deister electronic: Interview mit Marco Abrahms über die neue Doppelspitze

Es ist ein Novum in der 35-jährigen Firmengeschichte von deister electronic: Gründer und Inhaber Anatoli Stobbe berief zum 1. Juli dieses Jahres seinen kaufmännischen Leiter Marco ...

Es ist ein Novum in der 35-jährigen Firmengeschichte von deister electronic: Gründer und Inhaber Anatoli Stobbe berief zum 1. Juli dieses Jahres seinen kaufmännischen Leiter Marco Abrahms in die Geschäftsführung und bildet mit ihm eine Doppelspitze. „Ein Mann nach meinem Herzen", sagt Anatoli Stobbe. GIT-SICHERHEIT.de sprach mit Marco Abrahms über die neue Konstellation und die aktuellen technischen Entwicklungen seines Hauses.

GIT-SICHERHEIT.de: Herr Abrahms, Sie sind seit dem 1. Juli 2012 Mitglied der Geschäftsführung bei deister electronic. Damit gibt es erstmalig einen ­zweiten Mann an der Spitze - neben dem Gründer und Inhaber Anatoli Stobbe. Was ist der Grund für diese Neuaufstellung?

Marco Abrahms: Ich würde nicht von Neuaufstellung sprechen, sondern von einer Ergänzung der Kompetenzen innerhalb der Geschäftsführung. Es ist der erste Schritt, deister electronic organisatorisch fit für die Zukunft zu machen. Legt man die Eintragung unserer Firma in das Handelsregister zugrunde, dann feiern wir im nächsten Jahr das 35-jährige Firmenjubiläum. Anatoli Stobbe hat die Gesellschaft durch seinen erfinderischen Ehrgeiz und mit seinen innovativen Ideen maßgeblich vorangetrieben und zu einem kompetenten und weltweit führenden Lösungsanbieter in Sachen RFID aufgebaut.

Geben Sie uns kurz einen Überblick über Ihr Sicherheits-Portfolio?

Marco Abrahms: Der Bereich Security & Safety umfasst moderne Lösungen für die Zutritts- und Zufahrtskontrolle, die Wächterkontrolle und die sichere und lückenlos protokollierte Verwaltung von Schlüsseln und Wertgegenständen. Kunden sind u. a. Wachunternehmen, Polizei, Grenzschutz, Justizvollzugsanstalten, Post, staatliche Organisationen, Industrie- und Handelsunternehmen, Flughäfen und Fluggesellschaften, Geldinstitute und Krankenhäuser. In dem Vertriebsbereich Ident & Automation bietet deister electronic Schreib- und Leseeinheiten an, die speziell für die Datenerfassung im industriellen Umfeld und der Warenflusskontrolle eingesetzt werden.

Wo finden sich insoweit Ihre wichtigsten ­Kunden?

Marco Abrahms: Typische Anwendungsbereiche für diese Produkte sind Produktionsautomation, Transport und Logistik, Warenflusskontrolle, Fahrzeugsicherung sowie neue Märkte, welche die speziellen Vorteile der UHF-Technologie nutzen. Typische Kundengruppen sind Transportunternehmen, Produktionsbetriebe, Paketdienste, Handels- und Logistikunternehmen, Dienstleister der Entsorgungswirtschaft und die Textil- und Wäschereibranche.

Kommen wir noch mal zur neuen Konstellation in der Geschäftsführung - welche Aufteilung der Aufgaben sieht diese neue Konstruktion vor?

Marco Abrahms: Grundsätzlich vertreten die beiden Geschäftsführer sich wechselseitig. Zur Aufteilung der Bereiche haben wir festgelegt, dass Herr Stobbe sich weiterhin, in seiner Funktion als Senior-Produktmanager, um die Forschung und Entwicklung sowie den Vertrieb kümmert. Alle anderen Funktionsbereiche sind mir zugeordnet. Hierunter fallen das Finanz- und Rechnungswesen, IT, Einkauf, Auftragsbearbeitung sowie die Vertriebsunterstützung. Letztere übernimmt eine wichtige koordinierende Funktion zwischen dem vertrieblichen Innen- und Außendienst. Darüber hinaus bin ich auch für das Marketing verantwortlich, das derzeit weiter ausgebaut wird.

Geben Sie uns einen Einblick in Ihre strategischen Überlegungen zur Unternehmensentwicklung der kommenden Jahre?

