Kontaktlose Kartentechnologie

Der Name Legic ist weltweit ein ­Qualitätsbegriff für kontaktlose ID-Technologie und Smart-Card-Systeme für personenbezogene Identifikationsanwendungen im Geschäfts- und Freizeitbe...

Der Name Legic ist weltweit ein ­Qualitätsbegriff für kontaktlose ID-Technologie und Smart-Card-Systeme für personenbezogene Identifikationsanwendungen im Geschäfts- und Freizeitbereich. Multiapplikationen, Konvergenz von Offline- und Onlineapplikationen, Low-power-Lösungen, Sicherheit und Multitechnologie-­Lösungen sind die aktuellen Themen in der Smart-Karten-Technologie. Matthias Erler von GIT-SICHERHEIT.de sprach mit Urs A. Lampe, Vice ­President Product Marketing & New Business, Legic Identsystems.

Herr Lampe, Legic blickt inzwischen auf immerhin 20 Jahre seit Gründung zurück - das ist immer noch jung für ein Unternehmen, aber eine kleine Ewigkeit für die sicherheitstechnische Entwicklung. Blicken wir auf das Thema Zutrittskontrolle: Was sind hier die neuesten Entwicklungen im Vergleich zu damals?

Urs A. Lampe: Wenn man das zusammenfassen möchte, ist hier sicherlich die 13.56 MHz Kontaktlos-Technologie zu nennen, die sich während dieser Zeit als präferierte Technologie durchgesetzt hat. Der Markt hat die Vorteile dieser Technologie erkannt: Sie bringt Komfort, weil man nichts mehr aus seiner Brieftasche herausnehmen muss, und zudem mehr Sicherheit und Flexibilität gegenüber herkömmlichen Technologien wie z. B. Magnetstreifen oder Induc-Ausweisen. Eine weitere wesentliche Weiterentwicklung betrifft das Thema Multiapplikationen - also die Tatsache, dass man mit einem Medium viele verschiedene, unabhängig voneinander bestehende Anwendungen bedienen kann. Hervorzuheben sind hier vor allem die ganz neuen Möglichkeiten im Bereich der batteriebetriebenen Schließapplikationen. Aufgrund der Vernetzbarkeit über die Karten und neuen Stromsparverfahren spielt sich hier seit ein paar Jahren eine eigentliche Revolution ab. Zudem sehen wir nebst der ISO Normierung auch den Trend zu Produkten mit höherer Sicherheit.
Lassen Sie uns einen näheren Blick auf die Multiapplikationen werfen: Welche Anwendungen werden hier im Allgemeinen eingesetzt?
Urs A. Lampe: Dieser Trend war früher eher in Europa und Asien zu beobachten, jetzt verstärkt er sich auch in den USA. Im Grunde geht es darum, ganze Arbeits- und auch Freizeitprozesse zu automatisieren und auf einen neuen Komfortlevel zu heben. Ein Zutrittsmedium kann z. B. auch für die Bedienung des Druckers oder Kopierers - oder auch zum Mieten eines Fahrrads und öffnen eines Firmenfahrzeugs verwendet werden. Bemerkenswert dabei ist dabei auch die Konvergenz, das Verschmelzen von Applikationen der kontaktlosen Welt mit solchen aus der kontaktbehafteten Welt wie dem IT-Bereich: „Contactless meets contact".

Nennen Sie uns ein Beispiel?

