Interview mit Walter Elsner: Zeit und Zutritt von PCS
Handvenenerkennung ist eine biometrische Technologie, die gut in die Produktwelt von PCS hineinpasst: Denn die optische und haptische Sympathie technischer Systeme spielt eine Haup...
Handvenenerkennung ist eine biometrische Technologie, die gut in die Produktwelt von PCS hineinpasst: Denn die optische und haptische Sympathie technischer Systeme spielt eine Hauptrolle, wenn es um deren Akzeptanz geht. PCS Systemtechnik verkauft heute weit über den deutschsprachigen Raum hinaus Hard- und Software für das Erfassen von Zeitwirtschafts- und Betriebsdaten/ MES, für Zutrittskontrolle, Biometrie und Videoüberwachung. Matthias Erler von GIT SICHERHEIT sprach mit Walter Elsner, Geschäftsführer von PCS Systemtechnik.
GIT SICHERHEIT: Herr Elsner, das Geschäftsjahr von PCS neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu - werden Sie das Rekordergebnis von 2012/2013 mit seinem Umsatzwachstum von 10 % wiederholen können oder gar überschreiten?
Walter Elsner: Wir hatten im Geschäftsjahr 2012/13 in der Tat ein sehr gutes Ergebnis und sind sehr konservativ ins neue Jahr eingestiegen. Wir sehen aber bereits, dass wir 2013/14 weiter wachsen werden. Das zeigt sich auch bei unseren Mitarbeiterzahlen, die sich innerhalb der letzten zwei Jahre um 15 % erhöht haben.
Was sind die wichtigsten Treiber dieses Wachstums?
Walter Elsner: Die anhaltende und steigende Nachfrage hat uns über die Jahre bestätigt, dass wir mit unseren Produkten und Dienstleistungen aktueller sind denn je. Ein wichtiger Faktor ist dabei das steigende Sicherheitsbedürfnis in den Unternehmen. Dieses wird auch von den Anforderungen der Versicherungen angetrieben. Unternehmen, die längere Zeit nicht mehr in die Gebäudesicherheit investiert haben, bessern nach. Seit einigen Jahren sehen wir das an der zunehmenden Zahl der Ausschreibungen. Auch junge Unternehmen, die sich in ihren Anfängen erst einmal auf das Wachstum konzentrieren und auf Sicherheit anfangs nicht so viel Wert gelegt haben, ziehen nach.
...dies hat auch Einfluss auf Ihr Produktportfolio?
Walter Elsner: ...das wir ausgebaut haben. Wir bieten ein breites Spektrum von Produkten bis hin zu Gesamtlösungen im Bereich Zeit und Zutritt, die wir gemeinsam mit Partnern realisieren. Unsere Dienstleistungen umfassen Beratung, Planung und Installation. Dank unserem Partnernetzwerk können wir das ganze Sicherheits- Spektrum von Soft- und Hardware bis hin zu Drehkreuzen und Videotechnik anbieten. Dieses Netzwerk bauen wir ständig aus.
Welche Branchen und Regionen sind die wichtigsten?
Walter Elsner: In der Vergangenheit waren wir vor allem im deutschsprachigen Raum sehr stark. Sukzessive sind aber andere Länder hinzugekommen. Wir bauen unser Geschäft vor allem innerhalb Europas vorsichtig aus, haben aber auch Kunden im asiatischen Raum - etwa in China. Was die Branchen betrifft, so sind wir ja in der glücklichen Lage, de facto sämtliche Bereiche bedienen zu können - wir setzen auch nicht auf spezifische Lösungen für einzelne Branchen. Das macht uns insgesamt auch weniger konjunkturabhängig.
Lassen Sie uns etwas näher über die technischen Wachstumsfaktoren sprechen. Bevor wir gleich noch Ihre biometrischen Anwendungen betrachten: Welche Rolle spielt das Thema Biometrie eigentlich für Ihre Kunden? Wie entwickeln sich Interesse und Bedarf?
