Kölner Studie
Die Kölner Studie analysiert in periodischen Abständen seit 1989 die Vorgehensweise von Wohnungseinbrechern hinsichtlich der Tatzeit, der Tatörtlichkeit und zeigt Schwachstellen an...
Die „Kölner Studie“ analysiert in periodischen Abständen seit 1989 die Vorgehensweise von Wohnungseinbrechern hinsichtlich der Tatzeit, der Tatörtlichkeit und zeigt Schwachstellen an Ein- und Mehrfamilienhäusern auf. Zum inzwischen achten Mal hat das Polizeipräsidium Köln nun seine Untersuchungsergebnisse über Tatgelegenheitsstrukturen bei Wohnungseinbruchsdiebstählen für den Raum Köln und Leverkusen vorgestellt. Die Fallzahlen gehen zurück – vor allem auch wegen verbesserten mechanischen und elektronischen Einbruchschutzes und des Einsatzes von Smart-Home-Technik.
Die Auswertung der „Kölner Studie 2017“ lag ein Erfassungsbogen zugrunde, der von Polizeibeamten im Rahmen der Tatortaufnahme erhoben wurde. Neben der eigenen Erhebung wurden Daten aus der Polizeilichen Kriminalstatistik 2017 (PKS) verwendet. Bezogen auf die im Jahr 2017 registrierten 3.496 Wohnungseinbrüche in Köln und Leverkusen konnte die Auswertungsquote in der Kölner Studie 2017 nochmals gesteigert werden und beträgt ca. 85 %. Trotzdem nimmt auch die achte Auflage der Kölner Studie für sich nicht in Anspruch, eine wissenschaftliche Untersuchung zu sein.
Fallzahlen rückläufig
Die Entwicklung des Wohnungseinbruchsdiebstahls im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Köln zeigt in den Jahren 2013 bis 2015 konstant hohe Fallzahlen. In den Jahren 2016 und 2017 ist dagegen ein Rückgang festgestellt worden. Im Zuständigkeitsbereich des PP Köln sind die Wohnungseinbruchsdiebstähle 2017 um insgesamt –24,21 % (–1.117 Fälle) gesunken. In Leverkusen kam es 2016 zu einem Rückgang von 49 Fällen (– 6,78 %), 2017 erreichte der Rückgang 343 Fälle (–50,81 %).
Einbrüche werden insbesondere in dichtbesiedelten Umfeldern mit verringerter sozialer Kontrolle erleichtert, so die Autoren der Studie. Die Gestaltung der Wohnumgebung, besonders in stark besiedelten Stadtteilen, könne aber durch bauliche Veränderungen sowohl das Sicherheitsgefühl der Einwohner, als auch die dort herrschen de Kriminalität stark beeinflussen. Dieser Aufgabe widmet sich die städtebauliche Kriminalprävention des Kriminalkommissariats für Kriminalprävention/Opferschutz des Polizeipräsidiums Köln. Zusammen mit den Kooperationspartnern der Wohnungswirtschaft sowie den Städten Köln und Leverkusen wird daran gearbeitet, ein sicheres Wohnumfeld zu schaffen.
Wo und wann wird am meisten eingebrochen?
In Köln und Leverkusen sind Mehrfamilienhäuser (66,21 %) häufiger als Einfamilienhäuser (33,79 %) betroffen. Anders als oft angenommen, bevorzugen Einbrecher nicht so sehr die obersten Etagen, als vielmehr Parterre oder Hochparterre. Erdgeschosswohnungen hätten nicht nur einen Zugang über die Wohnungsabschlusstür, sondern es gebe auch viele schlecht gesicherte Fenster und Fenstertüren sowie bessere Fluchtmöglichkeiten.
Der Zugang der Täter bei Mehrfamilienhäusern erfolgt zu 42,93 % über die Hausvorderseite und zum Beispiel nur zu ca. 8,07 % vom Garten an das Gebäude. Falls ein Zugang über die Hausrückseite möglich ist, wählten Täter diesen zu 22,65 %.
Im November wurden die meisten Wohnungseinbrüche verzeichnet. Einbrecher nutzen den frühen Einbruch der Dunkelheit aus. Dunkle Wohnungen und Häuser stellen ein Indiz für die Abwesenheit ihrer Bewohner dar. Auch in den weiteren Monaten der dunklen Jahreszeit (Dezember bis März) konnten vergleichsweise höhere Fallzahlen registriert werden.
