21.05.2025 • Topstory

VDMA-Einheitsblatt 24994: Auswirkungen auf die Produktsicherheit und Zertifizierung von Akku-Sicherheitsschränken

Mit dem VDMA-Einheitsblatt 24994 gibt es seit August vergangenen Jahres erstmals eine Grundlage für einen einheitlichen Prüfstandard im Bereich von Lager- bzw. Ladeschränken und -einrichtungen für Lithium-Ionen-Akkus. Das soll für mehr Sicherheit auf Seiten der Anwender und Hersteller sorgen. Im zweiten Beitrag unserer vierteiligen Reihe zum VDMA-Einheitsblatt 24994, erläutert Sven Sievers, Bereichsleiter Produktmanagement & -entwicklung bei Asecos, die Auswirkungen des Einheitsblatts auf die Prüfverfahren und auf die Zertifizierung von Akku-­Sicherheitsschränken. Zudem gibt er Einsichten auf die Entwicklung vergleichbarer Standards auf europäischer Ebene und den USA.

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Sven Sievers, Bereichsleiter Produkt­management & -entwicklung, Asecos GmbH
© Asecos

GIT SICHERHEIT: Herr Sievers, seit wann befasst sich asecos mit dem Thema Batterie-Ladeschränke und welche Entwicklungen haben Sie in den letzten Jahren beobachtet?

Sven Sievers: Seit circa fünfzehn Jahren sind wir am Markt mit entsprechendem Bedarf konfrontiert. Die immer häufiger werdenden Kundenanfragen haben uns dann 2017 dazu bewegt, erste Entwicklungsschritte in diese Richtung zu gehen. Mit der rasanten Weiterentwicklung der akkubetriebenen Power-Tools und dem Aufkommen von E-Bikes (unter Zuhilfenahme immer leistungsfähiger Lithium-Ionen-Akkus bzw. -Zellen) wurden diese für Unternehmen aufgrund ihrer Kraft und langen Laufzeit so interessant, dass sie mehr und mehr kabelgebundene Werkzeuge ablösen. Dieser Trend beschleunigt sich in den letzten fünf Jahren massiv.  


Akku-Sicherheitsschränke sind bereits seit einigen Jahren auf dem Markt etabliert. Das VDMA-Einheitsblatt 24994 stellt daher einen ersten Versuch dar, verbindliche Regeln für die Prüfverfahren für Akku-Sicherheitsschränke zu etablieren. Welche Auswirkungen hat das Einheitsblatt auf die bestehenden Prüfverfahren?

Sven Sievers: Seit 30 Jahren steht der feuerbeständige Sicherheitsschrank von Asecos für eine sichere und in direkter Nähe zum Arbeitsplatz nutzbare Alternative zum baulichen „F90-Lagerraum“. Auch für unsere Ion-Line Batterieladeschränke ist das – bis heute – ein selbstverständlicher Anspruch! Daher prüfen wir die Produkte generell auf Basis standardisierter Prüfverfahren hinsichtlich ihrer Feuerbeständigkeit von außen und von innen. Durch das VDMA-Einheitsblatt 24994:2024-08 ist nun noch eine praktische Prüfung mit echten Batteriezellen hinzugekommen, die wir ergänzend durchführen, um die Ergebnisse aus den standardisierten bzw. genormten Prüfungen zu validieren.       


Wer führt im Fall von Asecos die Prüfungen durch und was ist neben der praktischen Prüfung für eine Zertifizierung nach VDMA-Einheitsblatt 24994 noch notwendig?

Sven Sievers: Wir arbeiten bei allen Prüfungen mit unabhängigen und akkreditierten Prüfstellen zusammen. Im Fall der Batterieladeschränke ist dies die kiwa MPA Dresden in Freiberg. Die Prüfstelle in Freiberg ist aktuell eine von zwei akkreditierten Prüfstellen in Europa für VDMA 24994-Prüfungen. Ergänzend zu den erfolgreichen Brandprüfungen sind zusätzliche technische Vorgaben, zum Beispiel für die Ausstattung der Branddetektion und Alarmierung, zu erfüllen. Den größten Fokus aber legen wir, und auch der VDMA, auf die abschließende Zertifizierung der Produkte. Hierzu wurde Asecos von der neutralen Zertifizierungsstelle European Certification Body GmbH auditiert. Zur dauerhaften Qualitätssicherung unserer Produkte folgen nun – in Ergänzung der bereits vorhandenen Qualitätssicherungsmaßnahmen nach ISO 9001/14001 und der Fertigungsüberwachung durch die kiwa MPA Dresden auf Basis der GS-Zeichenvergabe – jährliche Audits der ECB.      


Woran erkenne ich ein gemäß VDMA 24994 zertifiziertes Produkt?

Sven Sievers: Das ist eine gute und wichtige Frage! Zertifizierte Produkte besitzen natürlich ein Zertifikat und sind online in der Zertifikatsdatenbank der zertifizierenden Stelle (aktuell nur die European Certification Body GmbH, www.ecb-s.com) zu finden.  


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Prüfaufbau „thermal runaway“ gemäß VDMA-Einheitsblatt 24994.
© Asecos

Welche Auswirkungen hatten die neuen Prüfstandards auf das Produktportfolio?

