Sicherheitskonferenz am Brandenburger Tor
Mehr als 180 Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft trafen sich am 7. Oktober im Allianz Forum zur zweiten Sicherheitskonferenz am Brandenburger Tor State of Security, ...
Mehr als 180 Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft trafen sich am 7. Oktober im Allianz Forum zur zweiten „Sicherheitskonferenz am Brandenburger Tor – State of Security“, einer Veranstaltung von Kötter Security und German Business Protection (GBP) in Kooperation mit der Allianz SE. Im Fokus der Betrachtungen zur Sicherheitslage im Herbst 2015 stand neben der Zukunftsfähigkeit der Europäischen Union (EU) speziell die Gefahr von Wirtschaftsspionage.
Flüchtlingsströme, Euro- und Griechenland-Krise, neuer „Kalter Krieg“ zwischen dem Westen und Russland: 2015 ist die globale Bedrohungslage noch komplexer geworden. Bei der Suche nach Lösungen für die drängendsten Krisen zeichnete sich insbesondere die EU zuletzt weniger durch Geschlossenheit als durch kaum noch zu überbrückende Differenzen aus. Steht das Projekt Europa vor dem Scheitern?
Prof. Dr. Michael Heise, Chefvolkswirt und Leiter des Bereichs Economic Research Development bei Allianz SE, verneinte diese Frage, betonte aber die Herausforderungen, denen sich die EU aufgrund der expansiven Politik Russlands und Chinas stellen müsse, die unweigerlich nur durch eine Europäische Union „der Einigkeit“ gelöst werden können. Nachdenklich sollte der zunehmende Vertrauensverlust der Bevölkerung gegenüber der europäischen Politik und seiner Institutionen stimmen, die jedoch im Vergleich zur nationalen Führung mittlerweile einen höheren Stellenwert einnehme.
Prof. Dr. Werner Weidenfeld, Leiter des Centrums für angewandte Politikwissenschaft (CAP) der Universität München, bemängelt vor allem das situative nationale Krisenmanagement, das der Entwicklung einer umfassenden nationalen Strategie keine Möglichkeit mehr gebe.
Milliarden-Schäden durch Wirtschaftskriminalität
Wenngleich eine Vielzahl der Krisenherde fernab der deutschen Grenzen liegen mag, sind die Auswirkungen trotz aller politischen Beschwichtigungen auch hier zu spüren. Vor allem die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft macht diese zunehmend zu einem attraktiven Ziel globaler Spionageaktivitäten. Allein in Deutschland belaufen sich die offiziell registrierten Schäden durch Wirtschaftskriminalität laut Bundeskriminalamt (BKA) auf über 4,6 Milliarden Euro. Damit lag der 2014 registrierte Wert um über 20 Prozent höher als im vorangegangenen Jahr und auch deutlich über dem Mittelwert der letzten fünf Jahre. Zudem reichen − aufgrund hinzukommender schwerwiegender immaterieller Auswirkungen, z.B. Verlust der Wettbewerbsfähigkeit für Unternehmen, sowie der hohen Dunkelziffer − die Schätzungen zu den gesamtwirtschaftlichen Einbußen bis hin zu mehreren zehn Milliarden Euro.
Prof. Dr. Holger Mey, Vizepräsident der Abteilung Advanced Concepts bei Airbus Defence and Space, bemängelte vor allem die fehlende tiefergehende Zusammenarbeit von Industrie und Sicherheitsbehörden im Bereich des Know-how-Schutzes. Vor allem die zunehmende Abhängigkeit von Entwicklungen aus den USA ohne die Schaffung eigener Expertisen würde die eigene Wirtschaftsleistung langfristig schwächen. Weiter wies er darauf hin, dass dem Schutz von Lieferketten bisher kaum bis wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden sei. Dabei handele es sich hier doch um die Achillesferse jeder Wirtschaft.
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