Regelmäßige Inspektionen zur Sicherheit von Mensch und Maschine

Durch die Betriebsmittelsicherheitsverordnung wird in Deutschland die Prüfung einer Maschine oder Anlage vor der ersten Inbetriebnahme, nach längeren Stillstandzeiten, nach Verände...

Messung der Schutzfeldbreite im Rahmen einer Sicherheitsinspektion
Messung der Schutzfeldbreite im Rahmen einer Sicherheitsinspektion

Durch die Betriebsmittelsicherheitsverordnung wird in Deutschland die Prüfung einer Maschine oder Anlage vor der ersten Inbetriebnahme, nach längeren Stillstandzeiten, nach Veränderungen und in regelmäßigen Abständen gefordert. Regelmäßige Sicherheitsinspektionen gewährleisten die Einhaltung von Sicherheits- und Qualitätsstandards, dienen der vorbeugenden Wartung und helfen somit, unerwünschte Maschinen­stillstandszeiten auf ein Minimum zu reduzieren.

Produktionsstätten unterschiedlichster Unternehmen und Branchen sind der tägliche Arbeitsplatz von Jörg Ostertag, einer der Service-Techniker Safety im Application Support von Leuze electronic – er führt regelmäßige Sicherheitsinspektionen im Rahmen von individuellen Wartungsverträgen durch. Die Arbeitssicherheit liegt in Deutschland in der Verantwortung des Arbeitgebers. In vielen Unternehmen gibt es eigens sogar einen Beauftragten für Maschinen- und Anlagensicherheit. Entsprechend der Betriebsmittelsicherheitsverordnung ist in Deutschland die Durchführung regelmäßiger Gefährungsbeurteilungen vorgeschrieben. Regelmäßige Sicherheitsinspektionen dienen dazu, die Sicherheit einer Maschine oder Anlage über den gesamten Lebenszyklus zu gewährleisten. Individuelle Wartungsverträge hierfür gewährleisten EU-Konformität und Rechtssicherheit durch Nachweis der geforderten Sicherheits- und Qualitätsstandards – sie minimieren somit die Unfallrisiken und Maschinenstillstandszeiten. Ihre Durchführung wird durch das ein Jahr gültige Prüfsiegel dokumentiert, das an der Maschine angebracht wird. Wichtig ist, dass die Inspektion durch eine dazu befähigte Person vorgenommen wird. Als befähigt gelten solche Personen, deren Haupttätigkeit in der Durchführung von Prüfungen besteht. Mindestens aber muss diese mehr als 50 Prozent ihres Aufgabengebietes ausmachen und die durchführende Person über eine entsprechende Produkt- und Normenkenntnis verfügen.

Nachvollziehbare und dokumentierte Prüfergebnisse gemäß DIN ISO 9001:2008 und normenspezifische Prüfprotokolle bieten normenkonforme Handlungsempfehlungen und herstellerunabhängige Lösungsvorschläge für die schnelle Beseitigung von etwaigen aufgedeckten Sicherheitsmängeln. Die Entscheidung über deren Beseitigung liegt dann in der Verantwortung des jeweiligen Anlagenbetreibers.

Ablauf einer Sicherheitsinspektion
Wie aber läuft eine solche Sicherheitsinspektion ab? Jörg Ostertag beschreibt das Vorgehen am Beispiel einer hydraulischen Einpressvorrichtung:
Bei Erstinbetriebnahme einer Maschine werden vor dem eigentlichen Beginn der Sicherheitsinspektion zunächst die Kennzeichnungen der Maschine und der Schutzeinrichtung erfasst. Dazu zählen beispielsweise Daten wie Maschinentyp und –hersteller sowie Baujahr. Ab dem nächsten Arbeitsschritt kommt dann eine Inspektions-Software zum Einsatz: mittels dieser wird der sachgerechte Anbau einer Schutzeinrichtung überprüft, um unter anderem ein Unter- oder Übergreifen oder –kriechen auszuschließen. Gemessen werden hierbei zum Beispiel die Einbauhöhe der Lichtschranken, die Schutzfeldbreite zwischen Sender und Empfänger, die Schutzfeldhöhe, die Eigenschaften des Lichtvorhangs wie Auflösung und Ansprechzeit, die Funktionsarten der Lichtschranke selbst sowie angeschlossener Komponenten wie Mutingsensoren und Sicherheitsschaltgeräte. In einem weiteren Schritt wird der Sicherheitsabstand der Schutzeinrichtung zur Gefahrstelle geprüft.

