21.05.2025 • TopstoryBrandbekämpfung

Realistische Einsatztrainings mit modernster Technik auf der „Training Base Weeze“

Mehr als 30.000 Einsatz- und Führungskräfte von Feuerwehren, Polizei, Katastrophenschutz und militärischen Spezialeinheiten trainieren jährlich am Niederrhein: Das Training Base Weeze bietet auf über 60ha unzählige Möglichkeiten des realistischen Einsatztrainings. GIT SICHERHEIT sprach mit Dr. Christian Endreß, Geschäftsführer Training Base Weeze.

Vier Feuerwehrleute mit Atemschutz und Schutzausrüstung sitzen in einem Raum...
Auch Feuerwehren nutzen das umfassende Ausbildungsangebot Training Base Weeze.
© Training Base Weeze
Photo
Dr. Christian Endreß, Geschäftsführer Training Base Weeze
© Training Base Weeze

Herr Dr. Endreß, das Training Base Weeze im Niederrhein ist ein Fortbildungszentrum für Einsatzkräfte auf dem man so ziemlich alles trainieren kann, was Feuerwehr, Polizei und ­Katastrophenschutz so trainieren wollen. Geben Sie uns einmal einen generellen Überblick?  

Christian Endreß: Die Training Base Weeze hat in den vergangenen Jahren einen bedeutenden Beitrag in der Aus- und Weiterbildung für Einsatzkräfte geleistet. Grenzenlose Möglichkeiten sind vor Ort für alle denkbaren Szenarien realisierbar. Wir können und wollen noch mehr leisten mit unserer Einrichtung. Die aktuelle Sicherheitslage und die Pläne der neuen Bundesregierung beobachten wir sehr genau. Wir sehen uns in der Pflicht, mit der Training Base Weeze auch einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten und sind bereit, Einsatzkräfte hinsichtlich zukünftig denkbarer Szenarien adäquat auszubilden. Aus diesem Grund haben wir viele Maßnahmen angestoßen, die Training Base Weeze zukunftsfähig aufzustellen. Wir wollen nicht nur eine Ausbildungseinrichtung darstellen, sondern Impulsgeber und Plattform in sämtlichen Sicherheitsfragen werden.


Jedes Jahr kommen mehr als 25.000 Einsatz- und Führungskräfte – das ist gewaltig. Was macht das Trainingsgelände vor allem attraktiv? Und wer nutzt das Angebot hauptsächlich?

Christian Endreß: Durch die stetig wachsende Anzahl an Einsatz- und Führungskräften erkennen wir einerseits den zunehmenden Bedarf an operativer Aus- und Weiterbildung von Einsatzkräften, andererseits verdeutlicht es die hohe Akzeptanz der Training Base Weeze. Durch unseren grenznahen Standort haben wir viele Kunden aus den Niederlanden von Polizei, Militär und Feuerwehr. Aber auch deutsche Sicherheitsbehörden, Katastrophenschutzeinheiten und Feuerwehren nutzen unser breites Ausbildungsangebot. Zunehmend dürfen wir auch Gäste aus dem europäischen und außereuropäischen Ausland bei uns begrüßen. Durch die uns zur Verfügung stehenden Fläche sowie die logistischen Voraussetzungen, sind wir für viele besonders attraktiv. Wir verfügen über alleine 300 Übungshäuser, Flugzeug- und Hubschrauberrümpfe sowie viele technische Besonderheiten, die realistische Trainings unter Ausschluss der Öffentlichkeit ermöglichen.


Sie bieten nicht nur das Gelände und die Technik, sondern organisieren auch die Trainings selbst und haben Rund-um-Pakete einschließlich Übernachtung und Verpflegung?  

Christian Endreß: Wir bieten ein „Rundum-Sorglos-Paket“ an. Das heißt: neben vielfältigen Outdoor-Übungsmöglichkeiten verfügen wir über nagelneue Schulungsräume, die mit modernster Technik ausgestattet sind. Sämtliche Kamerabilder bei den unterschiedlichen Übungsflächen können in die Räumlichkeiten übertragen werden. So ist eine professionelle Übungsbeobachtung sowie -nachbereitung möglich. Zudem verfügen wir über ausreichend Übernachtungsmöglichkeiten, eine sehr gute Verpflegung und nicht zuletzt eine gemütliche Bar, um einen erlebnisreichen Tag im Team gemeinsam ausklingen zu lassen.


