Die A+A 2023 – ein Stimmungsbild

Zwölf belegte Hallen, 2.200 Aussteller aus 58 Nationen, 62.000 Fachbesucherinnen und -besucher aus 140 Ländern. So die „beeindruckende Bilanz“ der A+A 2023 nach Mitteilung der Messe-Düsseldorf.

Die A+A befindet sich nach Corona offensichtlich wieder auf einem guten Kurs. Und auch dies ist noch mal klargeworden: Die physische Messe ist alles andere als ein Auslaufmodell – und das wir wohl so bleiben, solange der Mensch Hände und Füße, Arme und Beine, einen Kopf und einen Rumpf dazwischen hat. Und wie hat sich das Ganze, abgesehen von nackten Zahlen, vor Ort angefühlt? Ein Stimmungsbericht von GIT SICHERHEIT-Redakteur Dr. Timo Gimbel.  

Schon beim Betreten des Messegeländes in Düsseldorf spürt man den frischen Wind des Neustarts nach Überwindung der bleiernen Coronazeiten: Die A+A 2023 ging nämlich mit einem neuen Hallenkonzept an den Start: Bekannte Aussteller und gewichtige Marken wurden als Zugpferde in jeder Halle positioniert. Und tatsächlich hat dies für die gewünschte Verteilung der Besucherströme gesorgt, sodass alle Hallen über den Tag hinweg gut besucht waren.

Wer allerdings, wie es der Fachpressemann und GIT-Reporter nun mal im Blut hat, möglichst viel sehen und möglichst viele Aussteller besuchen wollte, musste entweder seinen Terminplan sehr geschickt anlegen oder lange Wege und Zwischenspurts in Kauf nehmen. Ihm ging es da anders als dem Standpersonal, von dem buchstäblich Standfestigkeit gefordert wird – da kann ein Messetag schon lang werden. Ob nun vor oder hinter dem Tresen: Wer schlau ist, deckt sich für künftige A+A-Termine am besten bei den diversen Sicherheitsschuh- und Schutzkleidungsspezialisten ein. Denn egal ob bei Haix, Elten, Steitz Secura, HB Protective Wear oder Helly Hansen – überall standen die Zeichen auf noch mehr Ergonomie, Tragekomfort und Gewichtsreduktion. 

Eines meiner persönlichen Highlights der diesjährigen A+A war ein High-vis Hoodie mit Störlichtbogenschutz Klasse 1, der sich dünner und flexibler anfühlte, als alles, was ich für meine Freizeit im Kleiderschrank hängen hab. Deutlicher könnte der technische Fortschritt in der Materialentwicklung und -verarbeitung kaum ausfallen.

Alles grün

Gerade zu omnipräsent auf der A+A 2023 war das Thema Nachhaltigkeit. Zuweilen wurde einem gar erklärt, dass man keine Visitenkarten mehr mit sich führe, um den „Carbon Footprint“ zu verringern. In einem Fall war sogar ein Sustainability-Manager mein direkter Ansprechpartner.

Dennoch sind die Töne auf der A+A zu diesem Themenkomplex leiser, dezenter und vor allem überlegter geworden – wohl nicht zuletzt auch aufgrund des Green Deals der EU. Die meisten Unternehmen stellen in ihrer Kommunikation zunehmend klar, dass es Grenzen der Machbarkeit gibt, und dass es nicht allein darauf ankommt, die PSA aus recycelten Rohstoffen herzustellen. Vielmehr verfolgen die meisten Unternehmen nun einen holistischen – sprich ganzheitlichen – Ansatz, der alle Bereiche der Produktion miteinschließt – Zulieferer, Verpackung, Transportwege, Materialien, Energiegewinnung/-management, Wasserverbrauch, Recycling und vor allem Reparaturmöglichkeiten.

