01.06.2012 • TopstoryEFB-Elektronik

HD-over-Coax-Technik: Interview mit Ingo Langer von EFB-Elektronik

In HD-over-Coax sehen Errichter neue Marktchancen, die bisher nur wenige Berührungspunkte mit IP-Technik hatten. Aber auch auf Betreiberseite bringt HD-CCTV Vorteile, denn die bere...

Ingo Langer, Leiter Vertrieb bei EFB-Elektronik
Ingo Langer, Leiter Vertrieb bei EFB-Elektronik

In HD-over-Coax sehen Errichter neue Marktchancen, die bisher nur wenige Berührungspunkte mit IP-Technik hatten. Aber auch auf Betreiberseite bringt HD-CCTV Vorteile, denn die bereits vorhandene Koaxialverkabelung lässt sich, sofern mindestens RG59 Kabel verlegt wurde, auch für die Übertragung von Bildern in 1080p HD-Qualität weiter nutzen. Da die HD-CCTV- Kameratechnik bis zu 30 Prozent günstiger als vergleichbare IP-Videolösungen sein kann, betrachten viele die HD-over-Coax-Technik als ernsthaften Mitbewerber bei der Modernisierung von in die Jahre gekommenen CCTV-Installationen. GIT-SICHERHEIT.de hat bei Ingo Langer, Leiter Vertrieb bei EFB-Elektronik, nachgefragt, wie er die Chancen dieser Technologie einschätzt.

In den letzten Jahren hat sich die IP-Videoübertragung als De-facto-Standard in der Sicherheitstechnik etablieren können. Was hat EFB dazu bewogen, mit der ECOprotect-Produktfamilie ein zusätzliches Angebot an Kameras und DVRs für HD-over-Coax anzubieten?

Ingo Langer: Sicher, die IP-basierende Videoübertragung ist ein wichtiges Standbein in der Sicherheitstechnik geworden, die vielfältige Vorteile bietet. Auch HD-CCTV wird daran sicher nichts ändern. Schon allein, weil viele Errichterfirmen in der Vergangenheit immense Summen in den Aufbau von IT-Know-how investiert haben. Trotzdem verzeichnen wir im klassischen Analogbereich seit je her ein gesundes und nachhaltiges Wachstum. HD-over-Coax ist die ideale Technologie, um die Nutzungsdauer vorhandener CCTV-Installationen zu erhöhen und gleichzeitig die benötigten Auflösungen für moderne Überwachungsanwendungen wie Kennzeichenerfassung oder Gesichtserkennung zu gewährleisten. Betreiber von analogen Überwachungsanlagen gewinnen so vermutlich weitere 5-10 Jahre. Die Investitionen bleiben überschaubar und es sind keine aufwendigen Schulungen notwendig.

Es existieren momentan unterschiedliche Bezeichnungen für die Übertragung von HD-Video über Koaxialkabel. Sind HD-over-Coax, HD-CCTV und HD-SDI die gleichen Begriffe für eine identische Technik, oder gibt es kleine, aber feine Unterschiede?

Ingo Langer: Ich stimme Ihnen da zu, die Begriffswahl ist teils recht verwirrend. Vor allem HD-SDI und HD-CCTV sollte man nicht durcheinanderbringen, da hier in der Tat feine, aber im „Ernstfall" dennoch entscheidende Unterschiede existieren. HD-over-Coax ist zunächst nur eine Bezeichnung der Technologie und dient hauptsächlich zur Abgrenzung von HD-Technik, also 720p und 1080p zu herkömmlichen CCTV-Installationen in SD-Technik mit PAL- bzw. NTSC-Auflösung. HD-SDI ist der eigentliche Übertragungsstandard der Vereinigung der amerikanischen Film- und Fernsehingenieure SMTPE, der bereits seit den neunziger Jahren existiert. Das Problem ist hier, dass die Definition der Übertragungsschnittstellen eher weit gefasst ist, so dass eine herstellerübergreifende Interoperabilität nicht immer gewährleistet ist. An diesem Punkt setzt die HD-CCTV-Allianz an: Produkte, die nach HD-CCTV-Standard zertifiziert werden, sind kompatibel zueinander, auch wenn Sie nicht vom gleichen Hersteller stammen. Glaubt man führenden Analysten, ist dies ein Hauptargument für ein prognostiziertes starkes Wachstum im Bereich HD-CCTV.

Könnte die zunehmende Verbreitung von HD-CCTV zur merklichen Bedrohung für die Umsätze mit IP-Überwachungslösungen werden? Wird es einen Verdrängungswettbewerb geben und wer wird diesen gewinnen?

Ingo Langer: Letztendlich gewinnt der Kunde, denn er hat jetzt zusätzliche Wahlmöglichkeiten. Aber auch Integratoren, IP-getrieben oder nicht, können von der neuen Technik nur profitieren. Denn oftmals existiert nicht „die" eine richtige Lösung. Vielmehr muss in enger Zusammenarbeit mit dem Kunden zuerst analysiert werden, welche Anwendungen zu erwarten sind, und welche Technik diese Anwendungen auf beste Weise ermöglicht.

Welche Rolle spielen die Anschaffungskosten bei dieser Abwägung? Werden sich nicht viele Kunden automatisch für die günstigste Lösung entscheiden?

Ingo Langer: Es ist klar, dass viele Überwachungsprojekte unter einem gewissen Kostendruck stehen. Bezogen auf die Anschaffungskosten hat die analoge HD-Technik in den meisten Fällen die Nase vorn, auch die nahezu verzögerungsfreie Bildübertragung ist ein gutes Argument für HD-over-Coax. Dafür erhält der Kunde mit einer IP-basierten Lösung auf jeden Fall die flexiblere und zukunftsorientiertere Lösung. Errichter mit starken Beratungsdienstleistungen werden den Markt für sich entscheiden, indem sie in enger Partnerschaft mit dem Kunden die für ihn am besten passende Lösung finden. Dies ist stark individuell und muss nicht immer die teuerste, aber auch nicht immer die augenscheinlich günstigste Lösung sein.

Wo sehen Sie HD-CCTV in fünf Jahren? Wird die HD-CCTV-Technik die Analogtechnik neu beleben können und dauerhaft erhalten bleiben?

Ingo Langer: Neben der Güte der unkomprimierten Videobilder mit Progressive Scan bietet HD-CCTV viele Vorteile für Integratoren und Betreiber, wie etwa die direkte Ansteuerung von Schwenk-Neige-Zoom-Kameras. Die maximale Auflösung von 1080p genügt rund neunzig Prozent der heutigen Anwendungen - ich glaube nicht, dass sich dies in den nächsten fünf Jahren grundsätzlich verändern wird. Betrachtet man, dass es immer noch einen nicht zu unterschätzenden Marktanteil von klassischen CCTV-Installationen gibt, wird HD-CCTV sicherlich eine Lösung sein, die sich dauerhaft halten wird - quasi parallel zu der rasanten Entwicklung der IP-Überwachungstechnik. Dafür spricht auch die geplante Weiterentwicklung des HD-CCTV-Standards, mit voller Rückwärtskompatibilität, Audioübertragung und Stromversorgung über Koaxialkabel. Wobei der Marktanteil bei Neu­installationen eher überschaubar bleiben wird.

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