Dynamisch ins neue Jahr! Im Gespräch mit Bernhard Sommer, Geschäftsführer SimonsVoss Technologies GmbH
SimonsVoss hat auch das zweite von Corona geprägte Jahr gut genutzt: Die Digitalisierung wurde weiter vorangetrieben, der neue Digital Cylinder AX wurde vorgestellt, eine Kooperation mit FSB wurde gestartet – und auf der Sicherheitsexpo in München präsentierte das Unternehmen die ersten Schritte der neuen Software AXM, die die bisherige LSM-Software schrittweise ablösen wird. SimonsVoss-Geschäftsführer Bernhard Sommer zieht im Gespräch mit GIT SICHERHEIT eine positive Bilanz – und blickt ausgesprochen zuversichtlich auf das neue Jahr.
GIT SICHERHEIT: Herr Sommer, bevor wir uns über das neue Jahr 2022 unterhalten, lassen Sie uns kurz einmal eine kleine wirtschaftliche Bilanz des vergangenen ziehen. Die Coronakrise geht nun – noch immer ungelöst – ins dritte Jahr. Wie hat SimonsVoss das Ganze überstanden?
Bernhard Sommer: 2021 lief auch unter den schwierigen Corona-Bedingungen für uns sehr gut, die Nachfrage nach digitaler Sicherheitstechnik blieb anhaltend hoch. Wichtig für dieses Fazit ist auch die Tatsache, dass unsere Marktpartner uns treu geblieben sind, auch wenn wir dafür manche Herausforderung bewältigen mussten, etwa bei Themen wie der Rohstoffsituation und der Lieferfähigkeit. Wir haben das Jahr vor allem genutzt, um die Digitalisierung voranzutreiben – einerseits natürlich im Markt bei den (End)Kunden, andererseits aber auch im Unternehmen bei unseren internen Strukturen und Prozessen.
Mit welchen Erwartungen gehen Sie ins Jahr 2022? Gibt es strategische Schwerpunkte, die Sie setzen werden? Wo sehen Sie das wichtigste Wachstumspotential für SimonsVoss?
Bernhard Sommer: Wir rechnen damit, dass sich die positive Dynamik aus 2021 auch im gerade begonnenen Jahr fortsetzt, alle Anzeichen sprechen dafür. Unsere Schwerpunkte bleiben unverändert: Wir wollen den Markt für digitale Schließtechnik weiterentwickeln und planen hierfür unter anderem gezielte Marketingaktionen. Das Potential schaffen wir letztlich selbst, indem wir mit zukunftsweisenden Impulsen gemeinsam mit unseren Kunden Wachstum generieren.
Wichtig für das kommende Jahr bleibt ja der Digital Cylinder AX, den Sie in der zweiten Jahreshälfte 2021 vorgestellt haben. Hier haben Sie noch mal bei einer ganzen Reihe von Merkmalen nachgelegt. Das sind ja vor allem die praxisrelevante Modularität des Systems, die Universalität der Anwendungsbereiche und die AX-Sicherheitsarchitektur?
Bernhard Sommer: Das ist richtig. Wesentliche weitere Merkmale, die auch den Unterschied zum Wettbewerb ausmachen, sind unter anderem Langlebigkeit, die auch in externen Prüfungen nachgewiesen wurde, die extrem langen Batterielaufzeiten und die Robustheit des Systems gegen Einflüsse von außen, insbesondere Manipulationsversuche: Im Gegensatz zu vielen anderen Standardzylindern im Markt erfüllen AX-Zylinder (Euro-Profilzylinder) die Anforderungen an den Angriffswiderstand und können sogar in Türen bis zur Widerstandsklasse RC4 eingesetzt werden.
Die Aktor-Elektronik mit integriertem Secure Element befindet sich hinter dem Bohrschutzelement im Zylinderkern. Das Secure Element selbst speichert die verschlüsselten Systemdaten, ist integraler Teil der Authentifizierung und von außen nicht manipulierbar.
Den Digital Cylinder AX haben Sie einem ausgesprochen umfassenden Testprogramm unterzogen – auch zusammen mit großen Industrieunternehmen. Wie hat es sich nun in der Praxis geschlagen? Wie ist das System auf dem Markt angekommen? Welche Rückmeldung gibt es von Errichtern und Endkunden?
Bernhard Sommer: Die Tests liefen insgesamt über mehr als 18 Monate, sowohl intern bei uns als auch im Praxiseinsatz bei großen Konzernen sowie kleineren Endkunden. Das Feedback aus diesen Anwendungen ist in die weitere Systementwicklung eingeflossen. Wir haben seit der Markteinführung auf den AX-Zylinder durchweg positive Resonanz bekommen – von Errichtern, dem Fachhandel, von Architekten und Endkunden. Neben den genannten Technik-Features wurde die Einfachheit des Zylinders in der Montage und Inbetriebnahme besonders positiv bewertet. Damit ist bei Abmessungs- oder Funktionsänderungen vor Ort ein Maximum an Flexibilität möglich. Viele Fachhandelspartner sprechen von „Qualitäts-Haptik“, die bei Einbau und Nutzung des Zylinders spürbar sei. Wir haben den Digital Cylinder AX bewusst parallel zu unserem Zylinder-Klassiker 3060 eingeführt, um Errichtern und Fachhandel genügend Zeit zum Umstieg zu geben. Nach jetzt einem halben Jahr zeigt sich, dass der Wechsel schneller erfolgt, als wir geplant hatten.
