Zutrittskontrolle: Digitale Technologie verändert die Branche
Viele Experten sehen die Zutrittskontrolle heute vor einer ähnlich starken Umwälzung wie sie die Videoüberwachung in den letzten Jahre erlebt hat. Auch in diesem Fall ist der Überg...
Viele Experten sehen die Zutrittskontrolle heute vor einer ähnlich starken Umwälzung wie sie die Videoüberwachung in den letzten Jahre erlebt hat. Auch in diesem Fall ist der Übergang zu IP-basierten Systemen die treibende Kraft. Die IP-Technologie stellt eine große Auswahl an verschiedensten Funktionen und Integrationen mit anderen Sicherheitssystemen bereit, die mit der analogen Technologie allein nicht realisierbar sind. Die Nutzer erhoffen sich von der neuen Technologie Verbesserungen wie Fernzugriff, vereinfachtes Verwalten von Ereignis, eine einfache Integration und bessere Skalierbarkeit. In Zusammenarbeit mit Ingram Micro haben wir Experten befragt, wie sie den Einsatz von IP-Technologie in der Zutrittskontrolle beurteilen.
GIT SICHERHEIT: Herr Donath, wie schätzen Sie die Marktentwicklung im Geschäft mit IP-basierten Zutrittskontrollsystemen ein?
Klaus Donath: Schon allein durch den Wandel von analogen hin zu IP-basierten Systemen ergibt sich ein großes Geschäftsfeld. Auch Facherrichter setzen zunehmend auf IP-basierte Systeme. Darüber hinaus birgt das Geschäft mit Zutrittskontrollsystemen auch aufgrund der erforderlichen technischen Komponenten enorme Chancen für den Fachhandel. Die Ansprüche der Endkunden steigen, sie erwarten in der Regel ein komplettes, aufeinander abgestimmtes Sicherheitssystem. Ein offenes System, in dem die unterschiedlichen Komponenten miteinander vernetzt werden, ermöglicht es, dem Kunden eine maßgeschneiderte Lösung anzubieten. Unternehmen und öffentlicher Sektor streben ebenfalls immer höhere Sicherheitsstandards an, um physisches und geistiges Unternehmenseigentum zu schützen - somit ergibt sich auch in diesen Bereichen eine steigende Nachfrage nach Zutrittskontrollsystemen.
Welche Vorteile bieten IP-basierte Zutrittskontrollen gegenüber analogen Systemen?
Klaus Donath: Ein großer Vorteil ist, dass IP-basierte Lösungen unkompliziert mit einer Videoüberwachung oder anderen Sicherheitssystemen kombiniert werden können. Die Steuerung der Zutrittsrechte, also wer wann und wo Zutritt erhält, kann mit einem IP-basierten System einfach und zentral gesteuert werden, dies kann zudem von einem einzigen Gerät aus erfolgen. Auch eine Dokumentation der Zutrittsvorgänge ist möglich. Durch den Einsatz von Multifunktionskarten, die als Identitätsnachweis, zur bargeldlosen Zahlung und für die individuellen Zutrittsrechte gültig sind, werden mehrere Funktionalitäten miteinander verknüpft. Nicht zu vergessen ist die sehr einfache und kostengünstige Montage der Systeme, bei denen gegenüber analogen Lösungen auch weniger Verkabelung nötig ist.
Welche Rolle spielen die Zutrittskontrollsysteme für die Portfoliostrategie der Ingram Micro?
