Initiative „Rauchmelder retten Leben“ arbeitet seit dem Jahr 2000 für Brandschutz und Brandprävention
Hinter der Initiative Rauchmelder retten Leben stehen u.a. der Deutsche Feuerwehrverband (DFV) und die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb). Mit ihrer Arbei...
Hinter der Initiative „Rauchmelder retten Leben“ stehen u.a. der Deutsche Feuerwehrverband (DFV) und die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb). Mit ihrer Arbeit hat sie Wesentliches zur heutigen Rauchwarnmelderpflicht beigetragen – und auch in Zukunft bleibt ihre wichtige Rolle als Aufklärer bestehen. GIT SICHERHEIT im Gespräch mit Christian Rudolph, Vorsitzender des Forums Brandrauchprävention (Initiative „Rauchmelder retten Leben“).
GIT SICHERHEIT: Herr Rudolph, die Rauchmelderpflicht besteht in Deutschland inzwischen flächendeckend. Das ist sicher auch mit ein Ergebnis der Bemühungen von Initiativen wie der Ihren?
Christian Rudolph: Wir haben sicherlich mit unserer Öffentlichkeitsarbeit in den letzten 17 Jahren einen Grundstein gelegt, der eine Rauchmelderpflicht erst möglich gemacht hat. Ohne die aktive politische Arbeit der Feuerwehren in den jeweiligen Bundesländern, die mit Ihrer Überzeugungsarbeit zum verbesserten Brandschutz ausschlaggebend waren, wäre der Erfolg nie möglich gewesen.
Haben Sie eine Einschätzung dazu, was die tatsächlichen Einbauten von Meldern betrifft?
Christian Rudolph: Leider sind aussagefähige Statistiken zu dem Thema Rauchwarnmelder-Ausstattung in Deutschland immer noch Mangelware. Unsere Expertenschätzung liegt bei einer Ausstattungsquote von über 60% der Haushalte in Deutschland. Das liegt vor allem daran, dass anders als in Großbritannien die Aufklärungskampagne nicht vom Staat, sondern von unserer Initiative und den zumeist ehrenamtlichen Feuerwehren betrieben wird. Der Staat bzw. die deutschen Bundesländer haben die Rauchmelderpflicht in den Bauordnungen verankert, aber anscheinend kein Interesse, das zu kontrollieren oder den Erfolg zu messen.
Die Zahl der Brandopfer in Deutschland hat sich erheblich verringert. Wie sieht das genau aus?
Christian Rudolph: Die Anzahl der Brandtoten hat sich seit Beginn der Aufklärungsarbeit der Initiative im Jahr 2000 halbiert. Aber das ist noch nicht genug. Aktuell machen statistisch gesehen zudem den Großteil der Todesopfer bei einem Brand Senioren aus. Gerade bei körperlich eingeschränkten Personengruppen sinkt die Fähigkeit zur Selbstrettung, vor allem nachts. Hier betreiben wir aktive Aufklärung für Senioren und ihre Angehörigen insbesondere auch zur Vermeidung von Bränden und entwickeln geeignete Konzepte.
Der Markt für Rauchmelder ist recht unübersichtlich geworden – sehen Sie hier Gefahren durch mangelnde Qualität?
Christian Rudolph: Der Rauchwarnmeldermarkt ist in den letzten Jahren stark gewachsen, dabei haben wir es auch immer mal wieder mit Fällen wie der aktuellen Rückrufaktion durch Lidl zu tun. Insgesamt betrachtet lässt sich aber sagen, dass die Qualität in den letzten Jahren durch die Einführung neuer Qualitätskriterien und damit auch dem Qualitätszeichen „Q“ deutlich verbessert wurde. Wir arbeiten zudem daran, dass sich die Qualitätsanforderungen- und Angebote insbesondere für das „Q“ nach oben weiterhin dem Markt anpassen.
Haben sich die Q-Kriterien in der Praxis hinreichend bewährt und durchgesetzt?
Christian Rudolph: Das Qualitätszeichen „Q“ für Rauchwarnmelder ist bereits Standard bei Ausschreibungen von größeren Objekten und setzt sich auch im Privatkundensegment immer weiter durch. Damit erhöht sich nicht nur die Sicherheit und der Komfort für die Anwender, sondern werden vor allem auch Falschalarme reduziert, ein wichtiger Aspekt nicht nur für Anwender sondern auch die Einsatzkräfte der Feuerwehr.