Nachlaufzeitmessungen mit kalibrierten Messgeräten sind zwar ein optionaler Bestandteil einer Sicherheitsinspektion, werden von Leuze electronic aber grundsätzlich empfohlen, da sie eine wichtige Grundlage für die Positionierung von Schutzeinrichtungen darstellen. Denn nur durch einen entsprechend der Nachlaufzeit der Maschine ausreichend dimensionierten Sicherheitsabstand ist gewährleistet, dass die gefahrbringende Bewegung zum Stillstand kommt, bevor eine Person die Gefahrstelle erreicht hat. Verlängern zum Beispiel Verschleiss, ein defekter Bremszylinder oder ein fehlerhaftes Funkenlöschglied die Nachlaufzeit einer Maschine und würden diese Defizite mangels nicht durchgeführter Nachlaufzeitmessung nicht erkannt, wäre ein rechtzeitiges Stillsetzen der gefahrbringenden Bewegung und somit ein zuverlässiger Schutz durch die Schutzeinrichtung nicht mehr gewährleistet. Die Prüfergebnisse der Nachlaufzeitmessung sind nachvollziehbar dokumentiert mit grafisch dargestellter Bremsbewegung möglich und entsprechen DIN ISO 9001:2008.

In einem nächsten Schritt werden die Schaltpläne auf sichere schaltungstechnische und normenkonforme Einbindung der Schutzeinrichtung in die Maschinensteuerung geprüft sowie alle Funktionen der Schutzeinrichtungen und deren sicheres Zusammenwirken mit der Maschinensteuerung. Hierzu werden sogenannte Funktionstests durchgeführt. Diese erfolgen teilweise mit dem Maschinenbediener gemeinsam. In diesen Funktionstests wird beispielsweise überprüft, ob eine Schutzeinrichtung auslöst. Getestet wird unter anderem, ob der Quittiertaster unzulässigerweise vom Gefahrenbereich aus erreichbar ist, ebenso dessen dynamische Funktionsweise. Geprüft werden Unterkriechschutz bzw. Übersteigschutz sowie der Unter-, Über und Durchgreifschutz des Schutzfeldes, die Umspiegelung durch Reflektionen ebenso wie die Wiederanlaufsperre und das Detektionsvermögen der Schutzeinrichtung mittels Prüfstab. Das Prüfprotokoll enthält alle relevanten Daten der geprüften Maschine und wird direkt nach der Inspektion in elektronischer oder in Papierform an den Auftraggeber übergeben.

Leistungsumfang Sicherheits­inspektionen

  • Erfassung und Kennzeichnung der Maschine und Schutzeinrichtung
  • Prüfung des sachgerechten Anbaus der Schutzeinrichtung
  • Optionale Nachlaufzeitmessung und Prüfung des Sicherheitsabstandes der Schutzeinrichtung zur Gefahrstelle
  • Prüfung der Schaltpläne auf schaltungstechnische Einbindung der Schutzeinrichtung in die Maschinensteuerung
  • Prüfung aller Funktionen der Schutzeinrichtung und des sicheren Zusammenwirkens mit der Maschinensteuerung
  • Praxisgerechte Hilfe bei der Problemanalyse und Aufzeigen von Lösungen
  • Dokumentation aller Prüfergebnisse in einem Prüfprotokoll und Anbringen an der Inspektionsplakette

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