Die Zukunft gehört der vernetzten Feuerwehr
vfdb-Jahresfachtagung in Ulm: Ohne Digitalisierung geht nichts mehr Demographischer Wandel bringt neue Herausforderungen auch für die Ausbildung. Ohne fortschreitende Digitalisie...
vfdb-Jahresfachtagung in Ulm: Ohne Digitalisierung geht nichts mehr – Demographischer Wandel bringt neue Herausforderungen auch für die Ausbildung.
Ohne fortschreitende Digitalisierung und Vernetzung sind eine leistungsfähige Feuerwehr und ein moderner Rettungsdienst in Zukunft nicht mehr denkbar. Darauf haben mehrere Referenten am zweiten Tag der Jahresfachtagung der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb) in Ulm hingewiesen. Nur die Nutzung der digitalen Möglichkeiten helfe den Rettern in allen Bereichen, mit den Anforderungen Schritt zu halten, so das Resümee.
Die Herausforderungen nehmen immer weiter zu. Als eines von vielen Beispielen nannte Timm Wallrodt vom Drägerwerk die Problematik wachsender Städte und die Feuerwehr mit personellen Engpässen. „Während Deutschlands Städte unaufhörlich wachsen, wird es für Feuerwehren immer schwerer, gut ausgebildetes Fachpersonal für das Berufsbild Feuerwehrfrau/-mann zu begeistern“, sagte Wallrodt. „Digitale Möglichkeiten helfen der Feuerwehr, trotz personeller Herausforderungen Schritt zu halten.“ Sie werde Teil der vernetzten Smart City.
Bis hin zum Smart Home
Eine vernetzte Feuerwehr sei längst keine Zukunftsmusik mehr. Die Vision der vernetzten Feuerwehr der Zukunft gehe jedoch noch weiter – bis hin zur Einbindung von Smart Home und Smart Building Sensorik. „Unter Einbindung dieser Sensorik können Prognosemodelle bereits auf der Anfahrt Aussagen über Schadensbild, Schadensverlauf und eingeschlossene Personen treffen“, so der Referent. Auch eine Echtzeitlokalisierung von Einsatzkräften rücke durch Nutzung digitaler Technologien ein Stück weit näher.
Über verschiedene Möglichkeiten, Einsatzfahrzeugen im Straßenverkehr mit Hilfe digitaler Technik eine „grüne Welle“ zu schalten, berichteten Sebastian Damm und Jonas Klemmt von der Berufsfeuerwehr Braunschweig. Als Beispiel nannten sie das Forschungsprojekt „Sirene“ (Secure and Intelligent Road Emergency Network). Es befasst sich mit der gezielten Beschleunigung von Einsatzfahrzeugen im urbanen Umfeld durch die Beeinflussung von Lichtsignalanlagen in Kombination mit einem intelligenten Routing. Das Prinzip: Erhält ein Einsatzfahrzeug einen Einsatzauftrag, wird als erstes vom Sirene-System die optimalste Route zum Einsatzort berechnet. Dabei werden zum einen statische Hindernisse wie Baustellen, aber auch die dynamische Verkehrslage mit in das Routing einbezogen. Die Route wird dann dem Einsatzfahrzeug übermittelt und über ein Navigationsgerät angezeigt. Fährt das Fahrzeug auf dieser Route, werden nur die Lichtsignalanlagen mit einer Priorisierung geschaltet, über die das Fahrzeug real fahren wird.
Längst haben auch Tablets und andere Mobilgeräte Einzug im Alltag von Feuerwehren, Rettungsdiensten und Katastrophenschützern gehalten. Über „Herausforderungen in Auswahl, Einführung und Betrieb“ solcher Geräte sprach Dr. Olaf Grebner von Mobilion, einem Anbieter für Informationstechnologie. Das Potenzial von mobilem Informationsmanagement sei es, die Abläufe der Feuerwehr in Einsatz, Ausbildung und Verwaltung schneller, besser und sicherer zu machen, betonte Grebner.
