Chancen der drahtlosen Zutrittskontrolle
Zutrittskontrolle ist heute ein wesentlicher Sicherheitsaspekt. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Marktanalyse von Ifsec Global und Assa Abloy: Mit 96 Prozent hielten nahezu all...
Zutrittskontrolle ist heute ein wesentlicher Sicherheitsaspekt. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Marktanalyse von Ifsec Global und Assa Abloy: Mit 96 Prozent hielten nahezu alle befragten Fachleute es für wichtig, im kompletten Gebäude Zutrittskontrollpunkte und -systeme voll zu integrieren. Die Krux: Drahtlose Zutrittstechnologie wird vor allem bei Endverbrauchern, aber teilweise auch bei Fachleuten immer noch kritisch gesehen. Dabei bieten Hersteller von Schließsystemen und Zutrittskontrollanlagen wie Assa Abloy Sicherheitstechnik schnelle und komfortable Lösungen.
Anfang der 1980er Jahre prognostizierte McKinsey, dass um die Jahrtausendwende weltweit 900.000 Mobiltelefone im Einsatz sein würden. Doch der Unternehmensberater hatte sich gewaltig verschätzt: 1999 kamen an jedem dritten Tag 900.000 Mobiltelefone neu hinzu. Warum dieser eklatante Irrtum? Im Voraus wurden entscheidende Innovationen und sinkende Kosten nicht erkannt und somit auch nicht als zukünftiges Potenzial gesehen.
Seitdem hat sich die drahtlose Kommunikation rasant weiterentwickelt, auch im Bereich Zutrittskontrolle. Für die Kommunikation über NFC (Near Field Communication) und Bluetooth Low Energy gibt es auf dem Markt eine Vielzahl drahtloser Lesegeräte, Verriegelungen und Tags. Die neuen Kommunikationstechnologien sind die Treiber der Entwicklung benutzerfreundlicher Produkte mit hohem Komfort.
Experten-Befragung im EMEA-Raum
Um die Chancen und Potenziale dieser Lösungen rechtzeitig sichtbar zu machen, hat Ifsec Global, eine britische Internetseite zum Thema Sicherheit und Brandschutz, mit Unterstützung von Assa Abloy im Jahr 2018 eine Marktanalyse durchgeführt. Hunderte von Fachleuten aus dem EMEA-Raum, die sich mit Beschaffung, Betrieb, Nutzung und Wartung von Zutrittskontrollsystemen beschäftigen, wurden befragt.
Der aktuelle Bericht über drahtlose Zutrittskontrolle enthält neue Marktinformationen und Handlungsempfehlungen für Entscheidungsträger in der Industrie – unter anderem in Bezug auf Nachhaltigkeit, cloudbasierter Zutrittskontrolle als Dienstleisung (ACaaS) und mehr. Er liefert Einblicke in einen Markt, auf dem verkabelte Systeme nach wie vor überwiegen: Nur 6 Prozent der installierten elektronischen Zutrittssysteme sind vollständig drahtlos. Die gemischten Systeme aus verkabelten und drahtlosen Komponenten machen inzwischen immerhin 31 Prozent aus.
Beispiel Wiener Linien
Die Unternehmen, Organisationen und Privatpersonen, die bereits drahtlose Zutrittskontrollsysteme nutzen, profitieren heute schon von der Zeit- und Kostenersparnis bei Installation und Verwaltung. Dazu gehören auch die Wiener Linien als Betreiber des städtischen Wiener Verkehrsnetzes. Sie haben sich für eine eCliq-Schließanlage der Marke Ikon von Assa Abloy als Komplettlösung entschieden.
Voraussetzung war eine Installation ohne neue Verkabelung der Türen: Bei der drahtlosen Schließanlage sitzt die Stromversorgung im Schlüssel. Das flexible System besteht aus Zylindern, Schlüsseln, Programmiergeräten – fest installiert oder tragbar – und Softwarelösungen, die die Zutrittsverwaltung entweder lokal oder via Internet ermöglichen. Durch den modularen Aufbau kann das offene System einfach ergänzt werden. So sind die Zylinder für Türen, Eingangstore, Alarmanlagen, Aufzüge und Schränke einsetzbar. Eine nachträgliche Erweiterung wird durch die kabellose Installation besonders einfach.
Neben unzähligen Mitarbeitern haben auch Fremdfirmen Zugang zu den Einrichtungen des Wiener Verkehrsbetriebes. Dafür müssen Zugangsberechtigungen temporär und partiell ausstellbar sein – möglichst schnell und ortsunabhängig. Insbesondere Unternehmen mit zahlreichen, über die Stadt verteilten Standorten profitieren von der drahtlosen Zutrittskontrolle in Echtzeit: Bei Schlüsselverlust lassen sich Berechtigungen per Fernzugriff, egal von welcher Stelle aus, schnell und einfach entziehen. Dagegen würde die Ausgabe von mechanischen Schlüsseln einen großen Verwaltungsaufwand und ein hohes Sicherheitsrisiko nach sich ziehen.
Vorbehalte bei der Integration in bestehende Systeme
Drei Viertel der Dienstleister im Bereich Sicherheitstechnik sind eigentlich von diesen Vorteilen der Drahtlossysteme überzeugt. Dennoch gibt es ausschlaggebende Vorbehalte: 43 Prozent der Fachleute gaben an, dass sie sich eher für drahtlose Komponenten entscheiden würden, wenn die Integration in bestehende Zutrittskontrollsysteme leichter wäre. Dabei finden nahezu alle Befragten es wichtig, Zutrittskontrollsysteme in andere Sicherheitsanlagen zu integrieren. Offensichtlich fehlen die Informationen, wie einfach sich eine drahtlose Zutrittskontrolle im konkreten Fall einbinden lässt.
