Exklusiv-Interview mit Roland Y. Billeter, General Manager Security Continental Europe bei Tyco
GIT-SICHERHEIT.de führte ein Exklusiv-Interview mit Roland Y. Billeter, General Manager Security Continental Europe bei Tyco International, über den Wandel des Unternehmens, was PS...
GIT-SICHERHEIT.de führte ein Exklusiv-Interview mit Roland Y. Billeter, General Manager Security Continental Europe bei Tyco International, über den Wandel des Unternehmens, was PSIM wirklich heißt - und wie man den Kampf um gute Fachkräfte gewinnen will.
GIT-SICHERHEIT.de: Herr Billeter, die Tyco-Unternehmen ADT, Total Walther und CKS Systeme sind Technologielieferanten, Errichter/Systemhaus und Dienstleister zugleich: Wie arbeiten diese drei Tätigkeitsbereiche in einem sich wandelnden Umfeld zusammen?
Roland Y. Billeter: Gerade Sicherheitsprojekte erfordern ein sehr komplexes Management, um die vielen unterschiedlichen Aufgaben fachgerecht in meist sehr engen Zeitfenstern zu lösen. Unsere Kunden erwarten von uns gebündelte Technikkompetenz und Beratung, besonders was die Prozessoptimierung und langfristige Rentabilität von Anlagen betrifft. Der Tyco-Konzernverbund aus hochspezialisierten Bereichen eröffnet hier natürlich große Handlungsspielräume. Bestes Beispiel ist die neue Justizvollzugsanstalt Bremervörde als erste teilprivatisierte JVA in Niedersachen. Hier liefern wir als Technologielieferant, Systemintegrator und Errichter ein umfassendes Technikpaket von A wie Antennenanlage bis Z wie Zeiterfassung. Mit zu den Aufgaben zählen zudem die Implementierung und übergreifende Vernetzung aller sicherheitstechnischen Systeme wie Videoüberwachung oder Personennotsignal-Anlage.
Inwiefern spielen hier die Zukunftsthemen unserer Branchen eine Rolle?
Roland Y. Billeter: Natürlich spielen die Trends unserer Zeit eine wichtige Rolle. Denken Sie an die zunehmende Vernetzung und Digitalisierung unseres privaten wie beruflichen Lebens, an den Demografiewandel oder an die Ressourcenknappheit. Diese Trends haben weitreichende Auswirkungen. Moderne Sicherheitstechnologien der drei Tyco-Unternehmen ADT, Total Walther und CKS Systeme eröffnen bei der Bewältigung der Zukunftsaufgaben neue Möglichkeiten. Vernetzte Systeme schützen kritische Infrastrukturen und globale Lieferketten, intelligente Lichtruf- und Kommunikationssysteme sichern und vereinfachen unser Klinik- und Pflegeumfeld, oder moderne Leitstellensoftware unterstützt das Rettungswesen. Im Sinne der ökologischen Verantwortung offerieren wir dem Handel ein Nachhaltigkeitsprogramm zur Wiederverwendung von Warensicherungsetiketten, das weltweit erfolgreich im Einsatz ist. Darüber hinaus beteiligen wir uns als internationaler Konzern auch an unterschiedlichen Forschungsprojekten, eine für uns übrigens interessante Plattform, um verstärkt Kontakte zu künftigen Fachkräften zu knüpfen.
Bleiben wir bei dem sehr aktuellen Thema Fachkräftemangel. Auch in der Sicherheitsbranche ist längst weltweit der Kampf um die Talente im Gange.
Roland Y. Billeter: Richtig. Im Netzzeitalter wird Sicherheit immer mehr zu einem „Value Added Service" innerhalb der Informations- und Kommunikationstechnologie. Sicherheitsanbieter müssen hier den Zeitgeist erkennen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Studien zufolge wird der internetbasierte Datenverkehr, vor allem über mobile Verbindungen, weltweit stark anwachsen. Vor dem Hintergrund werden sich auch in der Sicherheitsindustrie die Berufsfelder langsam verschieben. Wir brauchen demnach neben Sicherheitsfachkräften mehr IT-Experten für unsere immer komplexer vernetzten Anlagen. Als globales, wachsendes Unternehmen sind für uns Flexibilität und Mobilität selbstverständlich. Daher suchen wir für unsere ganzheitlichen Projekte gezielt Fachleute aus unterschiedlichen Branchen und Berufszweigen, um für unsere Kunden langfristig eine spezialisierte Betreuung sicherzustellen.
Liegt hier für den Anwender der Mehrwert Ihrer Lösungen?