Stellen Sie auch die Persönliche Schutz­ausrüstung für die Teilnehmer*innen?  

Christian Endreß: Die Sicherheit aller Teilnehmer*innen steht bei uns stets an erster Stelle. Als Ausbildungseinrichtung müssen wir natürlich mit gutem Beispiel vorangehen. Die Einheiten trainieren zumeist mit ihrer eigenen Ausrüstung. Im Bedarfsfall können wir alles zur Verfügung stellen, was erforderlich ist. Unsere große Atemschutzwerkstatt und unser eigener Fuhrpark stellen dabei einen weiteren Mehrwert dar.


Sogar militärische Einheiten trainieren bei Ihnen. Was bieten Sie ihnen, was man auf den ja vorhandenen und meist plus minus 20.000 Hektar großen Truppenübungsplätzen nicht möglich ist?  

Christian Endreß: Seit über einem Jahrzehnt sind Teilbereiche unserer Einrichtung waffenrechtlich als Schießstätte zugelassen. Aufgrund infrastruktureller Gegebenheiten darf zwar nur mit Übungsmunition gearbeitet werden, dennoch bleibt diese Möglichkeit im Kontext eines disziplinübergreifenden Trainingscampus ein bemerkenswertes Novum. Neben Feuerwehren und dem Bevölkerungsschutz nutzen jährlich mehrere Tausend Einsatzkräfte der Polizei, Militärpolizei, Spezialkräfte und der weiteren Akteure aus der Sicherheits-Community die Einrichtung für Übungen im urbanen Gelände. Zur gezielten Erweiterung unseres Portfolios investieren wir kontinuierlich in den Ausbau unserer Infrastruktur. Die geplante Flächenerweiterung sowie die Integration eines Hochbunkers mit zwei Ebenen eröffnen neue Möglichkeiten für innovative Trainingskonzepte. Um unsere Position als One-Stop-Shop für internationale Sicherheitsbehörden weiter zu stärken, forcieren wir weltweite Kooperationen mit professionellen Partnern. So gewährleisten wir ein zukunftsorientiertes Angebot und reduzieren bürokratische Hürden für unsere Kunden durch starke Serviceleitung.


Auch Unternehmen – etwa solche mit Werksfeuerwehren – nutzen Ihr ­Angebot?  

Christian Endreß: Der Fachbereich „Feuerwehr“ gliedert sich in Theorie und Praxis. Beide Bereiche decken sämtliche Themen ab – von der Grundausbildung über Brandverhalten bis hin zu Führungs- und Stabsarbeit. In der Praxis stehen neben der realistischen Brandbekämpfung auch technische Hilfeleistungen, ABC-Lagen sowie Aufgaben des Bevölkerungsschutzes und der zivilen Verteidigung im Fokus. Zudem verzeichnet die Flugzeugbrandbekämpfung eine steigende Nachfrage. Berufsfeuerwehren stellen den größten Anteil der Teilnehmer*innen. Gleichzeitig nutzen zunehmend Werk- und Betriebsfeuerwehren unser zielgerichtetes Leistungsspektrum, um ihre Budgets effizient einzusetzen. Gerne möchte ich hierzu Sir Eyre Massey Shaw, KCB, Fire Prevention (1876) zitieren: „Um ein Gewerk ordnungsgemäß auszuüben, ist es für die Praktizierenden unerlässlich, nicht nur zu verstehen, was sie tun müssen, sondern auch, warum sie es tun müssen. (...) Ein Feuerwehrmann kann erst dann als wirklich fachkundig gelten, wenn er die Verbindung von Theorie und Praxis vollständig beherrscht.“


Ein Feuerwehrman steht vor einem rauchenden Übungshaus auf der ausgefahrenen...
Mehr als 300 Übungshäuser, Flugzeug- und Hubschrauberrümpfe ermöglichen realistische Trainings.
© Training Base Weeze

Eine immer noch aktuelle Einsicht... Lassen Sie uns gleich auf die Praxis schauen – beginnend mit der Brandschutzausbildung: Hier geht quasi alles – von Übungen mit brennenden Gebäuden bis zu Flugzeugen. Es gibt dafür entsprechende Szenarien. Können Sie einmal skizzieren, wie das genau abläuft?

