutlich, dass Cyberkriminalität immer mehr zur ernsten Bedrohung für Wohlstand und Frieden in unserem Land wird. Wir alle müssen uns dafür einsetzen, dass diese Form der organisierten Kriminalität noch mehr Beachtung findet und Unternehmen, Verbände, Behörden und Politik künftig noch stärker zusammenarbeiten, damit anderen Unternehmen und Einrichtungen unsere Erfahrungen erspart bleiben“, so Kunschert weiter.
Pilz möchte in Zukunft sein bestehendes Fachwissen im Bereich Safety und Security um die Erfahrungen aus dem aktuellen Cyberangriff erweitern und mit seinen Kunden teilen.