Supply Chain Security: Videosysteme zur Prozessvisualisierung
Im Zeichen der roten Chilischote liefert der Aschaffenburger Internethändler Redcoon alles was es an neuesten Begehrlichkeiten gibt: Mehr als 300.000 Produkte werden jeden Monat ve...
Im Zeichen der roten Chilischote liefert der Aschaffenburger Internethändler Redcoon alles was es an neuesten Begehrlichkeiten gibt: Mehr als 300.000 Produkte werden jeden Monat verschickt - von Unterhaltungselektronik angefangen, über Foto- und Autozubehör bis zum Holzkohlegrill, von der Spielkonsole über die Hantelbank bis zum Druckertoner. Seit Anfang 2013 arbeitet das schnell wachsende Versandunternehmen mit den integrierten Supply-Chain-Systemen von Geutebrück.
Im Oktober 2012 eröffnete der Onlinehändler Redcoon (seit 2011 zur Media-Saturn-Holding gehörend) in Erfurt ein Logistikzentrum für Deutschland und seine europäischen Niederlassungen. In Spitzenzeiten wird hier auf beachtlichen 53.000 Quadratmetern Lagerfläche ein Warenbestand von mehr als 400.000 Artikeln vorgehalten. Zum Angebot des Onlinehändlers gehören Unterhaltungselektronik, Computer, Haushaltsgeräte und hochwertige Kompaktgeräte sowie Zubehör aller Art. Die Anforderungen an das Sicherheitssystem des Logistikzentrums sind daher besonders hoch. Einbruch- und Diebstahlschutz hatten von Anfang an Priorität. Deshalb entschied sich das Unternehmen für ein Einbruchmeldesystem VdS Klasse C mit Zutrittskontrollfunktion sowie eine umfassende Geutebrück IP-Videolösung mit einem leistungsstarken Managementsystem für die Visualisierung aller Funktionen.
Visualisierung des Warenumschlags
Anfangs war die Videoüberwachung von Geutebrück lediglich als Sicherheitsmaßnahme gedacht, wie sich Nihat Ademoglu, Projektleiter des Logistikzentrumneubaus in Erfurt und Prokurist bei Redcoon erinnert. Insbesondere suchte man eine Lösung zur Überwachung der Be- und Entladeprozesse. „Allerdings zeigte sich im Laufe des Projekts, dass Redcoon vor allem von der Visualisierung der Warenumschlagsysteme und -prozesse profitiert", sagt Ademoglu. Die Dokumentation des Haftungsübergangs wurde zur Wahrung von Rechtsansprüchen gegenüber Dritten durch die Verknüpfung von Prozessdaten und Videosystem erheblich vereinfacht.
Die sendungsgenaue Dokumentation ist somit gewährleistet. „Wir können bis zu 30.000 Pakete pro Tag versenden. Das Visualisierungssystem hilft uns, den Überblick zu behalten", so Ademoglu. Die exportierten Bilder und Videoclips eignen sich als unterstützende Belege für Menge und Zustand bei der Übergabe zum nächsten Schritt eines Prozesses oder einer Logistikkette. Die Videoaufzeichnungen sind gegen Manipulationen geschützt und als Beweismaterial bei Reklamationen, Unregelmäßigkeiten und in der Strafverfolgung anerkannt. Wenn nötig, können sie zur Diebstahlsverfolgung an Behörden weitergeleitet werden.
Kameras entlang der Prozesskette
Die technischen Anforderungen für eine solche Lösung lasse sich im Groben wie folgt beschreiben: Idealerweise werden Kameras entlang der gesamten Prozesskette plaziert, meist ab der Anlieferung. Während der Videoaufzeichnung verknüpft das Geutebrück-System die Videodaten erstmalig automatisch und in Echtzeit mit den Barcode- oder RFID-Daten. Dabei ist es egal, ob das Managementsystem oder direkt die Scanner die Daten liefern. Diese Verknüpfung erfolgt bei jedem kritischen Arbeitsschritt. Werden kleine Artikel von Hand aus- und eingepackt bzw. sortiert, ist die Dokumentation mit Überkopfkameras hilfreich. Hier sind hochauflösende IP-Kameras zweckmäßig, da sie auch Details über den Zustand der bearbeiteten Artikel liefern.
Gleichzeitig wird mit Übersichtskameras der Kontext, d. h. die Ereignisse der Umgebung, erfasst. Die leistungsstarke Datenbank garantiert den schnellen und einfachen Zugriff auf die relevanten Videoaufzeichnungen anhand der Prozessdaten oder von Datum und Uhrzeit als Suchkriterium. Die Videoplattformen Reporter, Geviscope und Gevistore sind alle für diesen Anwendungszweck geeignet. Die Auswahl des Systems kann daher nach den Anforderungen an Geschwindigkeit, Funktionsumfang, Speicherkapazität usw. erfolgen. Bei Redcoon waren zudem andere Kriterien mitentscheidend für die Geutebrück-Lösung: Die offene Architektur und die flexiblen Schnittstellen für den Echtzeit-Datentransfer mit dem Prozessmanagement- und anderen Systemen.