Christian Endreß: Während die Teilnehmenden entspannt der Sicherheitseinweisung folgen oder sich bei der Materialausgabe austauschen, laufen die Vorbereitungen bereits seit Stunden auf Hochtouren. Ein Feuer zu löschen erfordert Fachwissen – doch ebenso anspruchsvoll ist es, ein Feuer kontrolliert zu entfachen. Dies setzt eine spezialisierte Ausbildung voraus, die nichts mit Brandstiftung oder Pyromanie zu tun hat.

Jede Trainingslage stellt einen präzisen physikalischen Prozess dar. Entscheidend sind dabei Faktoren wie Temperatur, Rauchbild, Ausdehnung und Rauchgasentwicklung. Das exakte Timing ist essenziell, um den Trainierenden im richtigen Moment ein realistisches Szenario zu bieten – visuell, physisch und sensorisch.

Das Einsatzszenario beginnt bereits mit dem Aufsitzen im Fahrzeug und der Anfahrt – je nach Gelände dauert dies mitunter einige Minuten. Am Einsatzort angekommen, erwartet die Kräfte ein meist zweigeschossiges Gebäude mit quellender Rauchentwicklung.

Ausgerüstet mit Leihkleidung und schwerem Atemschutz oder eigener Ausrüstung betritt der Angriffstrupp das Gebäude. Bereits nach wenigen Metern herrscht Nullsicht – kein künstlicher Nebel, sondern realistische Bedingungen. Im engen Austausch mit dem Truppführer erfolgt die Personensuche. Nach zahlreichen Türen und Räumen erreicht der Trupp den Brandherd. Was die Einsatzkräfte oft nicht bemerken: Ein Sicherheitsbeauftragter begleitet sie unauffällig.


Flugzeug mit einem brennenden Triebwerk, das von drei Feuerwehrleuten mit...
Mehr als 25.000 Teilnehmer aus den Bereichen Feuerwehr und Polizei, Katastrophenschutz und Militär kommen jedes Jahr nach Weeze
© Training Base Weeze

Ähnlich ist es beim brennenden Flugzeug...? Hier bieten Sie Trainings für Flughafenfeuerwehren...  

Christian Endreß: Viele europäische Flughäfen kommen jedes Jahr für mehrere Tage zu „Aircraft Rescue and Fire Fighting“-Kursen. Auch militärische Feuerwehrleute der deutschen und schweizerischen Luftwaffe trainieren bei uns. Wir können ihnen die gesamte Palette an Schulungen anbieten, angefangen von Grundkursen für neue Flughafenfeuerwehrleute, Auffrischungskurse für fortgeschrittene Feuerwehrleute, Kurse für Einsatzleiter und natürlich maßgeschneiderte Schulungen, die alle erforderlichen Anforderungen unserer Kunden beinhalten.

Unser Flugzeugbrand-Mock-up ist ein Simulator der Kategorie 7 (A320/B737). Seit letztem Jahr arbeiten wir mit dem Flughafen Leipzig zusammen und nutzen deren Mock-up der Kategorie 9 haben (A350/B747). Darüber hinaus verfügen wir über ein Mock-up eines Hubschraubers, ein Passagierflgzeug Typ ATR 42 und einen Lynx-Hubschrauber für Rettungs- und Kalttrainings, einen Passagierbus, Ground Power Units und zahlreiche weiterer Ausrüstung für realistische „Aircraft Rescue and Fire Fighting“-Trainings. Wir haben zwei eigene 4x4 Flugfeldlöschfahrzeuge.


Sie erwähnten schon in unserem Vorgespräch das Thema Taktische Medizin – das spricht natürlich Einsatzkräfte aus sehr vielen Bereichen an. Welche Bedeutung hat das Thema für Sie in der Training Base Weeze?

