Ideen die Verbrecher verzweifeln lassen

Die Nachfrage nach Sicherheitsprodukten, die Feuer und Beschuss sowie Einbruch und Vandalismus widerstehen, steigt weltweit. Wie gut, dass es Unternehmen wie die 1947 gegründete Wa...

Die Nachfrage nach Sicherheitsprodukten, die Feuer und Beschuss sowie Einbruch und Vandalismus widerstehen, steigt weltweit. Wie gut, dass es Unternehmen wie die 1947 gegründete Walter Wurster GmbH gibt. Das schwäbische Familienunternehmen fertigt Geldschleusen, Durchreichen und Ticketschalter mit höchstem und zertifiziertem Sicherheitsstandard. Tankstellen, Banken, Justizvollzugsanstalten, Hochsicherheitstrakte und Botschaften in aller Welt setzen genauso auf die Produkte von Wurster, wie Öffentliche Einrichtungen und Industrieunternehmen. Denn sie halten Feuer, Beschuss und Einbruchsversuchen stand. Darüber hinaus werden Ticketschalter für Sporthallen und Fußballstadien hergestellt, die speziell an die jeweiligen Umgebungsbedingungen angepasst sind.

Alle kennen unsere Produkte, nur wissen sie es meistens nicht“, erzählt Holger Schneeberger, Geschäftsführer der Walter Wurster GmbH. Und in der Tat begegnet man den Belegmulden, Zahlschiebern und Geldschleusen sowie Nachtschal¬tern oder Ticketschaltern des schwäbischen Traditionsunternehmens überall. Für Banken, Justizvollzugsanstalten, Hochsicherheitstrakte und Botschaften sowie für Tankstellen oder für Fußballstadien und Sportarenen fertigen die Experten die Sicherheitstechnik. In Bundesbankfilialen werden für größere Behälter Geldschleusen von Wurster eingesetzt, denen man dank patentierter Technik selbst mit einem Sturmgewehr nicht beikommt. Justizvollzugsanstalten verwenden die Durchreichen genauso wie Botschaften, Ausländerbe¬hörden oder Asylanlaufstellen, um ihre Mitarbeiter zu schützen. Je nach Ausführung widerstehen die Produkte Feuer, Beschuss und Einbruchsversuchen – manche auch alles kombiniert, was eine noch größere Herausforderung darstellt. Die Ergebnisse der Prüfungen kann das Unternehmen mit Zertifikaten für die jeweiligen Höchstwerte F120, FB7, BR4 und RC4 belegen.

Erste sichere Gelddurchreiche für Banken
Was 1947 im Stuttgarter Süden als mechanische Werkstatt begann, hat sich bis heute zu einem weltweit tätigen, hoch spezialisierten Unternehmen der Metallbe- und -verarbeitung mit über 50 Mitarbeitern und über acht Millionen Euro Jahresumsatz entwickelt. Auf dem modernen Maschinenpark führen heute die Mitarbeiter Bearbeitungsverfahren für Metalle durch.

Dass Wurster heute nicht wie so viele Metallbetriebe rund um Stuttgart für die Automobilindustrie produziert, liegt an einer besonderen Geschichte. 1949 fertigte Firmengründer Walter Wurster für Taylorix Buchungsapparate in großem Stil. Das waren Karteikästen, mit denen sich Buchungssätze sicher durchführen ließen.

Der Sohn des Gründers, Dieter Wurster, hat dann 1967 die „Rotabox“ entwickelt, die erste Gelddurchreiche für Bankschalter, die auch Sicherheitsansprüchen genügte. Gerade war ein neues Gesetz zur Sicherheit des Zahlungsverkehrs bei Banken erlassen worden, als der damalige Maschinenbaustudent und designierte Nachfolger sich Gedanken über neue Produkte machen sollte.

Unkaputtbar
Die Rotabox war unverwüstlich und bedeutete den Einstieg in diese neue Branche. „Im Jahr 2000 rief ein Kunde an und wollte seine 32 Jahre alte Rotabox reparieren lassen“, erinnert sich Dieter Wurster. Auf die Frage, ob er das Gerät nicht erneuern wollte, schließlich sei es ja von 1968, antwortete er: „Nein, nein, es funktioniert einwandfrei, nur die Gummibeschichtung sei nun etwas unansehnlich geworden.“ Qualität war schon immer die höchste Maxime bei Wurster. So auch als in den 70er Jahren der Boom bei den Autoschaltern für Banken begann. Auch hier waren die Produkte unverwüstlich. So gab es in der Praxis nur einen nennenswerten Schaden. In Bayern wurde eine offene Schublade verbogen, als ein Pferdefuhrwerk dagegen fuhr.

