Bosch und Milestone stärken Produkt-Integration
Durch die Gründung des Integrations Partner Programs Anfang dieses Jahres hat sich Bosch Security Systems einer anspruchsvollen Herausforderung angenommen: Es ging um nicht wenig...
Durch die Gründung des Integrations Partner Programs Anfang dieses Jahres hat sich Bosch Security Systems einer anspruchsvollen Herausforderung angenommen: Es ging um nicht weniger, als ein neues Niveau der Interoperabilität zu erreichen. Ziel des Programms ist es zum einen den Partnern neue, hilfreiche Entwicklungswerkzeuge sowie spezielle Support Ressourcen für die Integration von Bosch Videoprodukten in Drittanbieter-Lösungen bereit zu stellen, darüber hinaus aber auch diese gemeinsamen Lösungen zu veröffentlichen und dadurch weltweit zu multiplizieren. Für Bosch bedeutet die Einführung des Partnerprogramms einen großen Schritt, zumal das Unternehmen in der Vergangenheit zwar als hochangesehener Sicherheitsanbieter galt, aber nicht so sehr als offener Hersteller von IP-Produkten, die mit Drittanbieter-Komponenten besonders leicht interagieren.
Erstmals präsentierte sich Bosch auf der ISC West in Las Vegas im April gemeinsam mit seinen Partnern Genetec, Milestone Systems, Onssi, Exacq Technologies und Lenel. Kurz vor der Ifsec haben Bosch und Milestone die Intensivierung ihrer Zusammenarbeit angekündigt. In Birmingham hatte GIT-SICHERHEIT.de Gelegenheit, mit Rudolf Spielberger, Leiter des Integration Partner Programs bei Bosch Security Systems, und mit Christian Bohn, Vice President Corporate Marketing & Alliances bei Milestone, über die Kooperation zu sprechen.
GIT-SICHERHEIT: Herr Spielberger, an Partnerprogrammen ist auf dem Markt ja kein Mangel. Könnten Sie uns einen Eindruck davon verschaffen, was das neue Programm ausmacht und was es von anderen unterscheidet?
Rudolf Spielberger: Das Bosch Integration Partner Program (IPP) wurde zur Unterstützung von Integrationspartnern konzipiert. Wir helfen unseren Partnern bei der Integration von Bosch Produkten und Systemen - egal ob es um die Realisierung von neuen Lösungskonzepten geht oder die Erweiterung einer vorhandenen Installation. Das Programm richtet sich aber auch an Berater, Systemintegratoren und Endkunden. Es hilft ihnen dabei, kompatible Produkte und Anwendungen zu finden, die es ihnen erleichtern, die bestmögliche Lösung zu erstellen. Wir haben ein neues Internetportal aufgebaut, auf dem wir einen Solution Advisor bereitstellen, der interessierte Nutzer bei der Suche nach passenden Produkten und kompatiblen Softwares unterstützt. Das bringt dem Endnutzer im Ergebnis höhere Flexibilität bei der Nutzung von Bosch IP-Video-Geräten im Zusammenspiel mit Software und Speicherplattformen - zur bestmöglichen Abdeckung ihres Überwachungsbedarfs. Auf der IPP Webseite steht eine Vielzahl an Visual Studio Projekten zum Download zur Verfügung, sowie Beispielcodes, die den Weg zur sofortigen Integration der Bosch IP-Geräte in die Applikation erleichtern. Darüber hinaus unterstützt das IPP Team auch bei komplexeren projektbezogenen Feature Integrationen durch individuellen Support. Interessierte können alle bestehenden Lösungen mit Drittanbietern auf der IPP Webseite prüfen und damit die nahtlose Integration von Bosch IP-Geräten sicherstellen. sichersicherstsicherstellen.
Begriffe wie offene Protokolle, Software Development Kits zum Download und Integration mit Drittanbieterprodukten - das klingt nicht gerade nach dem Bild das ein großer Teil der Branche sich von Bosch bislang gemacht hat. Das hört sich eher nach einem Veränderungsprozess an, dem Sie Ihre Unternehmensphilosophie unterziehen.
Rudolf Spielberger: Es handelt sich tatsächlich um einen großen Schritt für Bosch. Dieser Wandel in der Unternehmensphilosophie hat bereits im Verlauf der letzten Jahre begonnen, angefangen mit der Bosch getriebenen Gründung von ONVIF. Wir reagieren damit auf die starke Nachfrage im Markt. Interoperabilität ist derzeit das wichtigste Thema im Markt - und die ONVIF-Aktivitäten haben den Grundstein gelegt für ein einfaches aber zwangsläufig sehr reduziertes Zusammenspiel verschiedener Sicherheitssysteme. Weltweit steigt bei Kunden zeitgleich aber der Wunsch nach einer höheren Integrationstiefe zwischen unseren Produkten und anderen Systemen.