Urs A. Lampe: Der physikalische Zutritt, also etwa in Verbindung mit einer Tür, wird mit dem gleichen Medium ermöglicht wie der Zugang zu einem PC. Man kann damit Zutritt und Log-on auf Windows mit der gleichen Karte organisieren. Das ist bezeichnend für den Trend, Ausweismedien mikroprozessorbasiert für höherwertige Anwendungen auszuweiten, aber auch andere Formen zu nutzen: So werden bspw. USB-Token oder Mobiltelefonie mit NFC Standard (Nahfeld-Kommunikation) genutzt, welche über eine kontaktlose Schnittstelle verfügen. Diese Mikroprozessoren können auch Plattformen Dritter sein - etwa die SIM-Karte eines Telefons oder Smart-Phones. Zusammenfassend stehen hier drei Marktbereiche der Konvergenz im Vordergrund: Physikalischer und logischer Zutritt im Unternehmensumfeld, also Log-on auf Windows in Verbindung mit Zutritt, Freizeit und Banking, also Zutritt zu Freizeiteinrichtungen mit kontaktlosen Kreditkarten, oder die Anwendung eines Telefons für kontaktlose Applikationen in Freizeit oder Geschäftswelt. Damit öffnen sich ganz neue Möglichkeiten und Geschäftsmodelle.


Wie wird diese Nutzung von Plattformen Dritter technisch ermöglicht?

Urs A. Lampe: Wir haben unser Angebot diesen Entwicklungen angepasst, indem wir virtuelle Transponder entwickelt haben, die man auf diese Smart Card Plattformen auch von Dritten laden kann, welche sich aber wie eine herkömmliche Legic-Karte mit Applikationen nutzen lässt. Das ist dann wie eine integrierte Legic-Karte - aber eben auf fremder Plattform. Wir nennen das Card-in-Card-Solutions. Für Smart-Phones gibt es dementsprechend sichere Apps, die man in der SIM-Karte nutzt. Die genutzten Plattformen sind meistens leistungsfähige und zertifizierte Mikroprozessor Smart-Cards und zählen somit zu den sichersten Lösungen.

Verändern sich die Sicherheitsanforderungen im Zutrittsbereich?

Urs A. Lampe: Da sich einerseits die technischen Möglichkeiten verändert haben und andererseits sich auch das Umfeld in dem wir uns bewegen geändert hat, wird mehr Wert auf Sicherheit gelegt und darauf geachtet wie diese zur Verfügung gestellt wird. Wir sehen eine Annäherung an die Methoden und Verfahren der IT-Sicherheit. Auch im Hinblick auf das Attacking-Umfeld passen sich die Technologien an. Es zeigt sich ein Trend zur offenen und zertifizierten Sicherheit in unserer Industrie, die sich zunehmend an die IT-Sicherheitsstandards anpasst. Gerade bei größeren Unternehmen bemerken wir, dass wir immer mehr Ansprechpartner haben, die aus der IT des Unternehmens kommen - vor allem in Großunternehmen ist das der Fall. Konkret bedeutet dies, dass die Updatebarkeit und die Verschlüsselungstechnik eine verstärkte Rolle spielt. Deshalb ist auch unsere neue Legic Advant 4000 Leserchip-Serie im Feld updatebar um sich auch zukünftig anpassen zu können. Das kennen wir im IT Bereich bereits seit geraumer Zeit.

Stichwort Revolution in der Offline-Zutrittskontrolle - worum geht es hier genau?

Urs A. Lampe: Hier sprechen wir über Möglichkeiten, Zutritts-Anwendungen im Offline-Bereich über die Kontaktlos-Technologie anzubinden. Es geht vor allem um batteriebetriebene, nicht verkabelte Türschlösser oder Schränke. Sie werden immer öfter kontaktlos betrieben, weil sie dadurch trotzdem mit dem Hintergrundsystem vernetzt werden. Es gibt also diesen Trend Richtung Offline- im Verbund mit Online-Zutrittskontrolle. Bei herkömmlichen, verteilten Zutrittspunkten nutzte man meist Metallschlüssel - der nachträgliche Einsatz elektronischer Schlösser war zu aufwendig, vor allem wegen der Verkabelungskosten. Man hat das deshalb immer nur bei ausgewählten Punkten gemacht. Jetzt lässt sich das kabellos in Form eines virtuellen Netzwerks realisieren. Am Haupteingang wird die Berechtigung auch z. B. für das Zugriffsrecht auf einen Schrank auf die Karte geschrieben, wird dieser geöffnet, wird auch dies registriert und im selben Vorgang schreibt der Schrank seine Informationen wie z. B. Nutzerlog oder Batteriestand auf die Karte zurück. Bei der nächsten Verwendung des Haupteingangs werden diese ausgelesen und zentral verwaltet. Der Schrank ist also kabellos - aber trotzdem vernetzt. So können nun viel rascher und feiner neue Zutrittskonzepte umgesetzt werden. Das erhöht Komfort und Sicherheit und es senkt gleichzeitig nebst Wegfall der Verkabelung die operativen Kosten: Kein Schlüsselverlieren, kein aufwendiger Schlossaustausch, flexibel veränderbare Berechtigungen, die Möglichkeit Türen zu blockieren.

