Bosch Security Systems und Sony kooperieren
Im November 2016 hatten Bosch Security Systems und Sony eine Vereinbarung unterzeichnet, die die Zusammenarbeit bei der Entwicklung innovativer Produkte und Lösungen im Bereich Vid...
Im November 2016 hatten Bosch Security Systems und Sony eine Vereinbarung unterzeichnet, die die Zusammenarbeit bei der Entwicklung innovativer Produkte und Lösungen im Bereich Videoüberwachung für Sicherheitsanwendungen vereinbart. Die beiden Unternehmen wollen aus ihren technologischen Kompetenzen Synergien schöpfen, um gemeinsam neue Maßstäbe bei der hochauflösenden Videobilderfassung zu setzen, unter anderem auch bei kritischen Lichtverhältnissen. Im Rahmen der vereinbarten Partnerschaft sollen die Kunden der Videosicherheitssparte von Sony in allen Märkten – mit Ausnahme von Japan – durch die Vertriebs- und Marketingorganisation von Bosch Security Systems betreut werden. Auf der IFSEC in London hatte Dr. Heiko Baumgartner die Gelegenheit, für GIT SICHERHEIT mit Michael Hirsch, Vice President für Sony Video Security bei Bosch zu sprechen.
GIT SICHERHEIT: Können Sie uns zunächst etwas zu Ihrem Hintergrund sagen?
Michael Hirsch: Gerne, ich bin Österreicher und war als Betriebswirt lange in der Strategieberatung bei Roland Berger in München und China tätig, darunter auch als Key Account Manager für Bosch. Danach war ich zwei Jahre bei Bosch Security Systems in der Strategieabteilung tätig und kenne aus dieser Zeit viele Länder und die Organisation des Unternehmens und habe wertvolle Erfahrung bei der Projektierung von Videoüberwachungslösungen gesammelt. In den letzten beiden Jahren war ich in Frankfurt bei Bosch Service Solutions verantwortlich für die weltweiten Vertriebs- und Marketingaktivitäten und habe im Februar die Leitung des Sony Video Security-Teams übernommen.
Die Vereinbarung zwischen Bosch und Sony sieht vor, gemeinsam Produkte und Lösungen für die Videosicherheit zu entwickeln und regelt den Vertrieb und das Marketing der Sony-Videoprodukte. Wie sieht die Zusammenarbeit in der Praxis aus?
Michael Hirsch: Die Zusammenarbeit wurde wie vereinbart pünktlich am 1. Februar weltweit mit Ausnahme von China und Japan gestartet. Japan ist von der Kooperation ausgenommen. In China ist die Zusammenarbeit in Abstimmung mit Sony und dem lokalen Kunden erst am 1. April angelaufen. Wie Sie wissen, umfasst die Vereinbarung zwei Bestandteile: Die Vertriebs- und Marketingkooperation und die Technologiekooperation. Im Rahmen der Vertriebs- und Marketingkooperation haben wir weltweit rund 60 Mitarbeiter von Sony übernommen. Wir sind exklusiver Vertriebspartner von Sony-Produkten für die Videosicherheit weltweit, mit Ausnahme von Japan. Unsere Rolle ist dabei aber weit größer als die eines reinen Distributors, weil wir für Sony der Zugang zum Markt für Videosicherheit sind. Wir liefern den Input aus dem Markt, der für die Neuentwicklung von Produkten wichtig ist, direkt an die Entwicklungsabteilung von Sony. Diese Arbeit ist auch das Bindeglied zum zweiten Teil der Partnerschaft, der Technologiekooperation, in deren Rahmen wir zusammen mit Sony neue Produkte entwickeln.
Wie darf man sich die Entwicklungskooperation vorstellen? Wie sieht die Arbeitsteilung aus und gibt es gemeinsame Entwicklerteams?
Michael Hirsch: Die Intention hinter dieser Vereinbarung ist es, Synergien zu nutzen zwischen Bosch Security Systems als Hersteller intelligenter Videosicherheits-Gesamtlösungen mit Stärken im Bereich Lieferung von relevantem Bildmaterial, Datenanalyse, -kompression und -sicherheit als Teil des Backends, auf der einen Seite und auf der anderen Seite Sony mit seiner führenden Kompetenz im Bereich hochauflösende Videobildqualität, in Kombination mit außergewöhnlicher Lichtempfindlichkeit, als Teil des Frontends. Wir wollen diese Synergien bereits in der Entwicklung nutzen, und hier werden sich beide Firmen auf ihre Stärken in diesen Bereichen konzentrieren. Es gibt ein virtuelles Team aus zwei separaten Entwicklungsabteilungen, die aber an den gemeinsamen Plattformen und Produkten arbeiten. Wir finden, das ist eine sehr moderne Art und Weise zu kooperieren, wie es sie ja auch innerhalb eines Konzerns oder mit externen Partnern in einer vernetzten Welt gibt.