Präventionsmaßnahmen, die die Anwesenheit von Bewohnern simulieren, zeigen hierbei Wirkung, so die Studie. Hierbei spielen zunehmend sogenannte „Smart-Home-Systeme“ eine wichtige Rolle, durch die dieser Effekt zusätzlich verstärkt werden kann. Die Steuerung des Lichts, von Rollläden oder Markisen ermöglicht die Simulation von Anwesenheit.
Schwachstellenanalyse
Schwachstellen bieten Tätern günstige Gelegenheiten zur Tatbegehung. Fenstertüren und Fenster ohne entsprechenden Einbruchschutz werden von Tätern innerhalb weniger Sekunden geöffnet. Aus diesem Grund empfehlen die Studienautoren, einbruchhemmende und zertifizierte Produkte von Fachbetrieben verbauen zu lassen. Insgesamt gelten Fenster- und Fenstertüren mit ca. 78 % als größte Schwachstellen bei Einfamilienhäusern. Prozentual gesehen ist der Anteil von Einbrüchen in Einfamilienhäuser durch die Fenster (27,37 %) leicht gesunken. Haustüren hingegen, auch wenn sie zur Straßenseite gelegen sind und das Entdeckungsrisiko höher ist, wurden im Jahr 2017 von Tätern (18,31 %) etwas häufiger gewählt.
Die Auswertungen der „Kölner Studie 2017“ zeigen deutlich, dass Täter am häufigsten in Mehrfamilienhäusern den Zugang über die Wohnungsabschlusstür wählen. In nur 34 Fällen (ca. 2 %) wurde in Wohnungen über der ersten Etage durch ein Fenster oder Fenstertüren eingestiegen. Eine entsprechende einbruch- hemmende Sicherung – zum Beispiel durch ein Querriegelschloss – erhöhe den Einbruchschutz. Angriffe auf Fenster (17,94 %) und Fenstertüren (29,65 %) sind im Vergleich zur letzten Untersuchung 2011 leicht gesunken, sind aber immer noch eine häufig genutzte Einstiegsmöglichkeit für Einbrecher.
Wie gehen die Einbrecher vor?
Bei Türen ist das Aufhebeln immer noch die häufigste Täterarbeitsweise ist. Auf der Bandseite setzten die Täter 2017 in 5,57 % der Fälle, im Jahr 2011 zu 1,52 % an. Hier zeige sich, dass neben der zusätzlichen Sicherung der Öffnungsseite auch die Bandseite nicht vernachlässigt werden darf. Die Einwirkung auf den Profilzylinder bleibt mit 6,46 % auf einem niedrigen Niveau. Stumpfe Gewalt und Vandalismus kommen beim Wohnungseinbruch nur selten vor, sie sind eher ein Indiz für eine Beziehungstat.
Bei Einbrüchen über Fenster, Balkon- und Terrassentüren ist das Aufhebeln auf der Öffnungsseite immer noch die häufigste Begehungsweise. Einschlagen der Fensterscheibe zur Öffnung des innenliegenden Fenstergriffs ist mit 6,69 % nahezu unverändert häufig. Die Verwendung von einbruchhemmendem Glas – vorzugsweise ab der Klassifizierung P4A3 – und einem abschließbaren Griff mit entsprechendem Abrisswiderstand könne wirksam gegen diese Tätervorgehensweise schützen.
Sicherheitstechnik nutzt
Wo Zusatzsicherungen verbaut sind, bleibt es deutlich öfter beim versuchten Einbruch.
Von allen ausgewerteten Delikten gab es nur 17 Fälle (1,05 %), bei denen es trotz Sicherungsvorkehrung zu einem vollendeten Wohnungseinbruchsdiebstahl gekommen ist. Der Einbau von Sicherungstechniken kann die Vollendung eines Einbruchs tatsächlich verhindern. Sicherungstechnik zur Einbruchsprävention solle daher für den Neubau und die Sanierungen von Wohnungsbaugesellschaften und in privaten Haushalten intensiv beworben werden. Neben dem Einbau von mechanischen Sicherungsvorkehrungen könne aber auch eine funktionierende Hausgemeinschaft eine wichtige Rolle spielen.
Die Studienautoren empfehlen den Einsatz mechanischer wie elektronischer Sicherungsvorkehrungen. Alte Fenster und Türen könnten gegen neue geprüfte und zertifizierte, einbruchhemmende Modelle ausgetauscht werden; Umbauten an bestehenden Fenstern und Türen seien möglich.
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