Marco Abrahms: Ich möchte zuallererst ein solides Fundament für das weitere Unternehmenswachstum schaffen. Im ersten Schritt möchte ich die Ablaufstrukturen optimieren. Unabhängig von der Branche sind die Abläufe in allen Unternehmen annähernd gleich. Im Augenblick werden alle Prozesse überprüft und ggf. neu gestaltet, so dass sie lückenlos ineinander greifen. Fehler, die vermeidbar sind, sollten durch definierte Abläufe ausgeschlossen werden. Mir ist sehr wichtig, dass jeder Mitarbeiter sich für seinen Aufgabenbereich verantwortlich fühlt und entsprechend handelt. Den Handlungsrahmen stellen wir ihm gern zur Verfügung, so dass er eigenverantwortlich agieren kann. Für mich ist das eine ganz wichtige Aufgabe, wenn wir die zielorientierte Zusammenarbeit verbessern wollen. Ich gehe davon aus, dass wir diesen Prozess der Optimierung der Betriebsabläufe Anfang des nächsten Jahres abgeschlossen haben. Parallel arbeiten wir daran, die vielfältigen Produktlösungen noch konsequenter auf die Bedürfnisse unserer Kunden auszurichten. Wir haben im August einen Marketingleiter eingestellt, der die bestehenden Aktivitäten bündelt und weiter entwickelt.

Herr Abrahms, Sie haben ja gerade die Firma Syntron übernommen, ein Spezialist für IT-basierende Sicherheitssysteme. Was hat Sie zu diesem Schritt veranlasst - und fügt sich diese Entscheidung in eine entsprechende Wachstumsstrategie von deister ein?

Marco Abrahms: Seit über 15 Jahren führen wir die Produktreihe amanTag im Portfolio, die sich primär auf den Bereich Asset Protection konzentriert. Wir haben beispielsweise Installationen im Louvre in Paris, in englischen Gefängnissen, in Casinos, um nur einige Anwendungsbereiche zu nennen. Die Firma Syntron ist vornehmlich im Gesundheitswesen aktiv gewesen und hat einen hervorragenden Ruf beispielsweise in den Bereichen Babyschutz, Wegläuferschutz und Mitarbeiter-Notruf/ -Ortung. Deshalb war die Übernahme des Anlage- und Umlaufvermögens aus der Insolvenz heraus für uns eine sehr interessante Ergänzung für das bestehende Portfolio.

Wie kann man sich die Integration dieses Unternehmens vorstellen und wie ist hier der Stand?

Marco Abrahms: Wir haben die Firma Syntron übernommen, um maßgeblich den Bereich RFAPP weiterzuführen. RFAPP steht für Radio Frequency Asset & People Protection und wurde von Syntron mit wachsendem Erfolg im Markt eingeführt. Zur Fortführung dieses Geschäftsbereiches haben wir den ehemaligen Vertriebsleiter Uwe Bartels und zwei Servicetechniker von Syntron für uns gewinnen können. Damit haben wir einen sehr guten Marktzugang, den wir über die bestehenden Kundenbeziehungen derzeit festigen. Die aktuellen RFAPP-Produkte werden derzeit technisch überarbeitet. Es ist davon auszugehen, dass wir zu Beginn des nächsten Jahres eine neue Produktgeneration auf den Markt bringen werden.

Wenn Sie die Segmente Security & Safety und Ident & Automation betrachten - wo sehen Sie in diesen Märkten jeweils die wichtigsten Entwicklungsbereiche für deister electronic?

