Mit dem virtuellen Feuerlöscher-Trainer in die Zukunft
Seit rund einem Jahr ist Marion Heidrich operative Direktorin bei Gloria. Im Interview spricht sie über die Digitalisierung der Branche, Innovationen im Brandschutzbereich sowie über neue Lösungswege.
GIT SICHERHEIT: Frau Heidrich, Sie sind nun seit etwas mehr als einem Jahr als operative Direktorin bei Gloria tätig, kennen das Unternehmen jedoch bereits aus Ihren vorherigen Positionen sehr gut. Fällt es leichter, die Richtung vorzugeben, wenn man den zurückliegenden Weg gut kennt?
Marion Heidrich: Nun, wie Sie richtig festgestellt haben, kenne ich Gloria sozusagen in- und auswendig. Das ist einfach meinem Werdegang geschuldet, der mich vor nunmehr 30 Jahren hierhergeführt hat. Ich habe das Unternehmen von der Pike auf kennengelernt und neben dem Ressort Kundendienst auch den Gesamtvertrieb geleitet. Als ich für die Position der operativen Direktorin vorgeschlagen wurde, habe ich mich sehr gefreut und es gab für mich persönlich keine Zweifel daran, diese Herausforderung anzunehmen. Mein ‚Insiderwissen‘ empfinde ich hierbei als Vorteil, da mir sowohl die Mitarbeiter, die unternehmerischen Stärken und auch die internen Abläufe bereits zu Beginn meiner Tätigkeit sehr vertraut waren. Dadurch konnten wir sofort loslegen und Nägel mit Köpfen machen. Nun bekomme ich die Gelegenheit, Gloria gemeinsam mit meinem Team in eine zunehmend digitalisierte Zukunft zu führen.
Digitalisierung ist ein gutes Stichwort, denn auf der Interschutz stellten Sie unter anderem Ihren VR Fire Trainer aus. Was ist die Idee dahinter und für wen ist dieses Produkt geeignet?
Marion Heidrich: Die Pandemie hat uns klar aufgezeigt, dass digitalisierte Angebote branchenübergreifend ein Muss sind. Dementsprechend haben wir unsere Schulungsangebote breiter aufgestellt und beispielsweise in Form von Webinaren angeboten. Dennoch haben wir festgestellt, dass ein wichtiges Stück in unserem Konstrukt fehlte. Das war sozusagen die Geburtsstunde des virtuellen Feuerlöscher-Trainers, der ein virtuelles Feuerlöschtraining mit unseren Feuerlöschern ermöglicht und so ein fester Bestandteil unseres Portfolios wurde.
Was zeichnet dieses Angebot aus beziehungsweise macht es so besonders?
Marion Heidrich: Gemeinsam mit unserem Partner, dem Softwareentwicklungsunternehmen Vobling, konnten wir den VR Fire Trainer exakt auf unsere Ausbildungs-Bedürfnisse, unsere Feuerlöscherprodukte sowie auch auf unterschiedliche Umgebungsszenarien maßschneidern. Mit der dazugehörigen Virtual-Reality-Brille finden sich unsere Schulungsteilnehmer in verschiedenen virtuellen Umgebungen wieder und werden durch realistische Übungen geführt, die diverse Brandszenarien simulieren. Dieses Training beziehungsweise den Umgang mit Bränden in unterschiedlichen Simulationen kann uns die Realität nur mit erheblichem Aufwand und erhöhtem Gefahrenpotential bieten. Darüber hinaus bietet der VR Fire Trainer den Vorteil, dass er an jedem Ort und zu jeder Zeit eingesetzt werden kann.
Wie genau funktioniert ein solches virtuelles Training?
Marion Heidrich: Bei der Simulation der Umgebungen, der Ausbreitung von Bränden und der Rauchentwicklung haben wir einen völlig neuen und nie zuvor da gewesenen Realitätsgrad erzielt. Dazu tragen maßgeblich die zum virtuellen Einsatz kommenden Löschmittel wie Pulver, Wasser, Schaum, Fettbrandlöschmittel sowie CO2 bei. Wir bieten unseren VR Fire Trainer in einem Komplettset an: Stellen Sie sich vor, Sie nehmen einen Koffer, der das komplette Trainings-Equipment enthält, öffnen diesen, entnehmen die VR-Brille, setzen sie auf, nehmen eine Löscher-Attrappe in die Hand und tauchen quasi per Knopfdruck und innerhalb von fünf bis maximal zehn Minuten in eine x-beliebige Umgebung ein, in der es brennt.
Müssen die Schulungsteilnehmer sich erst mit dem Umgang des VR Fire Trainers vertraut machen und ist diese Lösung nicht sehr erklärungsbedürftig?
