Artec: Ingo Hoffnann spricht über die "Drei-Säuelen-Strategie" des Unternehmens
Artec: Ingo Hoffnann spricht über die "Drei-Säuelen-Strategie" des Unternehmens. IPTV – Digital Streaming Media – ist eine der drei Säulen, auf denen das Geschäft von Artec Technol...
Artec: Ingo Hoffnann spricht über die "Drei-Säuelen-Strategie" des Unternehmens. IPTV – Digital Streaming Media – ist eine der drei Säulen, auf denen das Geschäft von Artec Technologies aufbaut. Matthias Erler von GIT SICHERHEIT sprach mit Vorstand Ingo Hoffmann über den Zusammenhang von Video und TV – und über den jüngst vollzogenen Börsengang des Unternehmens.
GIT SICHERHEIT: Herr Hoffmann, Sie haben gerade eine TV-Suchmaschine vorgestellt. Welchen Stellenwert hat diese Maschine innerhalb Ihrer drei Säulen Videoüberwachung, Streaming Media und Datencenter?
I. Hoffmann: Die Frage kommt mir sehr entgegen. In der Tat hat die Suchmaschine bei uns einen sehr hohen Stellenwert. VideoSnooper ermöglicht die Suche von bestimmten TV- und Videoinhalten über Metadaten. Metadaten selbst sind, vereinfacht gesagt, Information zu Sendungen oder zu Sendeinhalten. Die drei Säulen stehen stellvertretend für Produkte und Systemlösungen für digitale Videosicherheit unter dem Namen Multieye und für Streaming-Media/ IPTV unter dem Namen Xentaurix. Für beide Bereiche gibt es Kunden, die an Serviceleistungen interessiert sind. Dafür haben wir mit unserem Partner T-Systems MMS die dritte Säule, das Multimedia Daten- und Servicecenter (MDSC) in Dresden aufgebaut.
Welche Technik steht hinter dieser Suchmaschine – und was leistet sie genau?
I. Hoffmann: Wenn man das Front-End des VideoSnoopers sieht – sprich die Internetseite – denkt man sofort daran, dass Videos im Netz gesucht und angezeigt werden, so wie bei You Tube. Dies ist nicht der Fall. Hinter dem VideoSnooper steckt sehr viel mehr. TV-Kanäle werden auf separaten Systemen permanent encodiert, aufgezeichnet, indexiert und mit Metadaten wie von elektronischen Programmzeitschriften (EPG), Untertiteln und Spracherkennung verknüpft. In unserem Datencenter in Dresden stehen momentan 22 TV-Streamrecorder mit insgesamt 30TB an Speicherkapazität zur Verfügung.
Die Systeme sind redundant an die Content-Delivery-Netzwerke von zwei großen Netzbetreibern an das Internet angeschlossen. Wenn ich über den VideoSnooper eine Suchanfrage generiere, erhalte ich eine Liste aller Beiträge und Sender, in denen dieses Wort gesprochen wurde oder dieses in der Programmbeschreibung auftaucht. Die betreffende Videosequenz kann ich per Mausklick anspielen.
Was hat dieses Instrument mit Sicherheit zu tun?
I. Hoffmann: Die "DNS" des VideoSnoopers und der Technologie dahinter stammt aus der Videoüberwachung! Unsere ersten Videorecorder in den 90er Jahren waren Streamrecorder, die wir unter den Namen Zeuss und Apoll vermarkteten. Diese Recorder adaptierten wir zu unserer Streaming Media Plattform mit dem Markennamen Xentaurix. Bereits 2001 meldeten wir das Verfahren zur Aufzeichnung von Streams in Kombination mit Metadaten und Datenbanken als Patent an, das uns im Jahr 2006 zugesprochen wurde. Für den Videoüberwachungsbereich wurde eigens eine Produktlinie entwickelt, die unter dem Markennamen Multieye Ihren Lesern sicherlich gut bekannt ist.
Auch in dem Produktbereich gibt es Streamrecorder, die im CCTV-Bereich IP-Video- oder Video Netzwerkrecorder genannt werden. Das Xentaurix-System, auf dem der VideoSnoooper basiert, ist ein hochmoderner, datenbankbasierter Streamrecorder, der in erster Linie für TV-Monitoring und -Logging verwendet wird. In der nächsten Ausbaustufe werden neue Videotracker-Verfahren integriert, z.B. automatische Erkennung von Texten und Logos in TV-Inhalten sowie auch Gesichts- und Sprecherverifikationen. Die Technik dient einerseits dazu, neue Metadaten zu generieren und anderseits gesendete TV-Inhalte gezielter zu finden.
