Küblergruppe will auch 2016 richtig wachsen
Die Küblergruppe ist bekannt im Umfeld des Motors und der Antriebe und gehört zu den weltweit führenden Spezialisten in der Positions- und Bewegungssensorik, Anzeige- und Zähltechn...
Die Küblergruppe ist bekannt im Umfeld des Motors und der Antriebe und gehört zu den weltweit führenden Spezialisten in der Positions- und Bewegungssensorik, Anzeige- und Zähltechnik und Signalübertragung. Regina Berg-Jauernig von GIT SICHERHEIT sprach anlässlich der Jahrespressekonferenz am Standort Villingen-Schwenningen mit den beiden Geschäftsführern Lothar und Gebhard Kübler und dem Produktmanager Funktionale Sicherheit, Jonas Urlaub.
GIT SICHERHEIT: Herr Lothar Kübler, Herr Gebhard Kübler, Ihre Unternehmensgruppe blickt auf eine 55-jährige Geschichte zurück. Gegründet von Ihrem Vater führen Sie gemeinsam die Küblergruppe – und man kann Sie heute durchaus als Global Player bezeichnen: Ein Fünftel Ihrer Mitarbeiter arbeitet im Ausland – Sie haben Töchterfirmen und Vertretungen in 50 Ländern und wollen weiter wachsen. Sehen Sie sich auch auf längere Frist noch als unabhängiges Familienunternehmen?
Gebhard Kübler: Unabhängigkeit ist ein Grundwert unseres Unternehmens und die Kernüberzeugung der Gesellschafterfamilie Kübler. Unsere innovationsgetriebene Wachstumsstrategie trägt dazu bei, dies zu erhalten. Präsenz in allen Weltmärkten ist für uns dabei ein Kernpunkt. Ebenso trägt unsere Unternehmenskultur mit klaren Werten, einer eindeutigen Vision und Mission dazu bei. Nicht zuletzt hilft unsere auf stete Verbesserung ausgerichtete Kaizen-Strategie .
Auf Ihrer gerade abgehaltenen Jahrespressekonferenz haben Sie angekündigt, im Export weiter wachsen zu wollen. Damit einher gehen auch Investitionen in ein brandneues Werk in Villingen-Schwenningen. Nun kommen beispielsweise aus China durchaus nachdenklich stimmende Konjunkturdaten. Wir vermuten, das ficht Sie nicht an? Wo sehen Sie Ihre Wachstumschancen vor allem?
Lothar Kübler: Das Wachstum in China ist geringer, das bringt gewisse Herausforderungen mit. Dennoch werden wir dort weiter wachsen. Wachstum im Export ist ein wichtiges Thema für uns. Wir werden in Europa, z.B. in Österreich, eine eigene Tochter gründen. In den USA wollen wir 2016 das Geschäft wesentlich ausbauen, ebenso im Raum Asia Pacific. In allen Ländern gilt: Besonderen Kundennutzen schaffen wir, weil wir gleichzeitig Applikation und Service in diesen Ländern installieren. Das erlaubt uns, z.B. hochwertige Schleifringe, Safety-Systeme, Ethernet Drehgeber und auch spezielle Kundenlösungen zu vertreiben.
Sie erwähnten eingangs schon die Prinzipien des Kaizen, nach denen Sie Ihre Prozesse umgestaltet haben. Könnten Sie einmal die wesentlichen Maßnahmen dieses kontinuierlichen Verbesserungsprozesses umreißen?
Gebhard Kübler: Der Grundgedanke liegt darin, den Kundennutzen zu erhöhen, indem wir lernen, was Verschwendung ist – und, indem alle Mitarbeiter diese reduzieren. Das erhöht die Wertschöpfung. Der andere Kerngedanke ist die stete Verbesserung z.B. der Qualität – und zwar jeden Tag. Im Mittelpunkt steht immer die Reduzierung der Prozesszeit, z.B. der Durchlaufzeiten. Das erhöht die Produktivität und macht uns am Standort Deutschland wettbewerbsfähiger. Unser besonderer Ansatz ist der totale Fokus auf den Menschen. Wichtig ist hier die Qualifizierung und Step-by-step–Umsetzung. So lernen und verstehen wir die Zusammenhänge und wenden die richtigen Werkzeuge an.
Stärkere Flexibilität ist eines Ihrer Ziele – so haben Sie beispielsweise eine 24-Stunden-Auslieferung erreicht?