Um das Forschungsprojekt „Tebras – Konzepte und Techniken zur Branderkennung, Bekämpfung und Selbstrettung in der frühesten Brandphase“ ging es in einem weiteren Themenkomplex. Sechs Partner aus der Wissenschaft und der Industrie arbeiten in dem Projekt gemeinsam an Lösungen zur schnelleren Branddetektion und Bekämpfung. Das Fazit in der Diskussion um die Digitalisierung zog Jens Krause aus dem vfdb-Forschungsreferat mit einem Beispiel aus der Praxis: „Digitalisierung bedeutet nicht, dass man nur ein PDF-Antrag zum Ausfüllen zur Verfügung stellt, um ihn dann ausgedruckt analog zurückzusenden. Vielmehr müssen Workflows von Anfang bis Ende für alle Beteiligten digital transparent zur Verfügung stehen.“
Andere Referate und Diskussionen beschäftigten sich unter anderem mit der Frage, wie der demographische Wandel die Ausbildung der Feuerwehren und den Brandschutz verändert. Auch hier spielte das Thema Vernetzung eine wichtige Rolle. Nur mit starken Ausbildungseinrichtungen, gut vernetzt über existierende Ebenen sei in Zukunft eine gute und moderne Ausbildung möglich. Feuerwehrschulen müssen zu Zentren des Lernens werden, müssen personell so ausgestattet werden, dass sie die Aufgaben erfüllen können, die die Feuerwehren von ihnen erwarten. „Dafür muss sich jedoch das deutsche Feuerwehrwesen einigen“, sagte Frank Mehr Institut für Brand- und Katastrophenschutz Heyrothsberge. „Man muss gemeinsam dafür eintreten, dass gute Ausbildung nicht im finanziellen Wettstreit steht. Man muss gemeinsam dafür eintreten, dass Ausbildungsabschlüsse vergleichbar sind oder werden. Man muss gemeinsam dafür eintreten, die Anforderungen der Bürger und der Gesellschaft an das Feuerwehrwesen erfüllen zu können, in ganz Deutschland.“
Berichtet wurde auch über ein Thesenpapier zu „Demographie und Ausbildung“, mit dem sich derzeit der Arbeitskreis Ausbildung der AGBF Bund befasst. Darin wird beispielsweise verstärkte Werbung für die Arbeit bei der Feuerwehr verlangt, die die Attraktivität und das Besondere des Feuerwehrberufs herausstellen. Dabei müssten, wie es heißt, Themen wie „Work-Life-Balance“ im feuerwehrtechnischen Dienst, das Dienstplanmodell, die Familienfreundlichkeit des Dienstes, mögliche Teilzeitmodelle, Elternzeit sowie weitere soziale Errungenschaften, die bei den anderen Arbeitgebern nicht geboten werden, im Vordergrund stehen. Werbung für den Feuerwehrberuf müsse dabei „in der „Sprache der (potenziellen) Bewerber“ stattfinden. Hervorgehoben wird die Rolle der sozialen Medien. Auch gelte es, die Freiwillige Feuerwehr als Rekrutierungspool für die Berufsfeuerwehr zu beachten.
„Goldener Florian“ vergeben
Im Rahmen der vfdb-Jahresfachtagung wurden am Montagabend die Sieger des Video-Wettbewerbs „Goldener Florian“ ausgezeichnet, den die Fachzeitschrift Feuerwehr-Magazin ausgeschrieben hatte. 171 Feuerwehren hatten sich in den drei Kategorien Kampagne, Mitgliederwerbung/Image und Kinder-/Jugendfeuerwehr mit insgesamt 183 Filmen beteiligt. Das Preisgeld betrug 10.000 Euro.
Den ersten Preis in der Kategorie Mitgliederfindung überreichte Feuerwehr-Magazin-Chef Jan-Erik Hegemann der Feuerwehr Bad Segeberg (Schleswig-Holstein) für den Beitrag „Kindheitsträume“.Auf den Plätzen zwei und drei folgten die Feuerwehr Düsseldorf (Nordrhein- Westfalen) mit dem Video „Wir können nicht leise, aber ziemlich viel“ und die Feuerwehr Alfeld (Niedersachsen) mit „Ich.Du.Wir – Lass uns nicht gegen die Wand fahren“. In der Kategorie Kampagne sicherte sich die Feuerwehr Dresden- Cossebaude (Sachsen) mit dem Beitrag „Was wäre wenn“ den ersten Platz vor dem Kreisfeuerwehrverband Bautzen e.V. (Sachsen) mit dem Video „Rettungsgasse kinderleicht“ und der Feuerwehr Hamburg mit dem Film „WM 2018: Wir für Hamburg – Ihr für Deutschland“.
Die Kreisfloriangruppe Lüchow-Dannenberg e.V. (Niedersachsen) landete mit dem Beitrag „Die Drehleiter“ auf dem ersten Platz in der Kategorie „Kinder- und Jugendfeuerwehr“. Auf den Plätzen zwei und 3 drei folgten die Feuerwehr Königstädten (Hessen) mit dem Video „Übertritt statt Austritt“ sowie die Jugendfeuerwehr Speikern (Bayern) mit dem Film „Hier fehlt doch was“. Den Wettbewerb hatte das Feuerwehr-Magazin ausgeschrieben, um die Feuerwehren bei der Mitgliederwerbung und -bindung zu unterstützen. „Mit keiner anderen Darstellungsform lässt sich aktuell so viel Aufmerksamkeit erreichen wie mit gutgemachten Videos“, so der Chefredakteur des Feuerwehr-Magazins. Namhafte Firmen aus der Feuerwehrbranche hatten den Wettbewerb als Partner unterstützt. Als ideelle Partner waren auch der Deutsche Feuerwehrverband und die vfdb.
Mit moderner Technik Schritt halten
Ohne Nutzung der technischen Möglichkeiten werden die Retter immer mehr an ihre Grenzen stoßen“, sagte vfdb-Präsident Dirk Aschenbrenner zum Abschluss der 66. Jahresfachtagung. „Wenn wir nicht mit der modernen Technik Schritt halten können, wird sich das Schutzniveau drastisch verschlechtern.
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