Videotechnologie: Interview mit Michael Haas
GIT-SICHERHEIT.de sprach mitMichael Haas, Geschäftsführer Videor E. Hartig, einem CCTV-Distributor der ersten Stunde. GIT-SICHERHEIT.de: Herr Haas, wenn Sie 20 Jahre zurückblicken...
GIT-SICHERHEIT.de sprach mit Michael Haas, Geschäftsführer Videor E. Hartig, einem CCTV-Distributor der ersten Stunde.
GIT-SICHERHEIT.de: Herr Haas, wenn Sie 20 Jahre zurückblicken - wie gestaltete sich damals die Distribution von Videoüberwachungssystemen auf den von Videor bearbeiteten Märkten?
Michael Haas: Vor 20 Jahren war die CCTV-Überwachung noch ein relativ kleiner Nischenbereich mit einer überschaubaren Zahl an Systemintegratoren und Errichtern, zu denen ein sehr enger Kontakt gepflegt wurde. Entsprechend übersichtlich war auch das Produktangebot am Markt und im Videor-Portfolio mit nur wenigen Marken. Eingesetzt wurde ausschließlich analoge Technik im PAL-Standard mit völliger Kompatibilität. Ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der Videoüberwachung war die Einführung der CCD-Kameratechnik, bei der wir Fujitsu als maßgeblichen Wegbereiter Ende der 80er Jahre begleiten durften.
Was waren die größten Unterschiede im Vergleich zu heute?
Michael Haas: Technologien, Marktstrukturen und Kommunikationsmittel sind heute erheblich komplexer. Das Management dieser Faktoren ist sehr anspruchsvoll und funktioniert nur, wenn sie genau aufeinander abgestimmt sind. Daher liegen Erfolg und Misserfolg heute auch näher beieinander. Darüber hinaus bringt die Globalisierung gerade im High-Tech-Bereich und speziell für Deutschland neue Herausforderungen mit sich. Aber auch neue Chancen durch klare Servicestrukturen, die wir bieten können.
Was waren Ihrer Meinung nach die wichtigsten technischen Sensationen in diesen beiden Jahrzehnten?
Michael Haas: Zu den prägenden Faktoren der letzten 20 Jahre zählt etwa die fortschreitende Digitalisierung nahezu aller Komponenten in Videoüberwachungssystemen. Neben der bereits erwähnten Einführung der CCD-Kameratechnik lösten in der Aufzeichnung die Festplatten das Videoband als Medium ab, Flachbildschirme ersetzen heute die Röhrenmonitore, die zunehmende Verbreitung von Netzwerksystemen legte den Grundstein für Video-over-IP Lösungen.
Wie hat sich der Markt verändert?
Michael Haas: Die Konvergenz der digitalen Welten erfordert neue Lösungsansätze. Dies bringt mit sich, dass neue Mitbewerber den Markt betreten. Dennoch scheint die Branche trotz der enormen technologischen Fortschritte vergleichsweise konservativ in ihren Strukturen. Sicherheitstechnik wird immer noch überwiegend von Sicherheitsfachleuten umgesetzt - und nicht von IT-Firmen.
Was war das Wichtigste für Videor selbst?
Michael Haas: Durch unsere hohe Anpassungsfähigkeit in Bezug auf alle Kernfaktoren (Technologie, Marktstruktur, Kommunikationskanäle) konnten wir von jedem Trend profitieren. Das Wichtigste für uns war die Öffnung des Unternehmens für Marken und Technologien, die miteinander im Wettbewerb stehen. Dies gilt übrigens auch für unsere Eigenmarke Eneo, die von uns nicht bevorzugt wird und sich im Umfeld renommierter Marken behaupten muss. Eine hohe Anforderung an Kommunikationsstrukturen und Vertrieb, die wir gut gelöst haben. Die Plattform Videor wird heute von Herstellern wie Kunden gleichermaßen geschätzt.
Machen wir eine Zeitreise: Angenommen, wir befänden uns 20 Jahre später - also im Jahr 2031. Was glauben Sie: Wo wird die Branche dann stehen - ökonomisch und technisch?
Michael Haas: Sicherheitstechnik wird immer einen hohen Stellenwert haben, möglicherweise wird dieser durch den bedauernswerten Anstieg der Konflikte im menschlichen Miteinander sogar noch wachsen. Branchen und Technologien werden weiter verschmelzen. Die technologischen Möglichkeiten werden sicher irgendwann nur noch von politischen Rahmenbedingungen, speziell dem Datenschutz, begrenzt.