Ein Beispiel: In der Hafencity-Universität Hamburg gehen tagtäglich 2.400 Studenten und 460 Mitarbeiter ein und aus. Studiengänge wie Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik, Stadtplanung oder Urban Design kommen unter einem Dach zusammen. In dem Gebäudekomplex ist eine elektronische Zutrittskontrolle von Siemens installiert, deren Anlage mit Aperio-Komponenten von Assa Abloy ausgestattet ist. Die rund 500 Offline-Elektronikzylinder sind batteriebetrieben und benötigen keine kabelgebundene Stromversorgung.
Zusätzliche Türen lassen sich unkompliziert durch weitere Offlinezylinder in Kombination mit Online-Lesegeräten und -türen ausstatten. „Bei so vielen Arealen mit völlig unterschiedlichen Anforderungen und wechselnder Frequentierung war klar: Das Zutrittskontrollsystem muss flexibel und modern genug sein, um diesen Herausforderungen gerecht zu werden”, so Roland Schoch, Key Account Manager Aperio DACH bei Assa Abloy Sicherheitstechnik.
Kompatibilität durch anerkannte Standards
Der einfachste, kosteneffizienteste Weg in Richtung integrierter Systeme ist die Entwicklung von Geräten und Technologien auf offenen Plattformen und nach anerkannten Standards, wie dem OSS-Standard Offline (OSS-SO) der OSS-Association. Im Rahmen dieses Standards hat jeder Hersteller seine eigene Vorgehensweise beim Beschreiben und Lesen der Karten. Doch beim Installieren von Offline-Schlössern von Marken, die dem OSS-SO entsprechen, ist den Kunden Interoperabilität garantiert.
„Interoperabilität ist äußerst wichtig für Endkunden, die in neue oder nachgerüstete Zutrittskontrolle investieren wollen“, so Daniel Totzeck, Aperio-Produktmanager bei Assa Abloy Sicherheitstechnik. „Man muss für Eventualitäten gerüstet sein, die möglicherweise noch nicht zu erkennen sind – und dies ist mit offenen Standards möglich. Die installierte Zutrittskontrolle wird flexibler, wenn sie nicht mehr von einer einzigen, herstellergebundenen Lösung abhängig ist.“
Schrittweise Nachrüstung
Beim Übergang von rein mechanischen Schlössern zu einer modernen drahtlosen Zutrittskontrollanlage ist eine schrittweise Nachrüstung oft sinnvoll. So können zunächst nur wenige Türen mit elektronischen Schlössern ausgestattet werden – beispielsweise, wenn Werksgebäude oder Büros nacheinander renoviert werden. Später lassen sich mit den drahtlosen, kompatiblen Produkten jederzeit weitere Türen einbinden.
„Einer der vielen im Bericht besprochenen Vorteile der drahtlosen Technologie ist, dass nicht mehr jede Tür verkabelt werden muss”, so Daniel Totzeck. Dadurch werde es deutlich einfacher und wirtschaftlicher, zahlreiche weitere Türen in einem Zutrittssystem zu bündeln. ”Mithilfe kabelloser Komponenten können Sie quasi im Handumdrehen die Sicherheit in Ihrem Gebäude erhöhen.“
Die Vorteile der drahtlosen Zutrittskontrolle beschränken sich aber nicht nur auf Türen: Der Bericht prognostiziert, dass der Markt für drahtlose Schlösser für Non-Door-Anwendungen, wie Parkschranken, Server-Schränke, Schließfächer und Aufzüge, stärker wachsen wird als für Türen. Dank des hohen Nutzerkomforts ist Drahtlos-Technologie für solche Anwendungen besonders gut geeignet: Je mehr Anwendungen mit einem einzigen Berechtigungsträger gesichert und geöffnet werden können, desto komfortabler sind sie. Facility-Manager profitieren von dem breiteren Anwendungsbereich ihrer Zutrittskontrollsysteme: Die Zutrittskontrolle kann einfach im Freien auf Hangschlösser für Tore, Maschinenschlösser oder Stauraumschränke erweitert werden.
Meist gelesen
Wie Unternehmen und Polizei zusammenarbeiten
GIT SICHERHEIT im Interview mit Julia Vincke, Leiterin Unternehmenssicherheit BASF, und Bettina Rommelfanger, Polizeivollzugsbeamtin am Landeskriminalamt Baden-Württemberg (LKA BW).
Konzernsicherheit und Krisenmanagement bei Carl Zeiss
Risikobasierter Sicherheitsansatz: "Wer alles schützen will, schützt nichts." GIT SICHERHEIT im Interview mit Sven Franke, Head of Security, Crisis Management & BCM bei Carl Zeiss.
Globale Konzernsicherheit bei der BMW Group
CSO Alexander Klotz ist für die globale Konzernsicherheit bei BMW Group zuständig. GIT SICHERHEIT hat sich mit ihm über Aufgaben und potentielle Bedrohungen unterhalten.
Phoenix: der erste Barfuß-Sicherheitsschuh auf dem Markt
Baak bringt mit "Phoenix" nach fünf Jahren Entwicklungsarbeit den ersten Barfuß-Sicherheitsschuh auf den Markt.
Kommunale Sicherheit: Gespräch mit der Düsseldorfer Ordnungsdezernentin Britta Zur
Öffentliche Sicherheit der Stadt Düsseldorf im Zusammenspiel von Ordnungsamt und Polizei: Ordnungsdezernentin Britta Zur im Interview über die Kriminalitätsentwicklung, Gefahrenabwehr und Fußball-EM 2024.