Von wegen „kleen“

Es begann mit einer Übernahme: Als neuer Pächter eines Schloss- und Schlüsseldienstes begann Wolfgang Werner 1970 die ­Weichen für seinen Erfolg zu ­stellen

Es begann mit einer Übernahme: Als neuer Pächter eines Schloss- und Schlüsseldienstes begann Wolfgang Werner 1970 die ­Weichen für seinen Erfolg zu ­stellen: Mit großzügigen Öffnungszeiten, Montagezeiten in den ­Morgen- und Abendstunden – und mit schrittweiser Ausweitung der Verkaufsfläche und konsequenter Modernisierung des ­Sortiments, bis hin zur eigenen Notruf-Service-Leitstelle. Heute ­besteht das Unternehmen mit Werner Sicherheitstechnik und Werner Alarmanlagen aus einem Verbund zweier spezialisierter ­Firmen mit 28 hochqualifizierten Mitarbeitern. GIT SICHERHEIT hat mit dem Firmengründer und Geschäftsführer Wolfgang Werner aus Anlass seines
50jährigen Jubiläums gesprochen.

GIT SICHERHEIT: Herr Werner, vor etwa 50 Jahren waren Sie noch der „Kleene Werner“ – jedenfalls für die Schauspieler an den Theatern rund um Ihren ersten Schlüsseldienst herum. Waren bekannte Leute darunter…?

Wolfgang Werner: Das waren oft sogar meine Kunden. Wolfgang Spier und Wolfgang Gruner zum Beispiel – aber es wohnten natürlich viele Schauspieler in der Umgebung, viele leben heute nicht mehr. Vor allem nach Generalproben haben sie heftig gefeiert und kamen dann nachts oft nicht mehr in ihre Garderoben. Ich habe dort damals zum Beispiel eine Einbruchsicherung mit besseren Schlössern eingebaut, die das Problem lösten. Wolgang Gruner von den Stachelschweinen meinte damals „Mein Kleener, ich kaufe was ich will, und nicht, was du mir verkaufen willst“.

Aber es kam ja anders…

Wolfgang Werner: Das stimmt. Aber als ich mit dem klassischen Schlüsseldienst anfing, wusste ich gar nicht, dass es da noch mehr gibt, als Schlüssel herzustellen und zu verkaufen, Schlösser zu reparieren, Türen zu öffen, u.s.w. Das habe ich auch gemacht, bis ich merkte, dass der geschlossene Berliner Markt besetzt und der Kuchen verteilt war. Also habe ich neue Wege gesucht. So habe ich zum Beispiel 1974 angefangen, Alarmsysteme und deren Montage in mein Angebot aufzunehmen. Damit waren wir ziemlich erfolgreich, auch wenn wir auf der ersten Security-Messe damals als „einfacher Schlüsseldient“ nicht ernst genommen und gar nicht erst beliefert wurden. Wir haben deshalb ein kleines Alarmsystem für Wohnungen bauen lassen – das war der Einstieg. Ein Jahr später gründete ich die Werner Alarmanagen GmbH und wir wurden vom VdS anerkannt. Schon auf der zweiten Security 1976 hatten wir keine Schwierigkeiten mehr, von den Herstellern beliefert zu werden. Nach und nach haben wir uns mit Sicherheitstechnik in Berlin etabliert, also mit höherwertiger Schließtechnik. Wichtig waren damals zum Beispiel Stangenschlösser für Doppelflügeltüren. Ich begann mit der Optimierung von Stangenschlösser aus Italien, das damals in Europa am weitesten damit war. Nach und nach haben wir uns vergrößert und bekamen mehr Platz für Alarmtechnik, Mehrfachverriegelungen, Zylinder und die ersten Schutzbeschläge. Vieles an sicherheitstechnischen Lösungen, die die meisten anderen verschlafen hatten, haben wir damals selber entwickelt. 1981 wurden wir in den Interkey-Verband aufgenommen – das war ein Ritterschlag.

Auch Weiterbildungen und Zertifizierungen brachten kräftige Entwicklungsschübe mit sich…?

Wolfgang Werner: Ich stand vor allem in der Anfangszeit im Wettbewerb mit Schlossern und Elektrikern. Es gibt ja bis heute keine Lehrberufe für Alarm- oder Schließtechnik. Ich verschaffte mir das nötige Wissen zu Betriebsplanung, Personalführung und Unternehmensmanagement am Schmidt-College und am Helfrecht-Institut. Was die Zertifizierungen betrifft: Vor allem unsere VdS-Anerkennung im Bereich mechanische Sicherheitstechnik 1996 hat den Betrieb umgekrempelt. Zu den Schlössern kam damals auch Sicherheitstechnik für Türen und Rollläden hinzu. Es gab damals außer uns kaum jemanden in Berlin, der das alles aus einer Hand liefern konnte – bis heute bieten wir alle Sicherheitsbereiche von A bis Z aus einer Hand. Inzwischen haben wir schon lange vier Zertifizierungen – und zwar für Einbruchmeldetechnik, mechanische Sicherungssysteme, als Errichter für Videotechnik – und wir sind ISO- und VdS-zertifiziert. Seit 1990 betreiben wir außerdem eine eigene Leitstelle, auf der unsere Alarmanlagen aufgeschaltet sind. Es war sehr schwierig und kostenintensiv, da wir inklusive Wachdienst und Schlüsselnotdienst rund um die Uhr Mitarbeiter beschäftigen müssen. Erst nach 300 Aufschaltungen begann sich das Angebot zu rechnen.

