09.04.2025 • News

Eines Zugpferds Ritt durch schwere Zeiten: Die Hannover Messe 2025 - ein Fakten- und Stimmungscheck

Die Hannover Messe 2025 verzeichnete mit 127.000 Besuchern einen leichten Rückgang bei den Besucherzahlen gegenüber 2023 und 2024. Die Zahl der ausstellenden Unternehmen blieb mit 4000 jedoch konstant. Anlass zu Sorge gibt allerdings die große Anzahl chinesischer Unternehmen, die in einigen Ausstellerhallen mittlerweile das Bild klar dominieren. Als weiterer Stimmungsdämpfer erwies sich in diesem Jahr der ausweitende Handelskonflikt mit den USA, von dem nicht zuletzt das Partnerland Kanada schwer getroffen sieht.

Eine Menschenmenge wartet auf Einlass auf das Hannover Messe Geläde
Morgendlicher Andrang am zweiten Tag der Hannover Messe 2025
© GIT SICHERHEIT / Wiley VCH

2017 kamen noch 225.000 Besucherinnen und Besuchern zur Hannover Messe – das war ein Rekord in ihrer Geschichte. Noch 2019, vor der Corona-Pandemie, pilgerten mehr als 215.000 Menschen in die niedersächsische Landeshauptstadt, um sich an den Ständen von über 6.500 Austellern über die neuesten Entwicklungen aus und für die Industrie zu informieren. Seit dem Ende der Pandemie sind die Zahlen deutlich zurückgegangen. Seit 2023 stagnieren sie bei ca. 130.000 Besuchern und 4.000 Ausstellern. 

2025 waren es laut Messebetreiber 127.000 Besucher, von denen 40 % aus dem Ausland kamen – allen voran aus China. Doch nicht nur der überwiegende Teil ausländischer Besucher – auch 25 % der beteiligten Aussteller kommen aus China. Sie füllten die Lücken, die immer mehr deutsche Unternehmen in Hannover hinterlassen – ein besorgniserregender Trend, der leider nicht nur auf der Hannover Messe zu beobachten ist.

Hatte Robert Habek noch im vergangenen Jahr die Hannover Messe als „Zugpferd des beginnenden Aufschwungs“ bezeichnet, so blieb in Zeiten eines weltweit um sich greifenden Handelskriegs der Optimismus auf der Strecke. Insbesondere das diesjährige Partnerland Kanada muss sich gegenwärtig auf schwere Zeiten einstellen, gab es nicht zuletzt neben massiven Strafzöllen sogar Drohungen der Trump-Administration, Kanada als 51. Bundesstaat zu annektieren. Im demonstrativen Schulterschluss versicherte Bundeskanzler Olaf Scholz bei der Eröffnung der Hannover Messe 2025 dem kanadischen Sonderbeauftragen für die Europäische Union und Europa, Stéphane Dion, „We stand by your side“. Dass es sich hierbei nicht um bloße Symbolik handelte, belegte die Präsenz von 260 kanadischen Ausstellern auf dem niedersächsischen Messeparkett.

Eine Frau schießt einen Eishockeypuck auf einen Eishockey-Roboter-Torwart
Ganz im Zeichen des Gastgeberlandes Kanada, durften Besucher der Hannover Messe sich mit einem Roboter-Eishockeytorwart messen
© Deutsche Messe AG / Rainer Jensen

