Effizienter Einbruchschutz hängt von qualifiziertem Einbau und Instandhaltung ab
Nach vielen Jahren eines teils besorgniserregenden Anstiegs sind die Einbruchszahlen seit dem Jahr 2016 endlich etwas rückläufig. Maßgeblich dazu beigetragen hat der zunehmende Ein...
Nach vielen Jahren eines teils besorgniserregenden Anstiegs sind die Einbruchszahlen seit dem Jahr 2016 endlich etwas rückläufig. Maßgeblich dazu beigetragen hat der zunehmende Einsatz von Einbruchschutzmaßnahmen – die technischen Präventionsmaßnahmen zeigen die gewünschte Wirkung. Zudem enden mittlerweile über 45 % der registrierten Wohnungseinbrüche bereits im Versuchsstadium, bei den gewerblichen Einbrüchen rund 37 %. Doris Porwitzki fasst die Lage der Dinge aus Sicht des BHE Bundesverbands Sicherheitstechnik zusammen.
Vor allem drei Kriterien sind Grundlage einer erfolgreichen Gefahrenabwehr: Ein angemessenes Sicherheitskonzept und die dazu passenden Sicherheitsprodukte, die fachmännische Installation der Komponenten und deren Einbindung in das Sicherheitskonzept und die wiederkehrende Wartung und Prüfung sowie gegebenenfalls die Anpassung des Sicherheitssystems.
„Alle drei Kriterien sind nicht trivial und verlangen Fachkenntnisse und Erfahrung“, erklärt Manfred Endt, Vorsitzender des BHE-Fachausschusses Einbruchschutz. „Sicherheitsrisiken entstehen vor allem dann, wenn bei der Erstellung des Sicherheitskonzepts auf die gewerkeübergreifende Erfahrung von Fachleuten verzichtet wird.“
Gelungene Einbruchsversuche trotz vorhandener Sicherheitstechnik seien nicht immer auf eine besondere Cleverness der Täter zurückzuführen. Manchmal reiche schon eine falsche Platzierung von ansonsten wirkungsvollen Komponenten. Ein Beispiel: „Werden Bewegungsmelder fälschlich so platziert, dass sie auf eine kalte Fensterscheibe ausgerichtet sind, ist mit Fehlfunktionen zu rechnen.“ Manipulationen würden möglich. Ein anderer Fehler sei es, bei Konzept und Montage nicht ausreichend auf Sabotagesicherheit zu achten. Sorgfalt mahnt er grundsätzlich bei allen Sicherheitstechniken an.
Nicht nur mechanische Sicherheit
Kritisch sieht es Manfred Endt, wenn sich Schutzinteressierte allein auf mechanische Sicherungen verlassen. Die polizeiliche Empfehlungspraxis, vorrangig mechanische Schutzmaßnahmen der Widerstandsklasse RC2 einzusetzen, sei zwar richtig, reiche allein aber oft nicht aus, denn die These „nach fünf Minuten gibt der Einbrecher auf“, gelte nicht immer. Sein Beispiel aus der Praxis: „Ein Täter konnte bei einer Apotheke die mechanische Sicherung der Außentür überwinden. Im Objekt hatte er dann alle Zeit der Welt, um eine Reihe von Innentüren aufzubrechen. Die Beute lag bei nur 50 Euro, der Schaden hingegen betrug 10.000 Euro.“ Seine Einschätzung: „Hätte die Türöffnung einen Alarm ausgelöst, wären weitere Schäden in der Apotheke nicht entstanden, weil der Täter den Versuch abgebrochen hätte. Zumindest wären sie aber vermindert worden, weil der Täter nach einer Alarmierung unter Zeitdruck gestanden hätte.“
Qualifizierte Partner finden
Manfred Endt plädiert dafür, Mechanik und Elektronik „vernünftig zu kombinieren“, möglichst so, dass Alarm ausgelöst werde, bevor der Täter im Gebäude ist. Kunden sollten daher erfahrene und auf Sicherheitslösungen spezialisierte Firmen ansprechen, die sowohl mechanische, als auch elektronische Absicherung anbieten. „Empfehlenswert sind insbesondere zertifizierte Facherrichter, denn wer Geld für Sicherheit ausgibt, sollte tatsächliche Sicherheit und nicht nur Geräte eingebaut bekommen.“
Von Fachbetrieben, die sich einer Zertifizierung unterzogen haben, kann eine besondere Expertise, Seriosität und Fachkunde erwartet werden. Noch wichtiger als bei der Erstberatung werden solche Zertifikate, wenn es um die Planung, die Produktauswahl und vor allem um die Umsetzung des Sicherheitskonzeptes, also auch um Installation und Wartung geht.
Qualifizierte Sicherheits-Experten findet man beim BHE unter www.bhe.de/Fachfirmensuche. Die Online-Mitgliederdatenbank mit PLZ-Suche erleichtert mit Hilfe verschiedener Filterfunktionen, z.B. zur Vorgabe eines bestimmten regionalen Umkreises, die Suche nach Sicherheits-Fachfirmen. Mittels interaktiver Landkarten können Interessenten per Klick auf ihr PLZ-Gebiet die in der Nähe ansässigen Fachfirmen finden. Auch kann gezielt nach BHE-zertifizierten Firmen gesucht werden. Stichpunkte für die Auswahl des richtigen Sicherheitspartners finden sich unter www.sicheres-zuhause.info/Auswahl-Fachfirmen.
Der Verband zertifiziert Fachfirmen und -planer derzeit in den Sparten Brandmelde-, Einbruchmelde-, Freigeländeüberwachungs-, Rauch- und Wärmeabzugs- sowie Sprachalarmierungsanlagen, Videosicherheitssysteme, Zutrittssteuerungsanlagen und in mechanischer Sicherungstechnik. Dazu BHE-Geschäftsführer Dr. Urban Brauer: „Kunden eines BHE-zertifizierten Fachbetriebes können sich sicher sein, dass Planung, Einbau und Instandhaltung ihrer Gefahrenmelde- und Sicherungsanlagen normgerecht, etwa nach DIN VDE 0833, und nach dem Stand der Technik erfolgen. Dies beinhaltet auch das Angebot des Errichters, diese Anlagen je nach Sicherungsgrad ein bis viermal jährlich zu inspizieren und mindestens einmal jährlich zu warten. Häufig nicht bekannt ist Auftragnehmern, dass Gefahrenmeldeanlagen ohne solche Instandhaltungsmaßnahmen nicht der Norm entsprechen und keine Sicherheit mehr garantieren.“
Das BHE-Zertifikat hat sich im Markt als Unterscheidungsmerkmal etabliert, denn für dieses Qualitätssiegel muss der Fachbetrieb nicht nur über hinreichend qualifiziertes Personal und eine mindestens dreijährige Erfahrung im Gewerk verfügen, sondern es wird auch eine Fachkundeprüfung für den jeweiligen Bereich der Sicherheitstechnik abgelegt und die zuständige Fachkraft muss regelmäßig an Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen. Seit vor 30 Jahren die ersten Qualitätssiegel des BHE ausgegeben wurden, sind über 1.000 Zertifikate verliehen worden. Aktuell sind beispielsweise 347 Betriebe für Einbruchmeldeanlagen zertifiziert, 136 für Videosicherheit.
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Ein Beitrag von Wilfried Joswig, Geschäftsführer beim Verband für Sicherheitstechnik VfS.