Sven Sievers: Hierzu muss ich kurz auf die Situation vor Veröffentlichung des VDMA-Einheitsblatts eingehen: Natürlich haben wir unsere Produkte seit Markteinführung bereits mehrfach optimiert und verbessert. Die umfassende Erfahrung aus zahlreichen, uns bekannt gewordenen Batteriebränden in unseren Sicherheitsschränken sowie den Anforderungen der Kunden selbst, haben uns in die Lage versetzt, die Sicherheit und Nutzerfreundlichkeit immer weiter zu verbessern. So besitzen unsere Ion-Line Schränke zum Beispiel bereits seit längerer Zeit eine automatische Schließung und Verriegelung der Türen sowie integrierte Druckentlastungen.

Die praktischen VDMA-Prüfungen haben uns gezeigt, dass unser System sehr gut funktioniert. Gleichzeitig haben wir die Gelegenheit der eingehenden Prüfung genutzt, um weitere Verbesserungen an unseren Produkten umzusetzen. Da VDMA 24994-Zertifizierungen (und damit zusammenhängende Brandversuche bei akkreditierten Prüfstellen) jedoch auch sehr kostenintensiv sind, haben wir uns aktuell darauf verständigt, nur einen Teil des Sortiments als VDMA-konforme Ausführung anzubieten. Unsere sehr erfolgreichen Basis-Produkte sind bereits heute so sicher, dass wir preissensiblen Kunden weiterhin ein preislich attraktives Einsteigerangebot bieten wollen.      


Werden alle Ihre Produkte zukünftig eine VDMA-Zertifizierung erhalten oder gibt es Unterschiede?

Sven Sievers: Wie bereits gesagt, wird es natürlich nicht nur Prüfungen, sondern „Zertifizierungen“ für unsere VDMA-Batterieladeschränke geben. Wir beschränken uns aber – zumindest derzeit – auf unsere Produkte der Linien Pro und Ultra. Hierbei handelt es sich um unsere leistungsfähigsten Produkte für den „Profi-Anwender“. Hier wollen wir alle aktuell möglichen Prüfgrundlagen berücksichtigt wissen, um unseren Kunden maximale rechtliche Sicherheit zu bieten. Aus diesem Grund wird übrigens unser Top-Modell Ultra auch weiterhin zusätzlich ein GS-Zeichen tragen. Die GS-Zertifizierung auf Basis des Produktsicherheitsgesetzes stellt erweiterte Anforderungen an Batterieladeschränke. Es werden zum Beispiel zahlreiche Prüfungen in Bezug auf Sicherheit, Festigkeit und Dauerhaltbarkeit durchgeführt. Aber auch Rauchdichtigkeitsprüfungen und Erwärmungstests bei Batterie-Ladevorgängen mit maximaler Schrank-Belegung müssen erfolgreich bestanden werden.     


Welche Auswirkungen hat die VDMA-Zertifizierung gegenwärtig auf die Versicherbarkeit Ihrer Produkte – schließlich waren ja auch einige Versicherer am Entwurf des VDMA-Einheitsblatts beteiligt?

Sven Sievers: Hierzu kann ich aktuell – zumindest für den deutschen Markt – noch wenig sagen. Während der Erarbeitung des VDMA-Einheitsblatts waren jedoch verschiedene Sachversicherer aktiv dabei. Hier müssen wir also abwarten…


Mehr Beiträge aus der Reihe: VDMA-Einheitsblatt 24994

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Gibt es in den USA vergleichbare Standards wie das VDMA-Einheitsblatt und welche Entwicklungen sind dort zu beobachten?

Sven Sievers: Underwriters Laboratories (UL) haben sich der Aufgabe verschrieben, einen Standard für die USA und Kanada zu erarbeiten. Vor wenigen Wochen ist eine erste Fassung des UL 1487-Standards „Battery Containment Enclosures“ veröffentlicht worden.

Aus unserer Sicht unterscheidet sich UL 1487 doch deutlich vom aktuellen VDMA-Einheitsblatt. Zudem widmet sich UL 1487 einem sehr weit gespannten Scope: beginnend bei einer kleinen Box, bis hin zu großen Containerlösungen. Wir werden die Entwicklung hier weiter beobachten und sind dazu aktiv in der amerikanischen UL-Arbeitsgruppe tätig.        


Das VDMA-Einheitsblatt stellt, wie gesagt, eine erste Grundlage dar, um einen verpflichtenden Standard für die Prüfverfahren von Akku-Sicherheitsschränken zu etablieren. Was passiert gegenwärtig auf europäischer Ebene?

Sven Sievers: Asecos ist seit vielen Jahren in der deutschen und europäischen Normung aktiv, denn wir sehen einen großen Mehrwert für die Sicherheit der Anwender und Anwenderinnen in europaweit gültigen, einheitlichen Standards für Produkte. Auch für Batterieladeschränke ist es daher unser Ziel, aktiv mitzuwirken, um abschließend eine inhaltlich gute Europäische Norm veröffentlichen zu können. Die ersten Schritte hierzu sind wir mittlerweile gegangen: Als Mitglied im VDMA-Verband haben wir uns als Experte für die Mitarbeit beim Europäischen Komitee für Normung (CEN) angemeldet. So werden wir ab Frühsommer 2025 mit unserem Fachwissen mithelfen, die Grundlage für eine zukünftige Europäische Norm zu erarbeiten. In Zusammenarbeit mit Interessensgruppen weiterer Länder werden wir dann versuchen, einen Europäischen Konsens zu finden. Diese Prozesse benötigen jedoch ihre Zeit…

Sortiment Ion-Line der 3. Generation
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