27.02.2014 • TopstoryArbeitsschuheArbeitskleidungWorkwear

Workwear: Rädchen statt Schnürsenkel – auch für Arbeitsschuhe

Die Snowboarder haben den Anfang gemacht: Für sie hat die Firma Boa Technology sozusagen das Rad neu erfunden: Ein kleines Drehrad ersetzt die Schnürsenkel. Das ist besonders beque...

Die Snowboarder haben den Anfang gemacht: Für sie hat die Firma Boa Technology sozusagen das Rad neu erfunden: Ein kleines Drehrad ersetzt die Schnürsenkel. Das ist besonders bequem und sicher. Im Workwear-Markt nutzen Firmen wie Elten, Bata und viele andere das System. Vor kurzem haben die Amerikaner in ­Österreich eine Europa-Niederlassung gegründet. GIT-SICHERHEIT.de sprach mit Alois Badegruber,
Geschäftsführer Boa Technology Europa.

GIT-SICHERHEIT: Herr Badegruber, als Kind haben wir alle irgendwann gelernt, dass der Doppelknoten beim Schnürsenkel-Zumachen das Nonplusultra ist: Der hält. Ihr Unternehmen scheint davon nicht überzeugt zu sein: Sie verwenden statt Schnürsenkel ein kleines Rädchen und Drähte. Was ist, ganz allgemein, der Vorteil davon?

Alois Badegruber: Zuerst einmal bin auch ich der Meinung, dass es für Kinder sehr gut ist, den Doppelknoten zu lernen - aber eher aus Sicht der motorischen Entwicklung und nicht, um Schuhe perfekt zu schließen. Der Vorteil liegt ganz einfach darin, dass unser System einfach in der Handhabung ist, gleichmäßig schließt und dabei den Druck verteilt. Außerdem kann es viel genauer eingestellt werden und das auch mit nur einer Hand im aktiven Gebrauch. Im Zeitalter der Technologien sollte das eigentlich der Standard sein, jedoch gibt es kein anderes System, das dies erfüllt.

Viele Leser werden dieses System von Sport- und Laufschuhen her kennen. Aber es wird ja für sehr unterschiedliche Produkte verwendet. Geben Sie uns einen Überblick?

Alois Badegruber: Die erste Anwendung fand im Snowboard-Bereich statt, wo es nach wie vor eine sensationelle Funktionsverbesserung darstellt und auch alle namhaften Hersteller das Boa Verschlusssystem auf ihren Snowboardschuhen verwenden. Die Produktpalette ist sehr vielfältig und wenn wir den Sportbereich weglassen, dann findet man unser System in Sicherheitsschuhen aller Klassen sowohl im militärischen als auch polizeilichen Bereich. Unser Hauptpotenzial ist der Schuhbereich, aber es gibt auch Produkte wie schusssichere Westen, taktische Helme und medizinische Produkte (Schienen, Kompressen und Prothesen).

Werfen wir einen genaueren Blick auf die Workwear: Inwiefern trägt das System zur Sicherheit bei?

Alois Badegruber: Bei dem Boa Verschluss-system gibt es keinen Knoten, der sich löst oder Schnürsenkel, mit denen man irgendwo hängen bleibt. Auf Baustellen oder in Werkhallen zum Beispiel trägt das erheblich zur Sicherheit bei, da es in diesem Umfeld häufig zu Stürzen mit schweren Folgen kommen kann. Ein weiterer Vorteil, der zwar nicht die Sicherheit betrifft, aber sehr wichtig für das Wohlbefinden ist, ist der hohe Komfort. Bei Schuhen mit unserem System ist die Druckverteilung sehr gleichmäßig und somit kommt es weniger zu Druckstellen, auch wenn die Schuhe fest geschnürt werden.

Noch eine Frage zur Passgenauigkeit: Warum genau justiert sich der Schuh eigentlich weiter unten an die Fußform, wenn man doch - wie beim Schnürsenkel auch - nur oben am Rädchen drehen kann?

Alois Badegruber: Das ist ganz einfach. Durch die geringe Reibung zwischen Kabel und den so genannten Laceguides kann der Schuh sehr gleichmäßig geschlossen werden. Dabei spielt die Konfiguration des Systems am Schuh eine große Rolle: Es kommt darauf an, wie viele Laceguides man verwendet und in welchem Winkel die Schnürung verläuft. Aus diesem Grund wird auch jedes neue Model von uns kontrolliert und erst nach genauer Prüfung freigegeben.