Gerhard Kübler: Durch Eliminierung von Schnittstellen und Selbststeuerung im Auftragslieferprozess konnten wir die Gesamtdurchlaufzeit von Aufträgen von der Eingabe bis zum versandfertigen Paket von Tagen auf Stunden reduzieren. Das erhöht unsere Flexibilität enorm. Wir können aus den Rohteilen dem Kundenwunsch entsprechend eine sehr große Anzahl von Endgeräten ohne Fertigwarenlager anbieten. Das ist neben der Flexibilität unseres Produktportfolios ein wichtiger Faktor für zukünftige Erfolge. Ab 2016 bieten wir unseren Kunden diesen besonderen Service an. Im ersten Schritt wird dieser Service für die inkrementalen Drehgeber Sendix 5000 Drehgeber-Familie möglich sein. Im Laufe des Jahres werden wir diesen Service ausweiten.
Wir haben heute auf der Pressekonferenz von „Kübler plus“-Produkten gehört. Was steht genau hinter diesen Produkten – und wie sieht Ihr Portfolio hier derzeit aus?
Lothar Kübler: Wir hören vom Markt, dass sich unsere Drehgeber der Sendix-Baureihe offensichtlich besonders stark durch hohe Robustheit und hohe Variabilität von Marktbegleitern unterscheiden. „Kübler plus“ bedeutet nun, das wir für ausgewählte Applikationen und Kundenanforderung hier noch individuell eins draufsetzen können.
Für alle unsere Sendix-Produkte bieten wir Lösungen mit noch höherer Robustheit in Bezug auf Umwelteinflüsse wie z.B. tiefe bzw. sehr hohe Temperaturen, Erschütterungen oder Feuchtigkeit bzw. Korrosion bis hin zu Seewasserbeständigkeit. Das heißt, je nach Anwendung können wir für unsere Kunden hier die passende „Kübler Plus“-Lösung empfehlen und realisieren.
Was steckt hinter der Ankündigung, den Markenkern von Kübler zu erweitern?
Gerhard Kübler: Unsere Kunden sagen uns heute, dass wir für Top-Qualität, Lösungen und führende Technologie für Drehgeber stehen. Dasselbe bestätigen sie uns für unsere Zähler und Prozessgeräte. Sie bestätigen uns auch hohe Flexibilität und kurze Lieferzeiten. All dies freut uns sehr. Teilweise sind wir auch schon für sichere Bewegung und Position bekannt, oder für Schleifringe. Nun wollen wir unsere Marke erweitern. Safety soll einen deutlich stärkeren Fokus bekommen, Übertragungstechnik, besonders unsere Schleifring-Produkte, sollen mit Kübler stärker verbunden werden. Unser hohes Applikationswissen und unsere Fähigkeit, daraus schnell Kundenlösungen in unseren Zielbranchen anbieten zu können, sollen am Markt deutlicher werden. Last but not least werden wir am Markt für unsere vergleichsweise hohe Internationalität geschätzt. Den Mehrwert daraus wollen wir ebenso stärker zum Kern der Marke machen.
Herr Urlaub, seit 2009 baut Kübler seine Kompetenz in Sachen Safety – Funktionale Sicherheit mit Ihnen als Produktmanager, kontinuierlich aus. Lassen Sie uns einen näheren Blick auf das Beispiel Ihres SIL-Drehgebers Sendix werfen. Er ist auf den Offshore-Bereich hin optimiert – mit hohem Safety Level (SIL3 und Ex-Schutz). So ein Produkt entwickeln Sie im engen Zusammenhang großer Kundenprojekte – können Sie diesen Prozess einmal beschreiben?
Jonas Urlaub: Individuelle Kundenprojekte sind eine Stärke von Kübler. So ein Prozess startet immer beim Kunden. Dessen Applikationsanforderung steht bei uns an erster Stelle. Unser Vertriebsmitarbeiter bespricht mit dem Kunden die Anforderungen und Besonderheiten und kann diese in einer vorgegebenen Form an das Applikationsteam weitergeben. Dies prüft zusammen mit Produktmanagement und Entwicklung die Umsetzbarkeit und kann Zeit und Kosten abschätzen. Wenn der Kunde dies akzeptiert, kann mit der Umsetzung schon begonnen werden. Nun darf natürlich nicht vergessen werden, dass insbesondere bei ATEX/IECEx und Safety besondere Anforderungen an Änderungen bestehen.
An welchen Applikationsbereichen arbeiten Sie noch in dieser Weise?
Jonas Urlaub: Im Großen und Ganzen arbeiten alle vier Bereiche bei Kübler so – also Positions- und Bewegungssensorik, Zähler- und Prozessgeräte, Schleifringe und Sicherheitstechnik. Gute Prozesse muss man leben und anwenden wo sie gebraucht werden.
Herr Urlaub, seit dem vergangenen Jahr weiten Sie Ihr Geschäftsfeld verstärkt in Richtung Dienstleistungen aus – etwa in Form von Sicherheitskonzepten und Risikoanalysen. Wie entwickelt sich dieses Geschäft, wie kommt es bei Ihren Kunden an?