Deutsche Messe AG und Ausstellerbeirat ziehen positive Bilanz

Eine insgesamt positive Bilanz der Hannover Messe 2025 zieht der Messebetreiber dennoch: „In einer von Unsicherheit geprägten Weltlage wurde sie ihrer Rolle als Tech-Show, Business-Messe und Plattform für den wirtschaftspolitischen Dialog und die internationale Kooperation mehr als gerecht. Die Hannover Messe ist der Ort, an dem die analoge Welt der Maschinen mit der digitalen Intelligenz vernetzt wird – hier wird sichtbar, wie Digitalisierung und KI industriellen Fortschritt möglich macht“, so Dr. Jochen Köckler, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Messe AG. Mit Bezug auf Deutschland und Europa und im Angesicht von Strafzöllen und Gegenzöllen fiel sein Fazit ebenfalls optimistisch aus: „Die ausstellenden Unternehmen haben eindrucksvoll gezeigt: Technologisch haben wir alle Trümpfe in der Hand, um in Deutschland und Europa wettbewerbsfähig, nachhaltig und innovativ zu produzieren. Die Messe hat der Industrie – gerade in herausfordernden Zeiten – Orientierung und Rückenwind geboten. In vielen Gesprächen berichteten die Aussteller von einer aufkeimenden Zuversicht, die es nun zu verstetigen gilt.“   

In gleicher Weise bekundete auch Dr. Gunther Kegel, Präsident des ZVEI und Vorsitzender des Ausstellerbeirats der Hannover Messe ein zuversichtliches Feedback: „Die Hannover Messe hat abermals gezeigt, dass sie die wichtigste Plattform für industrielle Innovation ist. Besonders KI in der industriellen Anwendung stand im Interesse der Besucherinnen und Besucher, gerade auch aus dem Ausland. Dies zeigt, dass die deutsche Industrie in Zeiten der technologischen Transformation weiterhin global Orientierung geben kann. Unsere Unternehmen sind führend bei Industrie 4.0, und wir sind überzeugt, dass wir diese sehr gute Ausgangsposition weiter ausbauen können. Industrielle KI ist ein neues Wachstumsfeld und wird der Automatisierung und Digitalisierung der Industrie einen neuen Schub verleihen. Die Hannover Messe wird diese Entwicklung in den kommenden Jahren abbilden.“

KI und Wasserstoff als Top-Themen

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Das Thema generative KI im industriellen Umfeld stand dieses Jahr an vorderster Stelle. Nach Einschätzung vieler Experten hat künstliche Intelligenz das Potenzial, die Industrie innerhalb weniger Jahre stärker zu verändern, als es in der gesamten vergangenen Dekade der Fall war. Viele der ausstellenden Unternehmen auf der Hannover Messe demonstrierten daher anhand konkreter Beispiele, wie produzierende Unternehmen von künstlicher Intelligenz profitieren können. Durch den gezielten Einsatz dieser Technologien können auch kleine und mittlere Unternehmen ihre Effizienz steigern, Kosten senken und ihre Wettbewerbsfähigkeit deutlich erhöhen, so die Hoffnung. Eine neue Studie, die vom VDMA und der Beratungsgesellschaft Strategy& in Hannover vorgestellt wurde, zeigt konkret auf, dass der Einsatz von generativer künstlicher Intelligenz die Gewinnmarge im Maschinen- und Anlagenbau um bis zu 10,7 Prozentpunkte erhöhen kann.

Auch das Themenfeld Wasserstoff erhielt mit Halle 13 eine eigene Bühne. Selbst ein traditionsreiches Unternehmen wie Pilz, das eigentlich als Experte in der Automatisierungstechnik bekannt ist, hatte in diesem Jahr seinen Stand dort aufgeschlagen. Auch andere Unternehmen, die bislang in anderen Branchen beheimatet waren, haben im Zug der Abkehr von fossilen Brennstoffen erkannt, dass ihre Produkte und Lösungen im Bereich der aufkeimenden Wasserstoffwirtschaft zum Einsatz kommen und einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten können. Insgesamt präsentierten sich rund 300 Unternehmen mit ihren neuesten Entwicklungen im Bereich Wasserstoff und Brennstoffzellen auf der Hannover Messe.

Hannover Messe 2026

2026 findet die Hannover Messe vom 20. bis zum 24. April auf dem Messegelände in Hannover statt. Partnerland wird im kommenden Jahr Brasilien sein - eines der vier MERCUSOR-Staaten also, mit denen die EU im Dezember vergangenen Jahres nach langen Verhandlungen ein umfassendes Assoziierungsabkommen geschlossen hat. Mehr zu Tickets, Anreise und Unterkunft erfahren sie hier.

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