Klaus Donath: Zutrittskontrollsysteme sind ein wichtiges Segment im Bereich Physical Security, das aufgrund der technischen Entwicklungen großes Marktpotenzial bietet. Mit den Herstellern Axis, Reiner SCT und Paxton sind wir für den Trend hin zu IP-basierten Systemen sehr gut aufgestellt. Durch die Einbettung in unseren Bereich Physical Security, zu dem auch Videoüberwachung, Einbruchmeldeanlagen und Brandschutz gehören, können wir komplette Sicherheitslösungen mit Komponenten der anderen Segmente anbieten. Durch unser breites Produktspektrum können wir unsere Reseller zusätzlich bei der Auswahl der passenden Netzwerk-, Server- und Storagetechnik unterstützen. Das „Alles aus einer Hand" Konzept stellt somit einen besonderen Mehrwert für unsere Kunden dar. Ziel ist es, unser Profil in den Bereichen der Spezialdistribution zu stärken und als IT-Distributor auch im Sicherheitsmarkt fest verankert zu sein.
Axis war das erste Unternehmen, das 1996 eine Netzwerkkamera auf den Markt brachte und damit den Wechsel von der analogen zur digitalen Technik auslöste. Der größte Teil des Firmenumsatzes wird im Bereich Videoprodukte, Netzwerkkameras, Video-Encoder, Zubehör und Anwendungssoftware generiert. Axis hat seine Position als klarer Marktführer für Netzwerk-Kameras und in der Kategorie Überwachungskameras behauptet.
Seit September 2014 bieten Sie mit dem A1001 Netzwerk Tür-Controller nun auch ein Produkt im Segment der Zutrittskontrollsysteme an. Was hat das Unternehmen zum Einstieg in dieses Geschäftsfeld bewegt?
Marco Pompili: Aufgrund der sachlichen Verwandtschaft von Video- und Zutrittstechnik war eine eigene Lösung der nächste logische Schritt. Generell geht der Trend zunehmend weg von proprietären Lösungen hin zu offenen. Zudem stieg das Interesse an integrierten Lösungen von Video und Zutritt in den letzten Jahren enorm an. Die Vorteile sind hier deutlich: Mit einer integrierten Lösung kann man sich bei einem Alarm am Zutrittssystem schnell ein Bild von der tatsächlichen Lage vor Ort machen. Hier sind Videoaufnahmen von alarmauslösenden Ereignissen sehr nützlich - auch für eine spätere Beweisführung beispielsweise. All diese Vorteile bieten sich Anwendern kleiner wie großer Systeme.
Welche Vorteile bietet die Zutrittskontrolle A1001 gegenüber anderen Systemen?
Marco Pompili: Die Vorteile sind die geringeren Installationskosten, eine einfachere Konfiguration und Verwaltung sowie eine vielseitigere Nutzung und Integration anderer Sicherheitsprodukte. Ein netzwerkbasiertes System ist nicht mehr an eine bestimmte Ausbaugröße gebunden. Daher kann der Ausbau bei Bedarf wirklich Tür für Tür und Lesegerät für Lesegerät erfolgen. Der größte Vorteil ist, dass der Axis A1001 auf einer offenen Plattform basiert. Daher sind nicht-proprietäre, flexible und skalierbare Installationen schnell und einfach realisierbar. Hinzu kommt, dass es mit anderen Systemen integrierbar ist und sehr effizient arbeitet. Mit ein und derselben Box können eine kleine Stand-Alone Lösung genauso wie große Projekte realisiert werden.
Lässt sich der Tür-Controller mit ihren Kamerasystemen kombinieren?
Marco Pompili: Der Axis A1001 lässt sich nicht nur mit Kamerasystemen von Axis kombinieren, sondern auch in weiteren Lösungen von Axis-Partnern, da der Tür-Controller offen für Software von Drittanbietern ist. Die offene API kann für die Integration von Video, Einbruchsmeldetechnik , Brandmeldesysteme und anderen Systemen genutzt werden. In einer normalen standardisierten digitalen Umgebung bestehen prinzipiell unendlich viele Möglichkeiten zur Integration weiterer Systeme in einheitliche, bedienungs- und benutzerfreundliche Systeme.
Für welche Kundengruppen ist das Zutrittskontrollsystem besonders geeignet?