Christian Endreß: Angesichts der geopolitischen Lage sowie der zunehmenden Gewalt gegen Einsatzkräfte, gewinnt die taktische Medizin zunehmend an Bedeutung. Unser oberstes Ziel ist es, Einsatzkräfte so zu professionalisieren, dass sie ihre Aufgaben nicht nur souverän meistern, sondern am Ende ihres Dienstes gesund und unversehrt zu ihren Familien zurückkehren. Ich persönlich sehe noch Handlungsbedarf bei der Schulung und Sensibilisierung für solche komplexen Lagen.

Lange Zeit stand dieser Aspekt zwar im Fokus, aber die sich rasant verändernde Sicherheitslage – etwa durch den Ukraine-Krieg – rückt die taktische Verwundetenversorgung verstärkt in den Mittelpunkt.

In Kooperation mit unterschiedlichen Partnern ist es uns bereits vor Jahren gelungen, großflächige Schadenslagen realitätsnah zu simulieren. Mit moderner Simulationstechnik sowie umfassender Überwachung, wurde schon lange vor den Unruhen in der Ukraine und im Gazastreifen der Weg zu einem hohen Aus- und Fortbildungsniveau eingeschlagen. Hier wiederholt sich unsere Maxime: Einsatzkräfte optimal auf die Herausforderungen der realen Welt vorzubereiten.


Ein roter Löschroboter auf Ketten schießt Löschwasser auf einen Testbrand
Training mit modernster Ausrüstung und Material: Löschroboter im Einsatz
© Training Base Weeze

Die Training Base Weeze ist auch ein interessanter Arbeitgeber. Wie viele Mitarbeiter haben Sie derzeit – und in welchen Bereichen brauchen Sie noch mehr Leute?

Christian Endreß: Aktuell sind bei der Training Base Weeze rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter festangestellt beschäftigt. Sie werden in den Bereichen Verwaltung, Vertrieb, Technischem Dienst und Operations (Trainingsleitung) eingesetzt. Hinzu kommen ca. 150 freiberufliche Honorarkräfte, viele davon hauptberuflich bei Feuerwehren und Polizei beschäftigt, die in unseren Trainings als Supervisor, Sicherheitsbeauftragte, Trainer, Torwachen und Schießbahnaufsichten Dienste übernehmen. Durch die ständig ansteigende Anzahl an Trainings bei der Training Base Weeze haben wir einen nahezu permanenten Bedarf an neuen Kolleginnen und Kollegen in allen Bereichen unseres Unternehmens.

Mir schwebt vor, dass wir in Zukunft auch Studierenden Möglichkeiten anbieten, sich bei uns einzubringen z.B. im Rahmen von Praktika oder Abschlussarbeiten. Wir können den jungen Menschen eine herausfordernde und praxisnahe Tätigkeit anbieten und profitieren im Gegenzug von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, die wir in die praktische Arbeit einfließen lassen können.


Herr Dr. Endreß, zum Abschluss: Das Angebot ist bereits riesig – und das noch nicht ausgeschöpfte Potential ist es ebenfalls. Was planen Sie diesbezüglich in absehbarer Zeit?

Christian Endreß: Wir haben uns hohe Ziele gesetzt. Die aktuelle Zeit mit dem Politikwechsel sehen wir als Chance für die Training Base Weeze. Uns ist bewusst, dass die Nachfrage an Ausbildung in allen Bereichen der Sicherheit nochmal deutlich steigen wird. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass wir als zuverlässiger Partner der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben an deren Seite stehen und unserer gesellschaftlichen und sicherheitspolitischen Verantwortung nachkommen werden – mit einem hochmotivierten Team, herausragenden Möglichkeiten in Weeze und viel Herzblut.  

Unser Ziel ist, als Impulsgeber die Debatte zu Fragen des Bevölkerungsschutzes und der Inneren Sicherheit mitzugestalten. Zudem wollen wir langfristig auch technische Innovationen aus dem Sicherheitsbereich vor Ort testen und ein Innovationszentrum aufbauen.


Business Partner

Training Base Weeze GmbH & Co. KG

Flughafenring 16
47652 Weeze
Deutschland

Kontakt zum Business Partner







Meist gelesen