Elektronische Schließsysteme von Uhlmann & Zacher

Die Entwicklung einer Software zur Schließsystemverwaltung sowie die Erfindung des elektronischen Schließzylinders gehörten zu den ersten Aufsehen erregenden Neuerungen der 1990 ge...

Dr. Marc Zacher, Geschäftsführer Uhlmann & Zacher
Dr. Marc Zacher, Geschäftsführer Uhlmann & Zacher

Die Entwicklung einer Software zur Schließsystemverwaltung sowie die Erfindung des elektronischen Schließzylinders gehörten zu den ersten Aufsehen erregenden Neuerungen der 1990 gegründeten Firma Uhlmann & Zacher.

Das Knaufmodul „Clex" folgte 2004, ein Funkzylinder 2009 und zu den jüngsten Produkten zählen u. a. ein elektronischer ­Beschlag sowie ein Spindschloss.

Matthias Erler von GIT-SICHERHEIT.de blickte mit Dr. Marc Zacher zurück und nach vorne, und sprach mit ihm über alte und neue Innovationen.

Herr Dr. Zacher, altersmäßig sind Uhlmann & Zacher und die GIT SICHERHEIT nur ein knappes Jahr auseinander - letztes Jahr haben Sie Ihr 20. Jubiläum begangen. Noch mal unseren herzlichen Glückwunsch dazu! Das Datum fiel noch in die jüngste Wirtschafts- und Finanzkrise - haben Sie trotzdem gebührend gefeiert?

Marc Zacher: Vielen Dank für Ihre Glückwünsche, unser 20-jähriges Firmenjubiläum ist an uns vorübergegangen, ohne dass wir es gemerkt hätten. 2010 war trotz Wirtschafts- und Finanzkrise ein sehr erfolgreiches Jahr für uns, Gründe zum Feiern hätten wir also genug gehabt.

Ihr Unternehmen hat ja insbesondere Mitte der 90er Jahre mit maßgeblichen Innovationen zur Entwicklung von Schließsystemen beigetragen. Was war das Neue?

Marc Zacher: Bis Mitte der 90er Jahre sah man elektronische Schließsysteme hauptsächlich in Form klobiger Beschläge in Kettenhotels. Günter Uhlmann, der Vater meines Kompagnons, hatte die Idee, einen batteriebetriebenen elektronischen Schließzylinder mit Schlüssel zu bauen, der einfach den konventionellen mechanischen Schließzylinder ersetzt. Zum Austausch musste man nur eine Schraube lösen.

Inwieweit halten eigentlich Bedarf und Nachfrage nach Ihrer Erfahrung solchen technischen Neuentwicklungen Schritt?

Marc Zacher: Wenn man etwas grundsätzlich Neues, wie damals den elektronischen Schließzylinder, verkaufen will, muss man viel Überzeugungsarbeit leisten und erst einmal den Bedarf wecken. Mit aufwendigen Berechnungen über Schlüsselverluste und Wartungskosten haben wir damals den um Faktor 10 höheren Preis rechtfertigen müssen. Gekauft haben das Produkt dann doch nur „Technikfreaks" und die ganz kühlen Rechner. Heutzutage habe ich den Eindruck, dass bei größeren Bauprojekten und bei öffentlichen Bauvorhaben ein elektronisches Schließsystem von Anfang an einkalkuliert wird.
In den letzten beiden Jahrzehnten hat sich auf dem Feld der Schließsysteme reichlich getan - die Zahl der Anbieter elektronischer bzw. mechatronischer

Schließsysteme schon auf dem deutschen Markt ist beträchtlich. Welche Position nimmt Uhlmann & Zacher heute zwischen diesen - teils schwergewichtigen - Wettbewerbern ein?

Marc Zacher: In der Tat, wenn man den gesamten Markt an elektronischen Zylindern, Beschlägen und Zutrittskontrolle betrachtet, sieht man eine gewaltige Anzahl an Anbietern alleine in Deutschland. Meistens ist es aber so, dass der Endkunde sich bereits auf eine bestimmte Form (z. B. in unserem Fall auf Doppelknaufzylinder), oder auf eine Transpondertechnik (z. B. Mifare Desfire) festgelegt hat: In diesen Fällen kann man die Anzahl der Wettbewerber oft an einer Hand abzählen. Wir haben in unserem Markt insbesondere auch durch unsere zahlreichen OEM-Kooperationen eine sehr gute Position.

Sie erfreuen den Markt regelmäßig mit neuen produkttechnischen Entwicklungen - was sind für Sie die wichtigsten Neuerungen in jüngerer Zeit gewesen?

Marc Zacher: Danke für das Kompliment. In den letzten zwei Jahren stand für uns die Erweiterung unserer Produktpalette zur „Vollausstattung" auf dem Programm. Durch Kooperationen und Eigenentwicklungen haben wir unserem Kernprodukt, dem elektronischen Doppelknaufzylinder, unter anderem einen elektronischen Beschlag und ein Spindschloss zur Seite gestellt.

Was ist das Besondere an einem Spindschloss?

