Am Anfang war der Lederhandschuh

Das universellste Werkzeug, das wir haben, ist die menschliche Hand. Ihrem Schutz hat sich die Firma Seiz aus Metzingen bereits 1961 verschrieben

Das universellste Werkzeug, das wir haben, ist die menschliche Hand. Ihrem Schutz hat sich die Firma Seiz aus Metzingen bereits 1961 verschrieben. Alles begann in einem alten Bauernhaus. Heute besteht die Seiz-Gruppe aus zwei Tochtergesellschaften: Seiz Technical Gloves für technischen Handschutz – und Seiz Indus­triehandschuhe. Der einstmals im Vordergrund stehende Werkstoff Leder ist inzwischen durch modernste Materialien ersetzt worden – und es gibt immer wieder Neues. GIT SICHERHEIT sprach darüber mit Geschäftsführer Rainer Seiz.

GIT SICHERHEIT: Herr Seiz, Ihr Name ist eng verbunden mit dem Thema Handschutz – immerhin stellt Ihr Unternehmen schon seit 1961 Handschuhe her. Dabei ging es von Anfang an um Sicherheit?

Rainer Seiz: Die Idee bei der Gründung damals war, hochwertige Schutzhandschuhe mit neuen Passformen und neuem Design zu produzieren. Damals gab es aber die Vielfalt an technischen Garnen und Geweben noch nicht. Es wurden von uns ausschließlich Lederhandschuhe produziert und in der Industrie eingesetzt.

Wer waren damals Ihre Abnehmer – und mit welchen Merkmalen konnten Sie sie überzeugen?

Rainer Seiz: Zu unseren Kunden zählten auch damals schon Anwender in der Automobil- und Zuliefererindustrie – neben mittelständischen Unternehmen und Handwerkern. Nicht zu vergessen auch die Feuerwehren, die zu dieser Zeit ausschließlich Einsatzhandschuhe aus Leder einsetzten.

Heute teilt sich die Bandbreite Ihrer Produkte in mehrere Sparten auf – das sind im Groben die Bereiche Feuerwehr und Rettungskräfte, Indus­trie und Freizeit. Lassen Sie uns zunächst einmal auf die Industrie blicken. Die Anforderungen an den Handschutz sind hier ja sehr unterschiedlich  – von Schnitt-, Hitze- und Kälteschutz bis zum Schutz vor gefährlichen Chemikalien. Das sind ja im Grunde genommen weitgehend Zielkonflikte – denn alles auf einmal kann man nicht haben...?

Rainer Seiz: Richtig, den ultimativen Handschuh, der alle Risiken abdeckt, gibt es nicht. Heute ist es ja so, dass jeder Arbeitsplatz für sich betrachtet wird und die dort auftretenden Gefahren über eine Risikoanalyse erfasst werden. Sind diese bekannt, wird der passende Handschuh ausgewählt. Ist dort zum Beispiel Schnittschutz gefragt, um scharfkantige Bleche handeln zu können, macht es keinen Sinn, einen Handschuh mit zusätzlichem Hitzeschutz einzusetzen. Hitzeschutz geht immer mit Verlust der Fingerfertigkeit der Handschuhe einher.

Was sind die wichtigsten Neuerungen im industriellen Sektor, welches sind derzeit Ihre wichtigsten Produktlinien – und welche Trends im Markt beantworten Sie damit?

Rainer Seiz: Eine einzelne Produktlinie zu benennen ist nicht möglich. Der Mix macht es, da die Anforderungen innerhalb eines Unternehmens und dessen Arbeitsplätze zu unterschiedlich sind. Je nach Produktionsstätte kann das unser ganzes Sortiment mit den jeweiligen Eigenschaftsschwerpunkten betreffen. Das reicht von reinem Produktschutz über einfache Montagehandschuhe mit geringen mechanischen Risiken bis hin zum Chemikalien-, Kälte- oder Hitzeschutz. Dabei ist das Ganze natürlich noch beliebig kombinierbar, zum Beispiel Chemikalienschutz mit integriertem Schnittschutz. Momentaner Trend sind immer dünnere Handschuhe mit höchstem Schnittschutz.

Gibt es einzelne industrielle Branchen und Anwendungsgebiete, auf die Sie sich fokussieren?

Rainer Seiz: Nein, wer Schutzhandschuhe benötigt, ist bei uns richtig. Lediglich Kettenhandschuhe für Metzger bieten wir nicht an. Da gibt es Spezialanbieter.

Die Entwicklung neuer Materialien mit verschiedenen Merkmalen schreitet immer weiter voran. Wo sehen Sie die wichtigsten Veränderungen?

Rainer Seiz: Ein Beispiel: Die Garnentwicklung bricht immer wieder neue Rekorde. Zur A+A 2019 haben wir mit unserem Tungsten 74 einen 18 Gauge Schutzhandschuh mit größtmöglichem Schnittschutz vorgestellt. Das ist ein sehr dünnes Garn aus Wolfram. Solche Entwicklungen ermöglichen uns, immer dünner und leichter zu werden, und gleichzeitig steigern wir die Schutzfähigkeit.

Wie hält es die Firma Seiz mit der Nachhaltigkeit?

Rainer Seiz: Nachhaltigkeit ist für uns ein wichtiges Thema und wird auch oft von unseren Kunden abgefragt. Mit unserer Produktion in Ungarn haben wir sehr kurze Wege, was den Transport angeht, und wir müssen die Fertigware nicht über die halbe Welt verschiffen. Das kommt der Umweltbilanz, sprich dem CO2-Fußabdruck, unserer Produkte sehr zugute! Ein weiterer Aspekt ist, dass Sie Ware aus Asien innerhalb der Umkartons eintüten und gegen Schimmel und Pilzbefall schützen müssen. Das entfällt – und spart Tonnen an Kunststoff. Außerdem arbeiten wir, um die im Markt anfallenden Verpackungsmaterialien einer Wiederverwertung zuzuführen, seit 2009 mit Interseroh in Köln zusammen.  

Was tut sich in Ihrer Sparte Feuerwehr und Rettungskräfte?

Rainer Seiz: Sehr viel. Es laufen aktuell mehrere bahnbrechende Entwicklungen, die den Markt auch verändern werden. Auf der Interschutz 2021 werden wir eine Weltneuheit präsentieren, mehr will ich im Moment jedoch nicht verraten.

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