Bekannte Versender
Da der Internethändler von Erfurt aus nicht nur den deutschen Markt, sondern auch sieben weitere europäische Länder bedient, wurde bei der Planung auf die Einhaltung der deutschen BV- und AEO-Vorschriften (Bekannte Versender und Authorised Economic Operator) geachtet. Für zukünftige Zertifzierung sind dann keine größeren Zusatzinvestitionen in Systeme mehr nötig. Doch das Unternehmen nutzt die Supply Chain Security-Lösung von Geutebrück auch als Werkzeug der Prozessoptimierung und deckt mittels sorgfältiger Analysen Verbesserungspotenziale auf. Durch Videodokumentation und insbesondere mit der durchsuchbaren Datenbank, die durch Verknüpfung von Video- und Lagerdaten entstand, wurde es erheblich leichter, Fehler zu identifizieren, ihre Ursachen zu ermitteln und sie letztlich zu beseitigen.
Verbesserung der Prozessqualität
Von diesem Ansatz zur Prozessverbesserung können alle in der Supply Chain profitieren. „Ohne Visualisierungssysteme ermitteln Unternehmen entlang der Lieferkette oft im Dunkeln und können meist nur sehr wenig proaktiv arbeiten", berichtet Torsten Schmid, Key Market Manager for Logistics bei Geutebrück. „Mit der entsprechenden Technik können erheblich mehr Unregelmäßigkeiten geklärt oder sogar vermieden werden. Dadurch kann ein besseres Qualitätsmanagementsystem aufgebaut und die Prozessqualität verbessert werden. Folglich werden die Prozessrisiken reduziert, die Logistikkette wird effizienter." Die zusätzlichen Managementfunktionen machen den Mehrwert der Investition aus. Sie sorgen dafür, dass sich die integrierten Systeme im Durchschnitt schon innerhalb von zehn bis fünfzehn Monaten rentieren.
„Wenn ich auf unsere Erfahrungen mit dieser Technik zurückblicke", berichtet Ademoglu, „kann ich anderen Unternehmen nur raten, jeden einzelnen Vorteil der Visualisierungssysteme so gut wie möglich auszunutzen. Moderne Videosysteme können nicht nur Bilder aufzeichnen, sondern bieten zahlreiche weitere Vorteile wie Recherchemöglichkeiten, Beweissicherung, Ereignisverwaltung, Flexibilität und Kosteneffizienz. Dadurch wandeln sich Videoüberwachungssysteme von reinen Sicherheitsmaßnahmen zu wichtigen Werkzeugen für die Logistik. Früher waren Kamerabilder nur für Sicherheitsleute interessant, heute sind sie es auch für Logistiker."
Mehr Informationen zum Thema unter: http://www.geutebrueck.com/microsite/SupplyChainSecurity/index_en.php
Meist gelesen
Wie Unternehmen und Polizei zusammenarbeiten
GIT SICHERHEIT im Interview mit Julia Vincke, Leiterin Unternehmenssicherheit BASF, und Bettina Rommelfanger, Polizeivollzugsbeamtin am Landeskriminalamt Baden-Württemberg (LKA BW).
Kommunale Sicherheit: Gespräch mit der Düsseldorfer Ordnungsdezernentin Britta Zur
Öffentliche Sicherheit der Stadt Düsseldorf im Zusammenspiel von Ordnungsamt und Polizei: Ordnungsdezernentin Britta Zur im Interview über die Kriminalitätsentwicklung, Gefahrenabwehr und Fußball-EM 2024.
Konzernsicherheit und Krisenmanagement bei Carl Zeiss
Risikobasierter Sicherheitsansatz: "Wer alles schützen will, schützt nichts." GIT SICHERHEIT im Interview mit Sven Franke, Head of Security, Crisis Management & BCM bei Carl Zeiss.
Coded Processing: Funktionale Sicherheit ohne spezielle Hardware ermöglichen
Im Interview mit GIT SICHERHEIT erläutern Claudio Gregorio (Innotec) und Martin Süßkraut (Silistra Systems) wie die Technologie funktioniert.
Globale Konzernsicherheit bei der BMW Group
CSO Alexander Klotz ist für die globale Konzernsicherheit bei BMW Group zuständig. GIT SICHERHEIT hat sich mit ihm über Aufgaben und potentielle Bedrohungen unterhalten.