All About Automation: Das Erfolgsrezept regionaler Messen
Gegenwärtig gibt es wenig Anlass für Optimismus in der Deutschen Wirtschaft. Auch die Automatisierungsbranche ist von der bestehenden Konjunkturflaute betroffen und mit ihr viele der großen internationalen Messen und nationalen Fachmessen in Deutschland. Umso bemerkenswerter ist der Erfolg der All About Automation (AAA) Messen, die für 2025 nahezu ausgebucht sind. Warum das Konzept der regionalen Treffpunkte in der heutigen Zeit so gut ankommt und welche Vorteile es für Aussteller und Besucher bietet, erklärt Tanja Waglöhner, Geschäftsführerin bei Easyfairs, im Exklusivinterview mit GIT SICHERHEIT.
GIT SICHERHEIT: Frau Waglöhner, Sie haben in unserem Vorgespräch erwähnt, dass die meisten All About Automations (AAA) für 2025 nahezu ausgebucht sind. Was glauben Sie, ist der Grund für diesen starken Ausstellerzuspruch?
Tanja Waglöhner: Das Konzept der All About Automation passt in die Zeit: Wir bieten regionale Treffpunkte, auf denen es einfach ist, in Kontakt zu kommen und auf denen man direkt, schnell und intensiv über Fachthemen spricht. Für Aussteller ist das Konzept einfach und mit überschaubarem Budget zu realisieren. Der Besucher bekommt mit kurzer Anreise ein attraktives Angebot an Firmen und Themen.
Wie unterscheidet sich das Messekonzept der AAA von den großen, internationalen Messeveranstaltungen in Deutschland wie der Hannover Messe oder nationalen Fachmessen wie der SPS?
Tanja Waglöhner: Die All About Automation ist vor allem eines: Eine wertvolle Plattform für den Regionalvertrieb. Aus dem ganzen Zielbündel, das die Messeteilnahme auf einer Leitmesse hat, konzentrieren wir uns mit der All About Automation auf das Ziel der Vertriebsunterstützung. Zudem ist die All About Automation auf regionale Entscheidungsträger und Fachkräfte ausgerichtet, konzentriert sich auf praxisnahe Lösungen und setzt einen Fokus auf Automatisierungslösungen für kleine und mittelständische Unternehmen. Das bringt Hersteller und Dienstleister ganz nah an ihr regionales Kundenpotential.
Die Reduktion der Standgrößen, der einheitlich Systemstandbau und das Konzept der zentralen Verpflegung für Aussteller und Besucher machen die AAA oft kostengünstiger und weniger zeitaufwändig. Ein Großteil des logistischen Aufwands entfällt. Internationalität, strategische Partnerschaften, visionäre Ausblicke, Stakeholder-Management und publikums- und medienwirksame Launches sind hingegen stärker auf den Großmessen wichtig und dort auch an der richtigen Stelle.
Das Mantra der Wirtschaft lautet „Wachstum“! Wie lässt sich dieses Mantra mit dem Konzept einer regionalen Messe vereinbaren? Wo sind die Grenzen? Wann kannibalisieren sich die Veranstaltungen? Und welche strategische Ausrichtung verfolgt Easyfairs als Veranstalter in Bezug auf die AAA?
Tanja Waglöhner: Eine der Leitlinien von Easyfairs ist „Serve your community“. Machen wir Anbietern und Anwendern das richtige Angebot, tragen wir zu deren Wachstum bei und sichern unser eigenes. Unser Blick gilt dem Ergebnis und dem Wachstum der gesamten AAA-Messereihe.
An manchen Standorten mögen wir am richtigen Platz sein und können nicht weiterwachsen, weil die Messehalle ausgebucht ist. Was ist schlimm daran, wenn der Konzertsaal bei den Philharmonikern Abend für Abend ausgebucht ist? Was ist schlimm daran, wenn die Messehalle in jedem Jahr zur AAA voll belegt ist?