Herr Bohn, ich gehe vermutlich recht in der Annahme, dass für Milestone Systems als Hersteller von Video-Management-Software Themen wie Interoperabilität, offene Systeme und Integration nicht unbedingt Neuland darstellen...
Christian Bohn: Das unterschreibe ich zu hundert Prozent. Seit Unternehmensgründung kämpfen wir für offene Systeme. Partnerschaften in der Industrie waren immer die Basis für unser Wachstum und unseren Erfolg. Die Arbeit mit offenen Systemen und mit Partnern steckt in unseren Genen. Und wir begrüßen es sehr, dass die Haltung in der Branche sich in Richtung Integration, Partnerschaft und offene Systeme entwickelt.
Wie ist Ihre Haltung zu ONVIF und seine Aktivitäten?
Christian Bohn: Wie Herr Spielberger bereits sagte, ist ONVIF sehr vorteilhaft für die Industrie insgesamt. Man kann gar nicht genug schätzen, was ONVIF geleistet hat. Integration auf einem elementaren Level ist jetzt für alle ONVIF-konformen Kameras und Systeme möglich. Das ist soweit wunderbar - der Markt sucht allerdings noch umfassendere Lösungen. Der Nutzer will nicht nur Basisfunktionen und es reicht ihm nicht, wenn er Videostreams einfach nur mit der Management-Software anzeigen kann. Er will sämtliche Möglichkeiten nutzen können, die Kameras und Systeme heute zu bieten haben. Die Dritt-Systeme die wir in unsere Video-Management-Software integrieren, werden jeden Tag besser, werden intelligenter und bieten eine Funktionspalette an, die genutzt werden kann wenn die Integration über den elementare Level von ONVIF hinausgeht. Aus eben diesem Grund arbeiten wir mit Schlüssel-Partnern zusammen: Wir wollen die Integration soweit wie möglich vorantreiben - deshalb funktioniert die Kooperation mit Bosch so gut.
Bosch und Milestone arbeiten bereits seit einigen Jahren zusammen. Was haben Sie im Rahmen dieser Partnerschaft bereits alles realisiert?
Rudolf Spielberger: Anfangs haben wir zusammengearbeitet, um die nahtlose Integration von Bosch IP-Video-Geräte in die Video-Management-Software XProtect zu gewährleisten. Jetzt bringen wir das Ganze auf einen höheren Level: Derzeit unterstützt Milestone den Manipulationsschutz und die Bewegungserkennung unserer Kamers, die H.264-Kompression sowie das Multi-Streaming von Bosch-IP-Produkten. Besonderes Augenmerk hat auch die Intelligente Videoanalyse: Eine ganze Reihe an Video Analyse Funktionen unserer Kameras werden jetzt in XProtect unterstützt.
Christian Bohn: Dazu gehören auch Funktionen zur Steuerung von PTZ-Kameras oder von Scheibenwischern für die Kameras der MIC-Serie. Der Endnutzer kann jetzt also mehr Funktionen verwenden.
Welchen Support wird es für diese Gemeinschaftslösung geben?
Rudolf Spielberger: Wir werden unsere integrierte Lösung bei mehr als 25 Veranstaltungen präsentieren, z. B. bei vielen Milestone-Partner-Events und den weltweit wichtigsten Messen. Wir haben bereits die MPOPs, also die Milestone Partner Open Platform Events in Frankreich, Tschechien, Italien, China und Abu Dhabi hinter uns - ebenso die ISC West in den USA. Auch auf der Ifsec in Birmingham hatten wir einen eigenen Bereich für Milestone auf unserem Messestand reserviert.
Was können die Kunden noch von der Partnerschaft erwarten in der nächsten Zeit?
Christian Bohn: Beide Unternehmen investieren kräftig in ihre Manpower, um die Integration weiterzutreiben. Mit Bosch als Partner von Milestone werden wir auch weiterhin auf die Stärken der hervorragenden Technologien beider Unternehmen setzen. Definitiv werden wir unsere Kooperation in den nächsten Jahren weiter ausbauen.
Rudolf Spielberger: Im Juni hat Milestone einen Gerätetreiber veröffentlicht, der nicht das gesamte IP Portfolio von Bosch abdeckt, sondern zudem auch Edge-Storage und die Intelligente Videoanalyse von Bosch unterstützt. In naher Zukunft werden unsere gemeinsamen Kunden noch mehr einzigartige Funktionen der Bosch Geräte in Milestone Systemen nutzen können.