Marion Heidrich: Nein, genau das wollten wir vermeiden. Sowohl der Einsatz als auch die Nutzung der Feuerlöschsimulation sollte bewusst keine technischen Vorkenntnisse voraussetzen oder zeitintensiver Einweisungen bedürfen. Um es kurz zu machen: Wir haben es gemeinsam mit unseren Partnern geschafft, eine Lösung zu entwickeln, welche die Übungen nahezu intuitiv gestaltet und unmittelbar auf das Training folgend das so wichtige Feedback generiert. Den Teilnehmenden kann auf diese Weise schnell und pragmatisch aufgezeigt werden, was sie im nächsten Moment hätten verbessern können. Der Schulungsteilnehmer wird durch die unterschiedlichen Übungen geführt: Im ersten Moment befindet er sich in einem Büro, in dem Aktenkisten in Flammen stehen, und im nächsten Moment gilt es, einen Fettbrand in der Küche zu löschen.
Die Aufgabe der Übung besteht darin, den jeweils passenden Feuerlöscher sowie das geeignete Löschmittel auswählen und dann den Löschvorgang zu starten. Je nach Szenario kann es dabei auch zu einer deutlichen Rauchentwicklung kommen, die Sicht geht verloren und der Löschversuch scheitert, zumindest in der virtuellen Welt. Aber dafür ist die Übung ja da, um dazuzulernen und richtig zu reagieren. Das Training zielt darauf ab, einen souveränen Umgang mit Bränden zu ermöglichen und nimmt die Angst vor dem Versagen. Über das Screen Sharing kann der Trainer den Schulungsteilnehmer zusätzlich anweisen und unterstützen. Die Besucher der Interschutz konnten sich an unserem Stand selbst ein Bild davon machen und den VR Fire Trainer testen!
Das klingt auf jeden Fall nach einem Zukunftsthema. Hatten Sie auf der Messe noch weitere davon im Gepäck?
Marion Heidrich: Absolut. In Sachen Brandschutz gibt es aktuell einige Entwicklungen, die in Zukunft eine andere Gewichtung herbeiführen. Wir hatten am Stand daher neben unserem VR Fire Trainer auch unsere Löscher WKL-PRO 6 und 9 dabei. Hierbei handelt es sich um fluorfreie Feinsprühnebellöscher für Lithium-Ionen-Brände, die auf den zunehmenden Einsatz von Lithium-Ionen-Akkus in der Industrie aber auch im Privatsegment abzielen. Schließlich verfügt mittlerweile fast jeder Haushalt und überdies natürlich auch nahezu jedes Unternehmen über eine Vielzahl dieser Energie-
speicher.
Aufgrund der Vorgaben hinsichtlich des Verbots fluorhaltiger Schäume kommt es in Zukunft darüber hinaus zu einem Umdenken im Sinne der Nachhaltigkeit. Daher hatten wir unsere fluorfreien Löscher mit im Gepäck. Sie beinhalten einen umweltverträglichen Qualitätsschaum aus europäischer Herstellung, der aus nicht fluorierten Wasserzusätzen und 100 % biobasierten Tensiden der neuesten Generation besteht. Die Löscher sind für die Brandklassen A und B zugelassen und insbesondere bei Flüssigkeitsbränden sehr wirksam. Doch auch wenn es sich um ein innovatives, leicht biologisch abbaubares Produkt handelt, sollte nach dem Einsatz auf eine fachgerechte Entsorgung geachtet werden. Denn trotz aller Vorteile gehören die fluorfreien Schäume zur Wassergefährdungsklasse (WGK) 1. Wir verfolgen daher den Ansatz, im Zuge einer Neuanschaffung genau zu prüfen, ob überhaupt ein fluorfreier Schaumlöscher notwendig ist, oder vielleicht auch eine ebenso effektive Alternative infrage kommt.
Obwohl Schaumlöscher wahre Allround-Talente sind, sind sie nicht immer die nachhaltigste Wahl. Als Beispiel kann hier ein Verwaltungsgebäude mit Aktenlagerung genannt werden: Dort ist im Regelfall für die Brandklasse A ein Wasserlöscher völlig ausreichend. Im Gegensatz dazu ist in der Industrie, bei der brennbare Flüssigkeiten ein erhebliches Risiko darstellen, ein fluorfreier Schaumlöscher häufig die richtige Wahl. Da seitens der Politik noch nicht final entschieden wurde, ob bzw. welche Übergangsfristen für fluorhaltige Bestandsgeräte eingeräumt werden, arbeiten wir bereits an Konzepten, die eine Weiterverwendung verschiedener Bestandsgeräte durch eine entsprechende Umrüstung vorsieht. In jedem Fall verfolgen wir einen Ansatz, der auf Nachhaltigkeit und den Schutz der Umwelt setzt und dennoch ein hohes Maß an Sicherheit bietet.
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