Roland Y. Billeter: Mensch und Technik bilden im Idealfall eine wertvolle Allianz. Qualität und Termintreue lassen sich nur mit einem guten Team erreichen. Weltweite Expertisen und ein spezialisierter Service sind Schlüssel zum Erfolg, übrigens für alle Seiten. Gerade bei Megaprojekten wie die Absicherung von Windkraftanlagen sind allerhöchste Sicherheitsstandards entscheidend. Jeder Tag, an dem eine Anlage stillsteht, verbucht enorme Verluste für Betreiber und stellt eine Gefahr für die Bevölkerung dar. Die regelmäßige Betreuung einer Anlage im Sinne eines „Life-Cycle-Managements" ist zum einen wesentlich für deren effiziente sowie zuverlässige Funktion und damit für die Investitionssicherheit und Rentabilität. Andererseits stehen Betreiber und das Sicherheitsunternehmen gleichermaßen in der Verantwortung, einen nachhaltigen Schutz von Menschen, Werten und Gebäuden durch funktionierende Sicherheitssysteme zu garantieren.
Wie positionieren sich die Tyco-Unternehmen in diesem veränderten Umfeld?
Roland Y. Billeter: Längst geht es nicht mehr nur um die Sicherheit allein, sondern auch um die Optimierung von Prozessabläufen. Wir legen daher den Fokus auf integrierte, zukunftsorientierte Systeme und Dienstleistungen. Unsere ganzheitlichen Lösungen bieten durch den intelligenten Verbund nicht mehr nur Schutz. Indem sie auch Prozessabläufe steuern und optimieren, erreichen die Systeme einen deutlichen Effizienzgewinn auf vielen Ebenen. In dem Kontext sind wir als Komplettanbieter in der Lage, bestimmte Teilbereiche oder auch den gesamten Bereich der Security ganzheitlich für unsere Kunden zu übernehmen.
Zum Thema Outsourcing. Können Sie hier Beispiele nennen?
Roland Y. Billeter: Nehmen Sie unseren „Goldservice". Bei diesem speziellen Service für den Handel überwachen Sicherheitsspezialisten unserer ADT Notruf- und Service-Leitstelle (NSL) von Ratingen aus mit modernster Videotechnik zuvor definierte Filialbereiche, kontrollieren ergänzend Türanlagen und deren Schließ- und Öffnungszeiten oder Betriebssysteme wie EDV, Klima- und Kühlanlagen sowie Heizung. Dieses Überwachungspaket im Sinne von VSaaS (Video Surveilliance as a Service) können wir auch branchenübergreifend ausweiten. In dem Zuge bearbeiten wir bereits heute schon viele technische Meldungen von „Machine-to-Machine" (M2M). Die Fernüberwachung von Maschinen, Anlagen oder Systemen über die NSL ist sehr kosten-, energie- und auslastungseffizient. Im Idealfall konzentrieren sich unsere Kunden auf ihr eigentliches Geschäft und wir übernehmen das Thema Sicherheit.
Abschließend eine Frage: Physical Security Information Management (PSIM) ist ein wichtiges Thema auf der diesjährigen Messe Security. Was genau verstehen Sie darunter?
Roland Y. Billeter: Intelligente PSIM-Lösungen verschaffen vor allem Überblick, indem sie Sicherheitsanwendungen unterschiedlichster Art, Technikgenerationen und -standards ganzheitlich physisch und logisch integrieren, überwachen, steuern und verwalten, also managen. Durch die offene Systemarchitektur wird eine bidirektionale Kommunikation zwischen den einzelnen Sicherheitsgewerken wie Video- oder Zutrittkontrolle, aber auch des Gebäudemanagements ermöglicht. Ob Alarm- und Störmeldungen oder Live-Videobilder: Sicherheitsanlagen produzieren eine unüberschaubare Flut von Daten und Informationen. Indem PSIM-Systeme diese bündeln, analysieren und bewerten schaffen sie zudem eine stets aktualisierte Gesamt-Übersicht sowie wertvolle Entscheidungs- und Handlungsgrundlage auf Basis von Echtzeitdaten. Im Ergebnis wollen wir eine langfristige Effizienzsteigerung und einen reibungslosen Betrieb der angeschlossenen Systeme sicherstellen, aber auch den Workflow im Bereich Corporate Security optimieren und somit für den Anwender einen erhöhten ROI erreichen.
Wo werden diese Plattformen eingesetzt?
Roland Y. Billeter: Wir bieten PSIM-Plattformen für unterschiedlichste Anforderungen, von mittelständischen Unternehmen bis hin zu weltweit agierenden Konzernen. Unsere Systeme sind konsequent anwenderorientiert ausgerichtet, skalierbar und flexibel, damit unsere Kunden schon heute auch für künftige Aufgaben vorbereitet sind.
Herr Billeter, vielen Dank für dieses Gespräch.