Walter Elsner: Die Biometrie hat seit vielen Jahren einen gewissen Stellenwert in den Diskussionen über Sicherheitstechnologien. Der Umstand, dass sie eng mit dem Menschen verbunden ist, macht sie interessant. Anfangs war die Fingerprint-Technik in aller Munde, dann Produkte mit Stimme und Gesichtserkennung. So kamen nach und nach alle Merkmale des Menschen bis hin zur Unterschrift in den Fokus. Die Praxis war indes nicht immer so einfach, wie man es sich vorstellte, so dass es im Grunde nie zu einem regelrechten Hype gekommen ist. Hier spielt auch eine Rolle, dass die meisten Biometrie-Anwendungen auch Nachteile haben oder beispielsweise bei Mitarbeitern auf Widerstand stoßen können: Ihre Anwendung muss gelernt werden. So muss man den Finger auf bestimmte Weise auflegen - anders eben als eine Karte, die man in beliebiger Weise vor den Leser halten kann. Biometrie wird deshalb nie eine Massenerscheinung werden.
Sie setzen ja stark auf die Handvenenerkennung - sie ist im Vergleich zu Fingerprint- und Iriserkennung eine eher junge biometrische Technik. Was sind die Einsatzgebiete und Vorteile für den Kunden im Vergleich mit diesen anderen Technologien?
Walter Elsner: Der Hochsicherheitsbereich ist zum Beispiel ein wichtiges Einsatzfeld für die Handvenenerkennung. Wir bei PCS betreiben Handinnenvenen-Erkennung: Eine Infrarotkamera erkennt das Blut und damit die Venen. Dass wir die Innenfläche der Hand nehmen, hat damit zu tun, dass sie am Körper am stärksten geschützt ist. Sie wird deshalb auch selten verletzt - kaum jemand hat dort Kratzer. Auch psychologisch spielt das eine Rolle. Man hat das richtige Gefühl, dass die Handinnenfläche niemand so schnell gegen meinen Willen ablesen kann.
Technisch ist sie trotzdem einfach abrufbar - im Gegensatz zur ebenfalls sehr sicheren Iris-Erken innung, die viele Menschen als unangenehm empfinden. Dabei ist die Handvenenerkennung auch noch berührungslos, gut für die Hygiene, so dass man sich zum Beispiel nicht mit Erkältungsviren anstecken kann. Man braucht die Hand nur über den Leser zu halten, ohne Karte und ohne negativ besetzten Abdruck wie bei der Fingerprint- Technik. Der Leser zeigt mit seinem Magic Eye grünes Licht, die Tür öffnet sich - und man kann weitergehen. Das ist ein sympathischer Prozess, den die Anwender als angenehm empfinden.
Warum ist die Handvenenerkennung so sicher, dass sie sich für die Zutrittskontrolle für Hochsicherheitsbereiche eignet?
Walter Elsner: Die sehr feinmaschigen Venen in der Hand sind in ihrer Anordnung eindeutig einem Menschen zuordenbar - das ganze Leben lang. Das ist mindestens so sicher wie die Iris-Erkennung. Unsere Kunden setzen sie ganz unterschiedlich ein - zum Beispiel für die Zutrittskontrolle in Bereichen, zu denen nur Vorstände Zutritt haben, oder für Labore, Rechenzentren, etc.
Welche wirtschaftliche Rolle spielt diese Technik für PCS?
Walter Elsner: Die Handvenenerkennung erreicht natürlich keine sehr hohen Stückzahlen, aber wir kommen dank ihr auch mit Kunden in Kontakt, die wir ohne diese Technologie vielleicht nicht kennengelernt hätten. Das betrifft vor allem das Auslandsgeschäft.
Ergonomie und Design spielen eine große Rolle bei PCS - Sie sind verschiedentlich ausgezeichnet worden. Wie wichtig ist das als Argument und Kriterium für Ihre Kunden?
Walter Elsner: Das Sympathische und ergonomisch Angenehme beim Benutzen unserer Systeme ist für uns ganz entscheidend. Deshalb passt auch die Handinnenvenenerkennung gut zu unseren Produkten. Der optische und haptische Eindruck ist für uns und unsere Kunden wichtig - so sind fast alle unserer Produkte Träger des iF product design awards, Emotionen spielen bei allen Kaufentscheidungen eine große Rolle, sei es privat oder im geschäftlichen Bereich - natürlich auch bei der Akzeptanz von Zeiterfassungs- und Zutrittssystemen - das unterscheidet uns auch von den Wettbewerbern.
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