Welches Potential versprechen Sie sich von dieser Lösung in den nächsten Jahren – in welchen vertikalen, regionalen, auch internationalen Märkten?
Bernhard Sommer: Wir beliefern letztlich alle relevanten Vertikalmärkte, von Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen bis zu kleinerem und größerem Gewerbe- und Industriebau. Hier profitieren wir von der Universalität des Systems – es passt nahezu immer in das Anforderungsprofil der Auftraggeber. Potential sehen wir neben den angestammten Märkten der Region Deutschland, Österreich und Schweiz (D/A/CH) in weiteren europäischen Ländern wie Benelux, Frankreich, Italien und Skandinavien. Hier haben wir es zum Teil mit mehrstufigen Vertriebssystemen zu tun, bei denen es den Kunden auf Einfachheit in der Distribution und beim Einbau ankommt. Die Aktivitäten in diesen Ländern werden wir 2022 mit Investitionen in gezielte Marketingkampagnen unterstützen.
Inwieweit wird das System nun noch weiterentwickelt?
Bernhard Sommer: Einstweilen arbeiten wir erfolgreich mit der jetzigen Produktfamilie, haben aber natürlich noch Ideen zur Weiterentwicklung, beispielsweise in Richtung Door-Monitoring für alle denkbaren Türen, beim Energiemanagement und beim weiteren Ausbau von neuen Anwendungsmöglichkeiten.
Was wird es hinsichtlich Produkte und Lösungen noch Interessantes von SimonsVoss geben in diesem Jahr?
Bernhard Sommer: Wir haben an der Sicherheitsexpo in München die ersten Schritte unserer neuen Software AXM vorgestellt, welche die bisherige LSM-Software schrittweise ablösen wird. Kernpunkte sind hier unter anderem eine modernere Systemarchitektur mit neuer Datenbankstruktur, eine sehr benutzerfreundliche Oberfläche, eine optimierte Vergabemöglichkeit von Zutrittsrechten und das ganze Thema mobiles Zutrittsmanagement. Forcieren werden wir auch die Vermarktung unseres neuen digitalen Schrankschlosses SmartLocker AX.
Sie haben seit Herbst auch eine Kooperation mit FSB gestartet. Wie ist derzeit der Stand dieser Zusammenarbeit? Können Sie kurz erläutern, wo vor allem Sie deren Nutzen und Potential sehen – für FSB und SimonsVoss?
Bernhard Sommer: Die Idee zu dieser Kooperation entstand in gemeinsamem Austausch zu Jahresanfang 2021 unter dem Motto „Das Beste aus zwei Welten“. FSB und SimonsVoss haben denselben Anspruch, nämlich Spitzenqualität made in Germany zu produzieren und zu vermarkten. In dieser Zusammenarbeit kombinieren wir Premium-Design und hochwertige Digital-Schließtechnik zu anspruchsvollen Lösungen, wie sie von bestimmten Planern, Architekten und Bauherren nachgefragt werden. Genau darin liegt auch der Nutzen für beide Partner – wir erschließen uns gegenseitig die entsprechenden Märkte. FSB öffnet uns die Tür in den anspruchsvollen Designbereich – wir nehmen den Partner mit in die Region hochwertiger digitaler Schließtechnik. Es gibt enge Kontakte im Produktmanagement, in der Entwicklung und im Vertrieb – die beiden Partner agieren im Markt aber weiterhin autark.
Sie haben den Digital Cylinder AX ja – coronabedingt – in einer I-Show präsentiert. Wie kam das an?
Bernhard Sommer: Für SimonsVoss waren das ganz neue Wege der Produktvorstellung. An vier Tagen gab es einstündige I-Shows, also Live-Sendungen mit der Geschäftsführung und dem Produktmanagement aus unserem Studio. Parallel waren unsere Außendienstler vor Ort beim Fachhandel und hatten zum Brunch eingeladen, bei dem man gemeinsam die Übertragung aus Unterföhring verfolgt hat. So konnten wir mehr als 1000 Kunden direkt erreichen. Dieses Hybrid-Prinzip kam außerordentlich gut an, weil die Vertriebspartner während und nach der Präsentation direkt diskutieren, Fragen stellen und das neue System „zum Anfassen“ kennenlernen konnten. Wir glauben, dass diese neue Form der Kommunikation sich halten wird, weil die Kunden authentische Informationen bekommen, persönlich betreut werden und dabei auch noch Zeit und Kosten sparen.
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