Marco Abrahms: Im Automotive-Bereich findet gerade ein Paradigmenwechsel statt. Hier wird aktuell und auch zukünftig der Wandel von LF- und HF- auf UHF-Technologie vollzogen. Dies ist ein sehr interessanter Bereich für deister. Auch die Textilwirtschaft und das Textilleasing ist ein attraktiver Bereich. Durch die Implementierung unserer speziell für diese Anwendung entwickelte UHF-Technologie in die unterschiedlichsten Textilien wie z. B. Kleidung oder Flachwäsche beschreiten wir hier einen zukunftsweisenden Weg. Im Security-und-Safety-Bereich, wo es immer mehr um das Managen von Schlüsseln bzw. Wertgegenständen geht, sind wir dabei, systemübergreifende Lösungen zu schaffen, die im Applikationsumfeld liegende Aufgaben mit erledigen. Ein Schlüssel zum Beispiel, den Sie gerade mit dem Schlüsselmanagement-System ausgegeben haben, darf während und nach der Benutzung das Gefängnis nicht verlassen. Da kommt dann das vorhin erwähnte RFAPP bzw. amanTag-System zum Einsatz. Oder das Sicherheitsfahrzeug wird über einen Weitbereichsleser aus dem tranSpeed-Bereich bereits schon bei Annäherung erfasst. Für den Nutzer aller dieser kombinierten Systeme ist es sehr vorteilhaft, wenn nur eine Datenbank gepflegt werden muss mit nur einer Bedienoberfläche sowie der Bündelung aller Vorteile der eingesetzten Systeme. Auch gibt es keine Kompatibilitätsdiskussionen, wenn bereits installierte Systeme erweitert werden, da alle Schnittstellen und Datenprotokolle perfekt aufeinander abgestimmt sind.

Sie sind ja mit proxEntry, proxSafe, dataLog und tranSpeed mit einem umfassenden ­Portfolio an Sicherheitsprodukten am Markt. Was sind hier die jüngsten bzw. demnächst zu erwartenden Neuerungen?

Marco Abrahms: proxEntry, unsere über viele Jahre sehr erfolgreich in den OEM-Markt gebrachten Zutrittskontrollkomponenten wie berührungslose Leser und die dazu gehörenden Transponder haben aktuell einen Sicherheitsschub erfahren. Nachdem Mifare Classic und Legic Prime gehackt worden sind, setzen fast alle Betreiber von Zutrittskontrollsystemen auf AES-verschlüsselte Reader und Kartentechnologien wie Mifare Desfire EV1 oder Legic Advant. Dazu hat deister die neue hochsichere Reader- und Kartenfamilie „Secureprox" entwickelt. Zudem tragen die Smartphones fast alle ein NFC-Modul in sich, mit dem Sie Bezahlfunktionen ausführen, sich aber auch Zutrittsrechte herunterladen können. Neuere Modelle der proxEntry-Readerfamilien aus der PRM- sowie CRM-Plattform unterstützen die NFC-Funktionen. Bis heute ist allerdings in den Smartphones nicht sauber geklärt, wo das „Secure-Element" sitzt, in dem die Sicherheitsschlüssel gespeichert sind. Erst kürzlich ist die Applikation „Google Wallet" gehackt worden, da der Sicherheitsschlüssel einfach im Speicher abgelegt war.

Ein weiterer Trend sind wohl UHF-Weitbereichsleser?

Marco Abrahms: UHF-Weitbereichsleser werden sowohl für „hands-free"-Access eingesetzt als auch zum Tracken von Mitarbeitern oder Besuchern im Haus. Deister electronic hat dazu neben den Lesern TSU 100 und TSU 25 einen sehr speziellen Doppeltechnologie-Transponder in der Größe einer üblichen Kreditkarte entwickelt, der sowohl eine hochsichere HF-Komponente enthält mit Mifare Desfire EV1 oder Legic advant, gepaart jeweils mit einem UHF-Transponder, der eine Lesereichweite von mehreren Metern erlaubt. Das Besondere ist die speziell entwickelte Kombi-Antenne, die so ausgeführt ist, dass, wenn sie am Körper getragen wird, z. B. als sichtbarer Besucher-Ausweis, vom Körper kaum beeinflusst wird und somit der Besucher bei seinem Gang durch das Gebäude an den jeweils installierten Deckenlesern unbemerkt identifiziert wird.

Auch im proxSafe-Bereich hat sich etwas getan?

Marco Abrahms: Der proxSafe-Bereich bietet eine komplett überarbeitete proxSafe flexx-Familie. Bei den flexx-Produkten kann der Kunde zwischen fünf verschiedenen Gehäusegrößen wählen und jederzeit, auch selber, Schlüsselpaneele nachrüsten. Das heißt, eine preiswerte Einstiegslösung wächst über die Zeit mit ihren Anforderungen mit. Abgerundet wird das sehr umfangreiche Produktprogramm mit einem neuen Bedienterminal C6, welches über eine grafische Bedienoberfläche und ein Touchpaneel bedient wird. Absatzmärkte, die kyrillische, japanische, arabische oder auch chinesische Zeichensätze benötigen, sind damit perfekt zu bedienen.

... und bei der Wächterkontrolle?