Zwar schließen sich Nachhaltigkeit und Sicherheit nicht zwingend gegenseitig aus, doch tatsächlich lässt sich eine Multinorm-Schutzjacke aus gutem Grund nicht auf dem heimischen Komposthaufen entsorgen. Materialien, von denen man verlangt, Kälte, Hitze, Nässe, scharfen Gegenständen oder gar einem Störlichtbogen standzuhalten, müssen beständig sein, um die geforderten Schutzeigenschaften auch tatsächlich zu gewährleisten.

Nicht zuletzt deshalb legten viele Unternehmen den Fokus auf die Themen Qualität, Langlebigkeit, Pflege und Reparaturfähigkeit. Denn am grünsten ist tatsächlich immer noch die Hose, die nicht produziert wird, wie einer der Aussteller mit einem Augenzwingern einräumte.

Wir verlassen die Versammlung in gehobener Stimmung

Allgemein herrschte auf der A+A eine positive Stimmung unter den zahlreichen Ausstellern. Nach Corona und bestehenden Lieferengpässen sehen viele Teilnehmer der Branche optimistisch in die Zukunft, auch wenn es viele Herausforderungen zu meistern gilt, gerade wenn es um Themen wie Nachhaltigkeit oder die Lieferkettensorgfaltspflicht geht.

Zwei Entwicklungen stellten sich als besonders interessant heraus: Immer mehr Unternehmen gehen Kooperationen ein und integrieren technische Gadgets in ihre eigenen Produkte. Dabei geht es nicht darum, an jede noch so unsinnige Stelle ein Kabel anzuschließen, nur weil es geht, sondern darum, tatsächlich ein Plus an Sicherheit und Komfort zu schaffen. Auch zwischen Softwareherstellern und PSA-Produzenten gibt es Beispiele für Kooperationen, die nicht nur den Unternehmen, sondern letztlich auch den Kunden und Endnutzern in der Praxis zugutekommt. So präsentierte z. B. Uvex einen PSA-Manager, den das Fürther Unternehmen in Zusammenarbeit mit dem Software-Hersteller Secova entwickelt hat und der das Modul in sein Basissystem namens Sam integriert hat.

Eine andere zu beobachtende Entwicklung besteht darin, dass viele Unternehmen offensichtlich darum bemüht sind, zukünftig als Komplettanbieter von PSA aufzutreten. In der Regel wird diese Entwicklung durch Zukäufe bzw. Übernahmen realisiert. So übernahm beispielsweise PIP seinen langjährigen Geschäftspartner ISM und bereits vor zwei Jahren verkündete Haix auf der SPS 2021 die Übernahme des Unternehmens Gustav Wahler.

Was ich mir für die kommende A+A wünsche

Besseres Wetter, kürzere Wege und eine ergonomisch optimierte, wetterresistente PSA-Ausstattung als Messegarnitur. Das erspart einen zwar auch nicht das obligatorische Messeerlebnis wie Rückenschmerzen, Unterzuckerung und Konzentrationsstörungen, aber wenn die Produkte der Hersteller halten, was sie versprechen, sollte es einem echten Messereisenden Linderung verschaffen.
Ansonsten bleibt zu hoffen, dass sich die A+A auch in 2025 wieder als die Leitmesse präsentiert, als die die Besucher sie 2023 erleben konnten. Vielleicht ist die Vision Zero eine Idee, die niemals vollständig realisiert werden kann, doch durch die A+A und die dort vertretenen Unternehmen, kommt man ihr ein Stückchen näher. Und bis dahin halten wir Sie über besondere Neuheiten, weitere Trends und Produkte im Bereich Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit in dieser sowie den kommenden Ausgaben der GIT SICHERHEIT auf dem Laufenden – gedruckt und digital.

 

Business Partner

ISM GmbH

Koggenweg 1
59557 Lippstadt
Deutschland

Kontakt zum Business Partner







Meist gelesen

Photo
23.10.2024 • TopstorySafety

NIS-2 und Cyber Resilience Act in der Industrie

Matthias Schmidt, Cybersecurity-Experte des Automatisierungsunternehmens Ifm Electronic erklärt im Interview, worauf Unternehmen bei der Umsetzung der Maßgaben achten sollten und welche Fallstricke es zu überwinden gilt.