Zielstrebig durch die Pandemie - Evva nutzt die Krise zur weiteren Digitalisierung und Innovation
Nur wenige Monate nach dem 100-Jahre Jubiläum des international renommierten Herstellers von Zutrittssystemen war im Zuge der Pandemie intensives Krisenmanagement erforderlich.
Als wesentlichen Faktor für das Meistern dieser Ausnahmezeit hält sich Evva seine vorausschauende Unternehmenskultur zugute. Dazu kommt das konsequente Vorantreiben der Pläne bezüglich Industrie 4.0, Digitalisierung und Internationalisierung.
Gerade erst 2019 hatte Evva sein 100jähriges Bestehen gefeiert – und schon im Folgejahr kam alles anders, als man es sich bei dem weltweit präsenten österreichischen Unternehmen vorstellen konnte. Die Corona-Pandemie beeinflusste die globale Wirtschaft massiv. Dennoch war man bei Evva im Zuge des ersten Lockdowns in Österreich im März 2020 kaum betroffen.
Gründe dafür sieht der Hersteller in der hohen Fertigungstiefe, so dass er von Lieferkettenproblemen weitgehend verschont blieb. Die Produktion am Wienerberg (AT) konnte aufrechterhalten werden – wenngleich vorübergehend mit einer auf die Hälfte reduzierten Produktionsmannschaft. Die Krise sei, so das Unternehmen, ein Treiber für eine noch einmal beschleunigte Digitalisierung gewesen. Projekte würden weniger komplex aufgesetzt. Dadurch – und durch die schrittweise Zielerreichung über Meilensteine – werde eine schnellere Umsetzung ermöglicht.
Vier neue Produkte
In diesem Jahr 2021 will das Unternehmen vier neue Produkte in der mechanischen und in der elektronischen Welt vorstellen. Dazu gehören ebenso Optimierungen der Nutzerfreundlichkeit von bestehenden Produkten, technologische Weiterentwicklungen, als auch die Neueinführung einer mechanischen Plattform. Die Markteinführung in der Mechanik soll noch im ersten Halbjahr 2021 stattfinden und soll sowohl hinsichtlich des Komforts als auch preislich breitere Einsatzmöglichkeiten bieten.
Für die Aufgaben in den Bereichen Digitalisierung und Industrie 4.0 investiert EVVA bis 2023 ein Volumen von 20 Mio. Euro. Zwei Drittel davon werden für hochklassige Automatisierungslösungen aufgewendet, wie zum Beispiel kollaborierende Roboter (Cobots) oder die Produktions-Informations-App PIA für eine internationale Auftragsverfolgung und -steuerung in allen Niederlassungen. Das mittelfristige Ziel besteht für das Unternehmen im „Digital Twin“, also eine durchgehende Digitalisierung von der Bestellung über die Produktion bis zur Auslieferung.
Positive Unruhe
GIT SICHERHEIT im Gespräch mit Evva-CEO Stefan Ehrlich-Adám
GIT SICHERHEIT: Herr Ehrlich-Adám, bevor wir über die Neuheiten 2021 aus Ihrem Hause sprechen: Die Coronakrise ist noch nicht vorbei. Wie hat sie sich für Ihr Unternehmen einerseits und nach Ihrer Wahrnehmung für Ihre Partner und Kunden ausgewirkt?
Stefan Ehrlich-Adám: Es werden jetzt in Österreich viel mehr Menschen als früher getestet, daher können leicht und schnell positive Fälle identifiziert werden. Vor allem bei den Jüngeren steigen die Infektionszahlen stark. Die Spitäler können mit Covid-19-Patienten mittlerweile besser umgehen. Das ist das Gute daran. Die gesellschaftliche Herausforderung ist aber nun, die Vorsichtsmaßnahmen weiterhin strikt einzuhalten. Denn letztendlich hängt davon die Erhaltung von möglichst vielen Arbeitsplätzen ab. Nach den Prognosen der Wirtschaftsforscher werden wir frühestens 2022 wieder auf dem Niveau von 2019 sein. Das heißt, wir stehen vor zwei Jahren des wirtschaftlichen Aufholens. Darauf müssen wir in unserer Strategie und Planung Rücksicht nehmen. Die Corona-Krise ist definitiv um Einiges belastender als die Wirtschaftskrise 2008.
