Virtueller Brandschutz: Löschen sicher üben
Ein an der Universität Kassel erfundenes virtuelles Feuerlösch-System soll künftig bei der Ausbildung von Brandschutzhelfern und Feuerwehrleuten helfen. Dabei kommuniziert ein real...
Ein an der Universität Kassel erfundenes virtuelles Feuerlösch-System soll künftig bei der Ausbildung von Brandschutzhelfern und Feuerwehrleuten helfen. Dabei kommuniziert ein realer Feuerlöscher mit einer virtuellen Trainingsumgebung, die Brände simuliert. Erfindungen der nordhessischen Hochschule finden mithilfe ihrer Patentvermarktungsagentur vermehrt den Weg in den Markt.
Der virtuelle Feuerlöscher ist eine Entwicklung des Doktoranden Frederik Kreckler vom Fachgebiet Technische Informatik. Das Feuer findet auf einem Bildschirm oder einer Leinwand statt. Im Innern des Feuerlöschers sind Sensoren eingebaut, die die Bewegungen des Übenden kabellos auf dem Bildschirm spiegeln.
Löschen per Knopfdruck
Per Knopfdruck stehen Löschmittel – darunter Wasser, Pulver, Schaum oder Fettbrandlöschmittel - und Orte wie Küche, Flur oder Büro zur Auswahl. Je nach Ort steht der Übende vor verschiedenen Bränden und kann auch die Auswirkung der verschiedenen Löschmittel ausprobieren.
„Beim simulierten Löschen kann man falsch machen, was man im realen Leben lieber nicht falsch machen sollte“, nennt Kreckler einen wichtigen Vorteil des virtuellen Löschens. Mit seinem Feuerlöscher könnten sogar Kinder das Löschen von Bränden trainieren.
Die Auswertung gibt Rückmeldung, wie schnell der Brand gelöscht und wie viel Löschmittel dabei verbraucht wurde. Per Knopfdruck wird das Löschmittel nachgefüllt. In echten Feuerlöschern ist das Löschmittel teils nach 10 bis 15 Sekunden aufgebraucht – eine wichtige Erfahrung für die Übenden.
„Das Fachgebiet Technische Informatik arbeitet viel mit Feuerwehren zusammen. Da ich Interesse an der Erfindung von Geräten und dem 3D-Druck habe, habe ich mich während der Promotion mit dem Thema befasst. Aus der Mischung beider Sachen kam dann der virtuelle Feuerlöscher heraus“, erklärt Kreckler seine Motivation, sich mit dem Thema Brandschutz zu beschäftigen. Beim Campusfest der Universität Kassel konnten Neugierige den virtuellen Löscher bereits ausprobieren.
Innovationen aus der Universität
Die Kommerzialisierung der Erfindung wird das Brandschutzunternehmen Gloria übernehmen und hat dazu als ersten Schritt eine Lizenz auf das zugrunde liegende Patent von der Universität Kassel erworben.
Den Firmenkontakt stellte die Gesellschaft für Innovation Nordhessen her, die von der Universität Kassel beauftragte Patentvermarktungsagentur. Sie verhilft jedes Jahr zahlreichen Erfindungen aus der Nordhessischen Hochschule zu ihren ersten Schritten auf dem Weg in den Markt.
Seit 2016 koordiniert die Universität Kassel den Verbund hessischer Hochschulen und Forschungseinrichtungen zur Patentverwertung. Das Land Hessen fördert diese Koordination und die Weiterentwicklung von Hochschulerfindungen derzeit mit rund einer Million Euro.
Nicht zuletzt durch diese Förderung kamen seitdem 18 von bundesweit 67 Weiterentwicklungsprojekten aus dem WIPANO-Programm des Bundeswirtschaftsministeriums aus Hessen, davon die Hälfte aus Kassel.