Stichwort Energieverbrauch: Der Markt fordert mehr und mehr Low-Power-Lösungen. Was steckt dahinter und was haben Sie hier zu bieten?

Urs A. Lampe: Eines unserer wichtigsten Produkte in unserem traditionellen Kernmarkt sind wie erwähnt kontaktlose Türschlösser. Sie bilden einen natürlichen Bestandteil einer Zutrittskontrollanlage. Deshalb haben wir einen weiteren Schritt vollzogen: Auf der Security in Essen stellen wir erstmals unsere neue Legic Advant 4000 Leser Chip-Serie vor, welche speziell für batteriebetriebene Geräte entwickelt wurde. Das ist eine Low-power-Lösung: Die Geräte haben eine sehr lange Lebensdauer.

Wie funktioniert das technisch?

Urs A. Lampe: Ein großer Teil der Energie wird z. B. bei einem Schloss vor allem dazu benötigt um zu prüfen ob eine Karte in der Nähe ist - für diesen Prüfvorgang nutzt sie ein elektrisches Feld, dessen Etablierung aber Strom braucht. Die technische Kunst besteht darin, diese Prüfung möglichst effizient zu gestalten, aber trotzdem die Detektion sicherzustellen, sobald eine Karte sich dem Schloss nähert. Hier haben wir dafür Patente für eine „Aufweckfunktion", dank derer unsere Leserchips 60 % weniger Energie benötigen. Das sichert eine lange Batterielebenszeit - und damit aber auch eine Verringerung der Unterhaltskosten, weil die Batterien kleiner sind und seltener ausgetauscht werden müssen. Zudem sind die neuen Legic advant 4000 Leserchips so klein, dass sie in fast jede bestehende Tür passen - z. B. von Möbeln und Medikamentenschränken -, was den nachträglichen Wechsel zur Kontaktlostechnologie erleichtert. Die neue Technologie ist auch bedeutend kostengünstiger, dies führt dazu, dass immer mehr solcher Schlösser eingebaut werden, was Herstellung und Kosten für den Kunden wieder günstiger macht und den Einsatzbereich somit immer mehr erweitert.

Ein letztes Thema: Multi-Technologien. Wie wichtig ist dieses Thema für Sie?

Urs A. Lampe: Rund um den Erdball haben sich verschiede Standards etabliert. Der Wunsch eines Herstellers besteht natürlicherweise darin, ein einziges Design für die verschiedenen Technologien zu erreichen. Der Kunde soll dabei gleichzeitig die Auswahl zwischen den Vorzügen der verschiedenen Standards haben. Der Leser soll alles lesen können, verschiedenen Formate, Technologien und Kartenpopulationen verarbeiten können. Mit unserer neuen Legic Advant 4000 -Linie stellen wir das sicher und grenzen uns damit auch einmal mehr auf dem Markt ab. Diese Technologie lässt sich zudem auch updaten und kann Standards nachträglich lernen.
Herr Lampe, herzlichen Dank für das Gespräch.

Business Partner

Legic Identsystems AG

Binzackerstrasse 41
8620 Wetzikon
Schweiz

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