Marc Zacher: An sich ist ein elektronisches Spindschloss keine Weltneuheit - das Besondere an unserem Spindschloss ist, dass es voll in unsere Systemwelt hineinpasst mit allen Features, die unser Clex prime-System auszeichnen: Der elektronische Transponderschlüssel, den die studentische Hilfskraft zum Öffnen des Labors benutzt, kann nun auch zum Belegen eines Schrankes in der Bibliothek benutzt werden.

Ihnen ist es erklärtermaßen wichtig, Lösungen für Ihre Kunden zu entwickeln, die „auch mal fernab der herkömmlichen Ansätze liegen können" - geben Sie uns ein Beispiel?

Marc Zacher: Wir hatten einmal die Anforderung, dass ein Wandleser mit einer Aufzugssteuerung verknüpft werden soll, damit nur berechtigte Personen bestimmte Stockwerke anfahren können. Anstatt nun ein neues Softwaremodul zur Berechtigungsvergabe an diesen Stockwerken zu entwickeln, betrachten wir jedes Stockwerk als „virtuelle Tür", die individuell wie alle anderen Türen in unserem System programmiert werden kann. Alle diese virtuellen Türen (bei zehn Stockwerken wären es zehn) werden auf den „virtuellen" Wandleser geladen, der im Aufzug montiert ist. Wird eine Transponderkarte vor den Wandleser gehalten, prüft jede virtuelle Tür nacheinander, ob derjenige Transponder berechtigt ist und schaltet das entsprechende Relais frei. Auch für andere Anwendungen wie zum Beispiel Postfachanlagen wird dieses Produkt gerne eingesetzt.

Im Frühjahr 2010 entstand das „Sicherheits-Netz" - können Sie uns kurz ein paar Erläuterungen dazu geben?

Marc Zacher: Das Sicherheitsnetz stellt die komplette Bandbreite der Möglichkeiten unseres Schließsystems Clex prime graphisch dar. Ursprünglich sind unsere Produkte alle für den offline Betrieb ausgelegt, bei dem sich die Autorisierungsdaten auf den Transpondern der Nutzer befinden. Mit der Vernetzung über Kabel oder über Funk-Accesspoints erreicht man, dass Stammdatenänderungen oder das Auslesen der Ereignisspeicher über das Netzwerk vorgenommen werden können. Im Unterschied zu einer klassischen Zutrittskontrolle muss aber die Online-Verbindung nicht immer gewährleistet sein, weil unsere Produkte auch ohne diese Verbindung wie gewohnt weiter funktionieren. Neben dem Aspekt der Vernetzung soll der Begriff „Sicherheitsnetz" wie beim Trapezkünstler auch diesen Aspekt der Rückfallebene im Falle eines technischen „Absturzes" darstellen.

Herr Dr. Zacher, die Frage der Sicherheit bei Verschlüsselungstechniken ist ja immer wieder Thema - wie verhalten Sie sich hierzu?

Marc Zacher: Bei diesem Thema lernt man jeden Tag dazu: Auf jeden Fall ist es wichtig, einen anerkannten und veröffentlichen Verschlüsselungsalgorithmus wie zum Beispiel AES oder DES zu verwenden. Man sollte die Sicherheit dadurch erhöhen, dass man temporäre Krypto-Schlüssel und Challenge-Response Verfahren verwendet. Die Erzeugung, Aufbewahrung und Verteilung der Krypto-Schlüssel selber ist meiner Ansicht nach die größte Herausforderung. Bei einem Schließsystem mit Legic-Transpondern wird diese vom Legic-Verfahren selber gelöst, bei anderen Transponderarten nutzen wir unser eigenes Verfahren. Vor allem aber sollte man sich als Hersteller in Demut üben, aus eigenen Fehlern und den Fehlern Anderer lernen und sein System immer wieder verbessern. Es hat sich in der Vergangenheit immer wieder gezeigt - zuletzt beim Datenskandal bei Sony -, dass jedes System knackbar ist.

Erlauben wir uns zum Abschluss noch einen Blick nach vorne: Was ist unternehmensstrategisch, was technisch und produktbezogen in den nächsten Jahren aus dem Hause Uhlmann & Zacher zu erwarten?

Marc Zacher: Uhlmann & Zacher wird weiterhin ein unabhängiges Familienunternehmen bleiben, das aus eigener Kraft in vernünftigem Rahmen wachsen wird. Unsere drei Standbeine (Vertrieb des Clex prime-Systems über Fachhändler, Öffnung des Systems für Integratoren und OEM-Vertrieb des elektronischen Schließzylinders) haben sich bewährt und werden weiterhin die Basis unseres Erfolges bilden. Es werden technologische Detailverbesserungen unserer Produkte und neue Produktgenerationen kommen. Und natürlich haben wir noch ein paar unglaublich spannende Produktideen in der Entwicklung bzw. in der Grundlagenforschung, über die ich noch nicht reden möchte.

Herr Dr. Zacher, wir sind gespannt! Besten Dank für das Gespräch.

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