Marco Abrahms: Dieser älteste Bereich unseres Unternehmens erhält einen nagelneu entwickelten Datensammler. Der bisher mit großem Erfolg eingesetzte guardiX-Datensammler ist um zwei Leistungsmerkmale erweitert worden. Das Gehäuse ist jetzt IP67-wassergeschützt. Des Weiteren gibt es eine Variante, die den ATEX-Prüfvorschriften entspricht und im petrochemischen Bereich eingesetzt werden kann. Geräte, die unter die ATEX-Richtlinie fallen, müssen von vornherein so konzipiert und beschaffen sein, dass die Entzündung explosionsfähiger Atmosphäre verhindert oder deren Auswirkung auf ein ausreichend sicheres Maß vermindert wird. Da sowohl der guardiX als auch der guardiX II optional ein Bluetooth-Modul enthalten können, ist eine Online-Kommunikation über ein Handy- bzw. Smartphone möglich. Zur Unterstützung von Online-Applikationen, wo der Wachgang zeitnah überwacht werden soll, um Personen und Werte optional zu schützen, hat deister einen eigenen Cloud-Service eingerichtet, der kostenlos genutzt werden kann, um die Telegramme aller Mobilgeräte jeweils in die Zentrale zu transportieren.

Kommen wir noch zum tranSpeed-Bereich...

Marco Abrahms: Der tranSpeed-Bereich, der die Basis aller Weitbereichsleser ist, präsentiert einen neuen Midrange-Reader TSU 200, der Lesereichweiten - vor allem im Parkbereich - von bis zu sieben Metern erlaubt. Beim Identifizieren von Fahrzeugen ist es wichtig, nicht maximale Reichweiten zu erreichen, was viele im Markt als das Ziel sehen. Es ist vielmehr sehr wichtig, Standard-Fahrzeuge wie aber auch Highend-Fahrzeuge mit gedämpften Wärme- und UV-Schutzscheiben mit gleicher, zuverlässiger Reichweite zu erfassen. Zwei speziell für die Nutzung an bzw. hinter der Windschutzscheibe entwickelte UHF-Transponder sind so ausgeführt, dass man die maximale Lesereichweite von zehn Metern z. B. bei einem Standard-Fahrzeug über Bedämpfungselemente auf z. B. fünf bis sechs Meter Reichweite zurücknehmen kann. Derselbe Transponder funktioniert in einem Highend-Fahrzeug generell nur bei fünf bis sechs Metern Abstand. So hat jeder Bereich mehrere, wir finden sehr aufregende technische Finessen und Neuerungen zu bieten. Dabei setzen wir weiterhin den Fokus darauf, dass alle diese Bereiche über Schnittstellen und Datenprotokolle perfekt miteinander kombinierbar sind.

Welche anderen Produkte und Entwicklungen stehen für Sie aktuell im Vordergrund?

Marco Abrahms: Zum einen das Kameraprojekt eyewatch, welches nach der ersten Präsentation auf der Security 2010 jetzt auf den Markt kommt. Die dabei entwickelte All-in-One-IP-Kamera eyeTWO ist für den Außenbereich konzipiert. Sie ist eine „intelligente" Kamera, das heißt, sie kann als autonomer Videosensor eingesetzt werden. Eine in der Kamera laufende - z. B. Bewegungs-Analyse-Software - kann dabei Alarme auslösen, SMS verschicken oder Bilder ins Internet laden. Die vielen anderen Leistungsmerkmale würden jetzt hier den Rahmen sprengen. Wir präsentieren die eyewatch Kamera auf der Security zu diesem Thema auf einem separaten Stand in der Videohalle (Halle 2, Stand 318). Einen weiteren Schwerpunkt bietet doorLoxx. Dieses System, wo wir mechatronische Produkte wie elektronische Zylinder, Beschläge oder Einsteckschlösser liefern, ist ebenfalls erstmals auf der Security 2010 gezeigt worden. Bereits vor Ablauf der Messe hatten wir seinerzeit einen großen Auftrag erhalten, der uns fast ein Jahr lang im Bereich von höchstsicheren Türschlössern beschäftigt hat. Nach erfolgreichem Projektabschluss haben wir das bereits Gezeigte in Serienprodukte überführt und natürlich gibt es, wie auf jeder Security, Neues, was sich der mechatronische Fachmann anschauen sollte.

 

 

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