Wie sieht es mit der „Q-Fachkraft“ aus?
Christian Rudolph: Die „Q-Fachkraft“ ist ebenfalls zu einem wichtigen Qualitätskriterium der Dienstleister geworden, allerdings ist die Kontrolle von Dienstleistungen gegenüber den Produkten ungleich schwerer. Aber auch hier können wir bereits auf 5 erfolgreiche Jahre zurückblicken, für die ausgebildeten Fachkräfte der ersten Stunde steht 2018 bereits ein erstes Update zur Lizenzverlängerung an. Das ist aufgrund der vielen Neuerungen bei Normen und Produkten auch regelmäßig erforderlich.
Technisch gesehen, gibt es schon seit längerem Möglichkeiten der Vernetzung von Rauchmeldern, Verbindung mit Apps, etc. Kommt das bei Kunden in der Praxis an?
Christian Rudolph: Funkrauchmelder sind unbedingt im Kommen, da gibt es eine große Nachfrage. Die Verbindung mit Apps ist derzeit noch ein charmantes Extra, das aber ein großes Wachstumspotenzial hat und sich deutlich weiter entwickeln wird. Endkunden erwarten zunehmend solche Services über ihr Smartphone, weil sie das aus allen anderen Lebensbereichen gewohnt sind, da bilden Rauchwarnmelder langfristig keine Ausnahme.
Inwieweit wird der Rat des Fachmanns eingeholt?
Christian Rudolph: Jeder Kunde ist anders und hat andere Bedürfnisse. Online-Shops überzeugen z.B. mit einer großen Auswahl und eignen sich gut, um einen ersten Überblick über die unterschiedlichen Modelle zu bekommen. Auch Preise vergleichen kann man online schnell und mit nur wenigen Klicks. Das gilt ebenfalls für Baumärkte und Elektromärkte, wenngleich dort das Sortiment an Rauchmeldern bei weitem nicht so breit ist wie im Netz. Geeignet sind Online-Shops und große Bau- oder Elektromärkte für Käufer, die wissen, was sie wollen und keinen Bedarf auf eine fachkundige Beratung haben. Wer fachkundige Beratung nicht nur bei der Auswahl der Rauchmelder sondern auch für Installation und Wartung sucht, ist im Fachhandel wortwörtlich besser beraten. Auch wer funkvernetzte Melder, Sondermelder oder spezielle Komfortfunktionen sucht, ist bei einem Facherrichter oder einer Brandschutzfirma gut aufgehoben. Daher bieten wir auf unserer Website auch Verbrauchern eine Datenbank für Fachhändler in der Nähe des jeweils Suchenden an. Grundsätzlich kann man sagen, je hochwertiger das Produkt und die Anforderungen an die Anwendung (z.B. Funkvernetzung) desto eher wird das Produkt im Fachhandel gekauft.
Welche Schwerpunkte werden Sie mit Ihrer Initiative setzen, nachdem die Rauchmelder jetzt überall Pflicht sind?
Christian Rudolph: Noch einige Jahre wird es unsere Aufgabe sein, in den Bundesländern die Umsetzung der Gesetze mit aufklärenden Maßnahmen zu begleiten. Noch immer sind viele Eigentümer vor allem von selbstgenutztem Wohnraum nicht über ihre Verpflichtung informiert, so das Feedback aus dem Markt. Außerdem gehören seit jeher auch Informationen zur Vermeidung von Bränden und Instruktionen zu den Aufgaben der Initiative. Die bisherigen Erfolge können nur ein Anstoß zum Fortführen der Initiative sein. Darüberhinaus haben wir natürlich auch besondere Schwerpunkte. Dazu gehört, die hohen Zahlen der Senioren unter den Brandopfern zu senken, die Anzahl der Falschalarme in Deutschland zu verringern und weiterhin die Qualität von Produkten und Dienstleistungen zu fördern. Auch werden die Feuerwehren weiterhin in ihrer meist ehrenamtlichen Arbeit von uns unterstützt.