Vorbeugen statt löschen: Moderne Brandschutzlösungen für Schaltschränke und Maschinen
Vorbeugender Brandschutz in elektrischen Anlagen wird häufig unterschätzt – dabei entstehen viele Brände genau dort: in Geräten, Schaltschränken und Steuerungen. Bernhard Goßen, Vertriebsleiter von Multicomsystem, erläutert, warum herkömmliche Konzepte nicht ausreichen, welche innovativen Lösungen bereits verfügbar sind und wie Unternehmen durch gezielte Prävention nicht nur Schäden vermeiden, sondern auch ihre Existenz sichern können.

GIT SICHERHEIT: Herr Goßen, der vorbeugende Brandschutz ist einer der wichtigsten Geschäftsbereiche der Multicomsystem. Welchen Ansatz fahren Sie hier?
Bernhard Goßen: Beim vorbeugenden Brandschutz geht es uns um eines der wichtigsten und oft dennoch am meisten unterschätzten Bereiche, nämlich den geräteintegrierten Brandschutz.
Also ein Schutz von innen sozusagen...
Bernhard Goßen: Richtig. Viele Brände entstehen nämlich innerhalb von Schaltschränken, oder ganz generell innerhalb von Geräten und Maschinen. Deshalb ist es effektiver, Brände gleich dort, also am Entstehungsort, zu bekämpfen, anstatt erst außerhalb der Geräte anzusetzen. So entsteht ein erheblich geringerer Schaden.
Die Gefahr wird häufig unterschätzt wie Sie mir schon in unserem Vorgespräch aus Ihrer Erfahrung berichteten: So mancher sagt sich offenbar, „in den letzten Jahrzehnten hat es bei mir nie gebrannt – und im Ernstfall springt doch die Versicherung ein“...
Bernhard Goßen: Dann haben diese Unternehmen schlichtweg Glück gehabt. Aber Glück ist keine Strategie. Ein Brand kann jederzeit entstehen – und wenn er es tut, sind die Folgen oft verheerend. Die Versicherung mag den Sachschaden regulieren, aber Produktionsausfälle, verlorene Kunden und der langwierige Wiederaufbau sind meist nicht abgedeckt. Statistisch gesehen geht ein Drittel der betroffenen Unternehmen direkt nach einem größeren Brandereignis insolvent, ein weiteres Drittel innerhalb von zwei bis drei Jahren. Nur ein Drittel überlebt langfristig.
Was sind Ihrer Meinung nach die Schwachstellen im aktuellen Brandschutzkonzept?
Bernhard Goßen: Die bestehenden Normen und Konzepte konzentrieren sich auf den Raumschutz mit Löschanlagen, Melderpflichten und Materialvorgaben. Was fehlt, ist der integrierte Brandschutz direkt im Gerät – also dort, wo die meisten Brände entstehen. Die Versicherungsstatistiken zeigen klar: Der Ursprung liegt häufig in elektrischen Geräten. Doch genau hier gibt es keine verbindlichen Vorschriften.
Welche Lösungen schlagen Sie vor, um diese Lücke zu schließen?
Bernhard Goßen: Es gibt bereits praktikable und kostengünstige Lösungen. Dazu gehören etwa: Permanente Temperaturmessung an stromführenden Kabeln, drahtlose Sensoren an Stromschienen, Gehäusen und Bauteilen sowie automatisch auslösende Kleinfeuerlöscher direkt im Gerät. Diese Systeme erkennen kritische Temperaturen frühzeitig und können im Ernstfall selbstständig löschen – ohne Folgeschäden, da das Löschmittel nichtleitend und rückstandsfrei ist.
Vorgeschrieben sind solche Systeme ja nicht?
Bernhard Goßen: Nein, eine Pflicht gibt es bislang nicht. Aber ich empfehle dringend das VdS-Merkblatt 4026. Es bietet eine solide Grundlage für den vorbeugenden Brandschutz in elektrischen Anlagen. Wer als Brandschutzbeauftragter die beschriebenen Lösungen kennt und sie nicht weitergibt, handelt fahrlässig. Die Geschäftsleitung erwartet, dass Erkenntnisse aus Fachvorträgen und Weiterbildungen in konkrete Verbesserungsvorschläge münden. Das ist nicht nur verantwortungsbewusst – es kann auch die eigene Position im Unternehmen stärken.
Können Sie konkrete Produkte nennen, die sich bewährt haben?
Bernhard Goßen: Der drahtlose Temperatursensor von Sensolus etwa überträgt per BLE-Protokoll die Daten an einen Tracker. Der mit dem Fraunhofer Institut entwickelte drahtlose TempTag BLE löst bei Überschreitung einer Schwellwerttemperatur eine Störmeldung aus und kann sogar den Kleinfeuerlöscher aktivieren. Diese Löschsysteme funktionieren wie eine Sprinkleranlage – nur ohne Wasserschäden. Sie überbrücken die kritische Zeit zwischen Brandentstehung und Eintreffen der Feuerwehr.
Wie sieht der Ablauf nach einem solchen Brandereignis aus?
Bernhard Goßen: Der automatische Feuerlöscher löscht den Brand sofort, die Brandmeldeanlage informiert die Feuerwehr. Nach der Sichtkontrolle heißt es: „Feuer aus“. Der Schaltschrank wird freigegeben, die defekten Komponenten repariert – und die Produktion läuft weiter. Kein Reinigungsaufwand, keine Rückstände. So sollte moderner Brandschutz aussehen.
Wo können sich Interessierte weiter informieren?
Bernhard Goßen: Bei mir persönlich oder auf der Webseite www.multicomsystem.de finden Sie viele Anregungen zu kabellosen Temperatursensoren und integrierten Löschsystemen. Auch das Fraunhofer-Institut bietet spannende Einblicke unter www.ims.fraunhofer.de.
Temperatursensor
Der Temperatusensor von Sensolus überträgt per BLE-Protokoll die Temperaturdaten an einem Tracker und alles drahtlos. Dieser vieleinsetzbare wartungsfreier Tracker kann in vielen Bereichen die Arbeit im Alltag erleichtern. Für die Zustandsüberwachung von Tore, Schranken usw. oder der Messungen von Innen- und Außentemperaturen sowie Feuchtigkeit stehen mobile externe Sensoren zur Verfügung. Mit dieser Lösung können Sie schnell, bequem, zeitnah und kostensparend handeln und über alles den Überblick behalten.