Die Besucher sind glücklich, wenn sie nicht mehr als 60 bis 90 Minuten zur Messe fahren müssen. Betrachtet man unsere Standorte mit diesem Einzugsradius, haben wir nur sehr wenige Überschneidungen. Und wenn doch, entscheidet der Besucher, welcher Messetermin für ihn der richtige ist. Manchmal möchte man nicht warten, bis die AAA in 3 Monaten vor die eigene Haustüre kommt und fährt lieber 100 km weiter.
Mit Wels (Österreich) und vor allem Berlin werden 2026 zwei neue Standorte entstehen, an denen eine AAA stattfinden wird. Gerade mit dem Blick auf Berlin: Was hat zu dieser Entscheidung geführt und welche Rolle spielt die Startup-Szene in Berlin dabei?
Tanja Waglöhner: Wir hören auf die Wünsche unserer Aussteller. Neben Österreich wurden auch die Stimmen für eine AAA in Berlin zunehmend lauter. Berlin verzeichnet im Bereich Automatisierung und Robotik ein dynamisches Wachstum mit steigender Nachfrage und einem expandierenden Netzwerk von Akteuren. Dazu zählen sowohl etablierte Unternehmen, die Berliner Forschungslandschaft, als auch eine zunehmende Zahl von Start-ups. Die AAA in Berlin wird auch für Start-ups attraktiv sein und wir werden die Dynamik in diesem Bereich zeigen. Die Berliner Wirtschaftsförderung „Berlin Partner“ unterstützt uns dabei.
Für die Automatisierungsbranche gestaltet sich die wirtschaftliche Situation gegenwärtig schwierig. Das hat zwangsweise auch Auswirkungen auf die entsprechenden Budgets der Unternehmen für Veranstaltungen und Events. Wie beurteilen sie diese Situation mit Blick auf die Entwicklung der AAA?
Tanja Waglöhner: Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist die Teilnahme an einer Messe eine strategische Investition in die Zukunft. Unternehmen können ihre Marktposition festigen, Netzwerke pflegen und neue Chancen nutzen. In Krisenzeiten wird von den Ausstellern stärker auf das Kosten-Nutzen-Verhältnis einer Messe geachtet. Auch für die Besucher gilt häufiger: keine weite Anreise, keine Übernachtung. Das All About Automation Konzept hat auch hier seine Stärken.
Mit Blick auf die EU-Maschinenverordnung, NIS2 und den Cyber Resilience Act wird Security immer wichtiger in der Automation. Greift die AAA diesen Trend ebenfalls auf?
Tanja Waglöhner: Beides, Safety und Security, sind seit vielen Jahren Schwerpunktthemen der All About Automation. Dies zeigt sich vor allem auch auf der Talk Lounge, dem Vortragsbereich der Messe und an der hohen Anzahl an Ausstellern aus dem Bereich. Die All About Automation will sowohl bei der Einhaltung aktueller Regularien beraten als auch Unternehmen befähigen, Sicherheitsanforderungen nicht nur zu erfüllen, sondern als Wettbewerbsvorteil zu nutzen.
Welche weiteren Trends und Entwicklungen werden ihrer Ansicht nach in den kommenden Jahren im Bereich der Automation bestimmend sein? Was sagen die von Ihnen geführten Umfragen dazu?
Tanja Waglöhner: Wir positionieren die All About Automation an der Stelle, an der Trends in der Praxis Relevanz gewinnen. Im Herbst haben wir den Messebesuchern in einer Umfrage 12 Trends zur Auswahl gegeben und gefragt, welche für sie aktuell am interessantesten sind. Hier die Top 5:
- KI & Automation: Wenn Maschinen lernen, Fehler zu vermeiden
- KI & Automation: Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz durch KI & Digitalisierung
- Nachhaltigkeit: Mit Retrofit auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit
- Security: Cybersecurity für automatisierte Systeme
- Robotik: Einfachere, intuitive Programmierung von Robotern