Marco Pompili: Besonders kleine und mittlere Unternehmen profitieren von dem neuen System, wie zum Beispiel Büros, Industrieunternehmen oder Firmen im Einzelhandel. Typischerweise haben sie bis zu zehn Türen und grundlegende Anforderungen im Bereich der Zutrittskontrolle. Konventionelle Systeme zur Zutrittskontrolle wurden in der Regel für größere Installationen mit vielen Türen und tausenden Zugangsberechtigungen (Karteninhabern) entwickelt und optimiert. Größere und anspruchsvollere Einrichtungen können das System zusammen mit einer Management-Softwarelösung unserer Partner nutzen. Die Vorteile sind für kleine wie große Anwender die gleichen.
Reiner SCT wurde 1997 gegründet und zählt zu den führenden Herstellern von Geräten zur Chipkartenverarbeitung. Mit einer effizienten Symbiose zwischen Informatik und Technik hat sich das Unternehmen auf die Entwicklung hochwertiger Chipkartenleser für Online-Banking, digitale Signatur und den neuen Personalausweis sowie leistungsstarke Zeiterfassungs- und Zutrittskontrollsysteme spezialisiert.
Wann und aus welchen Gründen haben Sie Zutrittskontrollsysteme mit in Ihr Portfolio aufgenommen?
Thomas Peter: Die timeCard Zutrittskontrolle ist seit 2008 auf dem Markt. Die Nachfrage nach Zutrittskontrollsystemen ist sehr groß. Unsere Kunden legen Wert darauf, ein vollständiges System, das alle nötigen Komponenten enthält, aus einer Hand zu bekommen. Vor allem kleinere Zutrittskontrollinstallationen die z.B. einen Serverraum mit ein bis zwei Türen sichern, sind bei vielen Kunden sehr gefragt. In jedem Unternehmen gibt es zahlreiche materielle und immaterielle Werte, die geschützt werden müssen. Mit unseren Zutrittskontrollsystemen kann rund um die Uhr sichergestellt werden, dass nur berechtigte Personen Zugang zu bestimmten Bereichen oder Gebäuden erhalten. So wird Eigentum effektiv vor unerlaubten Zugriffen geschützt. Wenn einmal ein elektronischer Schlüssel verloren geht, lässt sich dieser mit einem Klick in der Software problemlos sperren. Hierdurch sorgen IP-basierte Zutrittskontrollsysteme für höhere Sicherheitsstandards in Unternehmen. Mit der timeCard Zeiterfassung hatten wir bereits ein etabliertes Produkt und deshalb war auch die Entscheidung leicht in diesen Markt zu investieren.
Lassen sich die Produkte für Zutrittskontrolle, Zeiterfassung und Personalverwaltung miteinander kombinieren?
Thomas Peter: Die Module Zeiterfassung, Zutrittskontrolle und Personalverwaltung sind perfekt aufeinander abgestimmt. Die Einfachheit der Bedienung und die Übersichtlichkeit der einzelnen Module sprechen für sich. Die Stärke von Reiner SCT zeigt sich darin, dass sich alle Module kombinieren lassen und für jedes Modul die gleiche Datenbank verwendet wird! Sind einmal die Mitarbeiter angelegt, sind die Profile für alle Module verwendbar.
Was spricht für die Qualität von Reiner SCT Produkten?
Thomas Peter: Zum einen werden alle Reiner SCT Produkte ausschließlich in Deutschland gefertigt. Zudem sichern Entwicklung, Qualitätsmanagement und Produktion aus einem Guss höchste Qualitätsstandards. Durch die Zusammenarbeit mit zertifizierten Partnern, die gemeinsam mit Reiner SCT Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz betreuen hat sich ein starkes Netzwerk gebildet, in dem alle Beteiligten von zahlreichen Synergieeffekten profitieren können. Auch die Auszeichnungen namhafter Fachmagazine wie z.B. der PC Praxis und der IT Business sprechen für unseren hohen Qualitätsstandard.
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