Welche Vorteile sehen Sie in der Zusammenarbeit bei der Produktentwicklung und was erwarten Sie als Resultat?
Michael Hirsch: Es ist ein großer Vorteil, dass wir Zugriff auf die Kompetenz von Sony im Bereich intelligente, hochauflösende Bildqualität und extreme Lichtempfindlichkeit haben, während Bosch seine eingebaute Videoanalyse und fortschrittliches Bitraten-Management mitbringt. Als Resultat der Zusammenarbeit wird es Produkte geben, die nur unter der Marke Bosch und welche, die nur unter der Marke Sony erhältlich sein werden. Wir machen in der Entwicklung ständig Fortschritte und die ersten gemeinschaftlich entwickelten Produkte sind für 2018 geplant.
Wie war der Start?
Michael Hirsch: Am 1. Februar sind wir global außerhalb Japans live gegangen und sind am 1. April in China gestartet. Vom ersten Tag an konnten wir Produkte liefern und Kundensupport leisten. Das war ein ziemlicher Kraftakt, den wir sehr gut gemeistert haben. Wir sind stolz darauf, das geschafft zu haben und es ging nur mit Engagement des gesamten Teams. Wir haben überhaupt in den ersten Monaten seit dem Go-Live ein sehr positives Echo von Seiten der Beschäftigten und der Kunden erhalten. Wir sehen eine hohe Kundenloyalität und ein klares Bekenntnis zur Marke Sony. Wir haben einen großen Teil des Sony-Teams übernommen und mit zusätzlichen Mitarbeitern verstärkt, speziell in Märkten, wo wir sehr hohes Potential sehen. Man muss sehen, dass diese Form der Zusammenarbeit, wie sie zwischen Bosch und Sony etabliert wurde, neu ist. Wir sehen aber schon jetzt, dass sich die Mitarbeiter zuhause fühlen bei einer Organisation, die zu 100 % auf Security ausgerichtet ist. Unsere Kunden und Mitarbeiter sehen das Engagement und die Investition in die Sony-Videoprodukte und die Vertriebsorganisation und schätzen das.
Wie sieht die Markenstrategie aus? Wird es in Zukunft weiter Videosicherheitsprodukte der Marken Sony und Bosch geben und wie grenzen Sie die Marken ab?
Michael Hirsch: Es wird keine co-gebrandeten Produkte geben, auf denen beide Marken abgebildet sind. Wie Sie bereits auf der IFSEC gesehen haben, zeigt Sony hier die neuesten Innovationen und Bosch auch. Es wird weiterhin eine separate Sony-Produktlinie geben, allerdings in Zukunft verstärkt mit gemeinsam entwickelten Komponenten. Die Vertriebs- und Marketingteams beider Marken sind ebenfalls klar getrennt, um unseren Kunden die bestmögliche individuelle Betreuung zu bieten, was natürlich nur mit einem jeweils separaten Produktportfolio möglich ist.
Können Sie uns noch etwas zu den neuen Sony-Produkten sagen, die Sie hier auf der IFSEC ausstellen?
Michael Hirsch: Wir haben im März acht neue Full-HD Kameras auf den Markt gebracht, unsere sechste Generation (G6-R) an Netzwerkkameras, um den wachsenden Bedarf an Kameras mit hochauflösender Bildqualität im Videosicherheitsbereich zu bedienen. Alle neuen G6-R Kameras zeichnen sich durch sehr lichtempfindliche Sensoren aus, die die Farben selbst dann noch erhalten, wenn die Aufnahmen bei Dunkelheit gemacht werden. Alle diese Kameras sind hier auf der IFSEC zu sehen und wir zeigen ebenso unsere High-End-Geräte im 4K-Bereich. Die beiden 4K-Kameras sind wirklich beeindruckend und zeigen eine extrem gute Bildqualität selbst bei den widrigsten Bedingungen und schlechten Lichtverhältnissen.
Wie sieht ihre Verkaufsstruktur aus?
Michael Hirsch: Wir sind in fünf Regionen aufgeteilt, mit jeweils einem zuständigen Vertriebsleiter: EMEA, Amerika mit Nord- und Südamerika, Asia-Pacific und China. Japan ist, wie bereits erwähnt, ausgeklammert. Es gibt eine zentrale Marketingabteilung und einen eigenen Webauftritt für die Sony-Produkte. Einige der nachgelagerten Funktionen wie zum Beispiel Logistik und technischer Support sind in die Bosch-Organisation integriert.