26.11.2024 • Topstory

Brandschutz für Dächer mit Photovoltaikanlagen

PVProtect von Minimax ist das erste VdS-anerkannte Brandschutzsystem für Dächer mit Photovoltaik­anlagen, wie der Hersteller mitteilt. Das ganzheitliche Schutzkonzept ist darauf ausgelegt, Entstehungsbrände frühzeitig zu detektieren und selbsttätig zu bekämpfen. So können Schäden an der Dachkonstruktion auf ein Minimum reduziert werden.

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PVProtect von Minimax ist ein VdS-zertifiziertes ­Brand­schutz­system für Dächer mit Photovoltaikanlagen.
© Minimax GmbH

Bereits seit einigen Jahren werden die Dächer vieler Industrie- und Gewerbegebäude mit Photovoltaikanlagen ausgestattet oder nachgerüstet, um die Solarenergie zu nutzen. Laut einer Analyse des Greentech-Unternehmens CarbonFreed wurden im ersten Halbjahr 2024 etwa 2.700 gewerbliche Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 980 Megawatt in Deutschland registriert. Damit liegt die Zahl der Neu-Anlagen abermals höher als im Vorjahr, das seinerseits bereits für Rekorde (4.100 Anlagen, Gesamtleistung 1,4 Gigawatt) sorgte. 

Während diese stetig wachsenden Zahlen eine gute Nachricht für die Energiewende sind, steigern die neuen PV-Anlagen aber auch die Brandlast auf den Gebäuden, auf denen sie verbaut sind. Brennbare Dämmstoffe und Abdichtungen in den Dachkonstruktionen stellen das Hauptproblem dar. Sie fördern die schnelle Ausbreitung von Bränden, was weitreichende Zerstörungen nach sich ziehen kann. 

Kabel, Steckverbindungen und elektrische Komponenten sind potentielle Zündquellen, weil sie ständig der Witterung ausgesetzt sind und somit schneller altern, verschleißen oder beschädigt werden können. Die hohen Ströme, die durch diese Bauteile fließen, können Lichtbögen erzeugen und so leicht einen Brand entfachen. Entzündet sich die Dacheindeckung, kann sich das Feuer schnell auf die gesamte Dachkonstruktion ausbreiten. Die Folge können gravierende Schäden an den Anlagen und hohe Kosten durch Betriebsausfälle, Reparaturen und Ersatzbeschaffungen, wenn nicht gar die völlige Zerstörung des Gebäudes sein. 

Frühzeitige Detektion, selbsttätige Brandbekämpfung

PVProtect hilft dabei, solche Schäden erheblich zu minimieren oder ganz zu verhindern, indem das ganzheitliche Schutzkonzept frühzeitige Detektion mit selbsttätiger Brandbekämpfung kombiniert. Ein linearer Wärmemelder überwacht mit Hilfe engmaschig platzierter Sensoren den Bereich unter der Photovoltaikanlage. Entsteht dort ein Brand, registriert die Sensorik auffällige Temperaturanstiege und meldet dies der Brandmelderzentrale. Diese steuert unverzüglich die Löschanlage und Alarmmittel vor Ort an. Gleichzeitig alarmiert sie die Feuerwehr und teilt den genauen Brandort mit. 

Die schnelle Brandbekämpfung mit speziellen PV-Düsen ermöglicht eine risikogerechte Wasserverteilung und bewirkt, dass sich das Feuer nicht weiter ausbreiten kann. So kann PVProtect nicht nur das Dach, sondern auch das gesamte Gebäude vor Brand- und Folgeschäden schützen. Die alarmierten Einsatzkräfte können nach ihrem Eintreffen gezielt zum Brandherd vordringen und eventuelle Restfeuer löschen. 

Anwendungsbereiche

PVProtect ist ausgelegt für Dächer mit den üblichen Dachabdichtungen wie Abdichtungsbahnen aus Kunststoff, Bitumenbahnen oder anderen bitumenhaltigen Abdichtungen, PUR Sandwichelementen (aller Brandschutzklassen) sowie nicht-brennbaren Dachdichtungen und Dachkonstruktionen. Bei den Dämmungen sind folgende Materialien eingeschlossen: Mineralwolle oder sonstige nicht-brennbare Dämmstoffe, PUR/PIR mit Nachweis nach B-s2-d0 sowie PUR/PS oder andere brennbare Dämmstoffe. Der Anwendungsbereich umfasst nicht Dächer mit Dachbegrünung im Bereich der PV-Anlage, weil hier von saugfähigen Substraten ausgegangen werden muss. 
 

