Interview mit Ray Mauritsson,President & CEO Axis Communications
Etwa vor einem Jahr hat Axis Communications eine eigene Lösung zur Zutrittskontrolle vorgestellt, den Axis A1001 Netzwerk-Tür-Controller. Angesichts der sachlichen Verwandtschaft v...
Etwa vor einem Jahr hat Axis Communications eine eigene Lösung zur Zutrittskontrolle vorgestellt, den Axis A1001 Netzwerk-Tür-Controller. Angesichts der sachlichen Verwandtschaft von Video- und Zutrittstechnik bezeichnete CEO Ray Mauritsson dies damals als „logischen Schritt" für Axis. Der Erfolg auf dem US-Markt, wo das Produkt zuerst lanciert wurde, scheint dies zu bestätigen - denn jetzt kommt es nach Europa. GIT SICHERHEIT hat Ray Mauritsson dazu befrag.
GIT SICHERHEIT.de: Herr Mauritsson, die Axis-Zutrittslösung A1001 Netzwerk-Tür-Controller ist jetzt auch bei uns zu haben - dann war sie in den USA offenbar ein großer Erfolg?
Ray Mauritsson: Das ist richtig. Wir hatten uns für den Start in den USA entschieden, um hier erste Erfahrungen in diesem Bereich zu sammeln. Wir konnten hier unsere Partner sehr gut unterstützen und ihnen helfen, ihr Angebot mit einer leicht integrierbaren Zutrittskontrolllösung auszubauen. Dadurch konnten auch unsere Partner, gemeinsam mit uns, Erfahrungen in diesem Segment sammeln. Dies wurde in der Tat sehr gut angenommen - viele Kunden in den USA wünschen sich integrierte Systeme. Sie wollen zunehmend weg von proprietären hin zu offenen Lösungen. Das Marktvolumen für Zutrittskontrolle in den USA schätzen wir auf etwa ein Viertel des dortigen Videomarktes ein.
Welche Eigenschaften sind für den Erfolg des Produkts nach Ihrer Einschätzung verantwortlich? Immerhin gibt es ja doch einige Anbieter für Zutrittssysteme auf dem Markt?
Ray Mauritsson: Axis A1001 Netzwerk-Tür-Controller und die integrierte Software Axis Entry Manager wurden entwickelt, um die Anforderungen von kleinen bis mittleren Unternehmen zu erfüllen. Beispielsweise Büros, Industrieunternehmen und Firmen im Einzelhandel, mit typischerweise bis zu zehn Türen und grundlegenden Anforderungen im Bereich Zutrittskontrolle. Bei größeren und anspruchsvolleren Einrichtungen kann der A1001 Netzwerk-Tür-Controller zusammen mit einer Softwarelösung eines Partners genutzt werden, um die gewünschten Funktionen zu liefern, z. B. Integration von Video- und Einbruchmeldetechnik. Warum wir denken, dass unser Produkt Erfolg am Markt haben wird? In erster Linie dank der offenen Plattform. Da IPbasierte Systeme nicht fest mit einer zentralen Steuereinheit oder einem zentralen Server verkabelt werden müssen, sind nicht-proprietäre, flexible und skalierbare Installationen schnell und einfach realisierbar. Unser Zutrittskontrollsystem lässt sich somit sehr einfach und kostengünstig installieren sowie mit anderen Systemen integrieren. Wichtig für den Erfolg ist auch die Effizienz unseres Systems, da es mit je einem Controller pro einzelner Tür arbeitet und mit wenig Verkabelung auskommt. Für Planer und Errichter hat das noch einen weiteren Vorteil: Er kann mit ein und derselben Box genauso gut eine kleine Stand-alone-Lösung realisieren wie ein richtig großes Projekt.
Glauben Sie, dass das Produkt hier in Europa genauso erfolgreich sein wird? Welche Kundenstruktur haben Sie hier im Auge?
Ray Mauritsson: Der Markt ist hier in Europa sicher ein anderer - die Herausforderung sehen wir aber als vergleichbar an. Auch hier gibt es den Trend zu offenen Systemen. Und das Interesse an integrierten Lösungen, gerade von Video und Zutritt, ist hier sogar noch größer - etwa bei 70 bis 80 Prozent der Kunden. Die Vorteile dieser Kombination sind deutlich: Mit einer integrierten Videolösung sieht man tatsächlich, ob die Tür offen oder geschlossen ist - und man kann sich bei einem Alarm am Zutrittssystem schnell ein Bild von der tatsächlichen Lage vor Ort machen. Ganz wichtig ist natürlich auch die Möglichkeit der Videoaufnahme von alarmauslösenden Ereignissen. All diese Vorteile bieten sich kleinen wie großen Anwendern gleichermaßen. Letztere brauchen zusätzlich ein Managementsystem - hier arbeiten wir Hand in Hand mit unseren Softwarepartnern zusammen.
Wie groß schätzen Sie das Marktvolumen in Europa ein?