Das war ja auch die Zeit des Mauerfalls. Wie hat sich das aufs Geschäft ausgewirkt?

Wolfgang Werner: Der Mauerfall hat an der relativen Geschlossenheit des Berliner Marktes nichts geändert. Dafür kam aber viel Wettbewerb aus dem Osten, wo sehr viele Stasi-Leute auf den Sicherheitsmarkt kamen. Das hatte einen harten Wettbewerb und einen extremen Preiskampf zur Folge.  

Noch mal zurück zur Technik… Gerade die Zutritts- und Schließtechnik hat sich extrem weiterentwickelt – das gleiche gilt für die immer wichtiger werdende Videotechnik?

Wolfgang Werner: Mit Video beschäftigen wir uns etwa seit dem Jahr 2000. Sie spielt bei uns vor allem im Einzelhandel, bei Garagen und im Außenbereich und allgemein im Perimeterschutz eine Rolle. Der Ausbau der Zutrittstechnik und Schließanlagentechnik kam vorher – mit Transpondern, Karten, etc. Hier haben wir früh mit den wichtigsten Herstellern wie Uhlmann und Zacher, SimonsVoss und Assa Abloy, Zeiss Ikon, Dom und Kaba zusammengearbeitet. Wir waren sehr früh mit elektronischen Schließzylindern am Markt und haben dieses Segment ständig erweitert.

Wer sind heute Ihre Kunden – und was umfasst Ihr Portfolio heute?

Wolfgang Werner: Unsere Kunden kommen jeweils etwa zur Hälfte aus dem gewerblichen und dem privaten Bereich. Dabei sind übrigens die Privatleute im Vergleich zu früher heute viel vermögender. Sie kaufen nicht nur Einbruchmeldeanlagen sondern zum Beispiel auch Sicherheitsfenster und sichere Haustüren. Ähnliches gilt für den gewerblichen Bereich. Corona hat natürlich vieles auf den Kopf gestellt.

Das smarte Heim ist ja ein starker Trend – wie sehen Sie das?

Wolfgang Werner: Hier gibt es aus meiner Sicht immer noch Sicherheitsprobleme. Die Täter werden immer intelligenter. Schon die elektronischen Verschlusssysteme für Autos wurden ja bereits geknackt – bei den Smarthome-Systemen ist das ähnlich. Die Systeme werden am Laptop ausgelesen. Allerdings gibt es ständig neue Transpondergenerationen auf den Markt, die die Auslesesicherheit verbessern. Wir empfehlen unseren Kunden, bei ihrer Smart-Home-Anlage, die Scharf- und Unscharfschaltung der Alarmanlage per Handy wegzulassen, denn damit kann man die Anlage außer Betrieb nehmen. Das Ein- und Ausschalten muss zu 100 Prozent sicher sein.  

Wo liegen für Sie die in der Praxis wichtigsten Trends?

Wolfgang Werner: Sehr und wichtig ist der Trend zur Digitalisierung – darin sehe ich auch die Zukunft. Ein Beispiel dafür sind Stand-alone-Alarmsysteme, die sich vernetzen lassen, ohne von außen angreifbar zu sein. Trotzdem bleibt ein hoher Widerstandswert der Mechanik wichtig. Die Anforderungen werden höher, weil auch die Täter anders vorgehen und zum Beispiel mit Rettungsmitteln der Feuerwehr Türen öffnen. Das Zusammenwirken von Mechanik und Elektronik ist die Zukunft. Auch das Thema Fernüberwachung wird noch weiter ausgebaut werden. Das gilt zum Beispiel für Brandmelder. Und wir unterstützen heute immerhin 1.500 Kunden durch Überwachung ihrer Objekte, wo wir uns schon per Video aus der Ferne ein Bild verschaffen können.

50 Jahre Werner Sicherheitstechnik
Mit Sicherheit aus einer Hand hat sich die heutige Firma Werner Sicherheitstechnik im Berliner und Brandenburger Raum einen Namen gemacht. Die vom VdS anerkannten Facherrichter bieten Alarmanlagen, mechanische Sicherheitselemente und Videotechnik – inklusive firmeneigener Notruf-Service-Leitstelle. Zum Portfolio des ISO 9001-zertifizierte Unternehmen gehören außerdem Tür- und Fenstersicherungen, Brandschutztechnik, Schließanlagen und Zutrittskontrollen, Tresore, Rollgitter und Terrassentüren – und manches mehr.

Das Ladengeschäft von Werner Sicherheitstechnik in der Berliner Kantstraße präsentiert die gesamte Bandbreite des erfolgreichen Jubilars. Betreute werden heute jeweils etwa zur Hälfte private und gewerbliche Kunden – fast alle ihrer Alarmsysteme sind auf die unternehmenseigene Notruf-Service-Leitstelle aufgeschaltet.

 

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