Ein linearer Wärmemelder ­überwacht mit Hilfe engmaschig platzierter...
Ein linearer Wärmemelder ­überwacht mit Hilfe engmaschig platzierter Sensoren den Bereich unter der Photovoltaikanlage.
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Thorsten Gieseke, Löschsystemmanager für Wasserlöschanlagen und Leiter des Forschungszentrums Brandschutz bei Minimax in Bad Oldesloe
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4 Fragen an Thorsten Gieseke,
Löschsystemmanager für Wasserlöschanlagen und Leiter des Forschungszentrums Brandschutz bei der Minimax GmbH

GIT SICHERHEIT: Herr Gieseke, Sie haben vor einiger Zeit ein Produkt vorgestellt, das eine hochaktuelle Problemlage adressiert: Den Brandschutz für Dachflächen mit Photovoltaikanlagen. Ihr Konzept ist VdS-zertifiziert. Zunächst einmal: Wie groß ist die Brandgefahr in solchen Umgebungen – und wie verbreitet sind Dächer, in denen brennbare Dämmstoffe verbaut wurden? Von welchen Zahlen gehen Sie hier aus?

Thorsten Gieseke: Viele Bestandsbauten werden bereits seit einigen Jahren mit Photovoltaikanlagen nachgerüstet. Als diese Gebäude errichtet wurden, gab es keine Notwendigkeit für die Verwendung von nicht-brennbaren Materialien, beispielsweise bei den Dämmstoffen. Daher gehen wir bei solchen Nachrüstungen von einer signifikant gestiegenen Gefahr aus, wenn ein Feuer durch eine PV-Anlage auf dem Dach ausbricht. In Tests haben wir aber herausgefunden, dass selbst Materialien, die als brandsicher gelten, in diesem Brandfall Feuer fangen und entsprechend gelöscht werden müssen.

Die Gefahr bei all diesen Bränden besteht vor allem darin, dass sich das Feuer unerkannt durch die gesamte Dachstruktur frisst. Der Brand kann sich unerkannt unterhalb der obersten Dachschicht ausbreiten. Das ist mit bloßem Auge aus der Ferne nicht zu erkennen und ein echter Gefahrenherd. Das geschieht innerhalb von Minuten und kann dann nicht mehr unter Kontrolle gebracht werden. 

Es handelt sich ja um ein ganzheitliches Konzept. Können Sie dessen Funktionsweise und die Vorteile gegenüber anderen Systemen bitte einmal zusammenfassen?

Thorsten Gieseke: PVProtect basiert auf einer simplen, aber genialen Konstruktion. Ein Wärmedifferentialmelder wird im gesamten Bereich der PV-Anlage verlegt und meldet außergewöhnliche Temperaturanstiege an die Brandmelderzentrale. Diese leitet unverzüglich die Alarmierung der Menschen vor Ort und der Einsatzkräfte ein. Gleichzeitig steuert sie die Löschanlage an, sodass die selbsttätige Brandbekämpfung startet. Über Rohrleitungen, die unterhalb der PV-Anlage verlegt sind, wird das Löschwasser auf das Dach geleitet und dort von speziellen PV-Düsen ausgebracht. 

Der große Vorteil von PVProtect ist, dass das System einen Brand bekämpft, bevor die Feuerwehr eintrifft. So kann sich das Feuer nicht weiter ausbreiten und potenzielle Brandschäden werden minimiert.

Wenn man lediglich ein Melderkabel verlegt, weiß man zwar, dass es brennt und kann evakuieren. Bis die Einsatzkräfte vor Ort sind und löschen können, kann sich das Feuer jedoch ungehindert ausbreiten und größeren Schaden anrichten.

Welche Kriterien waren erforderlich für die VdS-Anerkennung – und welche Vorteile hat das für den Kunden? 

Thorsten Gieseke: Um vom VdS eine Systemzulassung für PVProtect zu erhalten, wurden vielfältige, vollmaßstäbliche Brandtests in verschiedenen Szenarien durchgeführt. Die Tests hat das System alle ausnahmslos bestanden. Mit diesem Gütesiegel können sich Betreiber, die das System auf ihrem Dach installieren, der Funktion und Effektivität des Systems sicher sein. Kunden erhalten darüber hinaus Rabatte von Versicherungen auf Policen bei Einbau des Systems. 

Sie haben das Löschsystem Ende letzten Jahres erstmals vorgestellt. Wie wird es vom Markt aufgenommen?

Thorsten Gieseke: PVProtect ist sehr vielseitig. Es eignet sich für verschiedenste Dachmaterialien und -konstruktionen, kann bei Neubauten installiert, aber auch kostengünstig in Bestandsanlagen integriert werden. Das System bietet sich sowohl für Gebäude mit als auch ohne Sprinkleranlage an. Aufgrund dieser Vielseitigkeit wird das System nicht nur in Deutschland, sondern auch auf dem internationalen Markt sehr positiv aufgenommen.

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