Ray Mauritsson: Wir gehen von Zahlen aus, die in etwa denen entsprechen die für die USA gelten. Demnach macht der Zutrittsmarkt etwa ein Viertel des Videomarktes aus. Weltweit sprechen wir von etwa 13 bis 14 Milliarden Euro - davon entfällt etwa ein Drittel auf EMEA und ein weiteres Drittel auf Nord- und Südamerika. Beim Zutrittsmarkt ist noch zu bedenken, dass dieser viel fragmentierter ist als der Videosicherheitsmarkt - außerdem wächst er nicht so schnell. Wir glauben fest daran, dass die Kombination von Zutritt und Videosicherheit im Bereich Zutrittskontrolle eine wichtige Rolle spielen wird. Auch, wenn dieses Segment für uns anteilsmäßig natürlich erstmal hinter Netzwerk-Video kommt, erwarten wir eine gute Entwicklung. In weiterer Folge stärkt der Trend hin zu einer non-proprietären Plattform auch unsere Partner und wird definitiv den Markt verändern. Auch der Videomarkt profitiert von dieser Kombination.
Herr Mauritsson, der Sicherheitsmarkt war recht ereignisreich in letzter Zeit. Globale Player wie Panasonic oder Sony scheinen sich teils zugunsten ihrer Kerngeschäfte vom Videomarkt zurückzuziehen. Hikvision hat auf der Security den Platz von Samsung eingenommen, die Übernahme von Milestone durch Canon hat Aufmerksamkeit erregt. Was heißt das für Ihre eigene Strategie?
Ray Mauritsson: Wir befinden uns ja seit fast zehn Jahren in einer Zeit des Technologiewechsels von Analog zu IP. Digital ist definitiv auf dem Vormarsch. Laut dem Analyseinstitut IHS wird der Markt bis Ende 2018 um 22 Prozent pro Jahr steigen. Eine Entwicklung, die wir sehen, ist hier auch das vermehrte Interesse von kleinen und mittelständischen Unternehmen am Einsatz von Netzwerk-Kameras. Wir reagieren darauf einerseits mit Produkten und Lösungen, die für diese Zielgruppe sehr gut passen, andererseits indem wir hier auch unseren Partnern gezielt Unterstützung anbieten. Denn das Know-how unserer Partner ist hier, genauso wie bei großen Installationen, essentiell. Unsere Anstrengungen gehen also in Richtung Support für unsere Partner - und wir kümmern uns um die genaue Definition des Bedarfs kleinerer Anwender. Hier sind wir mit unserem Axis Camera Companion sehr gut aufgestellt. Einzelhändler suchen zum Beispiel HD-Qualität - für sie ist unser kostenloser Software-Client sehr gut geeignet. Gerade bei kleinen Installationen ist es außerdem praktisch, auf Rekorder verzichten zu können - dank SD-Karten-Speicherung in der Kamera. Außerdem sind Installation und Handhabbarkeit der einzelnen Funktionalitäten für den Nutzer ausgesprochen einfach gehalten - auch das sind ganz wesentliche Bedürfnisse kleinerer Anwender.
Zum Abschluss: Was gibt es Neues in der Axis-Pipeline, von dem unsere Leser wissen müssen...?
Ray Mauritsson: Unser sogenanntes New Business-Team ist permanent mit neuen Entwicklungen beschäftigt und wir planen auch weiterhin, einer der maßgeblichen Innovationsgeber der Branche zu sein. Unser Augenmerk liegt vor allem darauf, auch in Zukunft unsere Geschäftspartner tatkräftig zu unterschützen, damit sich diese weiterentwickeln können und auf die Bedürfnisse des Marktes eingehen können.
Business Partner
Axis Communications GmbH - ArchivAdalperostr. 86
85737 Ismaning
Deutschland
Meist gelesen
Phoenix: der erste Barfuß-Sicherheitsschuh auf dem Markt
Baak bringt mit "Phoenix" nach fünf Jahren Entwicklungsarbeit den ersten Barfuß-Sicherheitsschuh auf den Markt.
Wie Unternehmen und Polizei zusammenarbeiten
GIT SICHERHEIT im Interview mit Julia Vincke, Leiterin Unternehmenssicherheit BASF, und Bettina Rommelfanger, Polizeivollzugsbeamtin am Landeskriminalamt Baden-Württemberg (LKA BW).
Gesundheit von Pferden mit KI überwachen
Mit einer Kombination von Videotechnologie und KI geht der Hersteller Novostable neue Wege bei der Gesundheitsüberwachung von Pferden.
VIP-Interview: Ante Gaspar, Corporate Security bei Coca-Cola
GIT SICHERHEIT im Interview mit Ante Gaspar, Vice President Corporate Security & Integrity bei Coca-Cola Europacific Partners (CCEP).
Kommunale Sicherheit: Gespräch mit der Düsseldorfer Ordnungsdezernentin Britta Zur
Öffentliche Sicherheit der Stadt Düsseldorf im Zusammenspiel von Ordnungsamt und Polizei: Ordnungsdezernentin Britta Zur im Interview über die Kriminalitätsentwicklung, Gefahrenabwehr und Fußball-EM 2024.