An welcher Stelle treffen sich die Bereiche Videotechnik und TV-Technik – und warum haben Sie sich eigentlich unterschiedlich entwickelt?
I. Hoffmann: Bei IP-Video wie auch bei Streaming Media/IPTV werden Video, Audio und Daten über Netzwerke digital aufgezeichnet, verteilt und abgerufen. Die gemeinsame Basis beider Systeme ist das Internet Protokoll "IP", welches sich seit 30 Jahren als Standard der Netzwerkkommunikation durchgesetzt hat. Die Anforderungen für die Videoüberwachung sind jedoch anders als im Streaming Media/IPTV-Bereich.
Bei der Videoüberwachung benötige ich Netzwerk-Übertragungslaufzeiten von wenigen hundert Millisekunden, um auf zeitrelevante Informationen reagieren zu können, hinzu kommt eine maximale Bildqualität zur Auswertung von Einzelbildern. Im IP-Video Bereich werden MPEG4- und MJPEG-Codecs verwendet, MJPEG insbesondere bei den Megapixelkameras.
Im Streaming Media/IPTV-Bereich gelten andere Prämissen: TV-Qualität bis hin zu HD bei möglichst geringen Bandbreiten. Ein Übertragungsdelay von wenigen Sekunden ist beim Streamen durchaus akzeptabel. Im Unterschied zu CCTV dominiert das Bildformat 16:9. Es werden MPEG2, H.264 und Windows Media Codecs verwendet. In beiden Bereichen sehe ich die zukünftige Basis auf dem Codec H.264 und bin daher sehr optimistisch, dass es gemeinsame Plattformen geben wird. Wir arbeiten bereits an Lösungen.
Können Sie uns einmal einige Anwendungsbeispiele dieser Technik nennen, die über die Suche nach TV-Inhalten hinausgeht?
I. Hoffmann: Ich denke, Sie meinen ein Beispiel, bei dem man diese Technologie auch für Videoüberwachung nutzen kann? Auf die Spracherkennung möchte ich in dem Zusammenhang nicht eingehen, da das Abhören und Aufzeichnen fremder Gespräche hierzulande nicht erlaubt ist. Vielmehr kann bei Videoüberwachungssystemen auch das Schriftzeichen- und Logotracking eingesetzt werden, das sich nicht nur auf einen sondern von zentralen Abfragestellen auch auf eine Vielzahl von Recordern einsetzen lässt.
Welche Kunden greifen auf diese Systeme zurück?
I. Hoffmann: Unser VideoSnooper wird für Kunden aus dem Fernseh- und Presseumfeld, Medien-, Marketing- und Werbefirmen, Marktforschungsinstitute und Finanzunternehmen, wie aber auch im Umfeld von Industrie, Wirtschaft und Politik genutzt. VideoSnooper ist die ideale Suchmaschine, um z.B. Resonanz auf Werbekampagnen zu analysieren. Das Xentaurix-System im Hintergrund wird überwiegend als TV- und Hörfunk Sendenachweis- und Mitschnittsystem verwendet.
Herr Hoffmann, vor kurzem haben Sie die erste ordentliche Hauptversammlung als börsennotiertes Unternehmen abgehalten. Wie war die Resonanz?
I. Hoffmann: Die Resonanz auf unsere erste ordentliche Hauptversammlung als börsennotiertes Unternehmen war äußerst positiv. Die angereisten Investoren zeigten sich insbesondere an unseren aktuellen Produktentwicklungen sehr interessiert. Wir freuen uns über das ausgesprochene Vertrauen und möchten auch weiterhin eine gute Beziehung zu unseren Anteilseignern pflegen.
Welche Zukunftsaussichten können Sie Ihren Aktionären bieten – und welche strategischen Schritte stehen für Sie in der nächsten Zeit im Vordergrund?
I. Hoffmann: Wir verfolgen ganz klar unsere Drei-Säulen-Strategie weiter. Mit unserem Geschäftsmodell, basierend auf den Produktbereichen digitale Videosicherheit, Streaming Media/ IPV und dem Multimedia Daten- und Servicecenter sind wir zukunftsorientiert aufgestellt und von konjunkturellen Schwankungen einzelner Bereiche weitgehend unabhängig. In diesen sich schnell entwickelnden Märkten ist es jedoch kaum möglich, adäquat organisch zu wachsen. Wir sehen uns deshalb als Kompetenzzentrum und arbeiten zur internationalen Vermarktung unserer Produkte mit strategischen Partnern zusammen.
Herr Hoffmann, vielen Dank für das Gespräch.
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