Qualität fördert Innovationsgeist
Einen Nachteil hat die hohe Qualität jedoch: Kunden kommen lange Zeit mit ein und demselben Produkt aus. „Da müssen wir uns immer wieder was Neues einfallen lassen“, weiß Holger Schneeberger, Geschäftsführer und dritte Generation im Unternehmen. Nach dem Autoschalter-Boom kamen aufgrund von häufigen Überfällen die Nachtschalter an Tankstellen auf. Über 7.000 Tankstellen hat das Unternehmen in ganz Europa mit den Außenschaltern mit tiefer Schublade ausgestattet. „In die musste immer auch ein Sixpack Bier passen“, berichtet Schneeberger von den Anforderungen der Mineralölgesellschaften.

Qualität durch amtliche Prüfzertifikate nachweisen
Dabei sind die Experten der Walter Wurster GmbH seit jeher bestrebt, die von ihnen versprochenen Qualitätsmerkmale durch offizielle Institutionen prüfen und zertifizieren zu lassen. Deshalb verfügen die allermeisten Produkte heute über Prüfdokumente der jeweiligen Klassen. So gibt es Durchreichen mit Brandhemmungen der Schutzklasse F30, F60 und F90 ebenso wie solche mit Beschusshemmungen der Klassen FB2, FB3, FB4, FB6 und FB7 für die Tröge oder Schubladen und BR2, BR3, BR4, BR6 und BR7 für das Glas.

Erst 2018 haben die Schwaben auf der Security in Essen wieder einen Coup gelandet. Als einer der ersten Hersteller weltweit präsentierte die Walter Wurster GmbH eine Festverglasung in F120. Das knapp eineinhalb Quadratmeter große Fenster widersteht damit zwei Stunden lang Feuer, Rauch und Hitze. Das wurde amtlich geprüft und zertifiziert. Und als ob das nicht genug wäre, ist die Wurster-Verglasung darüber hinaus auch noch beschusshemmend bis FB6 und einbruchhemmend RC4.

„Mit unserer neuen Festverglasung haben wir bei der Materialprüfungsanstalt 126 Minuten dem Inferno widerstanden und uns dabei selbst übertroffen“, berichtet Eitel mit leicht stolzem Unterton. „Denn eigentlich waren wir angetreten, um F90 zu bestehen.“ Dass es dann sogar für mehr als zwei Stunden reichte, führt Geschäftsführer Schneeberger neben der großen Erfahrung seiner Mannschaft auch auf die Simulationssoftware zurück, die Wurster neuerdings einsetzt.

Fangmuldentechnik raubt Kugeln die Energie
Einsatzmöglichkeiten der neuen Festverglasung sieht der Hersteller in Laborräumen, Kraftwerken und Raffinerien genauso wie in öffentlichen Gebäuden, wo eine konsequente räumliche Trennung zwischen Menschen immer öfter nachgefragt werde. „Vor allem Botschaften aber auch Asylprüfungsstellen, Flüchtlingsunterkünfte wie Erstaufnahmelager oder ähnliche Einrichtungen äußern immer öfter diesen Bedarf“, betont Schneeberger.

Tests in den bundesdeutschen Beschussämtern überstehen Wurster-Produkte erfahrungsgemäß meist mit Bravour. So hat das Unternehmen auch eine offene Schiebemulde der Beschussklasse FB7 im Sortiment. Selbst wenn ein Täter mit einem Sturmgewehr in die Mulde feuert, braucht die Person hinter dem Schalter nicht um ihr Leben fürchten. Nicht einmal kleinste Splitter dringen hindurch. „Und die Tests sind gnadenlos hart“, weiß Konstrukteur Eitel. Verantwortlich dafür ist die von Wurster entwickelte und inzwischen legendäre Fangmuldentechnik. Die raubt dem Geschoss sämtliche Energie und verhindert so, dass es aus der Mulde wieder austreten kann.

Einbrecherschreck
Auch Einbrecher halten sich von Wurster-Elementen lieber fern, denn sie würden mit ihren Versuchen jämmerlich scheitern. Ein Komplettelement der Walter Wurster GmbH hat die harten Einbruchsprüfungen des IFT Rosenheim bestanden und verfügt nun über das Zertifikat „Einbruchssicher nach WK4/RC4“. Nach heftigen „Einbruchsversuchen“ mit massiven Werkzeug sprachen die erschöpften Prüfer von einem „harten Tag für Mensch und Material“.

Und auch in weniger sensiblen Bereichen, aber in solchen mit hohem menschenaufkommen sind die Sicherheitsstandards in den letzten Jahren immer weiter erhöht worden. So fertigt Wurster europaweit Ticketschalter für Sportarenen und Veranstaltungsorte. In den letzten Jahren statteten die Schwaben die Fußballstadien Hamburg, München, Stuttgart und Hoffenheim sowie Ingolstadt, Aachen, Leverkusen und Augsburg genauso mit Ticketschaltern aus, wie die Sportstätten in Enschede und Mannheim. „Da kommen dann schnell Millionen Personen zusammen, die alle mit unseren Produkten Kontakt haben, ohne dass es ihnen bewusst ist“, betont Schneeberger.

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