Jonas Urlaub: Wir sind sehr zufrieden. Wenn man mit einem neuen Produkt in den Markt geht, gibt es immer Anlaufphasen, fest steht: wir werden am Markt angenommen. Durch die gute Skalierbarkeit unserer Dienstleistungen kann der Kunde selbst entscheiden, wie weit er sich einbringt. Von einer Moderation bis hin zum fertigen Konzept ist alles möglich.
Ist dieser Geschäftsbereich wirtschaftlich lukrativ – und sehen Sie hier noch weiteres Potential für die Küblergruppe?
Jonas Urlaub: Ja wir sehen hier weiteres Potential. Wir starten ja gerade erst damit. Natürlich gibt es auch große Projekte wo die Dienstleistungen als unterstützende Maßnahme für das Projekt im Gesamtvolumen nicht hervorstechen, allerdings sind sie nicht minder wichtig. Man denke an unsere Serienkunden, die eine individuelle Lösung von und mit uns erarbeitet bekommen. Die Dienstleistung wird einmalig berechnet, der daraus entstandene Umsatz wächst im besten Fall über viele Jahre.
Ende November findet die SPS statt – mit welchen neuen Produkten werden Sie sich dort präsentieren?
Jonas Urlaub: Im Bereich der Sicherheitstechnik zeigen wir unsere Familie Safety-M compact, den einfachen Drehzahlwächter für einzelne Achsen und Retrofit. Außerdem zeigen wir ein neues analoges Eingangsmodul der Safety-M modular Familie, womit sich analoge Messgrößen wie Strom, Spannung und Temperatur redundant erfassen lassen. Aus dem Bereich der Positions- und Bewegungssensorik präsentieren wir ebenfalls neue Produkte und Innovationen. Für die Antriebstechnik haben wir ein völlig neues Produkt entwickelt. Der optische Sendix F5883 Multiturn Drehgeber in der Version Motor-Line zeichnet sich besonders durch seine geringe Bautiefe von nur 43 mm und einer durchgehenden Hohlwelle bis maximal 15 mm aus. Dies eröffnet neue Möglichkeiten bei der Dimensionierung des Motors und bei der Installation in engen Einbauräumen. Mit seinen technischen Merkmalen ist der Multiturn Drehgeber ideal für den Einsatz in Getriebemotoren geeignet. Im Vergleich zu marktüblichen Drehgebern ist der Sendix Motor-Line-Drehgeber 27 mm kürzer. Dadurch wird der Einsatz in engen Einbauverhältnissen optimiert und dient auch der Kompaktheit des Antriebs.
Auch Ihr Portfolio an Industrial Ethernet Absolut Multiturn Drehgebern runden Sie ab?
Jonas Urlaub: Ja – und zwar mit der neuen EtherNET/IP-Drehgeber-Familie. Die optischen absoluten Singleturn und Multiturn Sendix F58 EtherNet/IP-Drehgeber sind für zeitkritische Anwendungen ausgelegt. Mit ihren besonderen Merkmalen unterstützen sie nicht nur die Performance und Verfügbarkeit einer Anlage, sondern leisten auch einen großen Beitrag zur Einsparung von Zeit und Kosten.
Wie sieht es mit dem Bereich Übertragungstechnik aus?
Jonas Urlaub: Hier weiten wir unser Portfolio an Schleifringen weiter aus. Die Kübler Schleifringe sind aufgrund ihrer innovativen Kontakttechnologie besonders wartungsarm und gewährleisten eine lange Lebensdauer. Dies schätzen Kunden besonders, da die Anlagenverfügbarkeit dadurch positiv beeinflusst wird. Auf der SPS stellen wir den Schleifring SR120 mit Ethernet-Übertragung vor. Dieser ist ideal für Anwendungen mit hoher Übertragungsrate. Für Robustheit sorgt das Aluminium- oder Edelstahlgehäuse gepaart mit hochwertigen Dichtungen und der Schutzart IP65. Für eine optimale Übertragung ist das entwickelte Drei-Kammersystem im Einsatz. Dies ermöglicht eine parallele Übertragung von Signal, Last, Daten und Ethernet. Verschiedenste Anschlussmöglichkeiten sowie die robuste und modulare Bauweise sorgen für einen flexiblen und zuverlässigen Einsatz. Wie in allen Kübler Schleifringen ist auch hier die bewährte Kontakttechnologie verbaut und sorgt für lange Wartungszyklen und einer hohen Lebensdauer. Zu guter Letzt steht eine weitere Neuheit in den Startlöchern. Der Impuls- und Zeitvorwahlzähler Typ 901. Der überarbeitete Impuls-Vorwahlzähler 901 wurde um die Funktion Zeitvorwahlzähler ergänzt und ist somit der perfekte Ersatz für elektro-mechanische Vorwahlzähler.
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