Chemikalienschutzanzug von Dräger

Zwei Jahre lang sind die Entwickler von Dräger quer über den Globus gereist und haben mehr als 80 Kunden nach ihren Bedürfnissen beim Einsatz von Chemikalienschutzanzügen befragt. ...

Chemikalienschutzanzug von Dräger

Zwei Jahre lang sind die Entwickler von Dräger quer über den Globus gereist und haben mehr als 80 Kunden nach ihren Bedürfnissen beim Einsatz von Chemikalienschutzanzügen befragt. Die gewonnenen Erkenntnisse flossen allesamt in die Entwicklung des neuen CPS 7900. Der besonders leichte und bequeme Anzug ist aus mehreren Schichten zusammengesetzt, schützt seinen Träger gegen praktisch jeden gefährlichen Stoff und eignet sich auch für explosionsgefährdete Bereiche. Matthias Erler von GIT-SICHERHEIT.de sprach mit Gunnar Bors, zuständiger Portfolio-Manager bei Dräger.

GIT-SICHERHEIT.de: Herr Brors, stellen Sie uns zunächst einmal bitte kurz Ihren Neuzugang vor - den CPS 7900?

Gunnar Brors: Es handelt sich um einen gasdichten Chemikalienschutzanzug, der seinen Träger vor festen, flüssigen und gasförmigen Gefahrgütern schützt. Das ist wichtig z. B. für Einsatzkräfte der Feuerwehr - etwa dann, wenn in Notfällen Anlagen abgeschaltet und die Ausbreitung gefährlicher Stoffe oder Schäden an Personen und der Umwelt verhindert werden müssen. Es geht aber nicht nur um Notfälle, sondern auch um geplante Arbeitsschritte in der Industrie.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Gunnar Brors: Ein spezielles Beispiel ist die Chip­herstellung. Hier werden extrem aggressive Substanzen zur Oberflächenveredelung verwendet. Der Umgang mit diesen Substanzen ist so gefährlich, dass nur unter einem Schutzanzug wie dem CPS 7900 gearbeitet werden kann. Darüber hinaus gibt es die verschiedensten Anwendungsfelder.

Woraus besteht der Anzug?

Gunnar Brors: Aus einem 5-lagigen Verbundmaterial - symmetrisch aufgebaut: Also von außen nach innen aus je einer Schicht Elastomer, dann Laminat, Textil, wieder einer Schicht Laminat und noch einmal Elastomer. Durch diesen Aufbau ist die Integrität des Anzuges selbst dann gewährleistet, wenn beim Einsatz einmal die Oberfläche durch Abrieb beschädigt wird.


Gunnar Brors von Dräger Safety erläutert den Schutzanzug CPS 7900 in einem Video


Welche Funktionen haben diese Schichten im Einzelnen?

Gunnar Brors: Die Elastomerschicht gibt dem Verbund mechanische Festigkeit, ist flammenhemmend sowie selbstverlöschend und bietet spezielle elektrostatische Eigenschaften. Das Laminat sorgt für die chemische Beständigkeit und die Textilschicht macht den Anzug stich-, schnitt- und zugfest. Die Materialien sind so hochwertig und so gut verarbeitet, dass sie neben den genannten Eigenschaften auch eine überdurchschnittliche Lebensdauer von 15 Jahren erlauben.

Welchen Belastungen hält der Anzug stand?

Gunnar Brors: Er ist extrem beständig gegen Gefahrstoffe aller Art - dabei haben wir besonderen Wert darauf gelegt, die höchste Durchbruchszeit nach Norm - 480 Minuten - zu übertreffen und den Anzug für mehr als 540 Minuten getestet. Der Anzug schützt nicht nur vor Industriechemikalien, sondern auch vor Infektionserregern, radioaktiven Partikeln und chemischen Kampfstoffen.

Industrieanwender wissen in der Regel genau, womit Sie es zu tun haben. Bei ungeplanten Notfällen sieht dies allerdings häufig anders aus. Auf unseren Straßen bewegen sich Güter aller Art - von biologischen oder radioaktiven Abfällen bis hin zu Spezialausstattung für Labore. Daher war es uns wichtig, einen möglichst allumfassenden Schutz zu bieten. Dies ist auch der Grund dafür, dass wir besondere Aufmerksamkeit auf Arbeiten mit verflüssigten Gasen gelegt haben.

Kühlanlagen verwenden häufig flüssiges Ammoniak als Kühlmittel mit einer Temperatur von -80°C. Gerät man mit einem normalen Anzug in einen Schwall, gefriert dieser und bricht wie Glas. Der CPS 7900 übersteht dies problemlos. Wichtig ist auch das Thema Elektrostatik. Der CPS 7900 ist so ausgelegt, dass er sich nicht aufladen und zur Funkenquelle werden kann. Er kann also in Ex-gefährdeten Bereichen verwenden werden. Sollte es dennoch zu einer Durchzündung kommen, brennt oder schmilzt der Anzug nicht, so dass der Träger vor schweren Verletzungen geschützt ist.

Und bequem ist der Anzug auch noch?

Gunnar Brors: Darauf haben wir in der Tat besonderen Wert gelegt, weil der Träger im Einsatz oft unter hohem psychischen und physischen Druck steht. Wir haben weltweit mehr als 80 Kunden besucht und mit ihnen z. B. testweise Sportübungen im Anzug gemacht. Im Ergebnis ist der CPS 7900 mit seinem leichten und weichen Material sehr komfortabel geworden. Er wiegt nur knapp 6,6 kg statt der üblichen 9 bis 10 kg, ist an die Körpergröße des Trägers anpassbar und er bietet ein sehr weites, fast natürliches Sichtfeld. Das alles vermeidet Stress, führt zu einer effektiveren Nutzung der Einsatzzeit und verringert Verletzungsrisiken.

Welches Zubehör gibt es für den Schutzanzug?

Gunnar Brors: Es gibt zum Beispiel das „Air-Connect", eine Verbindung für eine externe Luftquelle, wenn man zusätzliche Atemluft benötigt, und das Regulationsventil PT 120 L für zusätzliche Atemluft und zur Kühlung: Es ermöglicht, die aufgestaute, feucht warme Luft aus dem Anzug zu verdrängen. Auf diese Weise bleiben Herzfrequenz und Körperkerntemperatur auch unter schwierigen Bedingungen unter Kontrolle. Zum Befestigen von Werkzeug am Anzug gibt es das „D-Connect", es gibt einen Manometerhalter zum problemlosen Ablesen des Flaschendrucks. Künftig wird es noch das „Fall-Connect" geben - eine Verbindung mit einer Absturzsicherung etwa für das Einsteigen in Silos oder Tanks.
Herr Brors, herzlichen Dank für das Gespräch.

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