Mit welchen Herstellern arbeiten Sie im Sicherheitsbereich zusammen - und was macht Ihr System für diese Hersteller attraktiv für deren Produktportfolio und deren Kunden?

Alois Badegruber: Wir arbeiten mit sehr vielen der stärksten Marken zusammen wie z.B. Sievi, Bata Industrials, HKS, Engelbert Strauss und Elten. Das Markenportfolio wird sich in der nächsten Zeit stark erweitern, jedoch achten wir sehr darauf, mit wem wir zusammenarbeiten, da nur auf einem perfekten Schuh unser System 100 % zu einem funktionalen Erlebnis wird. Unser Verschlusssystem bietet unseren Partnern die Möglichkeit, ihr Produktportfolio auf funktionale Weise zu erweitern und einen echten Mehrwert für den Kunden zu schaffen. Für den Endkunden bestechen die Produkte mit unserem System durch die bereits angesprochene Funktionalität und die höhere Sicherheit. Viele Endkunden suchen nach Produkten mit spürbar verbesserter Funktionalität und Komfort, die ein echtes Plus im täglichen und harten Einsatz der Arbeitswelt bringen.

Welche speziellen Vorstellungen und Wünsche an das Produkt haben speziell die Hersteller von Sicherheitsschuhen?

Alois Badegruber: Besonders wichtig ist bei den Sicherheitsschuhen die Haltbarkeit, d.h. das System muss dauerhaft zu 100 % funktionieren, sonst würde z.B. während eines Einsatzes die Sicherheit gefährdet sein. Jeder kennt das Problem, wenn ein Schnürsenkel genau im falschen Moment reißt. Im privaten Leben ist das ärgerlich, aber im Arbeitsbereich kann das sehr gefährlich werden. Unsere Produkte bieten eine lebenslange Garantie, d.h. unser Schnürsystem hält, auch wenn der Schuh schon aufgetragen ist. Ein weiterer wichtiger Anspruch an unser System ist die einfache und schnelle Handhabung. So lässt sich unser Boa Verschluss mit nur einer Hand schließen und öffnen - selbst mit Handschuhen.

Dementsprechend wird das System von Ihnen angepasst? Wie sieht die Entwicklung bei Ihnen aus?

Alois Badegruber: Die Produktentwicklung findet in Denver, Colorado, statt, wo die Firma Boa Technology auch ihren Ursprung hat. Wir sind eine Firma, die sehr stark von der Entwicklung getrieben wird. Deshalb haben wir ein großes und effizientes Entwicklungsteam aus Designern und Ingenieuren, die unsere Produkte und das ganze System ständig verbessern und nach neuen Lösungen suchen.

Vor kurzem haben Sie ja ein Europa-Office gegründet - welche strategischen Planungen verfolgen Sie auf dem europäischen, insbesondere auf dem deutschen Markt?

Alois Badegruber: Wir haben unsere Europa-Niederlassung gegründet, um unseren Partnern einen besseren Kundenservice in allen Bereichen zu bieten. Natürlich wollen wir auch unseren Markt in Europa ausbauen, weil wir hier sehr viel Potenzial sehen. Ein verbesserter Service führt wiederum zu einer sehr hohen Kundenzufriedenheit. Eine geographische Nähe bringt auch den Vorteil, dass wir den Markt und die Bedürfnisse besser verstehen und die europäischen Anforderungen und Wünsche in unser globales Handeln integrieren können.

Wie ist Ihr Vertrieb aufgebaut? Wie arbeiten Sie mit Partnern zusammen? Gibt es Schulungen, Programme, Support, etc.?

Alois Badegruber: Unsere Kunden, sprich die einzelnen Marken, werden von Account-Managern in Sales- und Marketingfragen persönlich betreut und auch beraten. Außerdem bieten wir eine technische Unterstützung durch unsere Techniker, die den Kunden bei der Entwicklung und Produktion der neuen Modelle beraten. Und wir unterstützen unsere Kunden mit Schulungen in Vertrieb, Handel, Entwicklung und Produktion.

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