27.01.2025 • TopstoryVIPPolizei

VIP-Interview: Polizeidirektorin Bettina Rommelfanger

GIT SICHERHEIT im Interview mit Bettina Rommelfanger, Polizeidirektorin, Leiterin des konex & Leiterin der Task Force gegen Hass und Hetze beim LKA Baden-Württemberg.

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Bettina Rommelfanger – Polizeidirektorin, Leiterin des konex & Leiterin der Task Force gegen Hass und Hetze beim LKA Baden-Württemberg

In jeder Ausgabe Ihrer GIT SICHERHEIT bitten wir wichtige Personen, Entscheider, Menschen aus der Sicherheitsbranche, zum VIP-Interview.

Im Interview der GIT SICHERHEIT 1-2/2025: Bettina Rommelfanger

  • 1998–2001: Diplom-Studium zum ­gehobenen Polizeivollzugsdienst (PVD) des Landes Niedersachsen
  • 2011–2013: Master-Studium zum höheren PVD an der Deutschen Hochschule der Polizei
  • 02/2014: Landeswechsel zur Polizei Baden-Württemberg, diverse Führungsfunktionen
  • Seit 2020 beim LKA Baden-Württemberg, u.a. als Leiterin der Landeskriminalprävention, kommissarische Leiterin des Stabes und stellvertretende Stabsleiterin
  • Seit 12/2021 Aufbau und Leitung der Task Force gegen Hass und Hetze, Gründung der Initiative Toleranz im Netz
  • Seit 08/2024 zusätzlich Leiterin des Kompetenzzentrums gegen Extremismus in Baden-Württemberg (konex
  • Mitglied im Beirat des Bundesprojekts Kommunale Allianzen (Komm A)
  • Mitwirkung im europäischen Experten­netzwerk gegen Hasskriminalität 
  • Mitglied im Beirat der Meldestelle REspect!


Ihr Berufswunsch mit 20 war: 

Da war ich Studentin der Rechtswissenschaften und gerade dabei zu erkennen, dass ich zu gradlinig und pragmatisch veranlagt bin, um als Juristin glücklich zu werden.


Was hat Sie dazu bewogen, eine Aufgabe im Bereich Sicherheit zu übernehmen?

Ich hatte schon immer ein ausgeprägtes Streben nach Gerechtigkeit und es zog mich bereits im Kindesalter in Positionen mit Verantwortung. Ich war kreativ, entscheidungsfreudig und gut darin, Menschen für meine Ideen zu begeistern, von denen ich überzeugt war, dass sie die Welt verbessern. Die Erfahrungen aus dem Jurastudium waren immer ein sehr gutes Backup für meine vielfältigen Tätigkeiten bei der Polizei.


Welche sicherheitspolitische Entscheidung oder welches Projekt sollte Ihrer Meinung nach schon längst umgesetzt sein?

Der DSA. Die Telemediendienstanbieter und Plattformen sind einfach noch nicht ausreichend in der Verantwortung im korrekten Umgang mit Hasskommentaren, Hetze und Desinformation.


Ein Erfolg, den Sie kürzlich errungen haben, war:

Unser Schulwettbewerb „Jüdisches Leben in Deutschland – Eine Quelle der Vielfalt“, den wir zusammen mit unserer Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit und dem Projekt Meet a Jew des Zentralrats der Juden initiiert, umgesetzt und medial begleitet haben, gewann zweimal den Deutschen Preis für Online­kommunikation (DPOK). Wir haben Schülerinnen und Schüler dazu bewegt, sich mit Einflüssen jüdischen Lebens in ihrem Alltag auseinanderzusetzen und darüber antisemitische Vorurteile und Stereotype abzubauen. Hier als staatliche Behörde mit den großen Playern der Kommunikationsbranche mithalten zu können, macht mich und unser ganzes Team sehr stolz.


Welche Reform bewundern Sie am meisten?

Die Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland, was sich als gebürtige Sachsen-Anhaltinerin, die über Niedersachsen nach Baden-Württemberg kam, schon fast von selbst erschließt. Die Trennung war unnatürlich und es schmerzt mich heute, wenn ich sehe, welchen Nachwirkungen wir uns durch das jahrzehntelange Leben und Aufwachsen in unterschiedlichen Staatsformen, die sich gegenseitig anfeindeten und zu überbieten suchten, heute stellen müssen.


Wer hat Ihrer Meinung nach eine Auszeichnung verdient?

Menschen in Pflegeberufen – als Mutter einer Tochter mit angeborenem Gendefekt lerne ich unglaublich beeindruckende, herzliche Persönlichkeiten und sich aufopfernde Menschen kennen, denen das Wohl von Menschen mit Behinderung am Herzen liegt.


Worüber können Sie sich freuen?

Ich bin ein grundpositiver Mensch. Mein Glas ist immer halbvoll, der Himmel über mir maximal wolkig, nie bedeckt. Mich zu erfreuen, ist einfach: Nutella zum Frühstück, ein Lächeln am Morgen, ein Dankeschön…


Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?

Die Mitternachtsbibliothek von Matt Haig – wer hat noch nicht darüber nachgedacht, wie das Leben gelaufen wäre, wenn man andere Entscheidungen getroffen hätte…? 


Was motiviert Sie?

Wenn es mir gelingt, Mitarbeitende mitzunehmen, mein Team für eine Idee zu begeistern und zu sehen, wie diese dann für ein Projekt total „on fire“ sind und über sich hinauswachsen. Auf diese Weise entstehen unsere erfolgreichen und preisgekrönten Kampagnen. Das erfüllt mich mit Stolz und gibt mir Kraft für Neues.
 

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Worüber machen Sie sich Sorgen?

Wenn ich Sätze höre, wie „der Osten ist verloren“. Das ist der falsche Weg, das Vertrauen der Menschen in staatliche Player zurückzugewinnen.


Die beste Erfindung im Bereich Sicherheit ist Ihrer Meinung nach: 

Das Navi. Ich erinnere mich mit Erschrecken an Situationen, in denen ich als Beifahrerin im Fond des Streifenwagens die Faltkarte des hannoverschen Stadtplans ausbreitete, während wir mit Blaulicht und Martinshorn zum Einsatz unterwegs waren…


Ihre gegenwärtige Geistesverfassung ist:

Freudig erregt. Morgen geht es nach Tirol zu meinem bislang herausforderndsten Trailrunningevent, die Tour de Tirol: 75 Kilometer, 3.500 Höhenmeter, das wird besonders.

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Landeskriminalamt Baden-Württemberg

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