Jede nationale Regierung reagiert unterschiedlich, z. B. was die Sicherheits- oder Reiserichtlinien betrifft. Es gibt Beispiele von Unternehmen, die ihre Monteure nicht mehr ins Nachbarland schicken können, weil es u. U. sowohl gesundheitliche als auch versicherungsrechtliche Konsequenzen geben könnte. Ich erwähne beispielsweise auch noch die drastischen Regelungen für die Hotellerie, die Unsicherheiten auslösen und investitionshemmend wirken. Unternehmensschließungen sind nicht mehr auszuschließen und können sich auch negativ auf Zulieferer von Evva auswirken.
Die laufende Produktion war offenbar wenig beeinflusst?
Stefan Ehrlich-Adám: Wir konnten zum Glück zwischen März und Juni 2020 zwar im reduzierten Ausmaß, aber doch laufend weiter produzieren. Ab Sommer haben sich die Auftragseingänge wieder schnell erholt und wir konnten unsere negativen Prognosen vom März 2020 etwas ins Positive revidieren. Die aktuelle Situation und das, was wieder vor uns liegt, macht den Blick in die Zukunft jedoch schwieriger, trotz unseres positiven Ausblicks.
Mussten Sie wegen der Pandemie Innovationen oder Launches verschieben?
Stefan Ehrlich-Adám: Evva fokussiert sich ganz klar auf die wichtigen Zukunftsprojekte, wie die Digitalisierung und neue Produkte. All das muss auf Schiene bleiben, damit wir 2021/2022 solide dastehen. Corona führt dazu, dass wir uns noch intensiver auf das Wesentliche konzentrieren. Ich freue mich sehr auf unsere kommenden neuen Produkte, weil Evva damit wieder seine Innovationskraft und die stetige Weiterentwicklung unter Beweis stellt. All diese Projekte würden wir nicht machen, wenn wir nicht optimistisch in die Zukunft blicken würden. Zuversichtlich macht uns auch, dass wir alle gemeinsam die letzten Monate gut gemeistert haben.
Dann lassen Sie uns einmal über aktuelle Produkte sprechen. Was kommt in diesem Jahr Neues von EVVA auf den Markt?
Stefan Ehrlich-Adám: Zuviel kann ich Ihnen noch nicht verraten, aber wir präsentieren einige mechanische und mechatronische Neuheiten im Juni auf einer der wichtigsten deutschen Sicherheitsfachmessen, der SicherheitsExpo. Dort können sich Besucherinnen und Besucher von 23. bis 24. Juni in München beispielsweise einen ersten Eindruck von unserem neuen mechanischen Zutrittssystem machen. Zusätzlich wird es im Laufe des Jahres auch einige Neuerungen bei unserem elektronischen Zutrittssystem Xesar geben. Ein großes Update steht bevor.
Sie haben außerdem kräftig investiert in Maßnahmen rund um Digitalisierung und Industrie 4.0. Wie teilen sich diese Investitionen auf?
Stefan Ehrlich-Adám: Die Corona-Krise hat unsere geplanten und bereits eingetakteten Digitalisierungsschritte drastisch beschleunigt. Hier geht es einerseits um die Frage wie Digitalisierung unsere Prozesslandschaft effizienter gestalten kann und welche neuen digitalen Tools dafür notwendig sein werden, andererseits gehen unsere Anstrengungen in Richtung weiterer digital unterstützter Automatisierungsschritte im Bereich Produktion.
Sie haben in letzter Zeit auch einige Preise abgeräumt – Stichwort „Green Factory“ und „CIO des Jahres“...?
Stefan Ehrlich-Adám: Für die Transformation in eine zukunftssichere IT-Landschaft, wurde unser Chief Digital Officer Gunter Glawar zum „CIO des Jahres“ in Österreich gewählt und unterstreicht die umfassenden Digitalisierungsschritte, die Evva laufend setzt.
Besonders stolz sind wir auf den Preis zur nachhaltigsten Fabrik Österreichs im Herbst 2020. Diese Auszeichnung bestätigt unseren Weg, der vor über 15 Jahren beschritten wurde. Uns begleitet eine positive Unruhe und wir haben noch viel vor. Ziel ist es, weiterhin und eingebettet in alle laufenden Prozesse, unsere hoch gesteckten Ziele zur Exzellenz und Digitalisierung, in Anlehnung an Nachhaltigkeitszielen zügig zu erreichen. So konnten wir auch kürzlich den ersten rein digitalen Nachhaltigkeitsbericht von Evva veröffentlichen.
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